Der Nachbar, 1910 (Jahrgang 62, nr. 1-47)

1910-01-02 / nr. 1

u REN! verschiedenartig treten die Menschen in ein SZ­N neues Jahr ein; die einen in lärmender Freude, die andern in unwehmütigem Ernst. Ernst wollen ES­­K­ das neue Jahr begrüßen, und doch in dank­­barer Freude, ja, mit einem Triumphliede wollen wir in das neue Jahr eingehen, mit demselben Triumphliebe, das hier der Apostel anstimmt. Es hat zwei Berfe, in dem ersten bekennen wir unsern Glauben: Gott ist für uns! in dem zweiten bezeugen wir fröhlichen Mut: wer mag wider uns sein? Ein Katholischer König sandte gegen ein protestantisches Reich eine gewaltige Flotte, die er in seinem Hochmut die unüber­windliche nannte. Aber es bedurfte nicht erst des Mutes und der Kraft seiner Feinde, sie zu überwinden; der Seesturm vernichtete sie, so daß eine Denkmünze ge­­schlagen wurde mit der Inschrift: Gott blies sie an und sie waren zerstreut. Als aber jener König die Unglücks­­botschaft erhielt, rief er aus: Wer kann wider Gott! Er erfuhr also an ich die Kehrseite jenes Apostelmordes: Ist Gott wider uns, wer mag für uns sein! Als vor nun bald hundert Jahren Deutschlands Söhne in den Befreiungs­­krieg zogen, schmückten sie ihre Fahnen mit der Losung: Gott mit uns! und dies Wort hat sie nicht betrogen, in gewaltigen Schlachtennwettern haben sie es erfahren: It Gott für uns, wer mag wider uns sein? Aber hier ist die Rede von der Gewißheit, die der Einzelne haben darf, Feinde zu besiegen, die deshalb um so schwerer zu besiegen sind, weil sie nicht in Schlachtlinie uns gegenüberstehen. Freilich darf nicht jeder sich rühmen, daß Gott für ihn ist; wer nicht nach Gottes Wort fragt und sich nicht dem Willen Gottes ergibt, dem ruft Gott zu: Was nimmst du meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht haftest und wirft meine Worte hinter di? Auch wer dies Wort auf den Sand einer oberflächlichen Meinung von der Ritter­­güte Gottes baut, wird erfahren, daß in sch­werer Stunde die Sturmflut der Anfechtung es hinmegreißt. Dies Evan­­gelium: Gott ist für uns­ muß auf einen Felsen gegründet sein, auf den Felsengrund dieser großen Heilstat Gottes: Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles sedenken! Wenn der Prophet die Geburt des Heilands verkündigt, sagt er, sein Name solle Ammanuel heißen, das ist verdeutscht: Gott mit uns. In diesem Bekenntnis: Gott ist für uns­ sprechen wir den Glauben an den eingeborenen Sohn Gottes aus. Denn der Herr spricht: Wer den Sohn hat, der hat den Bater; mer den Sohn nicht hat, der hat den Bater nicht; niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Gott selbst war in Christo und verfühnte die Welt mit sich selber. Kraft dieser Ber­ührung nehmen wir aus dem alten Jahr in das neue die friedevolle Gemeißheit mit: Gott ist für uns! Darum jubeln wir auch fröhlichen Mutes: wer mag wider uns sein? Eine kühne Frage! Und doch weiß unser Apostel, daß er überall auf Feinde stößt, die ihn endlich auch in Gefangenschaft und Tod bringen werden. Er ver­­gibt das auch nicht in dem Augenblick, in dem er diese Worte schreibt; vielmehr sagt er weiterhin mit dem Brot­pheten: Wir sind geachtet wie Schlachtschafe. Doc fährt ufareiler Gem­eindeblatt: Zum Neujahrstag 1910. Römer, 8, 31. Hit Gott für uns, wer mag wider­ung sein? —­­««62.Jahrg. . ae­ ge Dez. 1909 | Sonntag, 5. San, 1910 | sa d |

Next