Oedenburger Zeitung, Juni 1922 (Jahrgang 54, nr. 122-144)
1922-06-24 / nr. 140
teitsileltssssssesespsmteilten-e Wmntislledeosnhuuudk swmeesllssltmualesedtmlels its-InsIlestueluelneketlnes intelbesuelevexfenmeelieevnu — Unabhängiges politisches Tonblatt für alle Ständeverwaltung: Oedenburg, Denkplatz 56 Anzeigen und Abonnements werden In unserer Verwaltung, Denkplatz 16 und in unserem Stadtlokal Grabenrunde 72 angenommen. Fernsprecher Dr. 6 und ı9 Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 75 K,s jährlich 225 K, jährlich 450 K, ganzjährig 900 K frei ins Haus gestellt. AK Hit.14ll. 54. Jahrsang. der englisch-französische Ball Dedenburg, 8. Juni. Während ji das Interesse der Bevölkerung der verarmten Mittelmächte in Ungarn in erster Linie auf die beginnende Tätigkeit der Nationalversammlung, in Deutschland auf die Neparatimmen und in Oesterreich auf den finanziellen Rettungsplan der Regierung richtet, scheint sich in Stanfield und England eine gegenseitige Annäherung zu vollenden. Darauf deutet die]. Freude Hin, mit der die Pariser Blätter, anläslich des legten Besuches von Koincare, die freundschaftliche Aussprachen Desselben mit dem englischen Premier Lloyd George: registrierten. Das Zusammentreffen hat, wenn es auch sonst seine weltwirtschaftlichen Ergebnisse zeitigte, die Angelegenheit eines englischf französischen Paktes in den Vordergrund gerückt. Auch von offizieller Seite aus wird durchaus nicht geleugenet, Ddak die Verhandlungen zweis Abschlusses eines festen Bündnisses zwischen den beiden Staaten von den beiden Mutterpräsidenten weitergeführt werden. Der Umstand, das eine neue und kräftige Bestiegelung der dür dhen Weltkrieg geschaffenen Allianz notwendig wurde, zeigt, daß die Befürchtungen der Ben: über eine drohende Entfremdung zwischen England und Frankreich berechtigt waren. Und wenn auf fest ein enger Pakt zwischen den beiden Mächten zustande kommen sollte, so wird dies an den Tatsachen nichts ändern, da die ureigensten Interessen der beiden Länder auseinanderstreben. Heute jubeln die französischen Blätter über die neuerliche Sicherung des „Weltfriedens“, der für sie den ruhigen Genus der geraubten Güter und Länder und die Niederhaltung des deutlichen Revanchegedankens bedeutet. Man vergibt jedoch im Lande der „Gloire“ gänzlg darauf, daß England heute vor den allgemeinen Wahlen steht, die für die Regierung aus taktischen Gründen eine geklärte außenpolitische Lage wünschenswert erscheinen lassen. Das Rolf jedoch hört, wie wir es schon so oft an geschichtlichen Beispielen sahen, so manchmal nur auf die schönsten Vernunftsgründe, sondern auf tief inzerlich empfundene Sympathien oder Antis ‚pathien. Und John Bull liebt nun einmal den Franzmann nicht! In absehbarer Zeit muß es bei dem fühl abwägenden Temperament des Engländers, der immer nur das „buli neh“ vor Augen hat, mit dem leiden rn und ruhmsüchtigen Franzosen sicherlich zu einem Bruch kommen. Dafür bürgt uns die Geschichte, die Profitgier des englischen Wolis, die nationale Verblendung der Franzosen und zuguterlebt das unerschütterliche Vertrauen auf den endlichen Sieg unsesrer guten Sache. Gumstas, den 24. Juni 1922. Wieder ein Bombenanschlag Auf das Vereinshaus der Erwartenden! (Drastibericht der Dedenburger Zeitung“) SB, Budapest, 23. Juni. Heute um 1 Uhr früh wurde gegen das in der Sörhäz utca befindliche Vereinshaus der Erwarchenden Ungarn ein Bombenanschlag verübt. Bisher unbekannte Täter hatten im Tor des Bereinshauses eine Bombe oder Handgranate gelegt, die unter starrer Detonation explodierte. Das Tor wurde vollständig zerstört. Zur Zeit der Explosion hielten fs im Bereinshaus nur vier Personen, Mitglieder der Sektion für nationale Verteidigung, auf, die dort in einem im zweiten Stockwerk gelegenen Zimmer übernachteten. Diese blieben unversehrt. Verlegt wurde der 62jährige Kaufmann Johann Konta, der am Fenster seiner dem Bereinshaus gegenüberliegenden Wohnung saß. Auf dem Schauplan des Bombenanschlages fand er alsbald eine polizeiliche Kommission ein, welche die Sörhäzsutca sofort absperrte. Auch der Untersuchungsrichter vom Dienst fand sich im Gebäude ein. E83 wurde ein eingehender Sofalaugenschein vorgenommen, der aber ergebnislos verlief; man fand nicht einmal Bombensplitter, so daß die Annahme nahe Liegt, das eine Handgranate explodiert ist. Nach Berichten gingen der Man vermutet, da jemand in den Ein- Revolverschüffe voraus. Erplssiongang des Hauses geschaffen und dadurch eine früher dort placierte Bombe zur Explosion gebracht hat, großen Materialschaden. Die Explosion V verursachte Die militärische Bereitschaft rückte ebenfalls zum Schauplan der Tat aus; die Zeitungsberichts erstattet wurden abgedrängt, immer fehlen. fodbap bisher nähere Details noch |: N Graf Bethlens Iptimismus! