Arader Zeitung, Juli-Dezember 1929 (Jahrgang 10, nr. 77-152)

1929-09-15 / nr. 109

Lernsprecher Nr. 6/39 Bezugspreis: für jeden Sonntag, Mittwoch u. Frei­tag ganzjährig Lei 400.—, für Amerika 4 Dollar, sonsti­­ges Ausland 700. — Für die ärmere Bevölkerung, wöchentlich einmal Sonntag, ganzjährig 200.— Lei. 109. Folge. Schriftleitung und Verwaltung: Arad, Plata Peftelui (Ede Kilhplag) Nr. 1. Taxels peplala plättta In Inseratenpreise: Der Quadratzentimeter kostet auf der Inseratenseite Lei 4. und auf der Textseite Lei 6. „Kleine * Anzeigen” das Wort Lei 3, fettgedruckte Wörter werden doppelt berechnet. De­ Einzelnummer Xel’4.— Nr. 75084 din’ B Apile ; Arad, Sonntag, den 15. September 1929. TEE EBEN ESSETTSEE TEN TERREERTESERIETERE TEEN ETERENERTTEERETTNETTETEGERSTREREERE Sern[precher Az. 6/39 TER - numerar, conform apro» ä barel data de Diteefinu nea Gienerali D, T, T, lie 1927. 10. Jahrgang. Königin Maria in Arad. Königin-Witwe Maria wird laut bereits festgesezzem Programm am 12. Oktober nach Arad kommen und von hier aus Ausflüge in die Gegend unternehmen, in Neueinteilung des Arader Komitates in 7 Bezirke. In der Mittwochsigung des Voll­­zugsausschusses des Arader Komita­­tes wurde die Neueinteilung des Ko­­mitates in folgende 7 Bezirke be­­schlossen: Neuarader Bezirk mit dem Sitz in Neuarad, Petschkaer Bezirk mit dem Sitz in Petschka, Radnaer Be­­zirk mit dem Sitz in Mariaradna, Ki3­­jenö-Köröscher Bezirk mit dem Gig * in Sisjend, Borosjender Bezirk mit dem Sitz in Bowrosjens, Pankotaer Bezirk mit dem Sitz in Pankota und­­ Gurahonczaer Bezirk mit dem Gig in Gurahoncz.­­ » Die Bezirke Großhalmagy, Boros­­­­sebes, Neusanktanna und Wilagosch werden gänzlich aufgelassen. -Telephonverkehr zwischen Bukarest--Prag und War­­schau.­­ Bukarest. Mit 1. Oktober wird die direkte Telephonlinie zwischen Buka­­rest— Prag und Bu­karest-­Warschau eröffnet. Um die Gespräche deutlich hören zu können, werden sogenannte Amplifikatoren, Lautverstärker in Klausenburg, Czernowitz u. Temesch­­war angebracht. . Die Slowaken fordern die Selbstverwaltung. Prag. Die slowakische Bolfspartei veranstaltete eine Volksversammlung, an welcher aus der ganzen Slowakei Bevollmächtigte der lokalen slowaki­­schen Organisationen teilgenommen haben. Den Vorsitz führte der berühm­­te Slowakenführer Pater Hlinka. E83 wurde einstimmig beschlossen, den Kampf gegen die tschechische Unter­­drückung weiter fort zu führen und nicht zu ruhen, bis das Slowakentum die vollste Kulturautonomie errungen haben wird. Die Bewegung der Slowaken berei­­tet den Tschechen schwere Sorgen. Die tschechischen Führer haben während des Krieges in Pittsburg (Amerika) in einer Vereinbarung den slowakischen Führern die vollste politische und kul­­turelle Selbstverwaltung zugesichert. Diese Vereinbarung wird nicht im ge­­ringsten respektiert. Die Slowaken las­­sen aber nicht nach und die Tschechen werden entweder ihr gegebenes Ver­­sprechen einlösen, oder geht die Tsche­­coslowakei in Brüche. Schulbeginn in der Nrader­deutschen Schule, BER + Der Unterricht in der hiesigen deut­­schen Schule beginnt am Montag, den 16. September 8 Uhr früh in den neu­­en Lokalitäten der Mittelschule in der Josef Vulcan- (vormals Lazinczy-)­­ Straße. Die Eltern der eingeschriebe­­nen schulpflichtigen Kinder werden er­­sucht, ihre Kinder am ersten Schul­­ Berg­­­age pünt­lich vorthin­ zu bringen, Feßammen, EisenBahn Beamten und Gendarmeriefeldwebeln als Vortragende an Gymnasien. — Anghelescus Kulturförderungs-Politik, N Bukarest. Der gew. liberale Unter­­richtsminister Anghelescen, dieser fin­­stere Feind jeder nichtromänischen Kultur, ist unzufrieden mit der Regie­­rung und greift sie in liberalen Blät­­tern heftig an. Anghelescu geht