Hermannstädter Zeitung, 2009 (42. évfolyam, 2114-2163. szám)

2009-01-09 / 2114. szám

Hermannstädter Zeitung Nr. 2114 / 9. Januar 2009 WIRTSCHAFT/GESELLSCHAFT Seite 3 Euro wurde zehn Am Neujahrstag 2009 hat eines der wichtigsten und schwierigsten Projekte der Europäischen Union sein er­stes bedeutsames Jubiläum begangen: Der Euro ist zehn Jahre alt. Am Anfang stand eine Pro­phezeiung, und die stammte vom französischen Ökono­men und Finanzpolitiker Jac­ques Rueff aus dem Jahr 1950: „L'Europe se fera par la mon­­naie ou ne se fera pas" - Euro­pa wird über die Währung ge­lingen oder es wird überhaupt nicht gelingen. Erste Überle­gungen und Pläne für eine Europäische Währungsunion gab es zwar schon Anfang der Wir in der EU 1960er und der 1970er Jahre, doch der Druck zum Handeln kam schließlich von außen. 1972 schlossen sich sechs, später neun Mitglieder der damaligen Europäischen Ge­meinschaft zu einem Wechsel­kursverbund zusammen. Sie verpflichteten sich, ihre Währungen - wie eine Schlan­ge im Tunnel - nur noch in en­gen Grenzen gegeneinander schwanken zu lassen. Die ge­meinsame Verrechnungsein­heit nannte sich ECU. Delors schuf als Präsident der EU-Kommission die Grundlagen für die Europäi­sche Wirtschafts- und Währungsunion, die vor zehn Jahren zur Gründung der Eu­ropäischen Zentralbank und zur Einführung des Euro führte. Dieses Gremium, die Eu­ropäische Zentralbank, hat den Euro bislang recht sicher durch alle Währungsturbulenzen ge­steuert. An seinem ersten Han­delstag, dem 4. Januar 1999, notierte der Euro bei knapp ei­nem Dollar und 18 US-Cents. Doch dann wurden Politiker und Ökonomen zunehmend nervös, denn der Euro verlor ständig an Wert. Im Oktober 2000 erreichte er sein bisheri­ges Allzeittief, als man nur noch rund 82 US-Cent für ei­nen Euro bekam. Doch das wa­ren, im Nachhinein gesehen, wohl eher Anlaufschwierigkei­ten, denn seitdem ging es mit dem Euro ständig nach oben. Ihren Tageshöchstkurs erreich­te die Gemeinschaftswährung am 15. Juli 2008, als man für ei­nen Euro fast 1,60 Dollar be­kam. Heute vertrauen knapp 320 Millionen Europäer dem Euro. In 15 Staaten ist er offizi­elles Zahlungsmittel, sechs weitere, zumeist kleine Staaten haben ihn stillschweigend ein­geführt - auch ein Zeichen für den Erfolg der Gemeinschafts­währung. „Von mir aus gese­hen darf es getrost noch einmal ein halbes Jahrhundert dauern, bis wir von einer Vollendung der Europäischen Union wer­den reden können", sagt Alt- Kanzler Helmut Schmidt. „Der Euro aber, der wird sich schon in weniger als einem Jahrzehnt als eine Weltwährung erwei­sen." dpa Nationale Sanierungspolitik erforderlich Zum Abschluß der GTZ-Kooperation bei der Altstadtsanierung in Hermannstadt Nach über neun Jahren ging zum Jahreswechsel die Zusam­menarbeit zwischen der Stadtverwaltung Hermannstadts und der GTZ im Kooperationsprojekt „Altstadtsanierung" zu Ende. Aus diesem Anlaß sprach HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar mit Steffen Mildner, der das Projekt von 1999 bis 2007 geleitet und danach beraten hat. Zum Ausklang der Koopera­tion wurde eine große Konfe­renz mit dem Titel „Stadtsa­nierung in Rumänien" veran­staltet. Wer nahm teil und was war das Ziel? Wir hatten die Fachleute an­derer Städte mit großer Altbau­substanz eingeladen, aber auch die Fachleute aus den Buka­­rester Ministerien, den Univer­sitäten und den Denkmalbehör­den. Ziel war es, die in Her­mannstadt und in Temeswar in den Kooperationsprojekten ge­wonnenen Erfahrungen ge­meinsam auszuwerten und Empfehlungen.für eine nationa­le Förderung der Altbausanie­rung zu erarbeiten. Diese fehlt ja bisher gänzlich. Welche Empfehlungen wur­den erarbeitet? Dringend erforderlich ist eine nationale Sanierungspolitik mit Programmen zur finanziellen Förderung von Altbau-Eigentü­mern. Zudem müßte nicht nur auf lokaler, sondern auch auf nationaler Ebene daran gearbei­tet werden, das Verständnis für den Wert der Altbausubstanz zu stärken; es sollten also lan­desweite Kampagnen der Öf­fentlichkeitsarbeit durchgeführt werden. Wie schätzen die Fachleute anderer Städte die Hermann­städter Sanierungsarbeiten ein? Die große Mehrzahl der Fach­leute schätzt die Hermannstäd­ter Sanierung als sehr positiv ein. Viele sprechen von einem Modell, von dem man lernen sollte. Dies vor allem im Hin­blick auf die eingesetzten In­strumente der Beratung, der Förderung, des Trainings und der Öffentlichkeitsarbeit. Worauf sind Sie besonders stolz, wenn sie auf Ihre lange Beratungstätigkeit in Her­mannstadt zurückblicken? Die spannendste und wich­tigste Phase lag am Anfang, als es darum ging, die Stagnation und den Pessimismus zu über­winden. Besonders wichtig war damals, daß es gelang, die loka­le Presse einzubeziehen und in einer recht kurzen Zeit eine