Hermannstädter Zeitung, 2004 (37. évfolyam, 1859-1909. szám)

2004-01-09 / 1859. szám

Ein banaler Jagdunfall Hat sich der Minister einen Hoden weggeschossen? Wie zu erwarten war, hat über Weihnachten, Neujahr und bis zum letzten der winterlichen Feiertage, dem „Sfäntu Ion" (7. Ja­nuar, Geburt Johannes des Täufers), Rumäniens Innenpolitik auf Sparflamme geköchelt. Darum war in dieser informationsarmen Zeit der Jagdunfall des Landwirtschaftsministers Ilie Särbu für die rumänische Presse ein gefundenes Fressen. Der Minister, ein ausgebilde­ter orthodoxer Priester, erfolg­reicher Geschäftsmann und lei­denschaftlicher Jäger, war am 27. Dezember auf einer Jagd­partie in einem Wald im Kreis Dâmboviţa aus einer Schrotflin­te angeschossen worden, und zwar in der Leistengegend. Un­bestätigten Meldungen zufolge habe er einen zerfetzten Hoden. In den ersten amtlichen Er­klärungen zum Vorfall hieß es, der Fahrer des Ministers sei ausgerutscht und habe dabei die von ihm getragene, gela­dene, aber nicht gesicherte Schrotflinte fallen gelassen, worauf diese losgegangen sei. Eine Woche später erklärte der Minister in einem Femsehinter­­view, daß er selbst die Flinte un­gesichert an einem Ast aufge­hängt habe. Mit einer zweiten Jagdwaffe in der Hand habe er den Wildschweinen aufgelau­ert. Plötzlich habe er einen Schuß gehört und mehrere Schrotkörner hätten ihn „im oberen Beinbereich" getroffen. Die Schrotflinte sei vom Ast ge­glitten, zu Boden gefallen und dabei losgegangen. Diese Er­klärung entlastet den Fahrer, der sich sonst der schweren Körperverletzung schuldig ge­macht hätte. Der Minister be­gründete die widersprüchli­chen Erklärungen mit seiner an­fänglichen Verwirrtheit nach dem Vorfall. Die Jagd war von Särbu ver­anstaltet worden, teilgenom­men haben, wie die rumänische Tagespresse unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, Adri­an Nästase, laut Adevărul der „oberste Jäger des Landes" (der Premierminister ist Vorsitzen­der des Generalverbands der Jäger und Angler), der Iliescu- Sicherheitsberater loan Talpeş, die Geheimdienstchefs Radu Ti­­mofte (SRI) und Gheorghe Ful­­ga (SIE) und andere hochrangi­ge Würdenträger. Landwirtschaftsminister Sär­bu ist immer wieder wegen Un­regelmäßigkeiten im Jagdbe­reich ins Gerede gekommen. Beispielsweise hätte er im Vor­jahr die Jagdsaison um zwei Wochen vorverlegt, damit der Premierminister zu einem ihm genehmen Zeitpunkt auf Gem­senjagd gehen konnte. Schneefall zu Schulbeginn. Nachdem es in den Weihnachtsferien in Hermannstadt kaum Schnee ge­geben hatte, begann es am Sonntag vor Schulbeginn zu schneien und schneite bis Dienstag abend. Während die Autofahrer ihre liebe Mühe hatten auf den ungenügend gesäuberten Straßen, dachten die Schulkinder nur daran, wie sie so schnell wie möglich ihre Hausaufgaben erledigen könnten, um eine Rodel­partie im Erlenpark genießen zu können. Besser ha­ben es die Kindergartenkinder (siehe Foto). Da sie kei­ne Hausaufgaben machen müssen, haben sie auch mehr Zeit zum Schlittenfahren. Allerdings muß dann auch Vater oder Mutter, Oma oder Opa Zeit für sie haben. Foto: Beatrice UNGAR Neue Wohnung zu Weihnachten: Bürgermeister Klaus ]ohattnis überreichte im Beisein des Präfekten Mircea Silvestru Lup und des Kreis­ratsvorsitzenden Constantin Morar (v. r. n. I.) 150 Hermannstädtern die Schlüssel zu den ihnen zugeteilten Wohnungen im sogenannten „Reşiţa"-Viertel. Die insgesamt 216 Sozialwohnungen sind auf 18 zwei­stöckige Wohnblocks