so weit und erhebt die Anklage der Kul­­turfeindschaft gegen die Regierung. Er begründet diese Anklage mit dem Hinweis auf die Auflösung mehrerer Mittel­­und anderer Schulen. Er­­ schreibt, daß was er, Anghelescu, zur Förderung der rumänischen Kultur geschaffen habe, von der jetzigen Re­­gierung zerstört werde. Das amtliche Blatt der Regierung, die „Dreptatea“, entgegnet dem gew. Unterrichtsminister mit beißendem Spott, aber auch mit sprechenden Da­­ten. Die „Dreptatea“ sagt­e, Anghe­­le3cu ing Gesicht, daß er als Arzt von Schulen nicht­ verstehe und die Kul­­tur nur durch Errichtung von je mehr Schulen zu fördern trachtete, ohne damit zu rechnen, daß zur Förderung­­ der Kultur vor allem­­ entsprechende Lehrkräfte notwendig sind. Die Re­­gierung sah sich daher, eben aus kul­­tureller Rücsicht, gezwungen, beson­­ders viele Anghelejew'sche Gymnasien aufzulösen. Gymnasien in kleinen Ge­­meinden, wo es kaum Schüler gab und Professoren überhaupt nicht. So mußte z. B. im Gymnasium von But­­vani der Bezirksrichter in seinen freien Amtsstunden verschiedene Gegenstände vortragen, weil es keinen anderen aka­­demisch gebildeten Meter­ gab. In einem anderen Gymnasium erteilte der Stationsvorstand in mehreren Gegenständen Unterricht. In einem anderen Gymnasium trug Die Ge­­meinde-Hebamme Gesundheitslehre vor. Anderswo wieder war der Gen­­darmerie-Feldwebel der Vortragende­­r Rechtslehre. An den meisten die­­er Gymnasien gab es keinen einzigen iplomierten Professor.­­ Die „Dreptatea“ weist auch auf den­­ Bau von Schulen hin, welchen Anghe­­lescu bis zur Sinnlosigkeit betrieben hat. Es gibt 3000 Schulen im Lande, die in der Statistik Anghelescus als fertige Schulen vorkommen, in Wirk­­lichkeit aber Ziegel- und Sandhaufen sind, welche aufgehäuft wurden, ohne daß die Schulen aufgebaut worden wären. Und die meisten von Anghe­­lescu aufgebauten Schulen sind zu­­meist Prachtbauten, ohne daß man sie benützen könnte, da Schüler und Lehrer fehlen. ET Die „Dreptatea“ hat ihre höchst in­­teressanten Enthüllungen unvollstän­­dig gelassen, da sie auf die unheilvolle Rolle nicht hinweist, die Anghelescu den Minderheiten gegenüber spielte. Oder ist die „Dreptatea“ u. die durch sie verkörperte nationalzaranistische Richtung in dieser Hinsicht eins mit Anghelescu? : m Der rumänische Außenminister gegen die Anerkennung der Minderheiten als Rechtspersonen. Genf. Außenminister Mironescu hat in der Völkerbundsitzung eine bemer­­kenswerte Rede gehalten, in welcher er die friedliche Gesinnung und Bereit­­­willigkeit Rumäniens zur stufenweise durtzuführenden Abrüstung betonte. Im Gegensatz zum Geiste seiner fried­­fertigen Rede steht aber die weitere Erklärung des Außenministers, daß die Minderheiten nicht als Rechtsper­­sonen anerkannt werden sollen. Be­­kanntlich hat der Bevollmächtigte Ka­­nadas beim Völkerbund, Dandurand, den Antrag gestellt, daß die Minder­­heiten jedes Landes als Organisation anerkannt werden mögen und als Rechtspersonen an den Völkerbund Eingaben richten sollen dürfen. Außenminister Mironescu hat Ru­­mänien keinen Dienst damit erwiesen, wenn er gegen den von echt demokra­­tischem Geiste beseelten Antrag Dan­­durands Stellung nimmt. Man wird aus diesem Verhalten Mironescus die Folgerung ableiten, daß die Min­­derheiten in Rumänien berechtigte Ur­­sachen zu Beschwerden haben müssen, wenn Rumänien die Anerkennung der Minderheiten als Rechtspersonen zu verhindern sucht, um es zu vereiteln, daß der Völkerbund die Vertreter der Klage führenden Minderheiten selbst anhöre. " Außenminister Mironescu "hätte klüger gehandelt, sich nicht ge­­­fahren, gen den Zeitgeist zu stemmen, denn gegen den Zeitgeist wird in Rumänien ohnehin viel zuviel gesündigt. Warum soll das