Oedenburger Zeitung, Mai 1921 (Jahrgang 53, nr. 98-120)
1921-05-01 / nr. 98
H Z Sn 8 } Er - er - --" · Seite 2. — Nr. 8. H ·«« ER ER alle Saalpelze hinausfehrt. Man miß] aus nicht alle Beamten in einen Topf.| . Wir willen aus eigener Anschauung und Artemradständen vielfach nicht Die betreffenden Beamten Schuld sind, sondern andere Faktoren, andere Instanzen. Die meinen wir nicht. Aber gerade in deren Interesse mühte es liegen, daß sie von Kollegen befreit werden, die faul und unfähig sind, die dem Rufe der Beamteniaft schaden, die dur ihr Nichtstun destrustiv, das heißt zerregend wirken. ‚Nur ein eiserner Besen, verbunden mit einer zielbewußten Verwaltungsreform wird eine Gesundung der Verhältnisse herbeiführen. Möge diese Säuberungsaktion baldhaft begonnen werden! Aber noch bevor man sie beginnt, schaffe man Da Männer, die dem Staate, Das heißt Der Allgemeinheit, dreißig, ja vierzig Jahre treu gedient haben, mit dreihundertsechzehn Kronen zu leben gezwungen sind. Jeder Tag, der verstreicht, ohne daß Abhilfe gesceifen wird, zeigt niccht nur von gröbsstem Undanf, sondern ist ein Verbrechen, die Kulturschande aus der Welt, en und Sonntag, 1. Dedenburger Zeitung - ""—. . . ., «.» aan la ee ae] AH Der Nationalversammlung. „Ridtrit Mefarhis? TUW ,—--- ...- ..» (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Dez er SB. Budapest, 30. April. Gesnanzminister, da er die vermögensstreift und Minister Benesch ton amten gibt, die Tag und Nacht ihrer itern nachmittags fand unter dem Bor |abwanderung verhindert habe. Nur |fein Vertreter. In tichech | po= Arbeit leben, die feine Aftenradstände ige des Abgereten Rarafiat eine |ausländische Effekten könnten ins Aus | Yitlsehen en ist bereits bekannt, haben und wir willen auch, das an den gemeinsame Sigung des Finanz undland hinübergerettet werden. Da warda Präsident Masaryk nicht Verwaltungsausschusses statt, in welcher einige Gelegentwürfe des Handelsminsters mit belanglosen Wenderungen angenommen wurden. In der Abendsigung unter dem Vorige des Abgeordneten Bella Bernuth wurden die vier neuen Geldentwürfe des Beters verhandelt. Der etentwurf über die Zigarettenhülsen- und Zigarettenpapiersteuer wurde ohne Debatte erledigt. Weder die Vorlage wegen der Bestrafung der Uebertretung des Effertenausfuhrverbotes erklärte der Fi, den sie auch Dort unter die Steuer fallen. Der bezügliche Entwurf wurde in errter und zweiter Lesung angenommen. Auch die Gelegentwürfe über die Beisteuerung des Ertrages der Bergwerte und der einschlägigen Industriezweige, sowie über die fohlenrechtliche Flädengebühr wurden mit belanglosen Rendesrungen verabschiedet. Die nächste Sitzung, auf deren Tagesordnung der Entwurf über die Staatsschulden steht, it für den 4. Mai anberaumt. « die ophofitionelle Koalition. SB. Budanejft, 30. April‘ Die vom Abgeordneten Ludwig Szilágyi eingeleitete Aktion zum Zusammenschluß der außerhalb der Regierungsparteien stehenden Mitglieder der Nationalversammlung führte weitern insoferne zu einem Resultat, als sich 29 Abgeordnete, teils Mitglieder der Demokratenpartei, teils solche des liberalen Blots. Ferner Mitglieder der unabhängigen Agrarier, schließlich die jüngst aus dem Verbande der „Ehristlignationalen Bereinigung Ausgetretenen zusammenfanden und auf Grund der Ausführungen der Abgeordneten Szilángyi, Vazsonyi, Barczy, Baron Szterenyi, Ugron, Karl Rajjay, Szafany und Ernstt Broda beilossen, in allen Tagen, wo es sich um die Verteidigung der Rechtsordnung und der allgemeinen Freiheiten in der Nationalversammlung handelt, in geschlossener Reihe mit einheitlicher Taktik aufzutreten. Aus den Erörterungen Dieser Formation bleibt die Königsfrage und die konfessionelle Frage ausgeschaltet. Ihr erstes Auftreten plant diese politische Organisation den im Rahmen der demnächst beginnenden Budgetdebatte. Sie wird folgendes verlangen: 1. Die Separierung Der zivilen und militärischen Kompetenz. 