Banater Deutsche Zeitung, Juli 1925 (Jahrgang 7, nr. 144-170)
1925-07-22 / nr. 162
Bolksprefie Saus mi Esrifleitung und Verwaltung: Temesvar, Stadt, Deutsches irren Br. 14-153 5 8 Ermerntann 3 Ahr ruhmwiltand ED ern ZR» Bo. 162 j vir Wie Raditsch seinen Wankelmutbegründet Salbungsvolle Worte — Erklärungen aus dem Gefängnis Die Belgrader „Politika“ bringt überaus interessante Dokumente aus der Vorgeschichte der neuen jugoslawischen Regierung, die sich auf die der Regierungsbildung vorhergegangenen Verständigungsverhandlungen zwischen den Radikalen und Raditschianern beziehen.Ueberaus kennzeichnend sind die Erklärungen, die Stefan Raditsch im Arrest einem Freunde diktiert hat, und die in Belgrad Rajitsch und dem König übermittelt wurden. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die Wandlung, die Raditsch mitgemacht hat und klären ihre Ursachen — wie er sie darstellt — auf. Es heißt darin: Warum wurde Raditsch Monarchist? „Unsere neue Orientierung ist keine Taktik, denn Politik, die uns Verstand und Herz diktieren, aus Angst oder um uns aus vem Kerbefreien, Monarchisten geworden, sondern weil wir als Partei in die Konstruite unserer Arbeit eingetreten sind. Das ist fade. Wir wären also "in dieser "Periode "auf den monarchistischen Standpunkt" gewenn wir nicht so , wer über die en Ö “unterrichtet ne o e an der Karagsjorgjeviehe. Bee wurde nun umso leichter, als heute sicher wissen, daß unser König in erster Linis ein großer Patriot ist, keineswegs ein „balanischer Herrscher“, vielmehr ein kultivierter europäischer Monarch, erzogen im Sinne einer euroäischen Auffassung seiner Stellung und seiner Pflichen, der auch in England herrschen könnte. Deshalb hat unser König auch die «Gewalttaten an den teonten nie gebilligt, ebenso nicht das Prügeln unerer Bauern, wie er auch die Politik der systemati<en Vernichtung nicht billigt. Wir haben davon genaue Kenntnis.“ Ruaditsch fordert keine Verfassungsrevision „Wir wollen in Hinkunft nichts tun, was die Verständigung zwischen den Serben unnd Kroaten erschweren könnte. Die Serben und Kroaten erähren sich derart, daß sie zusammengehen müssen. In einigen Belangen sind sie ja verschieden, hier nu üssen sie sich die Arbeit teilen. Wenn die essere Feldherrn und Diplomaten sind, können Serben wir sieder besser Straßen bauen und Schulen einrichten. Die Serben sind, sagen wir, die Kämpfer, wir ber die Schaffenden. Wichtig ist das eine wie a8 andere. Nur ist es nötig, daß einmal die Zuammenarbeit beginnt. Wir wollen diese, und lachen der Zusammenarbeit mit der Radikalen Part nicht die geringsten Schwierigkeiten. vision. Deshalb fordern wir jetzt auch nicht die Reder Verfassung, sondern nehmen den Standpunkt Pasitsch an. 1ß die Verfassung auf ein, zwei, drei oder mehr ahre erprobt werte, und dann nach den Bedürfssen des Volkes, wenn es sich als nötig erweist, abändert werden soll. Wir stellen keinerlei staatsrechthe Forderungen, sondern wollen nur, daß unser taat ein wahrhaft demokratischer mit tatsächlichen Slbstverwaltungen werde und daß er den Bedürfssen der Bauern Rechnung trage. Warum sollen ir nicht ein europäisch demokratischer Staat werden, enn wir dies können und alle wollen, der König, ir und die Serben?“ Republik, Monarchie und Verständigung „Wir Kroaten brauchen eine Idee und geben nach. So war es mit der Republik und so es jetzt mit der Monarchie und mit der Beständigung. Mit der Republik haben wir Die absburgerei und den Anarchismus bekämpft, mit x Verständigung heben wir aber die Monarchie in die Saranjorajevic. Sich verständigen, bedeutet, in die Serben und die Kroaten ihren Staat erhalt Die “ „alen wahen 1 die kommenden Wahlen durchführen Averesen endgültig abgelehnt — Titulesen lehnt ab Bularesi, 20. Juli. In den hauptstädtischen politischen Kreisen gewinnt die Heberzeugung, daß die Liberalen auch die nächsten Parlamentswahlen durchzuführen und damit auch eine weitere “ Legislaturperiode an der Macht zu bleiben beabsichtigen, immer festeren Boden. Man weist darauf hin, es gehe aus verschiedenen Menterungen maßgebender liberaler Führer hervor, daß Bratianu unter keinen Umständen freiwillig einer starken und unabhängigen politischen Gruppe den Plan am Staatsruder räumen würde, da dies dem liberalen Grundsatz, auch in der. . Opposition die Zügel nicht völlig aus der Hand zu geben, widerspreche. Averescu, der bisher der liberalen „politischen Taktik am sympathischesten gewesen wär“, habe, spielt. Der Mißerfolg bei der „Kischenewer ausge- Wahl habe gezeigt, daß er seiner Aufgabe nicht gewachsen sei. Außerdem habe er sich auch „durch seine Indis. Meinung ves .In- und fretion über den Pakt zwischen der gegenwärtigen und seiner zukünftigen Regierung bei den Liberalen mißliebig gemacht, Stelle Titulescu habe den Antrag Bratianus, an Vierescus sich um die Kabinettsbildung zu bewerben, abgelehnt, da er nicht Lücenbüßer sein wolle. Ein unpolitisches Kabinett aber sei unter den gegenwärtigen Verhältnissen undenkbar, es