Ausland aus dem Verhalten des Außenministers es auch noch er­­­was wir im Inneren tag­­täglich wahrzunehmen die Gelegenheit haben? Furchtbarer Brand in Targoviste, 200 Häuser verbrannt. — 100 Mil­­lionen Schaden. Bukarest. In Targoviște entstand im bulgarischen Stadtteil ein Brand, der sich infolge Wassermangels furcht­­bar au­sbreitete. E73 ist den Feuer­­wehren aus Ploesti und Bukarest erst am nächsten Tag gelungen, den Brand zu dämpfen und lokalisieren. Es sind über 200 Häuser verbrannt und viel Vieh umgekommen. Der Gesamtscha­­den beziffert sich auf über 100 Millio­­nen Lei, Jord will große Anlagen in Rumänien errichten. Bukarest. Ein Vertreter der Ford- Werke verhandelte mit Handelsmini­­ster Madgearu wegen Errichtung von großen Lagern, Montage- und Repa­­raturwerkstätten auf dem Gebiet des Konstantiner Hafens. Ford verlangt eine Zollfreizone, um ganz unbehin­­dert seine Erzeugnisse ein- und aus­­führen zu können. — Es wird nicht berichtet, wie weit die Verhandlungen gediehen sind. ­ Ueberprüfung und Einschränkung der Schankbewilligungen.­ ­­­„Butarefi. Das Finanzministerium hat sämtliche Finanzdirektionen ange­­wiesen, die auf ihrem Gebiete erteil­­ten Schankbewilligungen zu überprü­­fen und falls bei Erteilung derselben der geringste Mißbrauch verübt wor­­­­den wäre, oder wenn der Besitzer der Schankbewilligung gegen die Vor­­schriften verstößt, die Bewilligung zu entziehen. Weiter ordnete das Finanz­­ministerium an, daß die Schankbewil­­ligungen in Zukunft nicht mehr durch die Beeren, sondern durch das Finanzministerium erteilt werden. Die Arader Finanzdirektion­­ wird auf Grund dieser Verordnung allein für die Stadt Arad die Einziehung von ungefähr 60 Schankbewilligungen beantragen. — Die Verfügung, daß von nun an das Finanzministerium die Schankbewilligungen erteilen wird, ist eine überstürzte Maßnahme und verstößt gegen die so oft betonte­ Dezentralisierung der Gebarung. Es ist wahrscheinlich, daß diese Verfü­­gung nicht lange in Kraft bleiben wird. flüchtet nach Unterschlagung von zwei­­­einhalb Millionen Lei. j Bukarest. Der Konstantiner Militär­­intendant Gol ist nach Unterschlagung von zweieinhalb Millionen Lei ge­­flüchtet. — Der Mann wird gewiß weit laufen wollen, weil er sich so viel Reisegeld mitgenommen hat. - Amtlicher Verschleiß von ausländischen Rauchsorten. Das Finanzministerium hat sich entschlossen, den Verkauf von auslän­­­­dischen Rauchsorten in den Trafiken zu gestatten. Man geht von dem Standpunkt aus, daß infolge der man­­gelhaften Kontrolle an den Grenzen große Mengen von Rauchsorten herz­­eingeschmuggelt werden. Man hofft nun, daß die Liebhaber von ausländi­­schen Rauchsorten ihren Bedarf bei den staatlichen Trafiken­ decken­ werden, wodurch der Schmuggel ausgeschaltet wird und der Staat verdient am Ver­­schleiß der ausländischen Erzeugnisse. Der Gedanke ist gut, doch müßte die Regierung darauf bedacht sein, die ausländischen Rauchsorten durch Her­­stellung von je besseren Sorten im In­­land zu verdrängen. Das wäre die richtige Maßnahme zur Bekämpfung des Importes von ausländischen Rauchsorten. Streik in der Temeschwarer Hutfabrik. In der Temeschwarer Hutfabrik be­­steht schon seit Monaten ein gespann­­tes Verhältnis zwischen den organi­­sierten Arbeiterinnen und der Fabrik­­­leitung, welches trotz oftmaligen Ver­­handlungen nicht beigelegt werden konnte. Ursache der Differenzen ist Lohner­­höhung, im welchen Die Fabrikslei­­tung mit Nüidlsicht auf die mißliche­ Birtschaftälage nicht­ eingehen will. Nun find «dieser Tager die Arbeiterin­­nen einer Abteilung in Streit,getreten, was mahrs­cheinlich zu einem­ allgemei­­nen Streik in der Hutfabrik führen­­ wird,

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