Die neue Zeitung, Januar-März 1936 (Jahrgang 7, nr. 1272-1284)

1936-01-05 / nr. 1272

Us­­ u 2 Die neue Zeitung Sonntag, 5. Januar 1936 — Nr. 1272 Capitol Bukarejt B-dul Eltjabeta Bukareft, Str. Lipscant PROCESS ce ocn Der gigantiihe Film von Merian E. Cooper — Eine Liebesgefhihte vor 2000 Iahren... Für die heufige Welt! Die legien Tage von Pompei| mit Prefton Hofter, Dorothy Willen, Wycly Birch, David Bolt, Bafıl Rathbone IOIOIEIE!EIETOI@ Aorn «c-)0:--:-— 10 Monate lang der Polizei entwilcht Ein fomischer Kauz Bhilibert Berlon, der „Erfinder des Europageldes“, gehört heute zu dem vollstümlichsten Gestalten Frankreichs. Der Abgeordnete der Haute Loire und ehemalige Bürger­­meister von Borey, der vor einigen Tagen begnadigt und aus dem Bariser Gefängnis La Sanie entlassen wurde, hat im vergangenen Sommer nach einer abenteuerlichen Giacht aus der französischen Hauptstadt In den Wäldern seiner Heimat nach Art der Torflichen Banditen nahezu 10 Monate lang der ihn verfolgenden Bolizei Schnippchen über Schnippchen geschlagen. Obwohl vorübergehend ein ganzes Heer von Bollzisten and Mobilgarditen aufgeboten wurde, gelang es nu­ den Ausreißer festzunehmen. Er stelte sich fälterlich Frei­­willig der Bariser Polizei und wurde nach kurzer Haft begnadigt. In der französischen Wochenschrift „Bun“ gibt Bbilibert Befjon heute feine Moentener und Steeb­e zum Beten. Seltst wenn man von dem Bedat des zur Uebertreibung neigenden Sprbvogels einiges abzieht, so muß man dem franzöischen TIM Eulenspiegel bestätigen, daß er seine zahlreichen Verfolger auf geradezu geniale Art an der Stufe herumgeführt hat. Um ich ein Bild von dem bewegten Vorleben dieses abenteuerligen Clannes zu machen, wirft man am besten einen Blic auf seine Besuchskarte. Unmöglich, alle die Titel, Berufe und Kenntnisse, die da verzeichnet sind, aufzuzählen! Wir erfuhren u. a. — und diese Tatsache alaımt schon für unsern Helden ein —, daß sr Philibert Beffon mit 17 Jahren als Kriegsfreiwiliger zur Front gemeldet hat. Zweimal gerät er in deutsche Gefangenschaft, zweimal kann er entkommen. Er wird bald zum Leutnant der Artillerie befördert und ein paarmal verwundet. Nach dem Beleg erwirbt ih­m Chilibert das Ingenieur Diplom der Lechnischen Hochschule von Grenoble. Schon früh wird er zum Bürgermeister seines Heimatortes gewählt. Noch immer is­tein Ehrgeiz nicht befriedigt. 1932 zieht er in die französische Abgeordnetentammer ein. seither hält er die hiesige Deffentlichkeit duch seine phantastischen Pläne Als seinen schönsten Sieg betrachtet Philibert sein Abenteuer von Saint-Etienne, wo es ihm gelang, dem­ Bröselien der Loire ein Schnippchen zu schlagen. Philibert war von seinen zahlreichen Arhängern nach einer Vers­­ammlung im Triumph durch die Stadt getragen worden. Dies war dem Präfekten an Ohren gekommen, und als bald darauf eine neue Versammlung mit Whilibert Beffon als Redner angekündigt wurde, ob der Präfekt alle Polizistern der benachbarten Orte und 6000 Mann Wo­hilgardisten aufbieten, um Philibert bei dieser Gelegenheit zu verhaften. Ale Zugangsfraßen wurden abgesperrt und alle Fahrzeuge und Kraftwagen aufgehalten und untersucht. Trogdem hat Philbert seine Versammlung abgehalten und is als rau verkleidet in dem Wagen eines Freundes aus Guint-Gu­ennes entlommen! „Der Boltja", so mein Whilibert iron, „der seinen