Die neue Zeitung, April-Juni 1934 (Jahrgang 5, nr. 784-852)

1934-04-01 / nr. 784

" Mr. 784 Mimmksthemsm­itaåg Sen.Mozoiugaklet kleineskde)Dr.4-fennprecher 121.7, Verwaltung : Str. Pintenului-Sporergalle Dr. 13. Bezugspreis für ein Monat 58 Lei, mit Zustellung 65 Lei, Einzelnummer 3 Lei, Bezugspreis fürs Ausland 110 Lei monatlich. — Politchekkonti: Leipzig 8937, Wien 93133, Prag 79629. Anzeigen übernehmen unsere Verngleißstellen und alle Anzeigenagenturen des In- und Auslandes, für bestimmte Plätze und Termine kann keine Verantwortung übernommen werden. Unverlangte Manuskripte werden auf keinen fall zurückgellickt. Sibiu-Sermannstadt, Sonntag den 1. April 1934 Tageblatt für die deutsche Bevölkerung Rumäniens 5. Jahrgang Brief an Dich (H) Wer Duaud setzt, der diese Zellen elf, sie sollen an Dich gerichtet sein. Denn jeder muß manchmal den Blick in seine Seele lenken und Besprechung hal­ten mit dem eigenen ich. Die große Welt ist doch immer gleich und die Her­zen der Menschen haben gleichen Klang. Und doc fprus dell der eine über von Lebensfreude und Daseinsglück, während der andere bis zum Selbstmörder herabsinkt. Dadurch ist doch die große Tatsache gegeben, daß die Erfüllung des Einzelschicksals jedem selber in die Hand gegeben is. Ob er guten oder bösen Willens ist, das wird der Führer seines Weges sein. Wenn jemand Dir etwas zu Leide tut, gegen das Du Dich nit wehren kannst, wird die Last Dir beicht werden in dem Gedanken, das Du zu Deinem anderen Bruder nicht immer gut warst. Leben beißt kämpfen. Um durchzukommen muß der Blick nach vorwärts ges­iichtet sein. Aber an Tagen des Sichbesinnens muß man nach rückwärts blicken können. Und in der Erinnerung eines reinen Herzens lebt nur das Schöne der Vergan­­genheit. So wird das Bewesene die Krärten der Zukunft glätten, es einem gut geht, it das nicht zu knapp. Nimmt er nun alles selbstgefällig und selbstverständlich hin, geht er so weit, daß sein Selbstbewußtsein Ueberheblichkeit wird , muß sein Schicsal fi erfüllen. Das Gebäude seines Lebens wird zusammenfallen, wie ein Kartenhaus, denn jedes irdische Glack, als solches, ist vergänglich. Nur wer sein eigenes GlAK auf andere übertragen kann, untermauert sein eigenes Dasein, das nicht vergehen wird, beim Unter­­gang der eigenen Welt. Und wenn Du vom Leben zerschlagen bist und schein­­bar von der Welt verflucht, Du wirst immer noch ein Llein wenig Sonnenschein in ein anderes Menschenherz tragen können. Nichts kann Dich freier, stolzer und glücklicher machen, als einem andern etwas Gutes zu tun. Und das kann jeder, wenn er will.­­ Man jammert von schlechten Belten und vom Untergang der Kultur. Daran ist im Urgrund eigentlich überhaupt nichts Wahres. Es sind nur andere Zeiten. Das Leben it [chön und groß und stark, wie es immer war. Daß seine äußere Hülle anders geworden is, das müssen wir soüren oder uns damit abfinden. Wer si ins Schwedenhaus der Vergangenheit zurüichzieht und von den guten alten eiten träumt, an dem geht eben das Leben vorüber. les it schon da gewesen, aber niemals kommt etwas wieder. Und das Leben ist das Leben des Einzelnen. Wer nicht Gegenwartsmensch ist, muß si damit abfinden, daß er auf sein eignes Leben ver­gessen hat. Es gibt nur eine Wahrheit. Und die Wahrheit in das Geschehen. Die Tatsache der Ereignisse ist der Urquell des Lebens, dem sich die Einzelperson unterzuordnen hat. Wer ih Mberordnet muß die Ereignisse beeinflussen köns­ten, um aus seinem eignen Leben das Geschehen zu ge­walten. Das ist immer wieder der Eine, der Große, der zerschmettert wird, wenn er geist hat. Er hat erst dann wor, wenn ich der Erfolg seiner Sendlungshilfe eine fellt­ geht? Liegt nicht gerade in