Bukarester Gemeindeblatt, 1914 (Jahrgang 10, nr. 1-52)

1914-01-05 / nr. 1

No. 1. Bukarester Gemeindeblatt 3 deklamatoriste und musikaliste Darbietungen bildeten den erqui>enden Uebergang zur Austeilung der Gaben. Es war rührend, die dankbare Freude der Alten, die frohe­­ Erregung der Jungen zu beobachten, die reich beladen mit ihren Gaben gegen 6 Uhr nachmittags den Heimweg an­­traten. Gleichfalls ein Werk der Armenpflege und ihrer Frauen­­­abteilung war die Bescherung im Armenheim Strada Popa Petre 16. Vielleicht war es — wie Pfarrer­­ Honigberger in seiner Ansprache andeutete, — die lezte Be­­scherung in diesen Räumlichkeiten. Schöner wird das künf­­tige Armenheim gewiß werden, freundlichere Zimmer und Säle werden wir dort haben, als sie uns jezt zur Ver­­fügung stehen. Wenn uns nur auch dort immer der gleiche, frohe und dankbare Geist entgegentreten möchte, der uns hier auch diesmal so herzlich erfreute. Wir sind uns dessen gewiß, diejenigen, die Diesmal gearbeitet und Opfer ge­­bracht haben um den Armen eine Freude zu bereiten, sie habens verspürt, wie wohl wohltun tut, und sie werden auch künftig gerne mithelfen. — In schlichterer Weise voll­ 309 sich die Bescherung im Armenheim St. Vasile, wo unsere unermüdliche und so überaus eifrige Gemeinde­­schwester mit ihren Waisenkindern den Weihnac­htsengel ab­­gab.­­Es ist uns ein aufrichtiges Bedürfnis, Schwester Else hier für all ihre erfolgreichen Bemühungen herzlichst zu danken. Ebenso danken wir aus tiefster Seele unsern Helferinnen. Sie haben nicht nur durch ihre Mitarbeit und ihre reiche Opferwilligkeit, sondern mehr noch durch ihren organisierten Anschluß an die Armenpflege auch uns eine große Weihnachtsfreude bereitet. Der Raum unseres Blattes macht es uns unmöglich auch alle andern Bescherungsfeiern ausführlich zu behan­­deln. Aber wir möchten doc wünschen, daß alle Gemeinde­­­mitglieder hätten dabei sein­ mögen, als in der Klein­­kindersäule am Freitag Nachmittag 4 Uhr unter dem strahlenden Christbaum, wo die kleinen Jungen und Mädchen ihre Liedchen sangen und ihre Vierschen auf­­jagten, die mancherlei bunten Gaben den kleinsten Schub­­befohlenen unserer Gemeinde überreicht wurden. Welch­ ein Augen aufreißen und in die Hände klatschen, welch ein Zubeln und Jauchzen.! — Und wie sc­hön erklangen die alten Weihnachtsgesänge in der kirchlichen Schulfeier am Sonnabend. Durch eine größere Gabe einer nicht ge­­nannt sein wollenden Körperschaft konnten noch eine ganze Anzahl von bedürftigen und braven Schülern im An­­scluß an die Schulfeier mit reichlichen Geschenken bedacht werden. Weitere Schüler wurden nun durch den Oester­­reichische ungarischen Hilfsverein und durch die Auguste Vik­­toria-Stiftung beschert. — Am Montag um 5 Uhr wurde sodann im Waisenhause Weihnacht gefeiert. Es war ein rechtes Familienfest mit Liedern, Deflamationen und vorzüglich aufgeführten Weihnachtsstü>en. Man empfindet es an jelchem Tage besonders tief, wer einen Segen unser unvergeßlicher Hölie durc seine Waisenhausstiftung jo manchem elternlosen Kinde gebracht. Gesegnet u sein An­­denken ! — Und reine Freude herrschte auch in der M­ä­d­­h­ensäule, wo aus den Gaben wohlhabenderer Schü­­lerinnen den ärmern durch die Bemühungen der Damen Schenk und Bovensiepen und der Schülerinnen der Jn- Luftrieklasse eine weiche Bescherung zu Teil wurde. Auch die Schülerinnen der obern Klassen unter Leitung der Damen Frl. von Gärtner, Direktorin, und Oberlehrerin Frl. Schmidt betätigten sich bei dieser Bescherung in her­­vorragendem Maße. Nur flüchtig ist unser Bericht. Und doch, welch schönes Bild rührigen Schaffens im Dienste der Wohltätigkeit. E83 ist mir leider verboten worden, einzelne besonders wohl­­verdiente­ Mitarbeiter und Helferinnen der Armenpflege namentlich anzuführen. Aber wir dürfen­ wohl aussprechen : Es ist eine Freude, mit ihnen gemeinsam arbeiten zu können. Gott erhalte der Gemeinde ihren wohltätigen Sinn und mehre ihn von Tag zu Tag, er gebe ihr immer mehr eifrige Mitarbeiter und Helfer, damit sie ihren hohen und heiligen Beruf immer vollkommener erfülle : Betäti­­gung christlicher Nächstenliebe auf allen Gebieten des Lebens. * Sie R. H. Pachklänge zur Sylvesterfeier unserer Höheren Handelsscule. Sie war schön ; darum ist sie auch noch nicht vergessen, obgleich sie bereits 14 Tage hinter uns liegt. Der außergewöhnlich zahlreiche Besuch der Feier durch die Schülereltern gab dem Ganzen ein frohes, buntes Ge­­präge. Da war es selbstverständlich, daß die heitere Stim­­mung auch die jungen Vortragenden zu frischem Auftreten ermutigte, so daß man nichts von dem berüchtigten Lam­­penfieber an ihnen merkte. Das Schüleror<ester, dessen Leitung beim Feste selbst Herr Musikdirektor Garschagen seinem besten Schüler überlassen hatte, überraschte jeder­­mann durch seine Leistung ; ebenso durfte sich auch der von Herrn Lehrer Galter geleitete Chor seines Erfolges freuen. Zwei musikalisch sehr gut begabte Schüler boten den gespannt lauschenden Zuhörern wirklichen Genuß durc ihre Violin- und Klaviervorträge. Auch die „eigenen und fremden“ Gedichte in deutscher und rumänischer Sprache ernteten guten Beifall. Die heitere Stimmung fand beson­­deren Widerhall durch die glatte Darstellung des Sing­­spieles „Singvögelchen”, dessen Titelrolle eine liebens­­würdige junge Dame der Bukarester deutschen Kolonie zu allgemeinem Entzücken gab. Auch die übrigen „Scau­­spieler“ konnten wohl zufrieden sein mit ihrem Erfolge, daß es ihnen so gut gelang, den allgemeinen Frohsinn durc ihr lustiges Spiel zu erhöhen. Dem unermüdlichen, begeisterten Regisseur Herrn Chrapstjak sei besonders herz­­licher Dank gesagt. Die Darstellungen verliefen angenehm rasc­h, so daß nach ihrer Beendigung noch eine Menge von Gästen sich der Genüsse des Büffets und eines frohen Tanzes erfreute. x­­“ Wochenrundschau. An dem gleichen Tage, als in Sigmaringen im Bei­­sein des deutschen Kaisers, des Fürsten Wilhelm von Ho­­henzollern, des Kronprinzen Ferdinand von Rumänien und zahlreicher Fürstlichkeiten die Beisetzung der verstorbenen Fürstin Antoinette von Hohenzollern stattfand, wurde auch hier in Bukarest in der Kathedralkirche St. Josef ein

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