Banater Deutsche Zeitung, Juli 1931 (Jahrgang 13, nr. 141-167)
1931-07-22 / nr. 159
b Preis 4 2ei 18. Jahrgang rig 500, vierteljährig 260. ugspreis bei Vorauszahlung: ganzjährig 980, halbjä Sennstellung in Temeswar 10 Lei monatli Bei Zahlung im Nachhinein wird der monatliche Bezugspreis bere monatlich 90 Lei, — 4 — Ausland monatlich 150 Lei. net. Einzelpr.: 4, Sonntag, 5 Lei, Timișoara-Temeewer, * Löbl. Kulturgmt des Verbandes“ Mader Deutschen in Gross-Rumaen, Sibiu-Hermanstadt , uam | Schriftleitung Vernfore Bere eher und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Schriftleitung 9 Mittwoch, 22. Juli 1931 Ar. 159 Deutsches Nr. 14-18, Verwaltung Gs Para beheint täglich 4 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Sonn und Feiertagen, Eine Lösung muß gefunden werden! iat Donald sieht in der deutschen Krise eine sswere Gefahr für ganz Mitteeuropa Die Londoner Konferenz wird einige Tage dauern Der amerikanische Standpunkt: Die Hilfe für Deutschland darf nicht an poetische Bedingungen geknüpft werden London, 21. Juli. (Dp) Reichskanzler Brüning, Außenminister Curtius, sowie die französischen, italienischen und belgischen Delegierten sind gestern nachmittag 4 Uhr 18 Minuten auf dem Londoner Victoria-Bahnhof eingetroffen. Sie wurden hier vom englischen Ministerpräsidenten Mac Donald und vom Außenminister Henderson empfangen. Anwesend waren noch die europäischen Finanzsachverständigen, sowie Gesandtschaftsrat d. Blessen und Presseleiter Zechlin von der deutschen Gesandtschaft. Mac Donald und Henderson eilten, nach Einrollen des Zuges in die Bahnhofshalle, zuerst zu jenem Wagen, aus dem die französischen Minister ausstiegen. MacDonald begann Gespräch mit Briand, setzte aber, von Henmerksam gemacht, seinen Weg entlang des |ee Be “TZ Empfang war eine große Menge Volkes anwesend, das sich ruhig verhielt. Doch konnte der Empfang nicht ganz ohne Zwischenfall vor sich gehen. Einige deutsche National-Sozialisten haben, als das Auto des belgischen Außenministers Hymans sie pusfahren sahen, mit einer heftigen Demonstration gegen Brüning begonnen. „Nieder mit Brüning, riefen sie, doch lebe Hitler!“ Die Demonstranten schienen das bewimpelte Auto des belgischen Außenminister für ein deutsches, die belgischen Farben für Deutgehalten zu haben und durch diesen Umstand zur Demonstration hingerissen worden zu sein. Ministerpräsident Laval erklärte vor seiner Abreise nach London: Ich bin Optimist! London, 21. Juli. (Op.) Gestern nachmittags 6 Uhr begann im Ministerzimmer des englischen Unterhauses die Konferenz. Die Minister von sieben Staaten, die zur Konferenz geladen waren, haben sich um einen großen, L-förmigen Tisch gesetzt. Der englische Ministerpräsident Macdonald begrüßte die Erschienenen und schilderte die Ursachen der gegenwärtig herrschenden Krise. berichFranzösischer Ministerpräsident La waltete dann über den Verlauf der Pariser Verhandlungen, hob deren freundschaftlichen Ton hervor, um sodann Frankreichs Standpunkt in eingehender Weise zu beleuchten. Auch Brüning fand anerkennende Worte für den herzlichen Ton, der die Verhandlungen von Paris auszeichnete, stellte dann fest, daß zur Beseitigung der deutschen Finanzkrise die Abschaffung der kurzfristigen Darlehen und die Erhöhung der Golddekfung der Reichsbank nötig sind. Ministerpräsident Macdonald erklärte, die ersten Reden zusammenfassend, daß die Londoner Konferenz von weltgeschichtlicher Bedeutung, ihr Ausgang aber von unabsehbaren Folgen für die finanzielle und wirtschaftliche Lage der ganzen Welt sein wirden Nach der Rede Macdonalds fand eine Besprechung