dieser Tatsache die große Unzufriedenheit begrü­ndet, die durch die Reihen des Bol­tes geht? SIR das denn die Gerechtigkent, daß einige wenige ihren Lebensstandard voll und ganz aufrecht er­­halten müssen, weil es ihnen immer gut gegangen it? Das Reben ist stürter. Es macht sich selber Ordnung. Wir haben auch in unsern Reihen schon manche Größe fürzen fehn. Und dann hat sich herausgestellt, daß das Gebäude solcher Leben auf Sand gebaut war. Es ist selten einer, der nur Unglüd hat. Zast immer fehlt die Beranierung mit der Gegenwart. Gegen die dahinbrau­­fende Wirklichkeit kann keine Position gehalten werden, die nichts anderes kennt, als den Trieb der Gelbsterhaltung. Der Frühling ist da, mit seinem neuen Werden und Blühen. Vielleiht können mit ihm auch jene ein neues Leben anfangen, die es begreifen wollen, daß sie an ihrem Unglüdk nur selber [dul] sind. »Politische Amidau Abgeordneter Dr. Hans Otto Roth beim Ministerpräsidenten Der Borsikende der Deutschen Partei, Abgeordneter Dr. Hans Die Roth, hatte eine längere Unterredung mit Ministerpräsident Tatarescu,­­ Essa­ beidersemtusgsb­e Reihe von enlichets denden Voll­ tragen zur Bespr-chung. Stanke-Prozeß Bormittagsfigung In der Bormittagsfigung fand die Einvernahme Ars­getsianis statt, der aussagt, daß er sich als Innen te Er gibt an, daß Konstantinescu im Gogaratcher Ge­fängnis den Bortag zur Ermordung Ducas gefaßt habe, 5­ie dem Beugen vorgeschlagen sich am Attentat zu Pfiereierfuhen im Freien von Wolfgang Federau Mein Freund Achtermann hat ein Sommerbaus draußen vor der Stadt. Er nennt dies Gebilde Som­merbaus, andere, die ihm wohlgesinnt sind, nennen es Wohnlaube. Eigentlich war es aber weder das eine noch das andere, sondern eine Art Stall oder Geräteschuppen oder so etwas Ähnliches., Biber Achlermann hatte auf dieses Gebilde im Winter ein­­ pigwinkliges, rolleuchten­­des Da auffegen lassen, wodurch ein zweiter Raum, ein Mansardenstäbchen, entstand, und so kann man es bei einigem ‚guten Willen und ein bißchen Phantasie wohl auch Sommerhaus nennen. Mein Freund Achtermann wollte es feierlich einweis­­en — das glaubte er seinem neuen Befiklum schuldig zu sein. Und welcher tag war wohl besser für ein sol­ches Zeil geeignet als der Ostersonntag, der neben ande­­rem jedoch auch das Erwachen der Natur symbolisiert ? Alle lud Ad­ermann seine Freunde und guten Bekann­­ten mit ihrem­­ gesamten unmündigen Rahhwuchs ein, am Ostermorgen herauszukommen und in dem Garten, der zu seinem Laufe gehörte, Ostereier zu suchen. Adler­­mann nannte jedenfalls das eingezäunte Stück Gide, das eher an die Urtage der Schöpfung erinnerte — alles war nah und leer! —, einen Garten. 34 gehörte auch zu den geladenen Gästen und ich erchten ziemlich früh mit Weib und Rindern, erstens weil ich von Geburt ein pünktlicher Mensky bin, zweitens, weil ich glaubte, es meinen Sprößlingen schuldig zu sein, so früh zu kommen, daß noch einige Eier für sie Abrig D steben. Achtermann empfing uns mit trauenhaften Augen an der Pforte seines Rittergutes. „Wan hat in Dieser Rat in meinen K­übnerfiall eingebrochen“, seufzte er. — „Run und?" fragte ich. — „Was und?" entgegnete Schlermann, „der Einbrecher hat die Eier gefunden und geklaut — elf Stück.“ — „Du hältest sie’ lieber dem Ofterhalen geben sollen zum Berstechen“, meinte meine Melteffe. „Was der verfiel, das findet man nit so leicht.“ " Nun, das mochte wahr sein — after, was war recht zu machen. Groß allem fand mein Freund wenigstens seine ‚gute Baune bald wieder. „Wollen wir uns und ein binden auf die Spielwiese sehen, in die Sonne gucen und auf die anderen warten ?