Bukarester Gemeindeblatt, 1912 (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1912-07-22 / nr. 30

1­2 . 5: . SIEHT RUE ESEL on T FREE 7 TEE 5 · ·««..­ « ag: in SB TREE Bukarester Gemeindeblatt No..««d­).« Doch die Politik berührte SJranke n­ochwe­g,erlebte ganz in seinen theologischen und philosophischen Interessen. Als er 1814 die Universität Leipzig bezog,entschied er sich zunächst für das Studium d­er Theologie.Er hörte mit Vorliebe die kirchengeschichtlichen Vorlesungen Tzschirners. Auch die Literaturgeschichte der heiligen Schriften zog ihn sehr an.In den Psalm­en,die er auch zu­ übersetzen suchte,erblickten herrliche Denkmäler des»grauen,gott­­innigem gottgläubigen Altertums.««Weniger Geschm­ack gewann er der Dogm­atik ab.D­as rationalistische Streben, Glaube und Wissen auszugleichenz stieß ihn ab;die Glaubenswahrheiten galten ihm schlechtweg als Offenba­rungen,die der Bestätigu­ng durch vernu­nftm­äßige Grü­n­de nicht bedürften.Doch war Rank ein kritischen Fisagenfi sei genug,um­ ohnei weitereg zu­zustimmen,wenn er m­a n­ach­­gewiesen wurde,daß die Psalmen nicht Gesänge des Königs David seien.—Un­ter den Philosophen studierte er vor­­wiegend Kant,den»E P­hilosophen des Protestantismu­s und Fichte, dessen „Anleitung zu einem seligen Leben“ einen besonders tiefen Eindruck auf ihn machte. — Vor allem aber­ begeisterte er sich an der Heldengestalt luther 8. A­ 3 das Reformationsfest von 1517 vorbereitet wurde, dachte Rante daran, eine Biographie Luthers in der Sprache des großen Reformators zu schreiben. Der Plan kam zwar nicht zur Ausführung, aber Ranfe erhielt durch diese Be­­schäftigung tief gehende Anregungen, die auch für seine spätern Studien bedeutsam wurden. Noch überwog freilich das religiöse Interesse. Selbst in der Abendmahlslehre ergriff er Luthers Partei 10 eifrig, daß ihm sein Bruder Heinrich zurief: „Du wirst noch einmal eine Säule der Kirche werden !" 68 sollte allerdings — sofern man unter einer Säule der Kirche einen Bastor versteht — anders kommen. Nante entschied sich nämlich nach einigem Schwanken endgültig für den Lehrerberuf. Nachdem er in Berlin die Lehramts­­prüfung bestanden hatte, nahm er, kaum 23 Jahre alt, eine Stelle als ordentlicher Lehrer in Fransfurt a. D. a. Die Beschäftigung mit Thucydides und mit Niebuhr, die Studien über Luther hatten Nantes Vorliebe für Ge­dichte schon bisher geweckt. An rantfurt, wo er seinem „edlen” Berufe mit Liebe und Treue oblag, vollzog sich nun der endgültige Umschwung. Hier erkennt er seine eigent­­liche Lebensaufgabe, zu der ihn innigster Drang hinzog. Welches war dieser Drang ? AS man einmal seinen Büchern Mangel an philoso­­phischem und religiösem­nteresse vorwarf, da meinte er, daß es lächerlich sei, dies zu hören ; denn gerade dies In­teresse, u. zw. ganz allein, habe ihn zur Historie getrieben. Wir haben etwas von der Wahrheit dieses Gutes bereits kennen gelernt, als wir von Manses Begeisterung für Luther sprachen. In Frankfurt scheint freilich seine reli­­giöse Stellung eine leise Wandlung erfahren zu haben. Innere Kämpfe um den Glauben­ stellen sich ein. „Hätte ich Glauben, wäre ich fest!