Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. február (81. évfolyam, 26-48. szám)
1934-02-01 / 26. szám
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Uicht verlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt noch zurückgestellt, Briefe ohne Rückporto nicht beantwortet.PESTER LLOYD ABENDBLATT Inseratenauf nähme s ln Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J.BIockner, LBIau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Harsányi, Haasenstein & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdetőiroda, Mosse Rudolf A.-G., Julius Tenzer, U ray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Naohf. A.-G.r Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer tür Budapest und tür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 83 Heller, Abendblatt io Heller. —* Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Adm.t V., MáriaValéria-uoca 3 Telephone : Redaktion: 848-20. Admlnlstr.: 849-09. 81. Jahrgang« Budapest, Donnerstag, 1. Februar 1934. Nr. 26 Auslandschau — 1. Februar. — Die bevorstehenden politischen Entrcvuen in Budapest Die Nachricht, daß in der ersten Februarhälfte der österreichische Bundeskanzler Dr. Dollfuß und der italienische Staatssekretär Suvich, in der zweiten Hälfte des Monats aber der bulgarische Ministerpräsident Muschnnow in Budapest Besuche abstatten werden, hat nicht nur in Budapest selbst, sondern auch in der politischen Welt Europas lebhaftes Interesse erweckt, weil angenommen wird, die ungarische Hauptstadt werde in diesem Monat Schauplatz wichtiger Ereignisse sein, die auch auf die Entwicklung der internationalen Lage einen gewissen Einfluß ausüben dürften. Bundeskanzler Dr. Dollfuß trifft am 7. Februar in Budapest ein, und, wie uns mitgeteilt wird, trägt sein Besuch nicht bloß einen Höflichkeitscharakter, sondern er wird zugleich auch mit wichtigen Verhandlungen verbunden sein, deren Bedeutung durch die derzeit herrschende Lage in Österreich noch erhöht wird. In der internationalen Politik bereiten sich Ereignisse vor, die die Tragweite der bevorstehenden politischen Entrevuen in Budapest noch mehr unterstreichen. Das Zustandekommen des Balkanpaktes, das Abseitsbleiben Bulgariens von diesem, die über die Abrüstung geführten diplomatischen Verhandlungen, die Veröffentlichung der italienischen und englischen Abrüstungspläne, besonders aber die Gestaltung der österreichischen Lage nach der Rode des Reichskanzlers Hitler stellen Momente dar, die den bevorstehenden Zusammenkünften in Budapest einen hochpolitischen Charakter verleihen. Bundeskanzler Dollfuß wird von der ungarischen Regierung unter besonders feierlichen Äußerlichkeiten empfangen. Der Bundeskanzler hat bekanntlich fünf Portefeuills inne. und demgemäß wird er bei seiner Ankunft nicht nur durch den Ministerpräsidenten Gömbös, sondern auch durch mehrere Mitglieder der Regierung empfangen. Der Reichsverweser wird den Bundeskanzler zu einem Gabelfrühstück zu Gaste sehen. Auf der österreichischen Gesandtschaft findet ein Diner statt, und der Ministerpräsident veranstaltet zu Ehren des österreichischen Staatsmannes einen Empfang, an dem die hervorragendsten Vertreter des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens, etwa 400 bis 500 an der Zahl, teilnehmen werden. Staatssekretär Suvich wird um die Milte des Monats in Budapest eintreffen. Das Gerücht, daß Bundeskanzler Dollfuß in Budapest mit dem italienischen Staatssekretär Zusammentreffen und hier Verhandlungen führen wird, ist