könnte sich aber auch höchstens einige Wochen halten. Auch eine Generalregierung, die andeutungsweise erwähnt worden sei, käme wegen des schlechten Eindruckes, den diese auf die Auslandesmachen öffentliche würde, nicht in Betracht. Somit wäre das Streben nach beiterem Verbleiben an der Macht für Bratianu nach liberaler Auffassung nicht nur eine zwingende Notwendigkeit, sondern auch, zum gegenwärtigen Zeitpunkte, ein „Verlegenheitsmittel. meiden BEsicher er der spanischen Fron: und Auflösung der französischen Front bei Taza Alle Welt wird durch die Ereignisse auf dem marokkkanischen Kriegsschauplag in Erstaunen gesetz. Am meisten wird sich Marschall Liautey, der bisherige und nun abgesägte Oberkommandant der französischen Kolonietruppen gewundert haben, wie rasch der fühne Maurenführer seine ruhige Erwartung in eine Erschütterung bis nach Paris umwandelte. Trotz fortwährender Nachschübe aus Frankreich hat sich die Kriegslage für die französischen Truppen ständig verschlechtert und jetzt, da Abd el Krim, verstärkt durch abgefallene Maurenstämme, vor Fez steht, hat man es in Paris mit der Angst zu tun gekriegt, die Generale Petain und Naulin über Hals und Kopf nach Marokko entsendet und wäre nun gerne bereit, die beschworene Blamage auf irgendeine vermittelnde Art von sich abzuwenden. Ueber die heutige Lage geben folgende Telegramme ein Situationsbild: London, 20. Juli. Der Berichterstatter der „Times“ in Tanger veröffentlicht in seinem Blatte die Friedensbedingungen, die Abd el Krim stellt. Der Maurenführer fordert die Ueberlassung eines großen Teiles der spanischen Bellungen, von denen er nur Cente und Melilla zurükzugeben geneigt ist. Außer dem territorialen auch große Kriegsentschädigungen. materielle Der Verlust von Taza hat hier Die Franzosen haben das 2500 Gefangene Paris, 20. Juli. riesige Erregung gezeitigt, durch eins ihrer größten Waffenlager, und 200 Kanonen verloren. Die Nervosität, die in Paris herrscht, kommt deutlich in der Forderung der Blätter zum Anspruc, Die nach, einer erbarmungslosen Kriegführung verlangen. Sie raten weiter an, den gesamten französischen Flugzeugpark nach Marokko zu dirigieren. Marschall Petain ist gesonnen, nördlich von Fez ein ganzes Armeekorps zu konzentrieren, um den weiteren Rückzug zum Stillstand zu bringen. Paris, 20. Juli...., Matin“ befaßt sich mit den Führern des marokkanischen Maureraufstandes und stellt fest, daß sowohl Abd el Krim, als auch sein Bruder Si Mohamed mit großer Umsicht und todveractendem Mute die feindliche Operationen leiten. London, 20. Juli. Wie den „Times“ aus Tanger telegraphiert wird, gestaltete sich der Nachzug der Franzosen bei Taza zu einer aufgelösten Flucht. Die Magazinvorräte wurden zwar teilweise verbrannt, doch fielen trotzdem noch riesige Mengen dem Feinde in die Hände. Die Rifkabylen tauchen übrigens auch schon zwischen Tanger und Tetuan hinter den spanischen Linien auf und bedrohen die Spanier durch Ueberfälle. VER Keen ee ei R en en ee wen eee R eL LLL ZL RR R REEL TIEREN Bann werden die besetzten Rheinstädte geräumt? Paxis, 20. Juli. General Guilleaume, der Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen im Ruhrgebiet, teilte dem Verwaltungspräsidenten von Düsseldorf mit, daß er die Zone bis Freitag mitternachts räumen werde. London, 20. Juli. Auf Ersuchen der englischen Regierung, machten die französische und belgische Regierung bekannt, daß die Besatzungstruppen Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort bis 15. August räumen werden. England und Aegypten London, 20. Juli. Als Ergebnis der Verhandlungen zwischen Chamberlain und Pascha wird in nächster Zeit die Ernennung Zivar eines eingeborenen ägyptischen Generals zum Oberkommandanten der ägyptischen Truppen erfolgen. ten, indem sich sowohl die Serben als auch die Kroaten, wie erstere schon fest, zu Hause fühlen. Das müssen unsere weiten Kreise fühlen und das werden sie in der Selbstverwaltung fühlen. Viele von den unsrigen verstehen dies nicht und dies ist 208, was auch die vom der kroatischen Vereinigung nicht" verstehen. Und deshalb haben sie auch nicht richtig erfaßt, daß nicht die staatsrechtliche Autonomie wichtig ist, sondern die Selbstverwaltung, und daß diese nach den väterlichen Bedürfnissen, wie sie sich im praktischen Leben zeigen, durchgeführt werden muß. Mit denen von der kroatischen Vereinigung steht es so: Sie sind wie Statisten, wo man sie hinstellt, dort bleiben sie auch stehen. Die Politik ist jedoch sein Stehenbleiben, sondern Bewegung. MS ich von ihnen forderte, daß sie Republikaner werden, nicht wegen der Republik, sondern wegen der einheitlichen kroatischen Front, damit wir dadurch die Radikalen zwingen, mit uns zu verhandeln, wollten sie das zuerst nicht; nachdem sie aber Republikaner geworden sind, wollen sie nun auch Republikaner bleiben. Ich habe ihnen bereit. Damals gesagt, Daß wir alle Monarchisten werben wollen, sie schämen sich jedoch fegt und wollen Republikaner bleiben“, . .