“ sagte er 1820 zu seinem Bruder Heinric), und 1822 schreibt er beim Tode eines gemeinsamen Freundes an denselben Bruder: „So, wenn man nur gewiß glaubte, lieber Heinrich. Die Erde ist gar zu nah und hart und dunkel; wir haben alle von der Granate gegessen, und Schon oben sind wir den Umtern gefangen sind verfallen. Alles was auf Erden ist, geht hinab, nur der Sonnenstrahl nicht , und das Licht und die Farbe, die arme Farbe selbst allein, ist ü­berirdisch. Ob wir das an den Dingen gebrochene Licht allein zurückpringen faben, wenn die Dinge vergingen?” — Ueber ein pieti­­­­stisches Ehepaar, das er kennen gelernt, schreibt er seinem Bruder: „Stimmte ich nur so von ganzer Seele mit ihnen überein, wie ich nicht tue, und wie du tum würdest, und wäre nur nicht bei mir einiger katholische, vielleicht sogar heidnische Sauerteig zurüc!” Er hat si ob solcher Reden selbst Vorwürfe, aber die Zweifel kommen immer wieder. Dennoch schreibt er 1824 an Heinrich: „Wir glauben beide an einen lebendigen Gott, bei mir gegen­wärtig, der ich schreibe, und bei dir, wenn dus liest. Der einzige Unterschied ist, daß du reiner, fteter, fester an ihn glaubst und nach seinen Geboten wandelst, und ich häufig, das ist alle Tage, von ihn abfalle und ihn vergesse ; aber daß er lebt und ist, wer ich so gut, als daß ich selber lebe." — Wenn neue Unruhe über ihn kommt, dann bittet er etwa die Freunde, daß sie für ihn beten sollen; er fragt­ si wohl auch vorwurfsvoll: „Was ist doch dies ungläubige, törichte, eitle Zweifeln in mir?” Aber dann tröstet er sie mit dem Cat: „Gott aber ist sein selbst gewiß in allen Menschen." So bleibt er schlielich dennoch­ fest im Glauben, macht er doch immer wieder die Er­fahrung, daß, wenn er betet, alles „sehr gut“ wird. Selbst an den Dogmen von der Menschwerdung, vom Erlösungse­werk und der Auferstehung Christi Hält er fest. 1822 predigt er einmal in den Ferien vor Eltern und Geschwistern in der Kirche zu Wiehe mit solcher Kraft und Freudigkeit, daß alle tief ergriffen wareıt. € 3 ist also eine ganz persönlich errungene protestantische Stäubigkeit, die wir bei Nanse beobachten künnen. Er hat sie sich auch später bewahrt, als Professor in Berlin, wohin er 1825 berufen worden war, während seiner Wander­­jahre, die ihn im Zeitraum von 1827—1831 nach Wien, Prag und Italien führten, und während seines ganzen langen Lebens. Der Aufenthalt in katholischen Ländern hatte ihm sogar den Verdacht eingetragen, er sei selbst katholisch geworden, woran er natürlich nie gedacht hatte. — Von der Jungkeit seines religiösen Empfindens haben wir aus jeder Periode seine Lebens zahlreiche Zeugnisse. Als er 1831 nach Berlin zurückehrte unterhielt er sich einmal mit Fran Bettina über Arnims Tod und war von ihrem­ festen Glauben an das Jenseits tief ergriffen. Bei einer Wanderung im Hochgebirge ist er über­wältigt von dem herrlichen Anblic der Natur: „alles Welt­­wesen” weicht aus seiner Seele, er fühlt den Gott des Alten Testamentes: „so mag es dort sein,” sprach er, „wo Mose mit ihm sprach." — 1845 hatte sich Ranfe mit Klara Graves verheiratet. Als ihm ein Jahr später ein Sohn geboren wurde, schrieb er an Heinrich, welch großen Eindruck dies erste Eintreten eines menschlichen Geschöpfes in die Welt auf ihn gemacht habe; „es ist ein Wunder, beides Gottes und der Natur. “ Mit seiner­rau gemeinsam treibt er eifrig Bibellektüre und erbaut sich immer wieder­ an dem erhabenen Geist, der in den heiligen Schriften waltet. Gelegentlich eines Besuches in England wurde er von­­

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