Karpathen-Post, 1917 (Jahrgang 38, nr. 1-52)

1917-01-04 / nr. 1

. KARPAT EN-POST. VERWALTUNG HAUPTPLATZ 33 | WOCHENBLATT ZUR FÖRDERUNG VOLKSWIRTSCHAFTLICHER GESELLSCHAFTLICHER UND TOURISTISCHER INTERESSEN. x Ez INTERURBAN- 47 TELEFON. == Nr. 1. .; für Deutschland ganzjährig 12 K., halbjährig 6 K., vierteljährig 3 K.; für Nordamerika ganzjährig 14 K. Pränumerationspreise : Mit der Unterhaltungs-Beilage für Ungarn, Bosnien und die Herczegovina ganzjährig 10 K., halbjährig 5 K., vierteljährig 2 K. 50 H. und monatlich 85 halbjährig 7 K., vierteljährig 3 K. 50 H. — Einzelne Nummern k­onfrankierte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgegeben. Pränumerationen und Inserate werden in der Administration des Blattes, Buchdruckerei von PAUL SAUTER in KESMARK Hauptplatz Nr. 33, ferner Inserate bei allen Annoncen-Expeditionen angenommen. :: Schluß der Redaktion Mittwoch Mittag. Größere Beiträge bis Dien­­­­­stag Früh erbeten. Schluß der Inseratenannahme Mittwoch Früh, Insertionspreise : Die dreispaltige Garmondzeile 15 H., im Textteile dreispal­­tige Garmondzeile 30 H., bei mehrmaligem Erscheinen entsprechender Rabatt. XXXVIII. Jahrgang. Österreich­ Verantwortlicher Schriftleiter : GYULA A. HEFTY. Eigentümer und Herausgeber: THEODOR SAUTER. osten 20 H. :: :: "den 4. Januar 1917. si u RENEE “ot et BEE­RE­R u­­ Es lebe unser gekrönter König Karl IV. Unter rauschendem, begeistertem, tosendem Fest­­jubel, bei Glo>engeläute und Kanonendonner, aber auch inmitten eines fürchterlichen, riesigen, blutigen Weltkrieges ist der jugendliche König Karl mit seiner anmutigen Gemahlin Zita in unserer schönen Haupt­­und Residenzstadt erschienen, um hier umgeben von den Großen des Reiches, den Vertretern des Vol­­kes, der Armee, mit feenhaftem, königlichem Prunke und unter weihevollen Zeremonien in der altehr­­würdigen Mathiaskirche mit der heiligen Stefans­­krone zum rechtmäßigen König von Ungarn gekrönt zu werden. Am 30. Dezember des abgelaufenen Jahres fand die Krönungsfeier des jungen Herrscherpaares in Budapest statt. Es war für Alle, welche diesem seltenen erhe­­benden Festakte beiwohnen konnten, ein unvergeßli­­cher Augenblick. Es war eine Feier, zu welcher sich die ganze Nation mit all der tiefen, aufrichtigen Liebe und der verheigungsvollen Hoffnung, welche sie dem jugend­­frohen, ritterlichen König, der anmutsvollen, liebli­­c­­hi­sternen und köstlichen Spitzen, an Galakarossen und­ der König! Geschirr, an herrlichen, feurigen Rossen, an stattli­­chem, glänzendem Gefolge, an uralten, ruhmreichen Bannern und Fahnen sich auftreiben ließ, all das eigte sich dem staunenden Auge der schaulustigen enge­ iben läßt, meide, att­baren Waffen und Pelzwerk, an bligenden Edel- Gold und Silber, Perlen und Diamanten, an fojt 2 & Zz a & & Z 5 2. 3 A a & | Es waren erhebende, tiefergreifende Momente, als der König und die Königin unter Posaunen- Hang und Geschüpfener gesalbt und dann gekrönt werden, als der Herrscher umjubelt von der glän­­enden Schar zum erstenmal das Stefansich wert <wingt — und in weihevollen Akkorden der Hym­­nus erklingt — und es waren feierliche, pacende Augenblicke, als König Karl der IV. mit der Krone am Haupt draußen unter freiem Himmel die Hand zum Schwur erhebt und mit lauter Stimme gelobt: ein die Verfassung des Landes hochhaltender, ge­­rechter, gütiger, schützender Herrscher und Fürst, ein echter, wahrer, friedengliebender, des Volkes fördernder König und die Wohlfahrt sei­­ein Mehrer des Reiches zu sein; e8 waren hinreißende, überwälti­­gende Minuten, als er hoch zu Roß den Krönungs­­hügel hinanreitet, dort nach allen vier Himmel­srich­­­tungen die kräftigen, fliegenden Schwertschläge voll­­führt. Aber mehr als all der vergängliche Prunk und Glanz, als diese schnell dahineilenden Augen­­blicke, ist die innige, aufrichtige Liebe des Volkes, das große Vertrauen der Nation, die herrliche Hoffnung des Landes, welche sich dem gekrönten Herrscher­­paare zuwendet, das schon jetzt Zeichen des tiefen Verständnisses für die Gefühle des Volkes gegeben. Und der ganze reiche­ Segen, welcher der Liebe und Hingebung eines Volkes für seinen Herrscher entströmt — er