2. Preßfreiheit und Mobihaftung der Zensur. 3. Versammlungstedt. 4. Aufhebung der Internierungen. 5. Revision des Amnestieverlasses. Das Zustandekommen des Zusammenschlusses wurde auch in den Regierungsparteien mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. « Die Beratungen. Staitbericht der,,Oedenvingerzeituns'.l, S.Paris,30.April.Marschall Joffe ist gestern abends in London eingetroffen und wird an den Beratungen des Obersten Ratesand der Sachverständigen teilnehmen.Ministerpräsident Briand ist mit Marschall Foch,Berthelot und General Weygand mittags nach London abgereist. Die Vermittlung Amerikas. (Brochtberich der „Debenburger Zeitung”.) SB. Berlin, 30. April. Bis mittags it eine amtliche Mitteilung der amerikanischen Regierung, die als endgültige Antwort auf die deutsche Note anzusehen wäre, im Außenamte nicht eingetroffen. 5 SB. London, 30. April. „Daily Telegraph” meldet aus Neiw York:. In Amerika ist man der Ansicht, daß es Hughes gelingen wird, Deutschland zu beeinflussen, sein Reparationsangebot in einem für die Alliierten befriedigenden Sinne abzuändern. Auch England verlangt neue Borieläge. (Brahtberich der „Debenburger Zeitung”.) NB. Baris, 30. April. Den Blättern wird aus London berichtet, daß Lloyd George voraussichtlic ein 24 stündiges Ultimatum zur Unterbreitung neuer, befriedigender Berchläge an Deutschland unten sind. die Versorgung der Arbeiter. SB. Budapest, 30. April. Gestern wurde Die Nachricht verbreitet. Die Regierung plane im kommenden Versorgungsjahre die Arbeiterschaft nicht mehr mit dem bisher auf der Brotsarte zugefilterten Mehlquantum zu versorgen. In dieser Form ist die Nachricht nicht richtig. Die Regierung wird, sukzessive auf den freien Verkehr übergehen, als in der landwirtschaftlichen Produktion und kann daher seine besonderen Kategorien in bezug auf Die Versorgung aufstellen. Die Regierung wird aber durch Hebung der Arbeit dafür sorgen, da m an die Arbeiterschaft in die Lage kommt, bei eventueller Auflassung der Brotsorte sich selbst versorgen zu können. Hi ? Dearey vH8 ist auf Die fo KRapri auf seinen Posten zurückkehren wird. Angeblich beschäftigte er sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken der Abdankung. Er wollte vor seiner Abdankung die Angelegenheit der Autonomie der Siotwafer regeln. An seine Stelle wird wahrsceinlich Dr. Benesch kommen, der fi einer großen Anhängerschaft erfreut. NE. Prag, 30. April. Wie „Cesfo love“ meldet, werden die politischen Besprechungen, die zwischen den Vertretern sämtlicher Parteien Der Republik und dem Präsidenten Masarys geführt werden, in der nächstenger Fine Abflug kommen, in Ungarns Vorkriegssgulden. NB. Budapest, 30. April. Die zwischen der ungarischen und englischen Regierung wegen Regelung der Varfriegsschulden eingeleiteten Verhandlungen sind abgeschlossen worden. Die Regierung erhielt heute die Entscheidung Englands, wonach Ungarn halbjährig 150.000 Pfund Sterling zu zahlen hat. In ungarischen Kreisen wird auch diese ermäßigte Summe unter den gegenwärtigen Verhältnissen für zu Hoche gehalten. Die Abmachung ist weniger günstig als die mit Frankreich getroffene, der österreichische