also unzutreffend. Der bulgarische Ministerpräsident Muschanow trifft in der zweiten Hälfte des Monats Februar in Budapest ein. Auch er wird mit großen Feierlichkeiten empfangen werden. Der Tag seiner Ankunft ist noch nicht festgesetzt. Belgrader Balkankonfcrcnz ohne Bulgarien. Morgen versammeln sich die Außenminister der Türkei, Griechenlands, Rumäniens und Jugoslawiens in Belgrad, um die schwebenden Probleme des Balkanpakts durchzuberaten. Bekanntlich konnte diese Frage in der jüngsten Agramer und Belgrader Konferenz der Kleinen Entente ebensowenig der Lösung nähergebracht werden wie alle sonstigen wesentlichen Fragen der großen Politik. Infolgedessen ist eine Sonderkonferenz des Außenministers der Türkei Tewfik Rüschdi Bei mit einem der Verfasser des Paktes, Titulescu, notwendig geworden, der anläßlich des jüngsten bulgarischen Königsbesuchs in Bukarest Gelegenheit hatte, die Probleme des Paktes mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten Muschanow durohzuberaten. Es hat nicht den Anschein, daß die Bukarester Beratungen Titulescus und Muschanows etwas an der ablehnenden Haltung Bulgariens gegenüber dem Balkanpakt als einem Garantiepakt des Statusquo auf dem Balkan geändert hätten. Andererseits hält auch Jugoslawien an seinem schon in Agram geäußerten Standpunkt fest, daß der Pakt so gestaltet werden müsse, daß er auch von Bulgarien unterzeichnet werden könne, da ohne die Unterschrift Bulgariens der Pakt für Belgrad wertlos sei. Jugoslawien will lieber die Verzögerung der Verhandlungen hinnehmen, als einem Balkanpakt der vier Mächte ohne Bulgarien beitreten. Andererseits urgiert offenbar die Türkei die je raschere Paraphierung des Abkommens, da ihre Interessen nach einer Beschleunigung des Integrationsprozesses auf dem Balkan drängen. Die schwierigsten Beratungen werden sich in Belgrad zweifellos wieder um die Garantieformcl drehen. Soll man vom Statusquo, von den Balkangrenzen oder von den Grenzen der Balkanstaaten — die. bekanntlich nicht alle auf dem Balkan liegen —, vom Frieden auf dem Balkan im allgemeinen sprechen? Und welche Dauer soll die Garantie besitzen? Das sind die Probleme, die in Belgrad zur Diskussion gelangen werden. Bulgarien wendet gegen die Unterzeichnung eines Nichtangriffspaktes nichts ein, so daß man in Belgrad vielleicht die Hoffnung hegt, daß hei einer genügend allgemeinen Fassung der Garantiefonnel die Haltung Bulgariens doch geändert werden könnte. Jedenfalls ist kaum zu erwarten, daß die Belgrader Tagung bereits endgültige Beschlüsse zeitigen wird. Über die Vorbereitung der Belgrader Konferenz liegt uns heute folgendes Telegramm aus Belgrad vor: Am Vorabend der Zusammenkunft der vier Außenminister der Kleinen Entente in Belgrad schweigt sich die jugoslawische Presse vollkommen über das Ereignis aus. Auch über die Ankunft des türkischen Außenministers Tewfik Rüschdi Bei in Bukarest werden nur kurze offizielle Telegramme in der Presse veröffentlicht. Dieses Schweigen verstärkt den Eindruck, daß es in Belgrad zu keinen entscheidenden Beschlüssen in der Frage des Balkanpaktes kommen wird. Andererseits hängt aber viel davon ab, zu welchen Beschlüssen Tewfik Rüschdi Bei und Titulescu in Bukarest gelangt sind. Der türkische Außenminister und die türkische Regierung überhaupt würden es gern sehen, wenn der Balkanpakt schon jetzt perfekt'uiert werden würde. Mit großem Inleresse erwartet man die heutigen Nachrichten aus Sophia, wo für heute ein« Sitzung des außenpolitischen Ausschusses