Evangelischen Gymnasiums zu Kronstadt, Brassó, 1872

REV 9b Zur Vergleichung der „lliade“ und des „Nibelungenliedes.“ von M. Türk. w enn ich die vorliegende Arbeit, welche ursprünglich nicht zu einer Programms-Abhandlung bestimmt war, hiemit dem Druck übergebe, so hin ich mir dessen wohl bewusst, dass ich das Thema nicht in seiner ganzen Ausdehnung erschöpft habe. Indessen glaube ich aus dem ge­diegenen Materiale, welches ich benützt habe, des Wissenswerthen so Manches bieten zu können, das vielleicht den Freunden der schönen Literatur willkommen sein dürfte. Es ist ja in letzter Zeit das Interesse für diese Meisterwerke der Yolkspoesie ein sehr reges geworden und mit Beeilt, denn die „lliade“ und das „Nibelungenlied“ können als wahre und würdige Eepräsentanten des hellenischen und germanischen Genius gelten. Andererseits leitet mich dabei der Wunsch, die Studirenden unsrer Mittelschulen, welchen in der kurzen Unterrichtszeit nur Bruch­stücke jener beiden Epen geboten werden können, zum eindringenden Selbststudium derselben anzuregen und ihnen das tiefere Verständniss derselben zu vermitteln. Den Stoff gedenke ich so anzuordnen, dass ich zuerst über Volks- Poesie einige Bemerkungen vorausschicke, dann über das Epos spreche, ferner Gehalt und Form der bőiden Epen vergleiche und dann zur Dar­stellung ihrer Entwickelungsgeschichte übergehe. Schliesslich werde ich beide Dichtwerke nach ihrem ästhetischen Wortho beurtheilen. 1

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