Bukarester Gemeindeblatt, 1912 (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1912-07-22 / nr. 30

Sonntag 22. Juli/4 August 1912. Jahrgang VIII. ker ő T. u. Rankes Stellung zum Christentum. Im unserem Blatte ließen wir in letter Zeit wiederholt Dichter, Philosophen, Theologen und Staatsmänner als Zeugen für das Christentum zu Worte kommen. Mag es nun auch mit einem Historiker geschehen u. zw. gleich mit dem bedeutendsten, den Deutschland hervorgebracht, mit Leopold von Nanke, dem „Vater der modernen Ge­­schichtsschreibung”, dem „objektivsten aller modernen His­­torifer”. T. N­ante hat einmal in seinem Greifenalter­ gesagt: „Die Sindrüce, welche die jugendliche Seele empfängt, wirken auf das ganze folgende Leben ein, und nicht von dem Zufall werden sie hervorgebracht. Die Ereignisse der Zeit, die Traditionen der Familie, der Ehrgeiz der Altvordern, ein geheimes Gefühl der eignen Kraft erfüllen die Seele mit Entwürfen und Gr­wartungen und Phantasien und geben ihr eine Richtung, die das ganze Leben durchzieht.” Tatsächlich sind die Keime seiner tiefen Religiosität frühe­zeitig durch Familie und Schule, duch Traditionen und Zeitereignisse gepflanzt worden. Nantes Heimat ist Thiwingen. Hier ist er im Jahre 1795 im Städten Wiehe, wo sein Vater als Aovorat tätig war, geboren. Nantes Eltern waren beide sehr from­m, der Vater besonders von unerschütterlicher protesantischer Rechtgläubigkeit. Oft soll er es bedauert haben, daß er nicht­­ Pfarrer geworden war, und in seinem Alter sah er­­ als ein besonderes Glück an, daß er das heilige Abend­­mahl aus den Händen eines seiner Söhne nehmen durfte. ° Der Pfarrerbernuf war ja in der Familie sozusagen erblich geworden. Für alle Votfahren bis ins 17. Jahrhundert waren Bastoren gewesen. Man fann sich denen, daß in diesem Hause der Geist ristlicher Frömmigkeit herrschte. 68 war allerdings seine trübselige Frömmigkeit, sondern eine, die sich mit heitere, frohsinnigen Wesen paarte. Den ersten Unterricht erhielten Leopold und seine Brüder zu Hause, dann beim „Kantor und später beim Rektor der Lateinschule. Auch dieser war streng christlich­ ge­­sinnt. Mit lautem, inbrünstigem Gebete pflegte er die Stunden zu eröffnen. Im Religionsunterricht­ deutete er manchmal an, daß die freisinnige Auffassung des Drvt3­­pfarrers unzulässig sei, und wenn der kleine Leopold etwa gegen einzelne Stellen des Katechismus oder der heiligen Schrift Zweifel äußerte, so tadelte er ihn nachdrücklich. Jedenfalls war schon frühzeitig in­ Nante die Erkenntnis des Guten gewegt worden und der Wille hatte einen ernst­­lichen Antrieb erhalten, von dem rechten Wege nicht ab­­zuweid­en. ALs Zwölfjähriger wurde der K­rabe auf die nahe Kloster­­schule zu Donndorf gebracht. Auch Hier wurde auf die religiöse Erziehung großes Gewicht gelegt. Der Rektor hielt selbst die Sonntagsgottesdienste ab ; an Sonmabenden pflegte er die Knaben im Freien zu Andachten zu ver­sammeln. Noc­­ala Greis erzählte Nanse davon, „in dem Waldesdunkel, unter den glänzenden Sternen, zu ihnen me­hr gefangen Hatte. Zu solchen­ persönlichen Eindrücen kam der Einfluß des Zeitgeizes, der sich unter dem­ Druck der napoleonischen Femdherrschaft mehr und mehr­ dem Religiösen zuwandte. 63 ist die Zeit nach 1812, da der Stern des großen Korfen, für den übrigens auch Nante und jene Kame­­raden geschwärmt hatten, anfing zu sinden. Zum ersten Male hörte man von den Niederlagen des „Unüberwind­­lichen“, zum ersten Male erwachte auch — wie. Nantes Bruder Heinrich, der nachmalige Pfarrer*) berichtet — die Hoffnung, „daß es mit Gott möglich sein werde, die Feinde zu vertreiben. “Ein Klang, der au­f die Stimmung der Freiheitskriege hindeutet ! Proan des Synodalverbandes der deutschen evangelischen Gemeinden an der unteren Donau ( aD Sa =) | | Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei, Strada Luterana 10, *) Auch ein zweiter Bruder, Ernst Nanfe, wurde­­ Platter.

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