Die neue Zeitung, Oktober-Dezember 1930 (Jahrgang 1, nr. 32-58)

1930-10-01 / nr. 32

«X«s-8.«g unparteiisches Blatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Schriftleitung und Verwaltung-Gen.Mosokugasse(Kl.Grde)Nr.4 Fernsprecher Nr­.7,­erscheint zweimal wöchentlich X Bezug­preis für ein viertel Jahr 70 Lei, Einzelnummer 3 Lei Tr. 32 PRRENENEHIONN: Mittwoch, den 1. Oktober 1930 ! 4: Jahrgang Parasitenwirtschaft, d.h. So erwünscht unter vernünftigen Umständen die Be­­teiligung des Auslandsapitals an unserer Volkswirtschaft i­, so schwer schädigen kann uns dieser Umstand, wenn die nötigen Summen zu Bedingungen in das Land kommen, die für unsere Verhältnisse ungeeignet sind. ‚Geld, das ins Land kommt und uns die Erschließung wirtschaftlich latenter, brach­liegender Werte und Kräfte ermöglicht, das im Lande Arbeits- und Verdienstquellen für die Bevölkerung schafft, fünnen wir brauchen und niemand wird den Geldgebern einen anständigen Namen mißgönnen, denn niemand erwartet in der Wirtschaft Hilfe aus reiner Nächstenliebe. Kapitalsinvestitionen, die aber dazu angelegt werden in unserem Lande Raubbau zu betreiben und darauf aus­­gehen die inländische Bevölkerung zu versklaven, sind nicht im Interesse des Landes gelegen und wir müssen uns gegen solche Vergewaltigungsbestrebungen mit allen Mitteln wehren, das Land und seine Kinder ferttigen. Es it richtig und selbstverständlich, wenn die aus­­ländischen Geldgeber­­ und Unternehmer ihre Werte und Einrichtungen bdurch eigene Organe beaufsichtigen und doch erstklassige­ Fachmänner leiten lassen. Falsch aber und verwerflich ist es,wenn man uns um des Geldes Willen Arbeitskräfte oder solche,die vorgeben eszztfeit gatzf hab­t und durch diese Maßnahme Posten und Ämter besetzt,die voll und ganz von inländischen Arbeitnehmern ausgefüllt werden könnten. Gradezu groteskaber«wirkt der synism­us,mit dem man vorgeht,wenn man dem Mamont wegen sich die Freiheit nimmt,Sinekuren für unfähige Taugenichte,Protek­­tionskinder irgendeines Geldsackes zu schasfen. Letzteres wird aber,wie allbekannt,oft und oft getan und auch unsere engeren völkischen Kreise und Einrichtungen sind von diesen Parasiten nicht verschont geblieben.Auch unser Herzblut muß herhalten,solche Schmarotzer zu mästen, auch Söhne unseres Volkes müssen mit ihren Familien hungern und darben,weil solche über reich bedachte Fremdlinge auf ihren Posten,in ihren Stellen sitzen. Hier muß Wandel geschaffen,dem Recht zum Rechte verholfen werden. Das Baterland, unser Bolt und seine Kinder können, dürfen und müssen fordern, in erster Reihe verfolgt zu werden. »Wolffische Kurzpol Der König soll selbst entscheiden, wann das Parlament eröffnet werden sol. Um dem König die Möglichkeit zu geben, sich frei darüber zu entscheiden, wann das Parlament eröffnet werden, sol, hat der Ministerpräsident zwei Dekrete ab­­gefasst und zwar das eine über die Eröffnung des Parla­­mentes am 15. Oktober, das andere über die Berschiebung der Eröffnung für den 15. November. Bei einer der nächsten Audienzen wird Maniu beide Defretgefege dem König überreichen, der eines nach eigenem Grmeffen unterzeichnen wird. Der König informiert sich über die finanzielle Lage. Der König empfing den Finanzminister, der ihm einen Bericht über die finanzielle Lage erstattete. Auch der Ge­­neralsekretär im Finanzministerium Zeianu wurde vom Menachen empfangen, der ihm über den Stand der Budgetarbeiten Bericht erstattete. Die gegenwärtige Lage. politische Kreise, befassen sich mit der gegenwärtigen Lage der Regierung, die sie als sehr Britisch bezeichnen. Gut informierte Kreise wollen wissen, Ministerpräsident Maniu werde kommende Woche dem König seine De­­mission überreichen, die­ unwiderruflich sein werde. Hierauf solle eine K­onzentrationsregierung unter