Bukarester Gemeindeblatt, 1922 (Jahrgang 14, nr. 1-53)

1922-05-14 / nr. 20

Jahrgang XIV. Sonntag, 14. Mai 1922 No. 20 Bukarester Gemeindeblatt SehriftleitungR. Honigberger. Geschäftsstelle: Gemeindekanzlei, Sír. Lutherana, 10 Die Lutherfeier in Wittenberg. Die Lutherfeier, die am 4. bis 6. März d. J. in Witten­berg- zur Erinnerung an die Wiederkehr Luthers von der Wartburg veranstaltet wurde, hat — wie das «Mo­natsblatt des Evangelischen Bundes» berichtet — einen erhebenden Verlauf genommen. Esnahmen daran ausser den Vertretern der kirchlichen und staatlichen Behör­den, der Universitäten und der grossen evangelischen Vereinigungen Deutschlands auch Abordnungen vieler evangelischen Kirchen des Auslandes (Schweden, Nor­wegen, Dänemark, Finnland, Ukraine, Holland, Ame­rika) teil. Die Feier begann mit stimmungsvollem Festgottesdienst am 5. März (Sonntag), bei dem der finnländische Bischof Gummerus die Festpredigt hielt. Er knüpfte an die Tatsache, dass Luther von der Wartburg die fertige Übersetzung des neuen Testa­mentes nach Wittenberg gebracht hatte, an und pries die kostbare Gabe des durch Luther den Völkern neugeschenkten Gotteswortes; die Verkündigung des wieder erschlossenen ^Evangeliums habe eine reiche Ernte gezeitigt, solle und werde aber eine immer weiter wachsende und tiefergreifende Wirkung auf den einzelnen und unter den Völkern entfalten, damit die Einheit des Geistes wachse und in Taten sich bezeige. Den Höhepunkt der festlichen Veran­staltungen bildete die glanzvolle Weihefeier, die am Abend des gleichen Tages in der Stadtkirche statt­fand. Der Vorlesung von Lutherworten und dem Gesang Bach’scher Kantaten folgte die Weiherede des Hallenser Profesors D. Ficker. Ihre Leitgedanken waren: »Luther vollendete sich zum Reformator. Aus dem Schwertführer wird er Baumeister. In der Stille der Wartburg findet er allein mit der Bibel den tiefsten Sinn des Lebens und die letzten Wirklich­keiten, Gott und Gewissen. Mit dem Neuen Testa­ment bringt er das Evangelium seinem Volke als freier Herr über alle Dinge und als Diener aller, und die göttliche Pädagogik des Evangeliums gewinnt den Sieg über Verwirrung und Gewalt und begründet die Reformation». Zwischen Festgottesdienst und Weihefeier bot die Besichtigung der umfangreichen, einzigartigen Sammlungen der Lutherhalle, die ein Verdienst von Professor D. Jordan sind, einen Überblick über die Gestaltungen und Auswirkungen der Reformation im geistigen und politischen Leben Deutschlands und Europas in Handschriften und Stichen, Bü­chern und Bildern, Münzen und Medaillen: und von den Reden bei dem sich anschliessenden Fest­mahl löste die Rede des preussischen Kultusmini­sters Dr. ■ Bölitz mit seinem warmen Bekenntnis zu Luther und der Bibel als unversiegbarem Kraft­quell für die Gegenwart starken Beifall aus. Trugen die Festfeiern am Sonntag den Charakter festlicher Erhebung und Erbauung, so war der letzte Tag der Festfeier nach einer weihevollen Frühandacht in der Schlosskirche mit der Ansprache von D. Jör­gensen aus Kopenhagen ein Tag der Arbeit und gewissenhaften Prüfung der neuen Wege, die der Protestantismus in der Zukunft einschlagen muss. Die ganze Festfeier fand ihren wohlgelungenen Ausklang in dem gedankenreichen Vortrage des Erzbischofs D. Soederbom aus Upsala, der die Not­wendigkeit und Möglichkeit des Zusammenschlusses aller evangelischen Kirchen mit Eifer vertrat. Nur die Kirche der Wittenberger Reformation könne diese Einigung bringen, nicht in äusseren Formen, sondern die Einigkeit im Geist und in der Gesinnung. Aus den «Kirchlichen Blättern« XiV, 17. Frau Mathilde Fischer (f). Am Mittwoch d. 10. Mai in der Morgenfrühe ent­schlief Frau Mathilde Fischer, geh. Rietz. Sie ist als anima pia ihrem Gatten, unserem im Dezember des vergangenen Jahres verstorbenen fleissigen Mitar­beiter Dr. Emil Fischer, recht bald im Tode gefolgt, und wenn es eines letzten Beweises ihrer selbstlosen Hingabe und Treue in dieser Ehe bedurft hätte, so ist es dieser Abschluss eines Frauenlebens, der alle, die sie gekannt haben, wehmütig stimmen wird. Ihre rastlose Sorge für den Gatten, ihr Bestreben, ihm alles fernzuhalten, was seiner unermüdlichen Arbeit im Dienste kultureller Ideale störend werden konnte, verdankt zweifellos auch unser Gemeindeblatt manchen Beitrag des verflossenen Jahres. Auch darum Ehre ihrem Andenken! Bericht über die Evang. Gemeinde zu Piteşti 1921—1922, Einen genauen Bericht über 1921 zu geben, ist deshalb nicht recht möglich, da die Pfärre bis zum 20. Okt. 1921 erledigt war und ausser den Rech­nungen keine Protokolle etc. zu finden sind. Während der Erledigung der Pfarre 1918 bis 1921 wurde hier und da von verschiedenen -Geistlichen Gottesdienst gehalten, nach dem die Gemeinde stets Bedürfnis hatte. Geistliche Amtshandlungen vollzog der hies, ungarisch-reformierte Pfarrer agendarisch in deut-

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