des Sobranje einberufen worden ist. In dieser Sitzung wird Ministerpräsident Muschanow über seinen Bukarester Besuch und seine Unterredung mit Titulescu berichten. Im Mittelpunkt der Erörterungen des Ausschusses wird naturgemäß die Frage des Balkanpaktes und die Haltung Bulgariens zu dem Pakt stehen. In Belgrad hat man bereits mit den Vorbereitungen zum Empfang der drei Außenminister begonnen. Mit Rücksicht auf seinen noch immer geschwächten Gesundheitszustand wird Titulescu in der rumänischen Gesandtschaft Wohnung nehmen. Auch ist es möglich, daß die Beratungen der vier Außenminister aus diesem Grunde in den Räumen der rumänischen Gesandtschaft abgchallen werden, lim Titulescu anstrengende Fahrten zu ersparen. Über die Stimmen der bulgarischen Presse kommt uns folgendes Telegramm aus Sophia zu: Die bulgarische Presse stellt über den Besuch des Königspaares in Rumänien freudig fest, daß den holten bulgarischen Gästen kn Nachbarstaate ein äußerst herzlicher Empfang zuteil wurde. Die Blätter betonen jedoch» daß in den Trinksprüchen des bulgarischen und des rumänischen Königs voneinander abweichende politische Auffassungen zum Ausdruck gelangt seien, und weisen darauf hin, daß sich auch in den Reden anläßlich des iBelgrader Besuchs eine ähnliche Divergenz gezeigt habe. Die Presse ist dafür, daß Bulgarien mit seinen Nachbarn direkte Beziehungen suche, äußert sich jedoch im allgemeinen ziemlich zurückhaltend über die konkreten Resultate der Bukarester Begegnung. Vor allem will man die praktische Realisierung der in den Bukarester offiziellen Kommuniqués enthaltenen Versprechen abwarlen, namentlich die Schadloshaltung der Eigentümer der bulgarischen Güter, die in Rumänien im Sinne des Agrargesetzes beschlagnahmt wurden, ferner die Amnestie für politische Delikte, die Flüssigmachung der Pensionen ehemals bulgarischer Beamten, die gegenwärtig rumänische Untertanen sind, und schließlich die Eröffnung der bulgarischen Schulen und Kirchen in der Dobrudscha. Die bulgarische Presse billigt es, daß die Regierung die Unterzeichnung des Balkanpakts abgelehnt habe. Der Umstand, daß die jugoslawische Regierung zögert und den Pakt ohne Bulgarien offenbar nicht unterzeichnen wäll, hat in Sophioter politischen Kreisen guten Eindruck gemacht. Andererseits ist man von der fieberhaften Eile» die der griechische Außenminister in dieser Frage an den Tag legt, peinlich berührt. Roosevelts neues Goldgesetz in Funktion. Das von Roosevelt eingebrachte Gesetz, das ihm die Vollmachten übertrug, den Dollar zwischen 50 und 60 Prozent seines früheren Goldwertes zu stabilisieren, und die Goldbestände der Notenbanken für das Schatzamt zu beschlagnahmen, ist nach einem anfangs ziemlich heftig aussehenden Widerstand des Senats schließlich ohne wesentliche Abänderungen angenommen worden. Vorgestern hat der Präsident das Gesetz unterzeichnet, gestern hat er mit seiner Anwendung begonnen. Der Kurs des Dollars ist auf 59.06 Cent seiner früheren Goldparität festgesetzt worden, so daß die Vereinigten Staaten zu einem Preise von 35 Dollar je Unze Gold ankaufen werden. Das gilt nur für im Auslande erworbenes Gold, denn nach den strengen Gesetzen der letzten Monate müssen alle amerikanischen Staatsbürger ihre Goldbestände bereits abgeliefert haben, und die es nicht getan haben, werden sich wohl hüten, die Gesetzesübertretung eiozugestehen. Dieses völlige Verbot des Goldverkehrs im Inlande, die Beschränkung des Handels mit Gold auf den Verkehr staatlicher amerikanischer