Borsig Z Titulescus gebildet werden, die mit dem gegenwärtigen Parlament arbeiten wird. Ein Bertreter der Agentur „Rador“ ging dieser Nachricht nach, konnte aber weder ein Dementi noch eine Bestätigung derselben erhalten. Eingeweihte Kreise scienten dieser Version Glauben, da die politische Situation eine so verworrene ist, daß sie nur durch eine Änderung des K­abinettes eine Ent­spannung erfahren könne. Ueberprüfung aller Militärbefreiungen. Das Kriegsministerium hat für die nächsten Tage eine Überprüfung aller vom Militärdienst befreiten oder untauglich erklärten Zünglinge angeordnet, da zahlreiche Anzeigen einlaufen, daß bei den Befreiungen Unregel­­mäßigkeiten vorsamen. Sollte sich bloß ein falsches Gut­­achten des Militärarztes herausstellen, dann muß der be­­treffende Jüngling bloß die normale Dienstzeit nachdienen. Wenn aber ein Einverständnis zwischen Arzt und dem be­­freiten Züngling festgestellt wird, dann muß der schuldige Züngling vier Jahre dienen. 4 Milliardendefizit der Bahnen. Verpachtung an ein Auslandskonsortium geplant. Der „Eurental“ befaßt sich mit der Tage der Eisen­­bahnen, die er als sehr Eritisch bezeichnet. Sie soll beson­­ders in diesem Jahre eine sehr traurige sein und das De­­fizit betrage nicht weniger als vier Milliarden. Angesichts dieser Tatsache befassen sich kompetente Kreise mit der Frage, ob nicht eine Konzessionierung der Eisenbahnen dieser Situation ein Ende beretten konnte Regierungskreise haben­­bereits die Führer zu Anglands finanziert ausgestreckt,um sie für diese Transaktion zu gewinnen. Banknotenumtausch nur bis Ende September. Nach einer Verfügung der Nationalbank ist der legte Termin für den Umlausc der 20- und 5­2er-Rapierbank­­noten der 30. September. Am 1. Oktober müssen diese Noten bereits außer Verfehr sein. 8 Milliarden Budgetreduzierung. Finanzminister Mihai Popovici hatte eine längere Besprechung mit den Generalsekretären der einzelnen Mi­­nisterien,­­die sich auf die Abfassung des Budgets bezog. Nachdem der Finanzminister verschiedene Instruktionen erteilt hatte, ersuchte er die Generalsekretäre, dem Finanz­­ministerium die einzelnen Budgets bis zum 15. Oktober zu überreichen. In gut informierten Kreisen verlautet, daß das kom­­mende Budget um acht Miliarden reduziert werden wird, um das Gleichgewicht des Staatshaushaltes zu erhalten. Deutschfeindliche Demonstrationen in Prag. In Prag kam es zu heftigen deutschfeindlichen Demon­­strationen. Ihr Grund dürfte der offene Dant der deutschen nationalen Partei der Tschecho-S Slowak­i an den deutschen Außenminister Curtius für sein Verhalten in der Minder­­heitsfrage sein. Die Demonstranten griffen ein deutsches Kino und ein deutsches Theater an. Die Polizei schritt ein und nahm 14 Verhaftungen vor. Neun Polizisten wurden durch Guteinwürfe verlegt. Ein tschechisches Blatt, das einen Bericht über die Ausschreitungen brachte, wurde beschlagnahmt. -«:­Diek7lammerm­o­st N (6. Fortlegung). Roman von Anton Malg. „3a — es wurde aber nicht geöffnet, obwohl Licht im Zimmer brennt und der Schlüssel von innen zu stehen scheint.“ Die Hausbesorgerin machte ein bedenkliches Gesicht: „Merkwürdig — ich sollte ihn heute morgens um sieben Uhr wehen. Ich klopfte auch, aber niemand meldete sich. 39 dachte er wäre schon ausgegangen.” „Und tagsüber haben Sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen ?" „Das it ja die Sache! 