Kopf nur 50 Zentimeter von dem meinen entfernt hatte, konnte nit ahnen, daß die gutgeschmintte umb etwas weife­ Dame mit dem roletten Hütchen und wärmenden Pelz, niemand anders, als Bhilibert in persona war!” Zukunftsabfiäten Bhilibert bot noch nicht vor, sich zur Ruhe zu fegen. Im Gegenteil. Das Geltungsbedürfnis des unverbesserlichen Wisboldes [cheint erst fegt richtig erwacht. Kaum ist er von neuem den Gerichten enteonnen, schmiedet er neue Pläne: „Glaubt ja nicht, doch es nun mit mir vorbei is, IH kann zwar nicht mehr gewählt­ werden , aber ich habe noch meine Zunge. Ale Die großen Bob­titel, die mich vernichten wollten, werden noch von mir hören, Meberall, wo ich mich zur Wahl stelle, werde ich gewählt werden, und selbst Parts wird bald den Ruf ‚Es lebe BVhilibert !’ lernen. Inzwischen werde ih­m ein nächstes Meisterwort schreiben, das unter dem Titel ‚Boll, Du wirst verraten !’ erscheinen wird.“ 7­erzet ·"·««-««-k« Man sieht,Philibert gsebenk wille ist noch nichts-Nachens Grdürfte den französischen Gerich­t,noch manche­ mal in Schassen machen,unchoukrekch und die übrige Welt werden noch Gelegenheithabet­,sbekdlestrekche die fes­ttolligen Parlamentarien­ zu lachen. : Íme —————— 0] und zahlreiche Abenteuer­ in Rtem. Wenn man seiner originellen Besuchstarte glauben darf, spricht Bhil­bert Bellon fließend englis, italienisch, spanisch, portugiesisch und seinen Heimatdialett. Außerdem ist er ein hervor­­ragender Schwimmer, kann zwei Minuten unter Wasser bleiben und it — was in Frantreidh etwas heißen will — der König der Anglec! Nicht jeder Parlamentarier kan sich einer ähnlichen Bielseitigkeit rühmen. Bhiliberts Bundesgenossen Als treusste Bu­ndesgenossen In seinem monatelangen­­ Kampf gegen Die Vollzeit haben sich die Bauern seiner Heimat erwiesen, die Whilibert abgöttisch [tebten und ihn troß des Verbotes immer wieder heimlich mit Lebensmi­tteln versahen und beherbergten. Einmal wurde Bhilibert von seinen Verfolgern in einem Bauernhaus in der Nähe von Borey zwei Wochen lang richtiggehend belagert. Bhilibert hatte sich jedoch madjis an einem langen Sal in den inneren Hof des Bauernhauses heruntergleiten lassen und war in das Rahbarhaus entnommen, wo er sich ein Berfied „unter 20.000 Rio Hen” eingerichtet hatte. Als die Vollzeit schließlich auch diesen Bauernhof durchsuchte, war es bereits wieder über alle Berge. „Di­“, so erzählt BPhilibert Berlon, „baben mich auch meine Verkleidungen gerettet. JH ging als Grau, als Geistlicher, als Arbeiter und Bettier und im der Tracht der Bauern meiner Heimat. Eines Tages, als man mir wieder einmal in einem Bersted auflauerte, duchfäh­rt ich als Bauer verkleidet am Arm des Hausheren die Kette der Gendarmen, Rath,ich habe ich auch Gl gehabt. Oft wurde ich von der Polizei überrascht. Glücklicherweise bin ich ein guter Fußgänger und Läufer. Enmal waren die Verfolger von 8 Uhr abends bis 6 Uhr früh Hinter mir ler. Es ging Über Wälder und Berge. 34 habe in dieser Nacht gut 50 Kilometer zurfichgelegt. Ein andermal kam mir auf einer engen Bornstraie am der Polte das Polizeiauto entgegen. Es gab keinen Ausweg mehr. Ich sögerte feine Getunde, spreng aus dem fahrenden Wagen, lief an den Fluß und schwamm unter den Augen der Polizistien ans Ufer, wo mir die Gumpfwälder Unterschlupf boten. 39 war gerettet, aber stoß meines unfreiwilligen Bades war mir heiß geworden !