Deutsche Tageszeitung, April 1935 (Jahrgang 2, nr. 151-172)

1935-04-02 / nr. 151

. Selle 2 Deutsshe Tageszeitung gegenüber. Das soziale Wollen ist es, das zu dem nationalen Gefühl hinzutritt und ihm eine feste Grundlage und eine sarke Wirksamkeit gibt. Die politischen Einrichtungen, die dem neuen Deutschen Reich sein Gepräge geben, können wir zu uns nicht übertragen, das steht jedes Kind. Wohl aber läbt sich übertragen und soll übertragen werden alles, was das gegenseitige Verhältnis der Volksr genossen zu­einander praktisch stärkt und vertieft, was den Zusammenhalt des gesamten Volkskörpers fertigt. Dazu gehört nicht zuleit das­­ Verständnis für den Hand Arbeiter und seine Lebensbe­­dürfnisse und die Bedingungen, die ihm gegenüber erfüllt werden müchen, damit er sich innerlich als zur Volksgemeins­chhaft gehörig empfinde. Dieses große, riesengroße Problem, an dem sich Ges­nerationen vergeblich gemacht haben, in das heutige Deutsche Reich und Volk zu lösen im Begriffe. Für uns ist es beinahe ganz neu; erst nach dem Artege if es ernsflich an uns­ herangetreten. Nicht nur der industrielle Arbeitgeber tt verpflichtet, es auch für unsere kleineren Verhältnisse zu lösen, auch jeder andere­r Volksgenosse kann und soll mitwirken und mitarbeiten, daß bei uns die neu­ entstandene „soziale Frage“ bald wieder verschwinde. Er kann und soll den kar­pitalisttischen Geist bekämpfen und bannen helfen, der sich, nach dem Arteg auch bei uns eingeshichen und im nackten Egoismus aller Stände seine Bundes­­sen offen gefunden hat. In der Hilfsbereitschaft zu dem notleidenden Volksgenossen offenbart sich der neue Geist, der in Deutschland seine herrliche Auferstehung erlebt hat; wir müssen ihm auch bei uns weiteren und reicheren Eingang schaffen, als er bisher hatte. Die aus Siebenbürgen auch auf die anderen Siedlungsgebiete übergreifende Einrichte­rung der Nachbarschaften zum Beispiel ist eine Frucht dieses Geiles. Und da sehen wir sehr deutlich, wie sich viele unserer V­olksgenossen von dieser neuen Einrichtung fernhalten. Aus diesem oder aus jenem GScheingrund, aber meist, weil sie sie in ihrer Tiefe noch nicht erfaßt haben. Das soziale Verständnis ist ihnen noc nicht aufgegangen. Sie bewundern das Verhalten unserer Stam­­mesbrüder im Reich. Daß sie selbst reichlich Gelegenheit haben, es nachzuahmen, es im Aleinen dem deut­­schen Muttervolk gleichzutun, daß willen sie gar nicht. Sie sind vom Lippenbe­kenntnis noch nicht bis zur Bewäh­­rung durch die Tat fortgeschritten. Ihre Begeisterung istwerk Ioses Strohfeuer. Und wenn sie sich gar einbilden, die richtigere Auf­­fallung zu haben, weil sie „nicht über­­tragen“, so sind se erstreht auf grundfalscchen Wegen. Sie würden dem Meien und der Wahrheit des neuen deutschen Menschen näher kommen, wenn sie sich denen anschließen und mit denen mitarbeiten ı und mitkämpfen würden, die über­­tragen haben, was sich übertragen ließ, selbst auf die Gefahr hin, zumeilen im einzelnen zu irren. Lieber als handelnder Mensch auch Mißgriffe be­gehen, als ratloser, hesserwissender Zu­­schauer sein, wenn es um eine Um­g­e­staltung unseres ganzen Lebens und Daseins geht! Gr. Großer deutscher Wahlerfolg Die Deutsche Liste erzielt bei den Komitatswahlen 45 b. + Schäßburg, 31. März (fernmündl.). [| Listen im Wahlkampfe gegenüber, Die heute im Großteiler Komitat statt­­gefundenen Wahlen in den Komitats­­rat haben mit einem­­ erstens l­en Erfolg der deutschen Liste geendigt.­­ Es standen sich vier: „ I (Liberale, Magyaren, Juden, Zigeuner) Nachdem weder Kiffe II noch Liffe I“ die vorgeschriebenen 20 v. 5. erhalten haben, entfalten auf diese keine Man­­date und es werden diese auf die liberale magyarische und die deutsche Liffe auf­geteilt. Die Mandatsverteilung wird demnach wahrscheinlich folgende sein: Liberale ud Magyaren 10 Man­­date (davon 7 Rumänen und 3 Ma­­gyaren), Deutsche 14 Mandate. Bemerkenswert ist und verdient hervorgehoben zu werden, daß die [ir aus denen mit großer rela­tiver Mehrheit die deutsche Liste siegreic hervorgegangen ist. "Das Stimmenverhältnis ist folgende l:­berale Liste, besonders in den sark­magyarischen