verteilt, die zu sechst an je ein Heizwerk ange­schlossen sind. Die Zwei- und Dreizimmerwohnungen haben Linoleum­fußboden, die Badezimmer sind gefliest, ln die Siedlung wurden 7,6 Mil­lionen Dollar Auslandskredite investiert, die Anschlüsse legte die Stadt auf eigene Kosten. Das Viertel liegt am rechten Zibinsufer in der Verlän­gerung der Lindengasse (Str. Teilor). Foto: Wolfgang FUCHS // Von der Faulheit und dem Fleiß der Rumänen (Seite 5) Hermannstädter Zeitung Wir sind auch im neuen ImL. L|. CS a X. ^rlirnihnn jwir nir 9if? nu* umcn Sie uns odor rufen Sie an! (Ä 550164 Sibiu, Str. Tipografilor 12 'S“ + Fax 0269-21.34.22,43.77.65 E-Mail hz@logon.ro Online www.hermannstaedter.ro Nr. 1859 / 37. Jahrgang 9. Januar 2004 8 Seiten, Preis 6.000 Lei Deutsches Wochenblatt Erscheint jeden Freitag in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien Keiner glaubt, daß sie bleiben wollen Ein deutsches Landwirtepaar betreibt Ackerbau auf einem Biohof bei Burgberg Nach Angaben von „Bioterra", dem größten rumänischen Verband der Biolandwirte, werden in Rumänien ca. 75.000 ha landwirtschaftliche Anbaufläche nach bio-organischen Grundsätzen bearbeitet. Rund 20 km entfernt von Hermann­stadt hat sich im August 1999 eine fünfköpfige Familie aus Baden-Württemberg angesiedelt und betreibt die ehemalige „Ferma Jurcoi". 44 Hektar Land konnten die deutschen Biobauem mit den zwei ehemaligen Farmgebäu­den ankaufen, doch die Rechts­lage ist hier noch nicht völlig geklärt, ca. 40 Hektar haben sie pachten können. Seit langem versuchen die Härles ihren Hof zwischen Rothberg, Burgberg und Neudorf zu vergrößern und haben dabei große Schwie­rigkeiten. An einem Wegkreuz an der Straße zwischen Rothberg und Burgberg zweigt ein Feldweg nach links ab, auf dem man nach wenigen hundert Metern zu einem weißen Wohnhaus samt Stall gelangt. Die Fogara­scher Berge prägen das Panora-ma gen Süden, Burgberg liegt in nördlicher Richtung, doch be­vor man die Landschaft ge­nießen kann, springen sieben kräftige Hirtenhunde um das Auto herum. Manche würden diesen Hof das „Ende der Welt" nennen, für die Härles ist er ihr Zuhause, das sie sich mit eige­­(Fortsetzung auf Seite 3) L Tuluc ist Bürgermeisterkandidat der Liberalen Hermannstadt. - Der ehe­malige Vizebürgermeister und ehemalige Leiter der städti­schen Bau- und Straßenbauge­sellschaft DPC, Gheorghe Tu­­luc, ist von der Hermannstäd­ter Zweigstelle der Nationalli­beralen Partei (PNL) als Bür­germeisterkandidat nominiert worden. Tuluc war 2000 als Mitglied der Demokratischen Partei (PD) in den Stadtrat und dann zum Vizebürger­meister gewählt worden, trat aus der PD aus und fungierte __L zeitweise als Unabhängiger, wurde 2003 wegen Meinungs­verschiedenheiten mit dem Bürgermeister Klaus Johannis von diesem zum Rücktritt ge­zwungen und trat bald darauf der PNL bei. Unklar ist, ob die Hermann­städter Zweigstelle der PD (die Partei hat ein Wahlbünd­nis mit der PNL geschlossen) ebenfalls Tuluc unterstützen oder einen eigenen Kandida­ten aufstellen wird. Nach dem Deutschen Fo­rum, welches Klaus Johannis zu seinem Bürgermeisterkan­didaten bestimmt hat, ist die PNL die zweite politische Or­ganisation, die einen Anwärter auf das höchste kommunale Amt in Hermannstadt benannt hat. Ob sich Tuluc oder ein an­derer Politiker bei den Kom­munalwahlen im Sommer 2004 gegen Johannis wird durchsetzen können, ist mo­mentan wenig wahrscheinlich: Johannis wird derzeit mit 70 Stimmenprozent gehandelt.

Next