* Sechstausend gegen einen Wolkenbank unterging, legte sich der Wind. Die Dämmerung war kurz. Die Sterne kamen schnell hoch und wieder frischte der Passat auf. Der Kapitän wechselte ein paar Worte mit dem Steuermann und ging dann hinunter. Aber niemand an Bord hatte Lust, zu schlafen. Sie saßen in Gruppen auf Deck in der milden Tropen­­naht. Keine Harmonika spielte, nur leise unterhielt man sich. Der erste Steuermann und der Steward saßen etwas abseits auf einer Luke zum Lastraum. Der Steward meinte flüsternd: „Ob er vielleicht ein bißchen wunderlich im Kopf geworden ist?" „Das sollte mich gar nicht wundern“, ich nur anfange antwortete der Steuermann spitz: „All die Gelehrtheit, die er verschluckt, muß den Menschen ja wohl mal verwirren! Es gibt sicherlich kein Lebewesen auf der ganzen Welt, von dem er nicht den Namen weiß! „Er wollte wohl in seinem jungen Tagen gerne studieren.“ „Er behauptet es immer. Aber was hat das für einen Zweck, über alle Lebewesen der Welt Bescheid zu wissen? Was tut ein Seemann damit? ein Schiff gut führen — davor habe Nein — ich Achtung! Aber ,er beschäftigt sich mit Philosophie, und ic weiß nicht mit was für Zeug­ne! Er sollte das lieber Lehrern und solchen Leuten überlassen.“ Der Steuermann spuckte verächtlich aus und fuhr fort: „Wenn von einem mystischen mit seiner Erlebnis Klugheit und seiner Wissenschaft! Pah — Wissen­­schaft! Nun ist ihm vielleicht endlich einmal etwas begegnet, wofür auch er keine Erklärung findet. Das gönne ich ihm richtig,» «Hat er etwas erzählt ?> «Nicht das geringste. Wir bekommen ihn auch ‚nicht dazu, damit herauszurücen. Er glaubt vielleicht wir hätten seine Nervosität nicht bemerkt und ver­­­sucht, sie dadurch zu verbergen, daß er über andere Dinge redet. Beim Abendbrot fragte er mir wahr­ Unterschied zwischen einer Ameise ‘ Termite kenne! Ich sah ihn nur an Nein" und einer sagte ich. „So klug bin ic nicht. Ich weiß aue nicht, Aickste Baum in Kalifornien ist, auch “ Tempel es in Benares gibt. — Da , daß der Kapitän vollkommen angekleidet die Nacht verbracht hatte. Und jetzt hatte er Schuhe an! Wäh­­rend er sonst wie alle anderen in der Hitze barfuß ging! Es sah aus, als halte er sich klar, jeden Au­­genblick von Bord zu gehen. Aber ein Tag, folgte dem andern, ohne daß etwas Außergewöhnliches geschah. Ab und zu gab es Regenschauer. Und jedesmal, wenn der Wind zunahm, bekam das Gesicht des Kapitäns einen gespannten Ausdruck, als verlasse er sich nicht ganz darauf, daß das Schiff die hohe See aushielte. Sein auffallendes Interesse für den Zustand der Rettungsboote entging keinem der Besatzung, wenn man es auc als harm­­lose Kontrolle hinzustellen bemüht war. Stundenlang hielt er sich in seiner Kajüte auf. Der Zweite Steuermann sagte eines Abends zu dem Steward, als er sich eine Tasse Tee holte: «Was mag es nur sein, was den Alten da unten so stark fesselt ? „Er räumt seine Sachen auf“, flüsterte der Steward geheimnisvoll. „Alles sucht er aus Kisten und Kästen hervor und sieht es genau durch. Ich glaube, macht sein Testament! Am nächsten Morgen war einer der älteren Leute so ernst, daß man annahm, auch er habe Gesiche gehabt. Sonst hatte er über die Kameraden gelacht, nun biß er die Zähne zusammen und schwieg. Es dauerte lange, bis er zugab, er hätte einen bösen Traum gehabt. Einer wurde wütend: „Sag doch endlich, was Du­ geträumt hast! Es geht uns ja scließlich alle an! Es hat keinen Zweck, Heimlichkeiten zu haben.