wird sich wohl auch über das Haupt des nun gekrönten Monarchen und dessen Gemahlin ergießen, wenn dieses Volk sehen, erlauchte hören und erfahren wird, daß ex Allen — so wie er es gelobt -- ein gerechter, güfiger, schüßender Herrscher sein will. Ein König und eine Königin, die nicht nur den zehntausend Auserwälten des festes, sondern der enge gehören, Krönungs­­sich eins fühlen in Leid und Freud mit dem Millionen ihrer Untertanen, welche von der weisen, liebvollen Führung und Leitung unter hingebenden, dem Zepter des Herrscherpaares ihr gi erhoffen. Ja, die Liebe und Verehrung des Volkes, das­­ ist die Leiter, auf der ein Herrscher zu jenen Höhen­­ emporgelangt, die ihm dauernden Ruhm und ein bleibendes, dankbares Andenken sichert. “ Unter diesem Titel erschien in­ Nr. 52 der „Kar­­pathen-Post“ ein Artikel, worin der Verfasser die von der gesamten wissenschaftlichen Welt anerkannte Tatsache,­­ daß schlechte Wohnungsverhältnisse zur Entwicklung und Verbreitung der Tuberkulose Bieles beitragen, zu bestrei­­­­ten den Mut findet und mit einem wahren horribile dictu anführt: „So hat erst unlängst ein Arzt behauptet, daß hauptsächlich schlechte Wohnungsverhältnisse, dumpfe Luft, schlechte Kost die Hauptsache der Tuberkulose sind.“ Io erachte es als besondere Pflicht, auf diesen Ar­­tikel mit einigen Bemerkungen ganz objektiv zu reflek­­tieren, da ich erstens als vorstehender Arzt des hiesigen Dispensaires zur Bekämpfung der Tuberkulose hiezu aufgefordert wurde, und zweitens als derjenige, der ge­­rade den Standpunkt der Wohnungstuberkulose in her­­vorragender Weise vertrete, ja sogar zu behaupten wage, daß wir mit der Regelung der Wohnungsverhältnisse, insbesondere durch Errichtung von billigen und gesunden Arbeiterwohnungen die Einschränkung der Tuberkulose ganz besonders erzielen könnten. Verfasser apostrophiert zum Beweis seiner Anschau­­ung die Geburtsstätte eines vortragenden Arzten, hat­­ aber mit seiner diesbezüglichen Argumentation nicht ganz das Richtige getroffen, denn er­­ darf ja nicht vergessen, daß der dorfbewohnende Landmann die kürzeste Zeit seines Lebens, durchschnittlich 7­­8­ Stunden täglich, in seiner nicht ganz hygienischen Wohnung zubringt, die übrige Zeit aber zumeist an der freien­ Lust verlebt und so bei dieser Bevölkerungsschichte, Alt und Jung, den ganzen Tag Gelegenheit hat, ihre Lunge in harzig­­ozonreicher Luft zu ventilieren, wodurch ein so lebhafter Stoffwechsel angeregt wird, daß diese tatsächlich an körperlich-physischer Kraft das Bevölkerung beste­hen­­en und das größte Kontingent des Heeres liefert. Wenn auch diese Ortschaften nicht ganz immun von Tuberkulose sind, so kommen diese bei dieser Frage gar nicht in Betracht, sondern mehr die Wohnungen der kleineren und größeren Städte. Wir müssen nur hier und in den benachbarten kleineren Ortschaften, namentlich unter der ärmeren Bevölkerung Umschau halten und wir werden finden, daß eine große Anzahl von Skrofulose, Tuberkulose und andere konstitutionelle Krankheiten vor­­kommen, die insgesamt die traurigen Ergebnisse der schlechten Wohnungsverhältnisse sind. Verfasser stellt die Behauptung auf, daß in den meisten Fällen die „Skrofeln die Ursache­ der Krankheits­­erreger sind“. 34 glaube Verfasser dürfte darüber im Kla­­ren sein, daß Skrofulose identisch mit Tuberkulose ist, und wir die Skrofulose leicht als Tuberkulose des Kin­­desalters bezeichnen können, den z. B. eine osteomyeli­­tische Eiterung einer skrofulösen Gelenksentzündung ist ja nichts anderes, als Knochentuberkulose und wird ja die Skrofulose heute als Paratuberkulose bezeichnet.