Oedenburger Zeitung, April 1922 (Jahrgang 54, nr. 74-97)
1922-04-01 / nr. 74
»Hast-Is- Seit82.—Nr.74. Die Eliminierung des Magnaten- Dauses, unmittelbare Gesetgebung auf Grund des Initiativ: und Berorechtes durch das Vort. «.1Bolkständig«eAutonomie.. gigikuiachung der Staiats-.kamit«ats-und Gemeindebehörden Sämtliche Körperschaften und Beamten sollen gewählt werden, sie sollen verantwortlich und haftbar sein. Der Klassencharakter des Heeres, der Gendarmerie und Polizei soll eliminiert und diese von jeder Politik ferngehalten werden. 2. Die vollständige Freiheit der Breise, des Vereins und P Versammlungstrectes mit geießlichen Garantien. Die geiegliche Sicherung des Streifrechtes der Arbeitsinhaft. Die Ankerkrafteigung jedweres Ausnahmsgeseßes und der Ausnahmsverordnungen, die Einstellung jedweden außerordentlichen richterlichen Verfahrens. Die Wiederherstellung des Gel Idwernengerichts. Allgemeine politische Amnesitie für die seit dem 31. Oktober 1918 Verurteilten, unter Anklage Gestellten oder für die unter einem Verfahren Stehenden. Die Revision der auf Grund des außerordentlichen richterlichen Verfahrens erbrachten Urteile. Die Einstellung der Internierungen, der politischen Polizeiaufsicht und des Meldezwanges. Die Revision der in den Staats-, Komitats- und Gemeindeämtern, bei der Eisenbahn, Bolt, in den öffentlichen Betrieben, bei den Privatbahn. und Schiffahrtsunternehmungen, Bauken, Handels und Gewerbeunternehmungen, Arbeiterversicherungstalfen, in den Staats- und Gemeindeschulen und bei dem gewesenen Haare aus politischen Gründen erfolgten Entlassungen, Zieangspensionierungen, Degradierungen, Berjegungen und Disziplinarstrafen. Es ist manchesam disse im Programm zu bemängeln, wenn auch zugestanden werden muß, da einige der Forderungen in anderen Staaten bereits Gesegneworden sind. Im allgemeinen ist der Zusammenhang mit der roten Internationale gewahrt, im besonderen aber nicht immer „Weil in Ungarn Die Mehrmacht dem Einfluß der Sozialdemokratie entzogen it, fordert man ihre Entpolitisierung, in Oesterreich aber Denken die Sozialdemokraten gar nicht daran, weil, ja weil sie dort die erste Geige spielen. Manche ihrer Forderungen, wie die Aufhebung jedes Ausnahmegesäßes oder die Einstellung der Internierungen, werden im Laufe der Zeit gewiß erfüllbar werden; andere wieder, wie zum Beispiel die radikale Umgestaltung der Landesvertretung, gehen zu weit und beweisen ein Nichtrennen der Mentalität des ungarischen Volkes, die bedauerlich ist, weil für die Zukunft aus diesen Forderungen ein Kampf auf Leben und Tod entspringen künnte. = Unabhäng | Samstag, 1. April 1922. j ! ! | Für die gestrige Generalversammlung, die um halb 4 Uhr nachmittags ihren Anfang nahm, zeigte sich ein außerordentlich geringes Interesse, das in der Zahl von 25 bis 30 Stadtvätern am besten zum Ausbruch kam. Die Tagesordnung, die vom Obergespan mit pietätsvollen Worten über die seit der legten Generalversammlung verstorbenen zwei verdienstvollen Mitglieder des Munizipalausschusses eröffnet wurde, widerte sich rasch und ohne nennenswerte Disfussion ab. Aller Programm wurde der Antrag Dr. Meikners, das die Generalversammlung gegen die erdrückenden Reparetionsforderungen Der Entente Einspruch