Kreisen (wie Bür­­kös, Marktschelken, Homorod und Heinz) erfolgreich war. Ein Beweis, daß die Liberalen ohne die Magyaren schlecht abgeschnitten hätten. Gleichzeitig aber ifft der Wahlerfolg der Deutschen die Beifäligung dafür, daß bei den Parlamentswahlen im­mer die Wahlkraft der D­eutschen der jeweiligen Regie­­rungsiisfe zum Erfolg verholfen hat. " gijte K­üstenführer Moldovan „ I Rationalzaranisten) ‚Rittenführer Bopa III Rationalzaranisten) Listenführer Serdici­a IV (Deutsche) Titulesen als Stüte Frankreichs Kleiner Verband und Ballanbund überzeugte Anhänger Des­­uffektiven Paktsystems — Französischrniliiche Vereinbarung a­n Voran­regung einer wirksamen Mitarbeit des Kleinen Verbandes Paris, 1. April. Im Zusammenhang mit den Besprechungen zwischen Laval und Titulescu heben die Blätter hervor, daß die leitenden Staats­­männer in allen Fragen gleicher Meinung seien. Titulescu sei einer der märksten Anhänger des Djtpaftes. „ Pes­tit Barifien“ hebt hervor, daß der Kleine Berband und der Balfanbund über­­zeugter Anhänger des folletitis­ven Baftsystems seien. Beide Staatsmänner seien der Meinung, daß der Abschluß des Ost- und Mitteleuropa­­paftes der beste Weg zum Frieden sei. „Petit Parisien“ faßt die Lage der französischen Diplomatie n­ach dem Be­­such Titulescus folgendermaßen zusam­­men: Die Zusammenarbeit Frank­reich­s mit dem Kleinen Berg­band und dem Balkanbund könne nur dann wirksam sein, wenn zwischen­ Paris und Mostan eine Einigung über die Verteidigung des Friedens zu­­stande komme. Ein anderes Glied in der Kette des Friedens sei Die Ver­­öhnung Italiens mit dem Kleinen Verband, die bereits in die Wege ge­­leitet, aber keine endgültige Form erhalten habe. Diplomatie müsse ihre Aufmerksamkeit auf diese beiden Punkte richten, die von Doumergue und Barthou schon vor elf Monaten ernannt worden seien, in deren Richtung Lapal aber erst seit fünf Monaten nur zögernd und schwach wirte. Laval habe seine Hoff­­nung im Grunde auf Berlin (?) ge­­gründet. Heute könne man schon sagen, wie weit diese Hoffnung berechtigt sei. Nach Pertinar entscheide sich, auf Grund der Verhandlungen Laval- Titulescu Laval-Potemfin Die Französische 1 2. April 1935 und Stalin-Eden-Litwinow, 056 ein Friedensbündnis zustande komme oder Europa in Stade, geteilt werde. ZTitulescn fordert französisch - vnffische Vereinbarung Paris, 1. April, Außenminister €­a­­val gab Sonnabend­mittag zu Ehren des rumänischen Außenministers Titu­­lescu am Dual D’Orsay ein Früh­­fuück, an dem auch der türkische Bot­­schafter, der griechische und der Fisdila­­wisdhe Gesandte, der tschechische Ge­schäftsträger, Ministerpäsident Flan­­din, Staatsminister Marin, Bostmi­­nister Mandel, sowie die leitenden Beamten des Diai d’Drsay teilnahmen. Dei dem grübstüd . besprachen Minister­­präsident $landin und Außenminister Laval die Fragen mit den anwesen­­den Betretern des Kleinen Verbandes. Titulescu wies darauf hin, daß die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und dem Kleinen Verband durch eine französisch-russisc­he Vereinba­­rung untermauert werden müsse und daß Frankreich in Streja auf Grund dieser Konzeption eine entschiedene Politik zu vertreten habe. Nach dem Essen hatte Titulescu noch eine Unterredung mit dem Generalsekretär des Dual D’Orjay, Leger. Abschlag in Mostan Angebliche Annäherung zwischen England und den Sowjets — €&3 wurden auch Fragen des Fersen Dastens besprochen Moskau, 1. April. Ueber den zweiten Tag des englischen Ministerbesuches in Moskau, der mit einer Festein­­stellung in der Staatsoper endete, ver­öffentlichen die Blätter sehr ausführliche Berichte. Dabei wird betont, daß der Moskauer Besuhh Edens, wie der Berliner Beluch Simons, rein unter­richtenden Charakter habe, aber nichts= destoweniger Waffen die Blätter durch­­blicken, daß die Aussprache zu einer Annäherung zwischen Rußland und England geführt habe. Ueber die rus­­sischen Besprechungen Edens erklären „Limes“, man begreife durchaus, daß die Symparthien des englischen Volkes eher bei Berlin als in Moskau sind. Gleichzeitig betätigt man den Ge­danken, daß die Organisation des Friedens das Gebot