Gesandte für Deutschland. Wien, 30. April. Der Bundespräsident hat dem Sektionächef im Bundesministerium für Handel und Gewerbe, Sektionschef Dr. Richard Nied anläßlich seiner Berufung zur Zeitung der deutschösterreichischen Gesandtschaft in Berlin den Titel eines außerordentlichen Gesandten« und bevollmächtigten Ministers verliehen. Ein tshechischer Einfall nach Sentfehland? (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”. SB. Wien, 30. April. Die „Deutschen Nachrichten“ melden: Auf der tichetishen Grenze sind seit einigen Tagen große militärische Vorbereitungen von tichetischer Seite im Gange. Im Grenzgebiete bericht ein derart reges Leben wie im August 1914. Militärische Transporte folgen einer dem anderen. Auf den Waggons sind die Deutschen verhöhnende Aufschriften und Karikkaturen angebracht. Ueber der Grenze Herrscht große Beunruhigung in der deutschen V Bevölkerung, Die bereit it, im Notfalle mit der Waffe in der Hand den eindringenden Tschechen Widerstand zu leisten, Bu ® Rene Minister in Hesterreich. I Prauetieh: Dagegen Die Sozialdemoraten. Wien, 30. April. In der gestrigen Sikung der Nationalversammlung wurden an Stelle des zurückgetretenen Innenministers Dr. Glanz, dem auch das Heerwesen anvertraut war, zum Bundesminister für Inneres Abgeordneter Dr. Ramekt (Kristlichsozial) und zum Bundesminister für Heerwesen Abgeordneter Waugoin (Kritlichsozial) mit 79 gegen 4 Stimmen gewählt. Dafür stimmten: Die Christlichsozialen, Dieorohdeutschen und Die Deutsche n r m Eine Greungenschaft der Kae De deutf Deutich- Die Amtssprache bhehifh und deutsch. Drastbericht dex»Oedmburger Zeitung'.) NB.Prag,æ.April.Der Landegverwaltung gaugschuß in Böhmen hat einen Sprachenerlaß für die Landesämter herausgegeben Danach ist die Verhandlungs-und Amtssprache übers saldietf.ches s chisfche.Jnde.ustfchexSPran erfolgte münndliche und sschriftliche Eingaben tschechoslowatischer staatsbürger in Gerichtsbezirken.Dan nach der letzten Volkszählung die deutsche Bevölkerung mindestens 20 Prozent beträgt, werden in tschechischer, und deutscher Sprache erledigt. Eine Verpflichtung der Behörden zur Annahme deutscher Eingaben in Bezirken, wo die Deutscche Minderheit eine geringere It, besteht, nick, Mit, autonomen Wentern, von denen bekannt ist, da ihre innere Amtssprache deutlich it, fst zweisprachig zu korrespondieren, mit Ausnahme von Erledigungen auf Eingaben, die im tibechischer Sprache überreicht werden. ‚Stunden hier Nachbruch verboten. Im Buchengrund. Originalroman von 8. GSoulihs-Mahler. (43.Fortsetzung. Gerade,als sie in Hohenegg ihren Einzug halten wollten, war Günter mit seinem Abiturium fertig geworden. Er hatte glänzend abgeschnitten. Und wo ehe die neue Herrin von Hohenegg, an seines Vaters Seite ihren Einzug hielt, war Günter ohne Abschied davongegangen. Nur einen Brief hatte er an seinen Vater Hinterlassen, und dieser Brief war Laura eines Tages in die Hände gefallen — sie bewahrte ihn noch auf. Mit düsteren Augen starrte Laura vor ji Hin, als sie im Geiste die ersten in Hohenegg wieder durchlebte. Voll sehnsüchtiger Liebe Hatte sie der ersten Begegnung mit Günster entgegengesehen. Sie hatte sich gute, warme Worte zurechtgelegt, die sie ihm jagen wollte. Von ihrer Verehrung für seine Mutter wollte sie sprechen und ihm sagen, daß sie nur seine Stiefmutter geworden, um ihm Hohenegg zu erhalten. Aber Günter Tieg ji nicht Tehen. Schließlich erfuhr sie, Daß er abgereift it und einen Brief an seinen Vater Hinterlassen Habe. Da waren all’ ihre stolzen Hoffnungen