erheben solle, einstimmig angenommen. Zur Unterstügung des Protestes werden auch Die übrigen Mitmunizipien ersucht. Dem Bürgermeister potierte man einen achtwöchentlichen Urlaub. Die Zuschrift der Stadt Debreczen, die die Regierung um Genehmigung von Kommunalzuschlägen nach Meinz, Fleilchverzehrungs- und Alkoholteuer ersucht, wurde befürwortet, obwohl Siegmund Schwarz Seiner Befürchtung Yusdrud verlieh, daß wiedur wieder die ärmeren Volksshhichten Unverhältnismäßig schwerer belastet werden, als die anderen. Protofollarischer Dani wurde dem Kapitän Wedlow für seine hochherzige Millionenspende und dem S Komponisten DoTmangi für das der Waldschule zur Verfügung gestellte Erträgnis eines Konzertes optiert. Die Bavarie Hinter der 48-Kaserne wurde im Sinne des Hr Magistratsantrages dem hiesigen Großkaufmann Scjef Molnar zum Kreise von 1.070.000 K endgültige verkauft. Der Oedenburger Herrenreiterverein erhielt Die Rennbahn — für die ersten fünf Jahre ohne die Zahlungspflicht des Bahnhillings — unter der Bedingung, daher Die Bahn, Das Gebäude, Die Ställe, Tribünen und den Zuscheuerraum der Friedensverhältnissen entsprechend berrichtet. Die Veranstaltung der Rennen darf nicht zu einem Zeitpunkt erfolgen, wo der Heuernte der Stadt hieruch ein Schaden erwachsen war. Ueber das „Geruch des Fußball und Athletikflubs um Eingäunung eines Sportplages und Rotierung einer Unterftügung“ entspann sich u. a. folgende interressante Diskusssion: Der Magistrat beantragt der Generalversammlung Die Abweisung der Bitte, die nur eine provisorische Lösung ergeben würde, bei gleichzeitiger Votierung der bisherigen Jahresunterstügung von 240 (i!) K. Dr. Meikner und besonders der rührige und von einem Sportitin erfüllte Apotheker Milivon Nifolits gab ei jedoch mit Dieser Erledigung nicht zufrieden und verlangte im Namen der Generalversammlung einen Einblick in die stets versicherten, „ernst gemeinten Vorbereitungsarbeiten“ des Magistrates. Denn die Stadt ist selbst gegen kleine Ortschaften im Sporthinsicht riesig zurückgeblieben Interpellant gab außerdem seiner Verwunderung Ausdrub, dak der Magistrer bisher nicht bestrebt war, das Geld, das die Errichtung einer Sportbahn jeder vorschreibt, durchzuführen. Bürgermeister Dr. Michael Thurner entschuldigte dies damit, dak die Evelativanweisung (T) des bereffenden Gejetes noch uit erschienen ist und, dah Die Stadt für diesen Jwed noch seine staatliche Unterstügung erhielt. Er versicherte jedoch die Generalversammlung, das alles was möglichst, zur Lösung der Trage des Oedenburger Sportss unternommen wird. Der Interpellant fand außerdem die Summe der jährlichen Unterstügung von 240 K lächerlich gering und betonte, daß er seine im per Kommisionsfigung vorgebrachte Bemerkung aufrechterhalte, daß die Stadt vom SZACT. in verigen Jahre als Gegenleistung für Die Untersfttigung 6000 K unter dem Tite VBergnügungsteber einfajlierte. Schließlich griff auch der Obergespan in die Debatte ein, betonte das größte M Wohlwollen des Magistrates und schlug vor,en Magitratsantrag anzunehmen, was au prompt geschah. Das Hundesteuerstatut wurde in dem Sinne abgeändert und ergänzt, daR für Hunde im allgemeinen eine jährliche Steuer von 400 K zu entrichten ist, während