der Stunde is. Weiter meldet das Blatt, das Somwjetrußland bemüht ist, die Unterffüßung Englands für den russisch, französische tschechoslowakischen Pakt zu gewinnen, ohne jedoch dafür irgendeine Garantie Englands zu fordern. Was man hier wolle, sagt das Blatt, ist, England dazu zu bewegen, sich nicht den Bemühungen zu widerseßen, im Lernen offen­en Sicherheits­system zu schaffen und auch andere Staaten nicht dazu zu ermuntern, sich diesen Bestrebungen zu widerseßen. Der diplomatische Berichterstatter der „Daily Telegraf“ meldet aus Moskau, die Umstände deuteten darauf, daß die Zusammenkunft von Strela von hoher Bedeutung sei, da der neue „Friedensplan“ dort feste Um­riffe gewinnen werde. Eden hatte Sonnabend keine amt­lichen Besprechungen, sondern wurde von Kitwinow auf dessen Landguts eingeladen, wo in Form eines zwangl­osen Gedankenaustausches die unter­richtende Tätigkeit fortgefegt wurde. Der Sonderbericherstatter des Reuters Amtes hat den Eindruck, daß Eden durch seine Aufklärungen die Furcht der Sowjetregierung vor angeblichen vers­chlungenen Ränken der englischen Re­gierung zerstreut und also über die europäische Lage beruhigt habe. Die Sowjetregierung sei bereit, im Rahmen des V­ölkerbundes für die Sicherheit und den Frieden Europas zu arbeiten. Boten weiter gegen Du­patt D Warihau, 1. April. Die englisch­­ruflichen Besprechungen in Moskau haben in Warshau lebhaften Eindruck gemacht und zu der An­nahme geführt, daß sich das englisch­­rufliche Verhältnis gebessert habe. Was die Frage des Offpaktes an­belangt, nimmt man in hiesigen Breifen an, es wäre verfehlt zu glauben, daß England den Abschluß dieses Paktes befürworte. Polen ist bereit, sich an jeder Organisierung des Friedens zu beteiligen. Die Einwände, die es gegen den ursprünglichen Plan gerichtet habe, ü befftehlten nach wie vor. Berlin, 1. April. Aus den Moskauer Nachrichten geht nach dem „Berliner Tageblatt“ hervor, das Litwinow sich bemühte, den Ojtpaft auf Grund der Berliner Besprechungen und der vorangegangenen Ereignisse als erledigt hinzustellen.. . sei Feine Neben­­raschung, daß Litwino­w nun einen tschechoslowak­sch-Französische sowejetrussis­­chen Hilfsleistungspaft fordere, furz und Deutlich gesagt ein Bünd­­nis im Zeichen des „Friedens“, um bessere zwischenstaatliche Beziehungen zu schaffen, die von Eden so dringend gefordert wurden. Diesem muüsse aber immer wieder­ entgegen gehalten werden, die Sicherheitsverträge konnten nicht die Tatsache aus der Welt schaffen, daß die europäische Sicherheit gefährdet sei. Austlenrat und Familiennachricht Erich Müller aus Scharojch bei Mer­charch, wurde am 15. März I. 3. vom Techniktum Weimar mit gut und sehr gut zum Ingenieur für Maschinen- und Flugzeugbau pomotiert. Mo bleibt das Weltgewissen ? Als unlängst in Deutschland zwei Hranen hingerichtet wurden, weil sie das denkbar schwerste Verbrechen gegen ihr Bolt und Baterland — Landesverrat — begangen hatten, fehlte die gewisse Welt­­presse Zeter und Mordio über Die deutsche Barbarei. In Kauen wurden soeben gegen zahlreiche Memeldeutsche harte Urteile gefällt. Vier Todesurteile und zahlreiche Urteile zu Kefferstrafen von acht Jahren bis lebenslänglich. Der Prozest zeichnete sich durch den Mangel aller Beweise für eine Schuld der An­geklagten aus. Einige von ihnen wurden beispielsweise verurteilt, "weil sie Reit­­unterricht genommen und dabei Spo­­ren getragen haben. Das sah man als „militärische Schulung“ an. Ein anderer Angeklagter wurde schuldig gesprochen und verurteilt,­­obwohl nachgewiesen wurde, daß eine Namensverwechslung vorliege. Wo bleiben die Proteste der „Weltpresse?“ Sie sind nicht vorhanden und werden Weiter ausbleiben. Denn die Verurteilten sind Deutsche... Bogrom in Tauroggen Sn Tauroggen fan es am 25. März zu sehweren judenfeindlichen Aus­­schreitungen. Eine große Menschenmenge 309 wor die fünf Synagogen des Ortes und zertrümmerte die Fensterscheiben. Hiebei wurden mehrere Juden mit Gummik­üppeln und Schlagringen zu Boden geschlagen. Es ertönten Rufe wie: „Nieder mit den Hebern und Bert­­elschneidern !"

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