zusammengebrochen. Da kam eine tiefe Entmutigung über sie. Sie warf allen Glanz und Prinz von ji und 309 fi von der Gesellschaft aurüd, " « Ohne daß Günter es ahnte, Hatte Zaura allerlei Reparaturen an dem alten Herrenhaus vornehmen lassen. Die leeren Räume lich sie abschließen, einige Zimmer richtete sie mit den alten Möbeln vom Speicher ein. Einmal — so dachte sie — könnte Günter von Hohenegg Doch kommen und ihh nach dem väterlichen Erbe umsehen. Dann sollte er nicht vor verfallenen, unwohnlichen Räumen stehen. Günther ließ nichts von sich hören, zwur kurze Berichte über seinGrgehren .sandte eri an seinen Vater.Dieser begann bald nach seiner zweiten Verheiratung zu kränikieln.Im KraftlobensJagen von Gesnuß zu Genus Blicktrei er seinem Körper stets zu viel zugemutet. Nur wenige Jahre lebte er an der Seite Lauras, die ihn gewissenhaft »flente. Dann starb er: : Zum Begräbnis war Günter gekommen. Hatte danach einige Stunden drüben im alten Herrenhaus, seinem einzigen Erbe, verbracht war er eine Unterredung mit dem alten J Johann gehabt. Auch seine alte Amme, die im Dorfe lebte, hatte er besucht. Dann war er wieder abgereist und bisher nicht zurückgekommen. IH: Testament Hatte sie gemacht und bei Gericht deponiert. Im diesem Testament war Günter Hohenegg zu ihrem Haupterben ıeingelegt worden. Nur verschiedene Begate und kleinere Summenı hatte sie anderweit bestimmt. Diesem Testament lag ein Briefi an Günter von Hohenegg bei, in welchem sie alles niedergeschrieben hatte, was in ihrem Herzen für ihn gelebt, wie sie seine Mutter verehrt und war,um sie seine Stiefmutter geworden war. Seltsam und wunderlich war dieses einsame Frauenherz, Das ein ganzes Leben lang an Liebe gedarbt und niemals Verständnis gefunden hatte für das stille Streben nach den Höhen des Zeltens. M Wahrlich, wer diese Frau gewöhnlich schalt, Der wußte nichts von ihrem innersten Kern. Und am Abend Ddieses Tages sah Laura Hohenegg dennoch an ihrem Schreibtisch und schrieb einen Brief an Jutta Fallner. * Heimlich, ohne Doak, Lena etwas merkte, hatte Jutta einen Althändler kommen lassen, dem sie schon seit alles das verpfändete,was sie an Möbeln nicht mehr brauchen würde, wenn sie erst ganz allein war. Der Händler hatte ihr die Hälfte der Summe, die er für die Möbel geboten, shon jehr ausbezahlt. Die ander Hälfte sollte Jutta bekommen, wenn die Möbel in den Relit des Händlers übergingen. "Nun besah sie wenigstens wieder einige Hundert Mark Geld und atmete heimlich auf. Zu ihrem großen Rummel war es Rutta unmöglich, der Schweiter einen Landaufenthalt zu ermöglichen. Vena war wieder so weit gesund, sie bedurfte nur noch der on. Dazu hätten sie vor allem eine waldreiche Gegend aufsuhen müssen. Lena sprach nie davon. Sie wollte der Schweizer nicht wo mehr Sporgelnaufparten. Es war an einem hellen, sonnigen Frühlingstage nach dem Osterfest. Jutta kam aus ihrem Arbeitszimmer in das Mohnzimmer hinrüber. Da ja Lena in Mutters Lehnstuhl und zu ihren Füßen pielte Wally mit einem Püppchen. Lena hatte gelesen, jett ließ sie das Buch sinken. „Seierabend für Heute, Schweiterchen?“ fragte sie lächelnd. Lutta nichte. „Sowohl, mein Atelier ist geschlossen. Die Sonne scheint zu verlabend, gleich nach dem Kaffee gehen wir mit MWally ein wenig spazieren. Du fühle dich Doch nicht zu müde?“ „Nur ein wenig, Jutta, aber Onkel Doktor Hat ja befohlen, daß ich troßdem eine Stunde ins Freie gehen muß.“ „Und das werden wir befolgen.“ Sett brachte Minna den Kaffee für Jutta und für Lena und Wally Mild. (Sortlegung folgt.) , . ;