Banater Deutsche Zeitung, Januar 1927 (Jahrgang 9, nr. 1-23)

1927-01-14 / nr. 10

> br: wi Be K ; re =< £ ee zu R es 2 5 3 > Ar NC . <= # 07 Bi N%. 4.5.58. rn nn N; * + IEEE TRAN “ - in De AS ER u Preis 4 Lei ) M4 - a u­ Z­ug ———zährig 508 Lei, vierteljährig 260 Lei und 18 Kemesvar 19 Lei monatlich. — Bezugspreis für das Dollar.­­­ Einzelpreis: Achtseitig 4 Lei, zwölfseitig 5 Lei. gg Zimiroara-Temesvar, Freitag,­­ den 14 Jänner 1927 REN Ein neuer Staatenblock im Werden? : „Bussolinis Bestrebungen nach einem Bieterbund: Deutschland, Italien, Ungarn und­­ Rumänien — Die neuesten Phantasien und Kombinationen in der Weltpolitik Berlin, 12. Jänner. In deutschen diploma­­tischen Kreisen verfolgt man mit gespanntem In­­teresse den Verlauf der stark eingesetzten Diplo­ma­­tischen Manöver, die Italien in letzter Zeit be­­gonnen hat, um sich nach allen Seiten die Refi­­wWion zu stärten. Man will von einem Plan Mussolinis wissen, der einen ganz neuen Staatenbund zu bilden bestrebt ist, der die Aufgabe haben sollte, Nord- und Südslawen voneinander zu trennen. Wie bekannt, ist zu Ende des Jahres ein Freundschafsvertrag zwischen vergangenen Deutsc­­land und Italien, vorher zwischen Rum .­ Es ist weiters ein offenes Geheimnis, daß sich Fäden auch Wien und Italien und letzthin zwischen Al­b­a­­­­nien und Italien zustande gekommen, zwischen Bulgarien und Ungarn einerseits und­­­ dem Land Mussolinis andererseits spinnen. Dem­­gegenüber hält die Spannung des 1. Jetsteren: mit Jugoslawien und Frankreich an. SI Man. ‚rechnet ee „5 Brenn in. :deuts <en diplomatischen Ge Kreisen damit, daß Italien in diesem Jahr Die Be­­ziehungen zu­ Deutschland zu vertiefen bestrebt­ sein wird, denn sein Endplan bestehe­­ in nichts anderem, als die französische Riviera, die Insel Korsika und auch das unter französischer Oberhoheit ste­­hende Tunis für Italien zu erwerben. Italien bedarf dafür in erster Linie der Freund­­schaft Deutschlands und hat sich aus diesem Grunde mit einem­­ Anschluß Oesterreichs einverstanden erklärt, wodurch das Deutsche Reich an Italien und Ungarn angrenzen würde. § 7­4 Mussolini ist entschieden dagegen, daß ein­ Korridor von der Tschechoslowakei nach Jugoslawien geschaffen werde und will viel­mehr einen Staatenbund zwischen Deutschland--Italien-­­Ungarn— Rumänien zustande bringen. Durch diesen Vierländerverband «wür­­den erstens die Nord- von den Südslawen getrennt, dann­­ aber ein direkter Weg vom Mittel­­ländischen bis zum Schwarzen Meer, sowie eine Wasserstraße von Hamburg bis nach Galatz ge­­schaffen. : x A —— an SS u rn v Die Klage der ungarischen Grundbesitzer gegen den rumänischen Staat Bukarest, 12. Jänner. Die heutige „Lupta“ berich­­tet, daß laut einer im Außenministerium eingelang­­ten Nachricht das Schiedsgericht in Paris im Pr­o­­teste der ungarischen Optante­n gegen den rumänischen Staat wegen Enteignung ihrer Güter eine für den rumänischen Standpunkt ungünstige Entscheidung gefällt habe. "Das Schiedsgericht soll sich nämlich Groß wohl­ rumänischen begründeter Einiwendungen der Vertreter, unter denen sich auch der bekannte franzö­­sische Politiker und gewesene Minister Millerand befindet, für zuständig zur Entscheidung dieses Rechtsstreites erklärt haben. In hiesigen politischen Kreisen glaubt man, daß Rumänien, falls diese Nachricht sich bewahrheiten sollte, dieser Standpunkt des Schiedsgerichtes nicht akzeptieren, sondern an den­ Völkerbund rekurrieren werde. 