statt, in deren Verlauf die deutschen Minister auf die große Nachgiebigkeit des deutschen Standpunktes hinwiesen. Die Konferenz wurde sodann auf 8 Uhr abends vertagt. Die deutschen Minister nahmen eine Einladung Macdonalds zum Diner an und speisten beim englischen Ministerpräsident. London, 21. Juli. (Dp) Der englische Ministerpräsident MacDonald wies in seiner Rede, die er bei der Eröffnung der Londoner Konferenz gehalten hat, darauf hin, daß die Weltfrise ihren Grund und Ursache vor allen Dingen in jenem Umstande hat, daß durch eine unerhörte Entwertung der landwirtschaftlichen Produkte Handel und Industrie in Schwierigkeiten geraten mußte, während der Grundbesitz über alle Maßen in "Verschuldung geriet. Die schwierige Lage, in die auch Deutschland geraten ist, hat die ausländischen Kreditent md. Bei MN »iorengiert ein Eva und Curtius. Herd: Ant: * ho ; im Augenblick gar nicht ermessen 28274 Z DAB N 19817: “ nt 1 m und geleitete ihn so zu seinem plan zwar eingegriffen, doch konnte dadurch die bereits eingesetzte Massenflucht des Kapitals aus Deutschland nicht mehr verhindert werden. Deutsche Finanzfachleute schätzen das so abgeströmte Kapital auf 150 bis 200 Millionen Pfund. Die Krise ist keine lokale deutsche Krise sondern sie bedroht bereits ganz Mitteleuropa mehr, mit dem Zusammenbruch, Es muß dahingetrachtet, werden, daß das Vertrauen des fremden Kapitals in Deutschland wiederhergestellt werde. Es gibt finanzielle und politische Fragen damit im Zusammenhang zu schlichten. Die Londoner Konferenz wird sich aber bloß mit finanziellen Fragen zu befassen haben. Wann jetzt ein befriedigendes Ergebnis erzielt wird, so zieht das nicht bloß die Normalisierung der gegenwärtigen Lage, sondern die Pazifizierung Europas nach sich. Wir sind nicht zusammengekommen, um Gewalt anzuwenden, zu siegen oder zu vergewaltigen, sondern um uns und Die Schwierigkeiten zu verstehen. Unsere Völker benötigen neues Vertrauen und neuen Mut. Arbeiten wir wie Freunde und dann werden wir sicher sein zwischen unseren Völkern. Es muß eine Lösung gefunden werden, entweder durch Gewährung neuer Anleihen oder durch Eröffnung von Krediten. Entweder so oder anders, aber eine Lösung muß gefunden werden. Die Zeit ist gegen uns, jede Stunde, die verfließt, vergrößert die Gefahr des Zusammenbruches. Washington, 21. Juli. (Dp.) Präsident Hoover beriet sich gestern längere Zeit mit amerikanischen Finanzsachverständigen und Senatoren über die europäischen Probleme. Im Weißen Haus ist man unentwegt der Ansicht, daß die Aktion zur Hilfe Deutschlands eine rein finanzielle sei, in der Folge also von den französischen politischen Forderungen unabhängig bleiben muß. London, 21. Juli. (Dp) Die Konferenz dürfte unter keinen Umständen vor Ablauf von drei Tagen beendet sein. Man rechnet damit, daß Donnerstag der Schußtag sein könnte. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß sich die Besprechungen bis Ende der Woche oder noch darüber hinaus ausdehnen können. Washington, 21. Juli. (Dp) Der amerikanische Präsident Hoover pflog gestern lange Verhandlungen mit Finanzsachverständigen und Mitgliedern der Regierung. Man suchte eine Formel, Durch deren Anwendung man Deutschland mit Umgehung der französischen Forderungen in 2 Londoner drei ji auf die Beine helfen könnte. Haus. Vereinheitlichung oder Vergewaltigung ? Von Rechtsanwalt Dr. Karl Gündisch. Mit ungeheurer Bestürzung und tiefer Besorgnis haben wir den Vorentwurf des Justizministers Hamangiu zur Vereinheitlichung der Gesetgebung gesesen. Was man zuerst als einen schlechten Scherz erzählte, was