Die neue Zeitung, Juli-September 1932 (Jahrgang 3, nr. 253-331)

1932-07-01 / nr. 253

& Kan © sr im ke jenei I 2 = m 204 Söhriftleitung und tr, 253 Verwaltung: Bermannitadt, Gen. Mosoiugalfe (Kleine Erde) Dr. 4 / Fernipreder Nr. 7 Bezugspreis für ein Monat 45 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Ausland 90 Lei monatlichh Poltihekkonti: Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629. [—————— — — LT www anazzi und Termine kann keine , Sermannstadt, Freitag, den Anzeigen übernehmen unsere Verschleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes. für bestimmte Plätze Verantwortung übernommen werden, werden auf keinen fall zurücgeschickt. in Unverlangte Manuskripte 3. Jahlgang UR­­B »­e­r 1. Juli 1932 Unparteiisches Tageblatt für die freie Meinung der deutschen Bevölkerung Rumäniens Die Entscheiiung if­nefallen! Der deutsch-fählische Volksrat hat nach seinem Gut­­dünken in einigen Blättern eine Kundgebung veröffent­­licht, die die deutsch-fähliichen Wähler verpflichtet, auf die Rijfen der nationalzaranisfischen Partei zu stimmen, auf denen in unseren Siedlungsgebieten die bisherigen Vertreter unseres Volkes an zweiter bezw. in einem Wahlkreis an dritter Stelle ihren Plan gefunden haben, und in Aronstadt noch finden werden. Der Komitat Her­mannstadt hatte unter der Sorga Regierung zwei jädrcl­­­he Vertreter. Die nationalzaranistische Partei fs aber darauf befanden, daß das mit ihr geschlossene Abkom­­men nicht über das Maß der früher mit ihr zustandege­­kommenen Vereinbarungen hinausgehen und so wird uns­­er Komitat leider wieder blos einen fähniichen Vertreter — Minister Brandid — haben. Bei Erwähnung die­ser Tatsache müssen wir dankbar der Tätigkeit des bish­­erigen zweiten Wahlkreisabgeordneten, des Dechanten Kästner gedenken, die er bedauerlicher Weise nur kurze Zeit entfalten konnte. In der „Aronstädter Zeitung“ finden wir unter dem den 21. abgehaltenen Sißung beschhossen, unseren Unter­­händlern den Auftrag zu geben, für die bevorstehenden Wahlen ein Uebereinkommen mit den beiden anderen Nationen Siebenbürgens bezw. ihren maßgebenden politis­chen Vertretungen, der siebenbürgischen Parteileitung der Nationalzataristen und der ungarischen Partet, ein Wahl- Kartell abzuschließen. Für den Fall, daß der Abschluß eines solchen Wahlübereinkommens infolge der Haltung der ungarischen Partei unmöglich, sein sollte, war unseren Borlrerern die Aufgabe zuteil geworden, mit der national zaranifstischen Bartet allein ein Wahlkartell abzuschließen und hiefür wurden gewisse Bedingungen aufgestellt. Diese Bedingungen waren, wie hervorgehoben werden muß, ausschließlich wahltechnlicher und in keiner Weise politis­cher Natur, handelte es sich doc im Sinne der vom Volksrat erteilten Richtlinien durchaus nicht um einen der, mit Recht oft kritisierten politischen Pakte, sondern einfach um die pflichtgemäße Ausbüßung der vom Wahl­­geset gewährten Vorteile und um die Vermeidung der aus ihm für uns­c hervorwachsenden schweren Nac­=­teile. Die Bedingungen konnten und durften daher auss­chließlich wahltechnische sein, d. h. sich auf die Durch­­führung der Wahlen und die Mandatsverteilung beziehen. Das Wahlgesäß, das für kleine Parteien, wie es auch wir Deutsche als politische Organisation sind, außer­­ordentlich ers­chwerende Bedingungen enthält, sieht die Möglichkeit von Wahlübereinkommen verschiedener Bars feten ausdrükklich vor, die, auf gemeinsamer Lise und unter gemeinsamem Wahlzeichen, im Wahlkampf den nur noch für eigene parlamentarische Vertretung kämpfen und nicht die geringste politische Gemeinsamkeit haben. Nach durchgeführten Wahlen