Institutionen mit ausländischen Verkäufern und die weitere Bestimmung, daß Goldverkäufe an das Ausland zu dem festgesetzten Preis nur auf Rechnung ausländischer Notenbanken erfolgen dürfen, deuten darauf hin, daß der jetzt geschaffene Zustand noch nicht die letzte Etappe in der Festsetzung des Goldwertes des Dollars ist, geschweige denn die Wiederherstellung einer normal funktionierenden Goldwährung. Die wiederholten Erklärungen des Präsidenten und seines Schatzsekretärs Morgenthau, daß in Kürze Verhandlungen mit England aufgenommen werden sollen, bestätigen nur diese Auffassung. Der neu festgesetzte Goldpreis des Dollars kann nicht ohne Rückwirkung auf die internationalen Währungsverhältnisse bleiben. Die amerikanische Regierung ist, wie eine gestrige Rede Roosevelts erneut beweist, fest entschlossen, den Dollartkurs seinem neuen Goldwert anzugleichen. Bisher hatte der Ankaufspreis, den die amerikanische Regierung für Gold festsetzte, keine automatische Wirkung auf den Dollarkurs. Schon bisher zahlte der amerikanische Staat etwa 35 Dollar pro Unze Feingold, was bei den herrschenden Goldpreisen in London einem Dollarkurs von etwa 5.40 Dollar pro Pfund entsprochen hätte. In Wirklichkeit kostete aber das Pfund etwa 5 Dollar. Die Angleichung des Dollarkurses an die Goldpreisparität kann nur durch beträchtliche Goldkäufe Amerikas in London erfolgen. Bisher hatten sie nicht das notwendige Maß erreicht, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen, jetzt, nach der Schaffung des Währungsausgleichsfonds bei der New-Yorker Federal Reserve Bank mit der ausdrücklichen Absicht, Goldpreis und Dollarkurs miteinander in Einklang zu bringen, erwartet man von den amerikanischen Goldkäufen eine größere Durchschlagskraft. Es ist außerordentlich schwer, die daraus entstehenden Wirkungen auf Pfund und Franc mit Sicherheit zu kennzeichnen. Ihr erster Einfluß wird eine Steigerung der Goldpreise in London sein, was mit einer Senkung des Pfundkurses in Gold einhergehen muß. Der Kurs des Pfundes, in Dollar gerechnet, kann aber gleichzeitig steigen, wenn zum Erwerb von Gold die vorherige Umwandlung der dafür bestimmten Dollarbeträge in Pfund notwendig wird. Andererseits rechnet man allgemein mit einer Rückkehr amerikanischer Fhichtkapitalien aus England nach den Vereinigten Staaten. Dieser Vorgang würde eine Nachfrage nach Dollar, und somit einen Druck auf den Kurs des Pfundes erzeugen. Ähnlich liegen die Dinge in bezug auf den französischen Franc, bei dem allerdings die Kursschwankungen auf den engeren Bezirk der beiden Goldpunkte beschränkt bleiben müssen. Außerdem wird die negative Tendenz beim Franc weniger wirksam sein, weil sich amerikanische Fluchtkapitalien nur zum geringsten Teil nach Frankreich begehen halben. Die Vemiittlungsvorschlägc England:; und Italiens. Heute früh ist die vor einigen Tagen angekündigte englische Denkschrift über die Abrüstungsfrage veröffentlicht worden. Gleichzeitig wird der Öffentlichkeit ein italienischer Text übergeben, der die Bemerkungen der italienischen Regierung zu den englischen Vorschlägen enthält. Die in der englischen Denkschrift enthaltenen Richtlinien und die daran geknüpften italienischen Bemerkungen wurden anläßlich des Besuchs des englischen Außenministers Sir John Simon bei Mussolini Anfang Januar eingehend besprochen. Beide Texte spiegeln eine weitgehende Übereinstimmung der gegenseitigen Auffassungen wider, wobei das englische Memorandum eher die technischen Einzelheiten der Verwirk-