“ Der Alte besann sich und erzählte dann: „Ich träumte, daß wir in Westindien in einer Stadt neue Fracht bekamen. Aber was für eine Fracht — lauter Skelette! Dieser Traum bedeutet etwas. Das weiß ich. Ich träumte schon einmal dasselbe, als ich mit einem Dampfer aus China kam.“ Diese Erzählung hob die Stimmung nicht, wenn auch alle den Traum nicht besonders gefährlich finden konnten. Aber in aller Heimlichkeit traf jeder einzelne Vorbereitungen. Es konnte nichts schaden, klar zum Aufbruch zu sein! Zehn Tage nach der auffallenden Veränderung des Kapitäns kam Barbados in Sicht. Der Druck, der auf allen lag, wich allmählich. Der Kurs war also richtig gewesen, und das seltsame „Gesicht“ des Kapitäns konnte wohl nichts Besonderes gewesen sein. Am späten Nachmittag lag der Schoner draußen vor Bridgetown. Der Lotse führte in den Hafen. Als der Anker gefallen war, schwirrten sofort die Eingeborenenboote um das Sciff, die Früchte und anderes boten. Aber es durfte nichts eingehandelt werden, ehe nicht der Hafenarzt an Bord gewesen war. „Kommen Sie mal mit hinunter in meine Kajüte“, sagte der Kapitän­ zu dem Ersten Steuermann: „Ich habe etwas, was ich Ihnen zeigen will.“ Alle Besorgnis war aus Kjellgrens Gesicht ver­­schwunden. Als sie in der Kajüte waren, begann­ er sofort: „Ich habe einen bösen Schrecken gehabt vor einiger Zeit.“­­ „Ja , das hat man Ihnen angemerkt!“ „50? Möglich! Es war aber auch wenig erheiternd, was ich entdeckte. Sehen Sie selbst!“ Er setzte den Zeigefinger gegen die lackierte Bord­­wand und drückte zu. Der Finger fuhr durch das bröckelnde, mürbe Holz! Der Steuermann sagte erschrocken: „Das vollkommen wurmsiicig! Woher kommt de­n Termiten! Wissen Sie nun danach fragte? Wir müssen sie mit der letzten Fracht auf Java an Bord bekommen haben. Wie weit sie in ihrem Zerstörungswerk gekommen sind, weiß ie nicht. Sie unterhöhlen alles und lassen sozusagen nur die äußere Schale am Holz sitzen. Ich fürchtete, das ganze Schiff würde bei hoher See in sich zerfallen. Gut, daß wir bis hierher gekommen sind. Die ‚Hermione’ ist zweifellos erledigt. Schade drum! War ein schönes Sciff!“ ‚Sie standen nebeneinander und schwiegen. Kapitän Kjellgren schaute nachdenklich durch das Bullauge über das glitzernde Wasser. Der Steuermann war blaß geworden, ja as?" , warum "­ Sie damals „Wir dachten, alle, Sie hätten irgend etwas — Sie hätten — ein Gesicht gehabt, damals, als Sie plötzlich so anders wurden!“ murmelte er. Kjellgren wandte sich ihm zu mit einem verschmitzten Lächeln. Er gab dem Steuermann einen leichten Schlag vor die Brust. „Und das habt Ihr mir alle gegönnt, was?“ Er late belustigt: „Nein, mein Lieder! Wieder nichts Mystisches! Wieder siegt die vielgeschmähte Wissenschaft! Aber Sie müssen wohl selber zugeben. Manchmal ist es ganz nützlich, zu wissen, wieviel Tempel es in Benares gibt, wie alt der dikste Baum in Kalifornien ist oder — was Termiten sind!“ zu berichten,­­heftig,ob ichcen wie alt der & nic, wieviele­gte er nicht­­ weiter.» Der Steuer, Mann schwieg. Aber bald bei überfällt 3 er mich dann das Geraune wieder. Man erfuhr, wi 4 x 2 "- S = . . ké Big,­­ fa Pe ni en in A > "

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