30 war noch mehreremale an seiner Tür — auch einen refommandierten Brief habe, ich für ihn übernommen — und jedesmal war zugesperrt.” „It ein Schlosser in der Nähe?” Der Journalist hatte einen plöglichen Entschluß gefaßt. » „Steh­h nebenan !” „Bitte holen Sie ihn, wir müssen aufsperren offen, da ist etwas nii in Ordnung ! Nach einigen Minuten kam die Hausbesorgerin zus rnd. An ihrer Seite‘ schritt ein Lehrjunge, der einen Mert­­zeugfasten unter dem Arm trug. Es war ein ganz ein­­faches Schloß, mit dem Seyfrieds Zimmertüre verschlossen war. Der erste Dietrich, der nach Ausstoßung des von der andern Seite stehenden Schlüf­fels in Anwendung gebracht wurde, tat seine Wirkung. Der Journalist betrat als erher den hell erleuchteten Raum. Er taumelte und Leichenbläffe überzog sein Gesicht. Die Hausbesorgerin stieß einen lauten Schrei aus und der­­ Schlosserlehrling ließ vor Schreden den Werkzeug­­fasten fallen. Neben dem Bett auf dem Fußboden lang ausgestreckt lag Georg Geyfried. Picco raffte sich auf. Er griff nach der Hand Geyfrieds. Gie war falt und leblos. „Bitte laufen Gie rasch um die Polizei,“ herrschte der Journalist die Frau an­­, ich hole einen Arzt. Und se­he er dem Wehrbuben, „bleibst hier bis ich zurüd­­omme !” Seine eiligen Schritte klapperten über den Hof und die frau feuchte, rot vor Aufregung, hinter ihm her. Der Lehrjunge aber warf einen scheuen Bli nach dem regungslos Daliegenden, hob feinen Werkzeugkasten auf und schlich mit Flopfendem Herzen davon. Der Journalist lief vorerst in die nahe gelegene Re­­daktion, um noch rasch eine kurze Notiz über den sen­­sationellen Vorfall für das morgige Blatt zu verfassen. Als er wieder die Straße betrat, entstieg dem, der Redaktion gegenüberliegenden Bierteller gerade ein bes­pannter Arzt. Picco stürzte auf ihn zu, und zog ihn eilig mit sich fort. Am Tatort befand si schon ein Polizeikommissär und zwei Polizisten. Auch mehrere Neugierige standen bereits in dem dunklen Gang herum, der zu Seyfrieds Zimmer führte. Der Arzt, ein Schulfreund des Chemikers, nieder und begann mit der Untersuchung. — Die Stammtischler bei Baulini warteten heute ver­­gebens auf die NRüekehr des Journalisten. Als es einhalb elf geworden war, öffnete Mussolini wie gewöhnlich alle Türen und der Schwarm­zug aus­­faßte ihn unter dem Arm , einander ahnungslos dessen, was in der Heltauergasse No.130 passiert war. Denn sonst wäre man sicherlich nicht nachhause gegangen. HL Frau Annemarie fa in einem Staufelstuhl neben dem großen, grünen Kachelofen ihres Speisezimmers und lernte die Rolle der­ „Magda“ aus Sudermanns „Heimat“. Sie war allein im Hause. Fanny, die Köchin, war auf den Markt gegangen um einzulaufen. Theo, ihr Batte, war schon gestern in einer dringenden geschäftlichen Angelegenheit nach Bukarest ge­­fahren. Er war Bauingenieur und hieß Theodor Winkler. Annemarie memorierte die Rolle halblaut vor sich hin,­­ zergliederte die einzelnen Süße und prüfte jedes Wort auf seine Klangwirkung. „Wie gut und wie leicht man doch in den Morgen­­stunden lernt,“ freute sie sich, als ihr die große Szene mit dem Bater besonders gut gelungen schien. Na, diesmal wollte sie es dem Theaterrezensenten der Tagespost zeigen. Im der­legten Aufführung des Theatervereines, dessen Mitglied sie war, hatte sie in der goldenen Eva die Titelrolle gespielt. Alles war von ihrer Leistung begeistert gewesen. Nur der Kritiker hatte sie mit dem einzigen Gate abgefertigt: Frau Annemarie Winsler sah in der Rolle der Eva überaus reizend aus, Was er nur gegen sie haben mochte? Aber diesmal mußte er ihr schauspielerisches Talent anerkennen. Die Magda war ihr wie auf den Leib geschrieben. Das hatte auch der neue Be­rufsregisseur erklärt, den sich der Theaterverein aus Wien verschrieben hatte. Schade, daß Georg sie nicht in dieser Glanzrolle sehen konnte. Übrigens was war mit Georg ? Er sollte ihr doc gestern seinen Abschiedsbesuch machen. Heute sollte er doch schon abreisen. Wenn es ihm nur gelingen würde, das viele Geld, das für das Löschen der brennenden Sonde ausgejeßt war, zu erwerben. Wie sie sich mit ihm freuen wollte. (Fortlegung folgt.) fniete «

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