4 ENDE * var 4 tan .Die Installierung Bukarest, 12. Jänner. Heute fand die feierliche Installation des neuen Gouverneurs in Anwe­­senheit des gesamten Verwaltungsrates statt. Gouverneur Burileanu erklärte in längerer Anparache, er werde bestrebt sein, den­­ Geist der Mäßigung, der Organisation und der Tradition, von dem die Leitung des Institutes bisher beseelt war, auch weiter aufrecht zu erhalten. Er betonte aber, daß er unter Tradition nicht V­er­­malktung, sondern fruge Anpassung an die jeweili­­gen wirtschaftlichen Verhältnisse verstehe. Er sei sich der wichtigen Rolle des Institutes Wirtschaftsleben können, für das gesamte­­ des Landes voll bewußt. Er wies schließlich auf die­ Notwendigkeit der Erschließung ausgiebiger Kreditquellen Landwirtschaft hin und betonte, daß nur auf diese Weise die sozialen der Agrarreform Die Forderungen der rumänischen Studentenschaft Bukarest, 12. Jänner. Eine Konferenz Bye Universitätsrektoren unter dem Vorsit­z des Unterrichtsministers beschäftigte sich gestern mit der Lage am,den Hochschulem, insbesondere aber mit­ den Forderungen in­­ der jüngsten Denkschrift der Studentensc­ha­ft. 5841 051 eas TER Betreffend der Leichenfrage neun wurde beschlossen, den israelitischen Kultusgemeinden neuerdings nahezulegen, für eine entsprechende Versorgung der Fakultäten mit Leichen Sorge zu tragen. Die anläßlich der lezten Demonstrationen über eine Anzahl Studenten verhängten Strafen wer­­den nur dann aufgehoben werden, wenn die Studen­­tenschaft ausreichende Garantien für die Rechterhaltung der Ruhe an den Hochschulen gibt. Aus­­"Ziele des Gouverneurs der Nationalbank tn Clausus oder Nullus wurde für die ; verwirklicht­­ werden Eine Distussion über die Frage des als­­ Numerus gegen ­­"Rn AEH BEHG rc u are Gasen GIER ETTLINGEN LTE EEE TELLER EEE m Die Flamme Bon Elja v. Bonin Marie Renari legt den Brief, den sie soeben ge­­lesen hat, auf den Tisch und beginnt erregt die Räume zu durchwandern, beobachtet von den un­­ruhigen Blicken ihres Hundes, der schließlich sich seufzend von seinem Lager erhebt und ihr zu folgen beginnt. Sie lächelt einen Augenblick dem Tier zu. Dann tritt sie wieder an den Tisch und überzeugt sich zum zweiten Male davon, daß dieser Brief’ die trost­­lose Nachricht enthält, die sie ja schon lange kannte und fürchtete, vor der sie am liebsten in den Winkel irgend einer Kleinstadt sich verkrochen hätte — die Nachricht, waß das Buch erschienen sei. „Der Buchhändler, der in dieser Sache mein Ge­­währsmann ist,“ liest Marie Renard, „zeigte mir die Aushängebogen und die recht auffällig gehaltene An­­zeige, die im Börsenblatt eine ganze Seite in An­­spruch nimmt. Sogar von Plakatierung, die man be­­absichtige, sprach er.“ Schaudernd knüllt Marie Renard den Brief zu­­samm­en. Ach Gott, wie töricht, sein­ Absender ist ja unschuldig an dieser Infamie, ist der immer gute und hilfreiche Freund, dem — leider — das unvernünfti­ge Herz sich nie hat zuwenden wollen. Der Schuldige war ein anderer. So also war das: Während sie die Erinnerung an jene Zeit n ihrem Herzen verschlossen hielt, hatte­ er emsig auf seine großen Papierbogen alles aufgeschrieben, was sie getan und gesagt. So war das: Ihr Lächeln hatte ex abkonterfeit und den Grund, den er gehabt hatte, Liebenden hatte er gesammelt, und nun waren sie wie aufgespießte, bunte Schmetterlinge in diesem Plakaten an Wänden und Säulen würde angepriesen werden. z leid) daneben. All diese tausend halb nur gewollten,­­ ungewissen und zuvor nie überdachten Gesten einer­­ Bu, das mit grellen Ach, pfui! Und konnte er für dieses frevelhafte Tun, den jämmerlichen