Deutsche Tageszeitung, Juli 1936 (Jahrgang 3, nr. 519-545)
1936-07-01 / nr. 519
L " Seite 2 Warum verschweigt diesen, die Gemüter zu beruhigen und größeres Unheil zu vermeiden. Des sind untrügliche Beweise dafür, daß diese Herren nit den Frieden wollten, sonst hätten sie den Krieg nicht in Kauf genommen, s sondern versucht, den Grierden nunmehr mit geeigneteren Mitteln zu siltern. Ihre Hartnäckige Zeit, mit der sie es auf Biegen und Breden ankommen lassen wollen, verrät nicht die Besorgnis einer um den Frieden der Gläubigen bangenden Kirchlichen Oberbehörde sondern das Interesse ehrgeiziger Politiker, die in einer Umkehr vom eingeschlagenen und als verfehlt erkannten Weg eine persönliche Niederlage und einen persönlichen Prestigeverlust erblicken, den sie nun mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf die Folgen für die Gesamtheit verhindern wollen. Auf das persönliche Prestige einiger politisch interessierter Männer jedoch kann in einer Frage von solcher Bedeutung nicht Rücksicht genommen werden. Wer glaubt, die Autorität eines Amtes nur so wahren zu können, in dem er es in seinem Fehler verharren läßt und den am Fehler schuldigen Beamten unter den Schub des Amtes stellt, der kündigt am meisten gegen den Gedanken der Autorität. Dem Amtfe kann Einsicht und Gutmachung des Fehlers niemals schaden, sondern nur wüßen und es wird diesen Fehler auch immer sofort gutmachen, wenn es ihn gutgläubig beging und sich die Unbefangenheit des im guten Glauben Irrenden bewahrte. Erst wo diese Gutgläubigkeit nicht vorhanden war, stellt ich mit dem Widerspruch die Berrampfung und die Besorgnis wegen des Prestigeverlustes ein. Welchen Wert hat eine Verordnung, die nicht durch sich selbst überzeugend wirft und die man mit Hilfe mühsam und zweideutig ausgelegter Paragraphen, mit Drohungen und Kassandrarnfen verständlich und akzeptabel zu machen sucht ? Welchen Sinn kann das Treiben verantwortungsloser Interessenten haben, den Umfang und die Gefahr der Ablehnung dieser Verordnung durch die ebenen Gemeinden zu bagetellisieren?<fen Din sie interessierte Presse völlig den Umfang dieser Ableguung ? Ist das Bedürfnis, die eigenen Anhänger nicht zu beunruhigen, eine entsprechende Erklärung dafür? Wenn man uns aber sagen will, daß der Unfriede und die Gefahr nicht nur die Verordnung, sondern durch die Auflehnung der betreffenden kirchlichen Angestellten und Heben entstanden seien, so ist das gerade so, als wollte man den Topf verantwortlich machen für Die Scherben und nicht die Hand, die ihn zerschlug. Man wirft uns Demagogie vor. Aber auch der Demagogie sind Grenzen gezogen und sie könnte eine so leidenschaftliche und bedingungslose Ablehnung wie im vorliegenden Falle niemals wegen einer in ihrem Wesen gerechten und ihrer Auswirkung guten Verordnung hervorrufen. Jede Massnahme trägt die Gründe für ihre Annahme oder Ablehnung im Ich selbst. Diese Verordnung wird abgelehnt, weil das Bolk auf den ersten Blick sah, das sie mit zweierlei Maß nicht und unehrlich begründet ist! Die gegenwärtige Rage ist nun einmal ungeklärt und bedarf der Klärung durch unser Bolt und nicht durch Mehrheitsbeschlüsse einer fragenwürdigen Koalition Einer folgen Maßnahme hätte der empörende Stachel der einseitigen Parteinahme gefehlt, er hätte dem Charakter einer kirchlichen Behörde entsprochen und hätte eine unaufrichtige und falsche Begründung nicht notwendig gehabt. Die Behauptung von der unaufrichtigen und falschen Begründung der Verordnung des Landeskonsistoriums wird in einem folgenden Aufjag begründet werden, einigen Körperschaften, weil es um grundjägliche Fragen geht, über die nur unser Bolt entscheiden darf. In dieser Lage dürfte zu allerlegt die ev. Kirchenleitung eine einseitige Stellungnahme zugunsten des einen der beiden gegnerisigen Lager einnehmen. Im äußersten Salle durfte sie eine Einhaltung von politischer Betätigung ihrer Angestellten überhaupt und bei allen Organisationen anempfehlen. 8. 1 Deutsche Tagesseitung Nationalzaranisten — das Werkzeug Moskaus! Manin in der deutichfeindlichen front Gehäftige Ausfälle anläßlich der Kundgebung in Winzendorf: „Deutschland, wer Feind Rumäniens, will den Krieg!