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 238. Sunt Ministerpräsident Graf Bethlen Hei gestern in Gesellschaft der Mitglieder seines Kabinetts dem Klub der Christlichnationalen Einheitspartei einen Besuch abgestattet. Der Präsident der Partei richtete eine warme Bemühungsansprache an den Ministerpräsidenten und seine Kollegen, Graf Bethlen einer längeren Rede. „Ich bin,“ führte er aus, „der ich bisher gewesen. Es ist nicht meine Gewohnheit, meine Prinzipien zu wedeln. Ich bin der, der ich im Jahre 1918 und vor und nach 1918 war. Ihr könnt also Darauf vertrauen, dak auch die Richtung des Kabinetts Die bisherige Bleibt: eine, christliche und nationale Richtung Nicht mit viel Lärm, nicht mit Schlagwärtern und nur mit Schlägereien, sondern durch Täter und Handlungen; nit durch Umsturz der Rechtsordnung, sondern dur ehrliche und verständige Arbeit wollen wir uns fernzeichnen. IH bin überzeugt, daßs bald die Zeit kommen wird, in der wir, wenn wir ausdauernd arbeiten, in einem Lager vereint sein werden.“ Der Rede des Ministerpräsidenten folgte allgemeiner Beifall, antwortete in Feldmarihall Willen ermordet! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) SR. London, 23. Juni. Feldmarschall Sir Henry Wilson, der Chef des englischen Generalstabes, wurde gestern nachmittags von zwei Männern Durch Revolverschiffe getötet, wurden verhaftet. brüllung ” SB. London, 23. Juni. Feldmars hall Wilson kam weitern nachmittags in Kafiuniform von der Enteines Kriegerdenkmals in einem Kraftwagen zurück, als beim Aussteigen zwei junge Irländer Revolverschüffe auf ihn Aabfeuerten. Willen lief eiligst die Stufen zu seiner M Wohnung hinauf und versuchte die Tür zu öffnen, als eine Kugel seinen Kopf traf und ihn niederstrebte. Beide Täter liefen auf die Straße hinunter und feuerten Revolverschüste ab, wobei drei Polizisten und ein Zivilist schwer verwundet wurden. Einer der Polizisten it auf dem Wege zum Krankenhaus gestorben. Wilson war schon seit einiger Zeit unter polizeilicher Bewachung, da ein Anschlag auf ihn befürchtet wurde. Die Polizei befand sich an vor seiner Wohnung, als der Mord aesdhah. SB. London, 23. Juni. Auf eine Anfrage über die Ermordung MWrl im * flons teilte Chamberleain Die Attentäter Unterhause mit, da zwei bewaffnete Männer in das Wohnhaus des Feldmarschalls in London eindrangen und ihn ersoffen. Drei Polizisten wurden ebenfalls erschossen. Beide Täter sind verhaftet. Die Mitteilung rief im Unterhaus große Bestürzung hervor. Die Sigung wurde zum Zeichen der Trauer vertagt. SB.London, 38. Juni. Feldmarschall Wilson zählte zu den besdeutendsten Generälen Englands. Bei dem seinerzeitigen Streit um den Oberbefehl der vereinigten Armee der Entente, der mit der Betraunung des Marshalls Tod endete, stand auf Wilson eine Zeitlang in Kombination. In der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie dürfte man den Namen des Marshalls noch aus der Zeit der siegreichen Offensive gegen Italien rennen. Cadorna wurde damals durch Diaz errekt, zunächst aber nicht völlig fastgestellt, sondern dem et le geteilt, dem engalischerseits Iljion und französischerseits Marshall %066 angehörten. Ir ” Ippofition und Bubgethronilorium. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Budapest, 3. Juni. Finanzminister Dr. Rällay Hatzgejstern einem improvisierten Ministerrat über seine Verständigungsperiode mit der Opposition Bericht erstattet. Es entwickelte ji eine längere Debatte, an der jäamtliche Minister teilnahmen. Sie erklärten die Forderungen der oppositionellen Fraktionen durchwegs als indise futabel. Von einer Ahndung der Wahlmitbräuce könne seine Rede sein, um so weniger, als sie das Maß der bei MWahlen üblichen Geiegüberschreitungen nicht übersteigen und sich auch die Opposition nicht ganz unerheblichen Verfehlungen zuschulden kommen Tief. Die Frage des Wahlrechts aber habe ihre Aktualität für absehbare Zeiten verloren Dringlich sei blog die Erledigung des Budgetprovisoriums und der Lizanzvorlagen Mas die Verwaltungsreform betrifft, könne Diele statt der Reform des Oberhauses nicht auf die Tagesordnung gestellt werden. Trotzdem wurden jedoch der Handels- und der Finanzminister beauftragt, die Verhandlungen mit der Opposition fortzulegen. Die Führer der Opposition sind von der Antwort der Regierung wo nicht in Kenntnis gerecht worden. In allen oppositionellen Klubs wurde gestern abends erklärt, weitere Verhandlungen mit dem Finanzminister wären zwecklos. Man fand den Optimismus des Finanzministers unbegreiflich und erklärte, gegen die Vorlage der Regierung alle parlamentarischen Mittel in Anwendung bringen zu wollen, ohne jedoch die Debatte in eine Obstruation ausarten zu lassen. =