Der Nachbar, 1906 (Jahrgang 58, nr. 6-42)

1906-02-11 / nr. 6

Bum Bonnflage Bepluagefimae, oh. 9, 1-7. er N 16 wir am heutigen Sonntag rüdwärts fdanen A auf die weihnachtliche Erfüllung der Weis­­er fagung: „Dein Licht kommt" oder vorwärts auf den DOttersieg der Lebenssonne, immer erscheint Jesus als das Licht, wie er im obigen Text von fi zeugt: „Die, weil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt”. Yu, Sefus ist das Licht der Welt, sofern er das Geheim­­nis menschlichen Elends enthüllt, zum Wirken in der Liebe belebt und die Nacht des Jammers vertreibt. Wenn als ein Bild des Elends der Blindgeborene du­­figt, ist’s nicht erklärlich, daß die Jünger sich an den Herrn wenden: „Löse uns das Rätsel, warum er blind geboren ist”, und da sie wie Hiobs Freunde von der V­orausfegung ausgehn, daß nicht nur alles Leiden Strafe der Sünde sei, sondern ach das Maß des Leidens sich mit dem Maß der Schuld dede, so fragen sie: „Wer hat gesündigt, dieser”, dessen Sünde dann der Alliwissende im voraus geschaut und bestraft haben müßte, „oder seine Eltern”, deren Missetat er dann um dem Sohn Heimgesucht hätte? Wie oft schaut auch uns das Elend wie ein großes Fragezeichen an! Wenn hier ein Siec­er jahraus jährein auf seinen Schmerzens­­lager liegt oder dort ein Armer mit der Not vergebens ringt, wenn hier eine schwellende Menschenknoipe, vielleicht der Eltern einziges Kind, gebrochen oder Dort ein Familien­­vater, der Ernährer der Seinen, Hin­weggerafft wird, wenn ‚hier bei einer furchtbaren Naturkatastrophe Tausende ihr Leben verlieren oder dort ein heldenmütiges frommes Bolt durch die Nebelmacht geldgieriger Feinde erdrüdt ward — so fragt mander: „Warum, o Herr? Wer hat hier gesündigt und womit?“ Wohl besteht ein Zusammenhang zwischen Sünde und Elend, so gewiß Moses im Wüsten­­liede F sagt: „Das macht dein Zorn, daß wir so vergehn!” (Bf. 90, 7) oder Baulus bezeugt: „Was der Mensch tát, wird er ernten”. Aber hüten wir uns, dieses Geieg in dem Sinn anzuwenden, daß man aus dem Maß des Elends einen Rückschlag macht auf das Maß der Schuld und als dürfe man auf den, welchen „Gott gezeichnet hat“, einen Stein werfen. Darum spricht der Herr: „Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm”. Wäre er nicht blind geboren, so hätte weder der­ Herr, die Herrlichkeit seiner Macht und Liebe in der Heilung der blinden Augen offenbaren können, noch wäre der Elende aus einem geist­­lich Blinden ein geistlich Sehender geworden. So lebrt uns der Herr bei eigenen wie fremden Elend nicht sowohl nach der Ursache fragen, imwieweit er ein Gericht des heiligen Gottes ist, als vielmehr nach dem Zived, inwiefern er den Friedensgedanten des allliebenden Gottes dienen muß. Dazu legt der Herr ein Kreuz auf, damit in die Herzen sein allgeltend Bildnis eingeprägt werde. Damit der Kreuzträger durch seine Geduld und Freudigkeit von dem Reichtum göttlicher Macht und Himmlischen Friedens zeuge und damit er hernachh in der Hilfe die Herrlichkeit seiner Macht und Treue fand tue. Statt südwärts lehrt der Herr vorwärts schauen.. Aber der Herr gleicht nicht nur einer in das Nätjel des Leids Hineinleuchtenden Fabel, sondern auch dem Leben wehenden Sonnenlicht. „Ich muß wirken, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken

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