Aufbruchstimmung zu erzeu­gen. Daraus haben sich in den Folgejahren neue, vorher nicht, bekannte For­men der Zu­sammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren ent­wickelt, die für die Altstadtsa­nierung ganz wichtig waren. Können Sie auch konkrete Zahlen zu den Sanierungser­gebnissen nen­nen? Rund 80 Ge­bäude erhielten eine finanzielle Förderung und wurden baulich gesichert, vier große Gebäude mit sozialen Funktionen wurden saniert, über 70 der stadtbildprä­genden Tore wurden restau­riert, 370 Handwerker wurden geschult und im Programm „Er­­lebnjsraum Altstadt" wurden viele kleine Plätze und Treppen saniert. Zudem wurden über 350 Hauseigentümer beraten. Es gab ja sicher nicht nur Er­folge: wo hätten Sie sich besse­re Ergebnisse gewünscht? Das betraf zum Glück nur ei­nen Bereich: Wir mußten den Versuch, den Einzelhandel der Altstadt zu qualifizieren, abbre­chen. Einfach deshalb, weil die Händler nicht an einer Bera­tung oder der Schaffung eines Einzelhändlerverbandes inter­essiert waren. Wie schätzen Sie den Stand der Sanierungsarbeiten in Her­mannstadt ein? Es wurde weit mehr erreicht als wir alle zu Projektbeginn er­wartet hatten. 1999 hatte nie­mand damit gerechnet, daß Hermannstadt einmal Europäi­sche Kulturhauptstadt werden würde und sich mit drei neu ge­­• stalteten zentralen Plätzen und vielen schönen Fassaden prä­sentieren kann. Im Bereich der öffentlichen Investitionen wur­de soviel getan, wie in keiner vergleichbaren Altstadt Euro­pas in einem so kurzen Zeit­raum. Die privaten Investitio­nen hinken demgegenüber hin­terher. Hier ist noch sehr viel zu tun - vor allem in der Unter­stadt. Die Verwaltung war also ak­tiver als die Privateigentümer? In der Summe zweifelsohne. In vielen Straßen können sie feststellen, daß die Infrastruk­tur ebenso erneuert wurde wie die Pflasterung und die Straßenbeleuchtung - daß aber an den Wohngebäuden noch wenig passiert ist. Wir haben deshalb das Beratungspro­gramm für Hauseigentümer und die Kampagnen zur Be­wußtseinsbildung durchge­führt. Wie lief die Zusammenar­beit mit der Stadtverwaltung? Durchgängig problemlos. Was natürlich vor allem daran lag, daß Bürgermeister Klaus Johannis die Altstadtsanierung zu seinem Schwerpunktthema gemacht hatte. In vielen Fach­fragen hat er dabei auch die Rolle des Stadtarchitekten gleich mit übernommen. Wir waren immer in der Rolle des Juniorpartners, der der Stadt­verwaltung hilft, den Sanie­rungsprozeß zu organisieren. Wer wird die Arbeit des GTZ-Projektes fortsetzen? Die vor zwei Jahren gegrün­dete Stiftung Stadterneuerung hat die Mitarbeiter des Koope­rationsprojektes übernommen und bietet im neuen Büro am Huetplatz 3 Beratung und Trai­ning rund um das Thema Alt­bausanierung an. Zum Abschluß eine persön­liche Frage: das Altstadtpro­jekt geht zu Ende. Werden Sie danach Hermannstadt wieder verlassen? Nein, sicherlich nicht. Her­mannstadt ist zu meiner zwei­ten Heimat geworden und ich sehe hier noch viele spannende Aufgaben, wie z.B. das Pro­gramm zum Erhalt der Kirchen­burgen, über das die HZ ja neu­lich berichtet hat. Danke für das Gespräch. Steffen Mildner. Foto: die Verfasserin Preis für Kommunalpolitikerinnen Berlin. - Besonders engagier­ten Kommunalpolitikerinnen in Deutschland winkt laut dpa in diesem Jahr erstmals der Helene- Weber-Preis. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung solle den Einsatz dieser Frauen sichtbar machen und entsprechend wür­digen, erklärte Bundesfrauenmi-nisterin Ursula von der Leyen, deren Ministerium den Preis aus­gelobt hat. Mit einer Kanzlerin und sechs Ministerinnen stehe Deutschland auf Bundesebene gut da, sagte von der Leyen am Montag in Berlin. „In der Kom­munalpolitik ist dagegen nur ein Viertel aller Mandate mit Frauen besetzt, in Führungspositionen haben sie Seltenheitswert." Anlaß für die neue, Auszeich­nung, die künftig regelmäßig vergeben werden soll, ist der 60. Geburtstag des Grundgesetzes. Namensgeberin Helene Weber (1881-1962) war nach dem Zwei­ten Weltkrieg als Mitglied des Parlamentarischen Rates eine von vier „Müttern des Grundge­setzes". Schon 1919 gehörte sie zu den ersten Frauen, die in die Weimarer Nationalversammlung gewählt wurden. Von 1924 bis 1933 saß die spätere CDU-Politi­­kerin für die Zentrumspartei im Reichstag. Helene Weber Improvisation in der Europäischen Union Kundige Hunde: Früh übt sich, was ein Meister werden will...heißt es im Volksmund. Auch im Ausrauben von Bankautomaten. Auf dem Bild oben finden Sie den Beweis: Dieser Welpe will sich offensichtlich nicht auf das beschränken, was die erwachsenen streunenden Hunde in Hermannstadt schon längst tun, und zwar die Straße auf dem Ze­brastreifen zu überqueren. Foto: Beatrice UNGAR

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