Verrat ihrer Treue auch nur eine Ausrede finden, Vorwände, Beschönigungen ? Marie Renard haßt dieses Buch, ehe sie nur seine erste Seite aufschlug. Womit würde es beginnen? Wird vielleicht gleich das abendliche Fest beschrieben werden, auf dem sie sang... und wie er dann, so als gäbe es niemanden außer ihr in diesem glänzenden Saal, auf sie zutrat, ihre Hände nahm und küßte — viel zu lang und viel zu stürmisch -- --* Oder ihre Fahrten im Frühling in die bung der Stadt, da man erst bei Mondenschein Umge­­over doch, wenn die Sterne am Himmel aufgezogen waren, zurückkehrte — Oder jener unvergeßliche Abend, da­ sie, als Gast in­ Kiew die Isolde sang, und­ er — Wahnsinn war es doch — Isolde — von ihr forderte, daß — ss hatte er gesagt in seinen Armen sterbe und­ diesen fetten, abgeschiedenen Tristan sich selbst überlasse — — Die­­sen Abend: sie hat nie den erstaunten Blick und­ das unterirdische Lächeln vergessen, mit dem der herbeige­­rufene Arzt, als sie aus der markierten Ohnmacht er­­wacht war, ihr Spiel quittiert hatte. Mein Gott--- er wird doch dieses Vorfalles nicht etwa Erwähnung tun! Es ist fünf Jahre her, gewiß, aber dennoch — “r<ivar es auszudenken, wenn be­­kannt würde, daß, als die treueste Diene­rin Renard, die ernsthafte Leute in ihrer Kunst bezeichneten, um der findlichen Laun e­ines jungen Literaten willen eine alberne Komw­sc­e vorgetäuscht hat. Dies Buch m­uß verschwinden! Ach -­ Flatt­en des wehrlosen Vogels, dem die Kralle des Räubers ins Fleisch schlug. Es ist schon , dunkel, als Marie Renard­ die Straße betritt. Sie hat den langen Schleier angelegt, den sie vor Jahren anläßlich eines Trauerfalls ge­­tragen hatte. Sie wird in irgend­einem unbekannten­­­­ Laden der Vorstadt nach dem Buche Umschau halten. Eben will Marie Renard die Straße freitzen, als von gegenüber, lebhaft gestikulieren,­ ein Herz auf sie zu­­steuert. Unmöglich zu entkommen — doch eilig winkte sie dem vorbeilausenden Wagen, steigt ein und dem Führer einen Straßennamen der Vorstadt rust­ zu, der ihr­ gerade einfällt. Gott sei­ Dank — hier wird sie seinem Bekannten begegnen. Gemüsekeller, deren Eingang in irgend­­einem Hoftor verkrochen liegt; winzige Fleischerläden, in deren unappetitlicher Auslage zu beiden Seiten magers" Blattgewächse prangen.­­ Ein­ Schneiderge­­schäft; ein Tischler, der als Prunkstück den allzu be­­kannten Biederm­eiersekre­tär mit schwarzen Edhen auf­­gestellt hat . Dort, "endlich, eine­ Auslage von Büchern: ] +.) Marie Renard tritt ein. Ein biederer Mann, der offenbar gerade mit Buchbinderarbeiten beschäftigt ist, in dunkler Ueberschürze, läuft eilig herbei. Etwas Neues, das sich als Geschenk eigne? Ohzja, gewiß. Verwirrten Blicks holt er die Leiter herbei, klimmrt hinauf und bleibt, oben angelangt, unschlüssig stehen. „Soll es mehr etwas Lustiges sein?“ fragt er, „over wäre mit Memoiren gedient. Das wird heute ja­ gern gelesen.“ „Irgend eine Neuerscheinung, bitte,“ sagt Marie Luise, zornig, daß immer noch diese kindische Un- ER sie beherrscht. „Ich will das Buch verscien­­en" Zu­­­m: „Da könnte ich etwas ganz Neues empfehlen,“ antwortet der Buchhändler, klettert eilfertig hinun­­ter und legt mit spwungvoller Geste ein Buch auf den Ladentisch. Ist es das? Nein — eine fremde ge­­schmacklose Titelphrase starrt ihr entgegen : „Es soll ein neues Buch von Florestan Reimer erschienen sein,“ bringt Marie Renard zögernd vor. „Hol' doch mal das Börsenblatt her," ruft der Buchhändler nach hinten.­­ x |

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