* schlug er vor. Ya, — mir wollten uns jehen. Obgleich Adler­mann in allem, was sein Refiklum anberief, an krank­­haftem Größenwahn Hill. Denn die Spielwieile waren fünf Quadratmeter­­ Erde, mit einigen Büscheln brauner K­alme spärlich verziert. Wir lebten uns ‚Großdem und blickten in die ‚heiter strahlende Oftersonne. Leider wärmte sie wo nicht so fark, wie sie terichtete, und auch vom Boden her Krody etwas kalt an uns herauf. Nachdem wir eine Bierkelfstunde so gesessen hatten, begann ich zu niesen. Meine Frau folgte meinem Beispiel, die Kinder schlossen sic an. Als lechter kam Achtermann — er hat­e lange dem Niesreiz tapfer widerstanden. Endlich mußte er dachs die Waffen fliecken. „Du­ern fällt früh in »diesem Sabr“, sagte er entichul«­digend. — , Sa", befläligte ich, „von der erwachenden Rasur siebt man noch nit allzu viel.“ Dann strömten wir ins Haus; viel schneller liefen wir als unsere Nasen. Achtermann half uns mit einigen Taschentüchern aus. 34 selbst begnügte mich mit dreien, in die refflichen zwei Dußend teilte sich mein Anhang. Ater, im Hause, war es ganz gemütlich, und wir warfen manchen verlangenden Blick auf den festlich ges dehten Frühfinkstich. Aber Wichtermann gab zu vers fieben, daß man doc erst auf die anderen Gäste warten an und wir konnten nichts D Vernünftiges dagegen agen. Die anderen kamen nach einer Stunde, und es gab eine lärmende Begrabung. Aber nur unter den Erwach­­senen. Die Kinder zogen es vor, mit spähenden Blicken in dem sogenannten Garten herumzuwandern. Wichlermann war ein Rinderfreund, und deshalb sagte er: „Sehl aber ran! Wollen mal Juden, was der Dotterbase versteckt hat." Diese Worte lösten großen Zubel bei den Kindern aus. Wir selbst k­ennten uns nur gen Blikes von der [den gedecten Anfiee­­e tat . „Ich hab eins“, fcjrie ein Zunge, von dem ich m­al wußte, welche Eltern für sein Dasein verantwortlich zeic­­neten. Aber nicht sin jeder If ein Pythagoras, und [hon mander bat , Seureka — ich) hab’s!“ geschrien, um we­nig später einsehen zu müssen, daß er es durchaus nit hatte. Auch der Junge hatte das Öfterei nicht, s sondern er ‚halte es nur gesehen. Und das ist ein himmelweiser Unterschied. Jedenfalls­­­ da er gerade im Begriff war, das Oiferei an sich, zu nehmen, machten drei, vier andere fins der ihm die Beule fi­eilig. Es entspann fi ein er­­bitterter Kampf, der mich beinahe vermuten ließ, es han­­dete sich gar nicht um ein Offerei, sondern um einen Fuß­­ball. Als sich endlich das Schlachtfeld infolge völliger Er« Sclaffung aller Kämpfenden lichtete, war von dem Offerei nichts mehr übrig geblieben als eine bunte, feuchte, mit Erde und den Wurzeln eines Johannisbeerstrauches durch» legte Mafse. Erfreulicherweise befand sich ein Arzt unter den Kälten, der die ersten Notverbände anlegte. Die Suche nach den verborgenen Schäden nahm troßdem einen munteren und ungeftörten Verlauf. Die Salben und Abrichen der Rinder füllen sich bald — Achtermann war sehr freigebig gewesen. Einmal glaubte meine Frau auch, ein Döfterei gefunden zu haben — ein mächlig großes, rosafarbenes und blankes Ofterei. Aber bei näherer Belradlung stellte es sich als der vollkommen haarlose Kopf von Doktor Brill heraus, der sich die wärmste, Tonnigsle Ecke, zwischen alten Bohnenstangen und einem Stapel Kleinholz, für ein kurzes Schlummer­­fländchen ausgesucht hatte. Die Enttäuschung war­­ groß. Schließlich hatte man fast alle Ostereier gefunden, bis auf eines. Wan verdoppelte seine Bemühungen, End­­lt­ wurde es entdeckt. Es klebte an der Rückseite mei­nes Sonntagstokes und war recht zerbrechlich gewesen — jedenfalls hatte es mein Gewicht, als ich mich un­­wissen ilich darauf feßte, nicht ausgehalten. „Das war nun

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