für Wachhunde in den Lewern und an der Stadtperipherie 50, in der Stadt 100, für Jagdhunde pro Stad ebenfalls 100 K zu zahlen sind. Für jeden weiteren Hund wird die doppelte Tüte gerechnet. Diefe Gewähten sind rückwirfend vom 1. April 1921 aültin. Ausserdem enthält das Ergänzungsstatut eine Bollmacht für den Magistrar, Hunde, die Die Ruhe des Spitels (!) stören, unversäumt entfernen zu lassen! Im Sinne des Statutes hat im Falle der Nitzahlung der Steuer der Magistrat das Recht, den Majenmeister zur Bertilgung der betreffenden Hunde anzumeisen. Im weiteren Verlaufe der Vollversammlung wurden dem Dispensär und Mutter und Säuglingsfgußverein je 10.000 K, dem Taubstummeninstitut 40.000 K Hilfe votiert. Eine größere Summe wurde für die Kosten der Zusammenstellung der Geschichte der Etadt flüssig gemacht. Ihenterdirctior Bodonyi wurde bei Beibehaltung der bisherigen Begünstigungen eine Rechnung über Seizmaterial im Betrage von 21.300 K erlassen und ihm gestattet, genen entsprechender Sicherstellung einzelne Requisiten des Theaters für die Steinamangerer Saisson in Anspruch zu nehmen. s· Der provissorische Regen gehori der städtischen Pastronatskirche.·.Struglitz erhielt über Antrag des Buchändlers Karl Schwarz statt der ursprünglich vorgesehenen Schnellhilfe von 20Q04000K.l ig die Rechtskommission entscheidet ob Die Stadt oder der katholiische Konvent die Bezü gedeg Thatmeisters definitiv zu regeln hat.Derne-wesene städtische Wiegmeister Held Emmerich Degier hielt als Abfertigung 4000K.Mit den aufgezählten Punkten wäre das Wesentliche der sgeftrigen Generalversammlung erschöpft. _ = . Ar 1 | 5 DE TATA LE Weshalb wir Sie nochmals daran erinnern, Ihr Abonnement auf Die „Oedenburger Zeitung“ für April sofort zu erneuern, damit in der Zustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt! — der 1. ist da! Unädixxer mit Racbrud verboten, \gar so selten, und da Gie selbst ihn ! die Adobtiktochter. Original-Roman von 9. Bourth3-Mahler.. 11. Fortsehung. Dr. Frensen verneigte ih. Braun Claudine sah ihn mit ihren dunklen Augen forchend an, und fragte dann tastig: « ..Warumt haben Sie mir nicht·gefasgt, daß die jun schaute Loiffen heißt?(« Dr·Freuers war inq us diese Friage gefaßt gewesen,einer zogk seine Miene ,,Diesse Fra·geiftfiel)neubesantwortet, Erstens wollten Sie absolut nichts Näheres über Die junge Dame willen .“ „Aber darauf, daß sie Loffen Heißt, hätten Sie mich unbedingt aufmerksam machen müssen,“ unterbrach sie ihn heftig. — Der alte Herr blieb ganz ruhig und vollendete seine Rede: „zweitens erfuhr ich den Namen erst, als die junge Dame bereits angelangt war. Wie Sie wissen, erledigte mein Bürovorsteher die ganze Korrespondenz. Der Bequemlichkeit halber waren die Offerten nummeriert; ich wußte nur, daßs diese junge Dame mit Nummer zwei bezeichnet war. Erst als sie eintraf, wurde mir ihr Name genannt. Aber auch Da leate ich nicht so viel Gewicht darauf. Der Name ist nicht hervor. Sie standen einander gegenüber und sahen si schweigend an. Dann Sich sich Frau Claudine wie Längst nicht mehr führen, so ist es wohl erschöpft in ihren Sessel Fallen, ziemlich belanglos.“ „Das ahnten Sie nit!“ „So — meinen Sie, Doftor?