“ Bukarest, 30. Juni (fernmrand.). Am Sonntag fand in Winzendorf (Als binc) die angekündigte Versammlung der Rationalzaranisten statt, an der etwa 20.000 Anhänger der nationalzaranisti« ichen Partei teilnahmen. Die Versammelung wurde von Hatieganm eröffnet, worauf Tudoran, Rofien, Maren und Baler Moldovan sprachen. Als legter Redner ergriff Manin das Wort, um kurz zur Frage des neuen Verwaltungsgesetzes zu sprechen. Er erklärte: wir haben Belagerungszustand und Zensur, daher kann ich das nicht sagen, was ich gerne sagen möchte. Das Verwaltungsgeseb sei der liberalen Diktatur entsprungen. Cs seien gegen den Willen des Bolfes (?) Gesete geschaffen worden, mit denen das Bolt betrogen (!) werde. Ich erkläre, ich bin Demokrat. Auf die außenpolitische Lage eingehend, erklärte Maniu: wir wollen die Grenzen unseres Landes bewahren. Wir wollen mit niemendem Krieg und auch niemanden angreifen. Wir wollen uns nur verteidigen. Wir müssen aber auch willen, welches die Staaten sind, die den Krieg wollen und diejenigen, die ich nach dem Frieden sehnen. Den Krieg will Deutschland ! Den Frieden aber will Frankreich, England, der Kleine Verband und der Völkerbund. Wir müssen den Völkerbund unterstüßen, denn er ist die Stüße des Friedens. Mit Bedauern müsse er feststellen, daß einige rumänische Staatsmänner Frankreich angreifen und erklären, Rumänien müsse mit Deutscland geben. Darauf frage er sie : wieviel Anerkennung müssen wir für Frankreich haben? Frankreich hat Rumänien 1859 zur Einigung verholfen. Mit seiner Hilfe haben wir im Jahre 1918 Großrumänien geschaffen. Dann, als die Liberalen das Land ausgeplündert hatten, war es Frankreich, daß uns die nötigen Geldmittel zum Wiederaufbau unserer nationalen Wirtschaft geliehen hat. Wie sollen wir nach all diesem Frankreich gerade in der jenigen schweren Zeit verlassen? Wie sollen wir uns von ihm abwenden, wenn gerade seil der französische Außenminister Delbos fo entschiedene Erklärungen in Bezug auf die kollektive Sicherheit und die Rage der Donauländer sowie über den Völkerbund abgegeben hat, die direkt auf uns gemeint sind. Neben Frankreich, erklärte Maniu, stehe England, daß Rumänien immer den Rat gegeben habe (2?) Frankreich nie zu verlassen, denn die Interessen des Feindes Rumäniens, der Heutschland sei, führen auf dem Weg nach Asien (!) auch durch das Staatsgebiet, Alessinische Regierung in Gore? Leiter er Zune Netiungsversuch des Megus Ein geheimnisvoller Brief des abessinischen „Weizekönigs“ Bolte Sadif — Der Negus bemüht sich um eine Kriegsanleihe Genf, 30. Sunt. Wie aus sicherer Quelle verlautet, wird der Negus bei der nächsten Völkerbundversammlung das Wort ergreifen und die Hilfe des Völkerbundes für Abessinien anrufen. Ueberdies wird der Negus finanzielle Unterfüßung fordern, da seine Mittel nunmehr vollkommen erschöpft sein sollen. London, 30. Sunt. „Daily Erpreß“ meldet, am Dienstag werde der Beauftragte des Negus seine lekte Karte ausspielen. Es ist dies ein Brief, der am Freitag mittels Flugzeug aus Süd» meftabeisinien von Gore (an der Grenze des Sudans) gebracht wurde. Der Brief stammt von Bolie Gadik, den der Negus vor seiner Flucht zum Bizekdnig ernannt hat. Der Brief berichtet über die Tätigkeit der unter dem Befehl Ras Imru stehenden Armee. Der Negus, der das Schreiben mehreren Delegierten zeigte, glaubt, die Völkerbundversammlung vom Bestehen einer abessinischen Regierung in Gore überzeugen zu können. Er will dann beim Völkerbund um eine neue Anleihe anjuden, um Waffen anzukaufen und einen neuen Feldzug gegen Italien zu beginnen. Die Bemühungen des Negus werden allerdings von zuständigen Stellen außerordentlich, pessimistisch beurteilt, zu«mal in England und Frankreich die Zahl der Anhänger der Sühnemaßnahmen in freiem Abnehmen begriffen ist. Austrenrat Arnold Roth jpricht in Hermannffadf Heute, Dienstag, den 30. Juni, veranstaltet die Hermannstädter Ortsgruppe des „Deutschen Jugendbundes in Rumänien“ einen Eltern und Werbeabend, bei dem Pfarrer Arnold