konstituieren sich die im Wahlkampfe verbündeten Parteien als vollständig selbn­ständige parlamentarische Gruppen, die in jeder Hin­­sicht freie Land haben. Politische Bakte, d. h­. Wahl­­übereinkommen mit politischen Bedingungen haben wir sett dem Bestehen Großrumäniens nur zweimal, und zwar mit den Liberalen 1922 und mit den Averescanern 1926 geschlossen, und die nicht völlig ergebnislosen aber doch­tark enttäuschten Hoffnungen haben uns von jenem Wege abgewendet. Seither find — Joferne überhaupt mit rumäntischen Parteien Wahlübereinkommen geschlossen wurden, was durchaus nicht immer der Fall war — ausschließl­ich rein technische, dem Wahlgefäß entsprechende Uebereinkommen geschlossen worden, die keinen anderen Zweck hatten, als den, uns eine entsprechende parla­­mentartische Rorfrotine zu sich­ern, Mer darin etwwas politisch Unzulässiges oder moralisch irgendwie Belastendes sieht, muß mit dem politischen Abe nochmals anfangen. Die auf diesen Grundlagen und Richtlinien durch­­geführten­ Alaufenburger Verhandlungen unserer parla­­mentarischen Vertretungen führten zunächst zu keinem bes­chiedigenden Ergebnis, sodaß ein neuerliches Zusammen­­treten (am Freitag, den 24. d. M.) erforderlich wurde. Die Ungarische Partei hatte aus Gründen politisch,orga­­nisatorischer Art, Groß aller freundschaftlicher Haltung ge­­genüber unseren Unterhändlern, unseren Vorschlag auf Zusammengehen der drei siebenbürgischen Nationen ab­­lehnen müssen und die nationalzaranissische Partei, Do monatlich fojtet das gelesenste deutsche Tageblatt Siebenbürgens bei franjo Zusendung in ganz Rumänien. Damit ist das seit Jahren erwartete billige deutsche Tageblatt geschaffen ! Verwaltung: Hermannstadt-Sibiu, Str. Gen. Mogotu (Kleine Erde) 4 Telefon Nr. 7. Was der Totenkopf (15. Fortlegung.) Hätte ich mich von den Wölfen tressen lassen, wie hätte ich Euch das Signal geben können ? Ich bin nicht davon gelaufen, sondern habe mich in einem hohlen Baume ge­­borgen und mich dort — einer gegen fünfzig — ver­­teidigt. Das war mutig, nicht feige.“ „Richtsingiges Gerede!” fehlte der Anführer ihn an. „Du hattest zu vollziehen, was der Anführer Dir befahl.­­ Wenn Du nicht feige gewesen sein willst, so bestehe die Probe.” 39 bestehe sie auch!” rief der Bursche, sich in die Brust werfend. Nun stieg der Anführer von der Estrade herab, nahm seine Tochter bei der Hand und ho die Gesellschaft ein, ihm zu folgen. Alle folgten ihm in den Hintergrund der Höhle, der mir bis fest in nächtliches Dunkel gehillt war. Port, am Ende des Gaales fiel der Boden plößlich steil von der Felswand ab und man konnte in einen fins­­teren Abgrund bliden.­­ Der dunkle Spiegel eines Sees war der Grund dieser Tiefe. Der Führer nahm einen Strobwild, entzündete ihn an der Nadel und schleuderte ihn in die Tiefe. Der nieder­­steigende Flammenkranz beleuchtete den ganzen Abgrund; auf der Fläche des unterirdischen Sees angekommen, brannte der Strohwild noch fort, ringsumher die höllische Pracht der Untiefe erhellend. Der Führer nahm mit hastiger Bewegung das Rufen­­tuchh vom Halse seiner Tochter, ein gelb und rot gestreiftes GSeidentuch. Das schöne Mädchen stand nun entblößt mit ihren runden, glatten Schultern und dem schneeweißen Rusen da. 24945. Er warf das Zug in die Tiefe und sagte dem Angeklagten: „Run Zurko! Du hast vor Deinen Kameraden immer geprahlt, daß Du der Klihnite wärest unter allen. So kühn warst Du fon, daß Du um die Hand der „Madus” gefreit Hast. Get nun noch fühner, Hier ist das Braut­­tuch ; geh’ und hol’ es herauf!