“ fragte Er hob beschwörend die Hand. Frau Claudine mit sonderbarer Betos „Aber meine gnädige Frau, dann nung, hätte ic Doch das junge Mädchen, um Er blichte sig ernst anfeinen Preis in ihr Haus gebracht!” „Sie wollen die junge Dame do Die alte Dame nichte, nicht entlassen, weil sie zufällig fielen. „Davon war ich überzeugt, ‚Dofter. Namen führt? Das sollte mir leid tun! | Wber Sie sehen, der Zufall spielt uns Diesmal glaubte ich ganz sicher das! oft seltsame Streiche. Over sollte es sein Rechte für Sie gefunden zu haben. ! Zufall gewesen sein?“ Meine Frau ist geradezu entzückt von „Mie meinen Sie das?“ dem jungen Mädchen!“ ‚Nun, als ich gestern den Namen „Mir gefällt sie auch — sehr,“ sagte , des jungen Mädchens hörte, kam mir Frau Steinbrecht furz, flüchtig der Gedanke, ob sie wohl gar „DO — Tas freut mich — und der, mit Absicht gerade in mein Haus gefomt | Name tut ja do nichts zur Sache.“ | men sein fönne.“ 3 »3 Frau Claudine prekte die Hand| „Ausaeiloffen, gnädige Frau, Hagen feit ausammen. :jagten rennen wash und bestimmt. | ‚Millen Sie, wer Britta Loffen ist?“ | „Meder in vem Anjerat, nch in der | fragte sie heifer nor Erregung. | Korrespondenz ist Ihr Name genannt Er stukte und sah sie betroffen an. | worden. Man hat ihr nur mitgeteilt, | „Wer sie it?“ wiederholte er Tang- dat die Stellung im Hause einer ein ısam und eine dunkle Ahnung stien be !zelnen Dame offen sei, und das sie bei | !flemmend in ihm auf ihrer Anfunft alles Nähere erfahren | Trau-Elaudine erhob sich und trat würde. Ihren Namen hörte sie erst im vor ihn hin, meiner Wohnung; er war ihr ganz un ! „Seine Tochter ist sie — Heinz Loj |bekannt, denn auf dem Wege hierher | Jens Todter aus zweiter Ehe,“ sagte se | fragte sie mich, ob Ihr Name Steinbrüd ! fast unhörbar. !oder Steinbrehht laute, sie habe nicht Yuh Frensen fuhr nun empor.genau darauf geachtet “ „Unmöglich!“ rief er exichroden, Frau Klaudine nichte. „Der Verdacht stieg auch nur flüchtig in mir auf. Aber ich wollte de: ganz sicher sein, deshalb bat ich Sie zu = | | ! mir. Denn — um es kurz zu machen — — ich habe trogdem die Abit, Die Dame in meinem Hause zu behalten.“ Stensen sah überrascht auf. „Das it — Das it ein neuer Beweis Ihrer großzügigen Denkungsart,“ sagte er bewundernd. Es rudte seltsam in ihrem Gesicht. „Vielleicht ist es eher ein recht kleinfies Gefühl, das mich bestimmt, Heinz Rofjens Tochter in meinem Hause eine Heimat — Brot und Lohn zu geben.“ Dr. Fiensen schüttelte den Kopf. „Es wird dasselbe „Fleinliche Gefühl“ sein, Das Sie einst bewogen hat,die Bilder Heinz Loffens nach Amerika verschwinden zu lassen und höhere Preise dafür zu zahlen, als er dafür forderte.“ „Die Bilder habe ich gefaust, weil sie mir gefielen. Und bdak ich höhere Breite zahlte — mein Gott, der Maler wuhte wohl selbst nicht, wie wertvoll die Bilder waren; es widerstrebte mir, mich auf seine Kosten zu bereichern. Aber ich bin da auf einem Gebiete, auf dem mir die Ruhe abhanden kommt. Und ich habe seit weitem genug der Aufregung gehabt — seit ich entdecke, wen mir das Schicsal ins Haus geführt. Wie aejaat, ich wollte mich nur Überzeugen, ob es wirklich das Schiksal gefügt hat, oder ob berechnende Absicht dabei im Spiel war.“ . ..Es ist unmöglich,daß die junge Dame gewußt·k,sat,zu wem sie kam.«