später mit Befürchtung ausgesprochen wurde, es scheint bitterer Ernst werden zu Siebenbürgen und die anderen angeschlossenen sollen. Gebiete sind ernstlich bedroht, mit Beginn am 1.Jänner 1932 auf dem ganzen Gebiet der bürgerlichen Gesetzgebung, der ganzen Gruppe der Handelsgesete (Handelsgesetz, Konkurs- und Wechselgesetz) und der ganzen Strafgesehzgebung die Gesete des Altreiches eingeführt und alle Rechtshandlungen, die nach dem ersten Jänner 1932 vorgenommen werden, den Prinzipien einer bis heute bei uns unbekannten Gesetgebung unterworfen zu sehen. Aber nicht nur das materielle Recht, nein, auch die formalen Bestimmungen der reichsrumänischen Gefleggebung sollen auf Siebenbürgen und die angeschlossenen Gebiete ausgedehnt werden. Es ist ein wahres Wunder, daß der Herr Justizminister die in Siebenbürgen und den angeschlossenen Gebieten in Geltung befindliche Institution der Grundbücher geschont hat. Was dieses Dannergeschenk für uns bedeutet, kann werden. Soviel i Die [112 zfristigenKre Di € € YDe 7 74 „flu 7 5 673 "Xc Er 15" „ZFänner 1932 tatsächlich diese ganze manischer Gesebe auf die Gebiete ausgedehnt werden sollte, ein Chaos in der ganzen Rechtspflege sich einstellen wird, das unter Umständen ganz katastrophale Auswirkungen haben kann. Das Labile in unserer Gesebgebung, das Schnellzugtempo, mit dem bei ung unreife Gesehe dem Lande und seiner darunter leidenden jede Regierung vorgelegt werden. Bevölkerung durch die, kaum daß sie die Presse verlassen haben, schon abgeändert werden, ist leider jedem von uns zur Genüge bekannt. Solche Gesetze lassen sich aber noch durch die Raschlebigkeit unserer Zeit, durch Probleme, die der Alltag aufwirft, rechtfertigen. Nicht rechtfertigen läßt sich jedoch die einfache Ausdehnung von Geseten aus dem einen in den anderen Landesteil, ohne Ansehung des historisch Gewordenen, ohne Rücksichtnahme auf den Jahrhunderte alten Usus und die Jahrhunderte alte Entwickelung der Völker, soferne diese Gesehe vitale Interessen dieser Landesteile berühren und täglich tief in das Leben dieser Völker einschneidende Wirkungen auslösen müssen. Nicht von den Berufsständen der angeschlossenen Gebiete, die von der Ausdehnung der reichsrumänischen Gesäße auf die übrigen Landesteile selbstverbendlich und vor allen anderen betroffen werden, soll hier die Rede sein. Sie werden in einer Zeit des Ueberganges die Leiden der Unsicherheit in der neuen Materie ertragen müssen und sich je nach Charakter und Gewissenhaftigkeit mehr oder weniger in die neue Lage hineinfinden. Auf jeden Fall werden sie die ersten sein, die den Weg aus dem Chaos wieder herausfinden. Schwerer, ja fast untragbar scheint uns das Problem vom Gesichtspunkte der in den angeschlossenen Gebieten in einer Jahrhunderte alten Gesebe3tradition lebenden Bevölkerung zu sein, die sich in einer Uebergangszeit von einigen Monaten unmöglich auf eine Gesetgebung einstellen kann, die wenigstens zum Teil ihrem Wirken und Schaffen im Staatsverbande bisherigen und menstlich in der Familie widerspricht. Wir wollen nicht mißverstanden sein. Wir bekämpfen die Vereinheitlichung der Geseßgebung und aus prinzipiellen Gründen. Im Gegenteil. Wir müssen sie aus Gründen der Zweckmäßigekeit, aus Gründen eines geschlossenen, einheitlichen Wirtschaftslebens, das wesentlich von der Gesetgebung bestimmt und beeinflußt wird, aus Gründen des Ansehens unseres Landes und des Vertrauens, das wir vom Ausland in unsere Gesetzgebung erwarten und erhoffen, geradezu sehnlichst herbeiwünschen. Wir müsen aber eine Vereinheitlichung, so wie angeschlossenen ist reichsruna