“ Zurko ging ganz jed auf den Abgrund zu, so da man glauben mochte, er werde nun gleich hinabspringen ; allein, als er bei­ dem Schranken anlangte, welcher den Ab­­grund einschloß und in die Tiefe blickte, da fragte er sich unter den Ohren und machte ein gar faures Gesicht dazu. „So spring doch” schrieen seine Genossen. Zurko feßte ein Bein über den Gebranten, als ob er darauf reiten wollte; er blickte noch einmal in den Abgrund, dann holte er das Bein wieder herliber. „Der Teufel mag da in die Hölle hinunterspringen ! Da fommt man ja nie wieder herauf!“ „Ha, Du Feigling“ schrieen von allen Gesten seine Gefährten. Sie rannten herbei, ergriffen ihn, nahmen ihm die Waffen weg und schleppten ihn bei den Haaren fort. In der Wand der Höhle fand sich ein Ri­­fo [hmal, daß nur ein Mensch durch konnte. Die Mündung dieses Niffes war durch ein Felsst­id verschlossen, zu dessen Fort­­schaffung sechs Männer Hand anlegen mußten. Man gab dem heulenden, wehtragenden Opfer eine brennende Wachskerze in die Hand, schob ihn in die enge Spalte hinein und verschloß diese wieder mit dem schweren Selsi­lide. Das wilde Gelächter der Genossen übertönte das Weh­­geschrei des lebendig Begrabenen. Nun folgte der „Totentanz“. 34 habe niemals etwas Sc­hredlicheres gesehen. Die schöne Madus stellte sich tot und so mußte jeder einen Grundtanz mit ihr machen. Als die Reihe an mich tam, sagte der Anführer: „Halt, Burshel Du darfst mit der Madus noch nicht tanzen. Du bist in die Genossenschaft noch nicht aufge­­nommen, weil Du die Probe noch nicht abgelegt hast. Uebrigens hast auch Du damit geprahlt, daß Du um Madus zu freien wagst.“. „I halte Wort“. „Nun dann will auch ich Wort halten. Dort liegt das Brauttuch auf der Oberfläche des Gees, hol’ es her­auf. Laß sehen, ob Du es wagst, hinabzuspringen ?“ „Ob wage es!” „Du wirst Doc diese Dummheit nicht getan haben?“ rief der Großherzog dazwischen. „Sündige Gottesversuchung aus sträflsicher Begierde nach einem unsauberen Frauenzimmer”, diktierte der Schultheiß dem Notarius. „Ich habe es getan, aber ich bitte die Herren Richter mir daraus sein Marginalverbrechen zu machen, denn ich war dazu gezwungen. Ich mußte springen wenn ich nicht in die eisspalte eingeschlossen werden­­ wollte, wo die Geiglinge bei lebendigem Leibe begraben wurden. Ueberdies wußte ich ganz gut, daß ich nichts riskiere. Im meiner Schulzeit hatte ich viele Bergwerke gesehen, unter anderen auc­h Salzbergwerke. Bei dem Schein der in die Tiefe geschleuderten Strohtafeln hatte ich am Boden des Ab­­grundes jene zwiebelartige übereinandergeschobenen dunkel- blauen Schichten gesehen, welche die Salzbergwerte fern­­zeichnen und es war mir ein Leichtes, zu erraten, daß der dunkle Wasserspiegel dort unten ein Salzsee sei, in welchem man nicht untergeht. Bei dem Scheine der Strohfadeln Hatte ich aug erkannt, daß eine in die jenseitige Höhlenwand ge­baune steile Treppe zu diesem See hinabfü­hrt. Ich hatte demnac gar nichts zu rissieren. Dagegen aber muß ich feierlichen Brotest erheben, daß, wer immer es auch sei, meine vielgeliebte teure Madus ein unsauberes Frauen­­zimmer nenne. Sie war rein und unschuldig: — fü­r mich ein Engel auf Erden und eine Schußheilige im Himmel, Wer sie beleidigt, mit dem will ich Ordalien austämpfen, mein Gegner im Panzer, ich im Geidenwams; ich will kämpfen mit der Lanze, dem Schwerte oder dem Streit­­falben. Und ich bin entschlossen, meine Geständnisse nicht eher fortzufegen, bis nicht dieser Parfus des Protokolls richtig gestellt wird oder der Präsident, falls er seinen Aus­­bruch aufrecht halten will, sig mit mir schlägt.” (Fortlegung folgt.) erzählt= Romantisches Leitgemälde von 5 Maurus Jókai . DON AR RR

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