Roth und Berta Jikfeli sprechen werden. Mitteilungen über Kinderfreizeit Die beiden Kinderfreizeiten Biengarten bei Kronstadt und Salzburg bei Hermannstadt sind für den Monat Juli mit Kindern voll belegt. Es könnten für Juli bloß noch einige Kinder in die Kinderfreizeit Schemmerthal bei Mediatch aufgenommen werden. — Still und schön im Garten gelegen, ism jeder zu empfehlen — für August können in alle Kinderfreizeiten Kinder noch in beschränkter Anzahl Aufnahme finden. Ebenso sind alle Kinderfreizeiten mit Helferinnen für Siuli belegt, sodaß Mädchen ich fortan für Arbeitslager usw. melden sollen. Sieb. Amt für Arbeitsdienst Kronstadt, Kön. Mariastr. 40 gez. Emmi Maiterth Aufruf zum Schuldienst Kameraden und Kameradinnen ! Alle, die Ihr Ruff und Liebe dazu habt, und 4 1. Juli 1936 alle, in welche ihr die Eignung dazu beseißt, meldet Euch unverzüglich zum Schuldienst, der auch heuer in verschiedenen Siedlungsgebieten stattfindet. Einstellungen erfolgen am 1. und 15. Juli 1936. Reifezuschuß wird gewährt. Meldet Euch sofort schriftlich bei dem zuständigen Gauamt für Arbeitsdienst, Landesamt für Arbeitsdienst Kronstadt, A. Mariaffi, 40- Constantin Stere gestorben Am 26. d. M. verstarb der bekannte bessarabische Politiker Stere auf seinem Gut in Bucov an den Folgen eines Serzanfalles. Stere hatte wegen seiner deutschfreundlichen Einstellung viele Anfeindungen zu erdulden. Er erreichte ein Alter von 71 Jahren. Grüße an Anna Pauker Die „Prornnca Bremti" protestiert in einem Artikel dagegen, daß beim Kriegs«gericht einige tausend vorgedruckte, von der „Roten Hilfe" in Frankreich hergestellte Karten, eingetroffen sind, auf dessen das „französische Volk“ seiner Soldarität mit Anna Pauker und Genossen Ausdruck gibt. von 133 Schülern 116 durchgefallen Be den Prüfungen des Temesschburger katholischen ungarischen Gymnasiums sind? von 133 Schülern, die von einer staatlichen A Kommission ges prüft wurden, nur 17 durchgekommen. Dieses Prüfungsergebnis wurde von den Eltern von 44 Schülern angefochten und eine nochmalige Prüfung verlangt, die bereits stattfindet, „Deutsche Volkskirche“ eingeffent Die deutschen Behörden haben das Erscheinen des Blattes „Deutsche Volkskirche“ eingestellt. Das Blatt wurde von Dr. Arthur Dinter herausgegeben. Die Känguruds sterben aus... Vor ein paar Jahren erhoben die Tierfreunde Einspruch gegen die rüd fichslosen Jagdzüge, die bald hier, bald dort In Australien von Farmern oder Sonntagsjägern auf Kängurubs unternommen wurden. Die Folge war, daß ein zeitweiliges Jagdverbot für Kängurubs erlassen wurde. Im seken Jahre vermehrten sie si so stark, daß man von einer regelrechten Kängurub- Plage sprach. Nun scheint plößlich von anderer Seite eine Gefahr für die Kängurubs entstanden zu sein. Man beobachtet nämlich das Umsichgreifen einer bisher noch nicht beobachteten Maul- und Klauenkrankheit unter den Kängurubs. Die Tierärzte konnten bislang den Erreger jener Kängurub-Krankheit noch uit ermitteln. Man befürchtet aber ein Uebergreifen der Krankheit auch auf andere Gebiete und im weiteren Verlauf eine grnftliche Bedrohung jener kuriosesten Tierart unsreier Erde: des Känguruhs. Briefmarken erledigt ? Auf einem Philatelistenkongreß, der jet in Paignton sattfand, wurden die Briefmarkenfreunde durch eine überraschende Nachricht erschreckt. Man teilte ihnen nämlich mit, daß nach der Auffassung englischer Postkreise die Briefmarke als Postwerzzeichen wohl die längste Zeit gelebt habe und man ernstthaft daran denke, diese bunten Stücke Papier abzuschaffen. Ja, man ging für gar so weit zu behaupten, daß in 10 bis 15 Jahren nur noch Briefmarken für Sammler herausgegeben würden und Briefmarkensammlungen dann einen een geschichtlichen Wert haben würden, Die Buchhandlung 9. Schlosser empfiehlt Ihnen heute: Hans Grimm, Bolk ohne Raum, Volksausgabe, 1300 Seiten, Leinen Hans Grimm, Der Delfukher von Duala, Leinen 18 Hans Grimm, Lüderikland, Reinen pal Hans Grimm, Der Gang durch den Sand, Leinen „ 234 — Bestellung auf Postanweisung genügt, Anschrift: Hermannstadt-Sibla, Sporergasse 13, Sei 332 °— _