­­­­ Verfasser dürfte ferner, wie ich ihn kenne, auch da­­rüber im Klaren sein, daß die Brutstätte der Skrofulose einzig und allein in schlechten, feuchten Wohnungen zu Jahrhunderte in Reinem. Wir Ärzte sind verpflichtet, durch geeignete Bei­­träge die Bevölkerung über die Grundzüge der Hygiene zu belehren — wozu ich auch den Verfasser in kollegialer Weise auffordre -- um bei ihnen die Bestrebung zu einer vernünftigen, regelmäßigen Lebensweise anzuregen, wozu in erster Reihe kräftige Ernährung, gesunde Wohnung, und zweckmäßige Bekleidung gehört und wenn wir so eine gesunde, wiederstandsfähige Generation zu erziehen im Stande sein werden, fällt die drakonische Maßregel — wie sie Verfasser mit der Untersuchung der Brautleute­­ vorschlägt — von selbst ixeg. Kesmärk, 2. Januar 1917. | Dr. Armin Klein Oberarzt des Kesmärker Dispensaires. H: Während meines 20-jährigen Kesmärker Wirkens und während meiner außerordentlichen Beschäftigung in der 2­­,-j­ährigen Kriegsdauer im Roten Kreuzspital, muß ich mich mit ernsten Dingen befassen und so bleibt mir wenig Zeit auf Zeitungsartikel,­­­ welche von weniger gutgesinnten Personen, die scheinbar über viel Zeit verfül­sen, und welche mich in meiner Ruhe und in der Aus­­übung meinen ernsten Berufes zu stören gedenken — zu antworten und wenn ich dennoch gezwungen bin kurz zu antworten, so tue ich es, weil ich mich ad personam angegriffen fühle. In der „Karpathen-Post“ vom 28. Dezember 1916 erschien ein Artikel von Dr. Josef Lang, Kreisarzt in Hunfalu, betitelt: „Lungenschwindsucht“, in welchem Ver­­fasser in ironischem Tone, die von mir im Freien Lyzeum auf Anforderung des Präsidiums eines in Kesmark zu Und wir haben alle Ursache daran zu glauben, daß König Karl IV. die jede seiner Völker sich im reichstem Maße erringen wird. In dieser Hoffnung wollen wir schon jetzt einstimmen in den begeisterten Zubelruf, der­ am Kröner­tage erscholl : „Es­ lehe­nden ich... Darüber waren schon die­ Ärzte Lungen schwindfud. Zu dem unter obigen Titel in der legten Nummer unseres Blattes erschienenen Artikel erhalten wir nachstehende Neu­erungen, wel­­chen wir gerne Raum geben. Die Schriftleitung. I der, vorigen... 4 SI Feuilleton, Gemäldeausstellung in Kassa. In dem Gebäude des Piaristengymnasiums zu Kassa befindet sich vom 23. Dezember bis 7. Januar die Gemäldeausstellung des Malers Eduard Lengyel- Reinfuß. Sie umfaßt 30 Gemälde in verschiedenen Grö­­ßen: Portraits, Bilder aus dem Kriegsleben, einige Genres und eine Allegorie. Es sind Werke eines ge­­reiften, beachtensnwerten Künstlers, der die Technik voll­kommen beherrscht und dem auch gedankliche Tiefe nicht mangelt. Das beweist die einzige allegorische Darstellung der Reihe: „Reif“. In tiefblauer Nacht als Hintergrund steht die Fee des Reifes, ein wunderschönes nacktes Weib, an ihr Roß gelehnt und streut aus kalter Hand Reif auf die Flur. Sie bildet den Mittelpunkt, der sich blendend weiß vom Hintergrunde herabhebt. Der Ur­­sprünglichkeit und Schönheit des Gedankens ist die Kunst der Durchführung ebenbürtig. — Von den Portraits, die nach dem Verzeichnis sich alle in Privatdesit befinden, ist das eines Artillerieoberleutnants das beste. Auf einem prachtvollen Rappen sitzt er in stolzer Haltung da, in jeder Linie der Gestalt und des Gesichtes Selbstbewußt­­sein. Das gelbe Kornfeld als Hintergrund hebt die Ge­­stalt noch mehr. Sowohl der Körper des Pferdes, dessen glänzendes Haar in tausend Lichtern spielt, als auch die Haltung und Gestalt des Reiters sind vollendet. Das­­selbe muß man auch von den übrigen Portraits aner­­kennen. Es sind meist Frauenbüsten, eine jede eigenartig in ihrem Ausdruck und­ ausdrucksvoll in ihrer Eigenart. Dem Künstler ist es gelungen den Zug seiner Modelle zu erfassen und zum Ausdruck zu bringen, so daß seine Bilder zu sprechen scheinen. Es ist beste Portraitarbeit­­arbeit, was wir da zu sehen bekommen. In ein ganz anderes Gebiet führen uns die Kriegs­­bilder, an Zahl wohl die Hälfte der Ausstellung. Da hat es dem Künstler das kecke Reiterleben unserer Hu­­saren angetan und er malt dessen Ereignisse. „Einwag­­gonierung“ ist das größte dieser Bilder. Zwei Paar Pferde stehen unten im DV Bordergrund, während andere oben an der Rampe der­ Einwaggonierung harren oder bereits in die Waggons gezogen werden. Lebhaftes Trei­­ben herrscht auf dem Bilde, dessen Mittelpunkt die statt­­­­lichen Pferdekörper einnehmen, während die roten Hu­­saren nur als dunkle Gegenstücke erscheinen. Andere Bilder bringen Kriegsszenen: „Attacke“, „An der Strypa­­front“, „Husarenbravour“, „Reiterpatrouille“, „Husaren­­patroulle“. Roß und Reiter in lebhafter Bewegung, im Ansturm oder auf spähendem Ritt, wuchtende Körper vor schneeigem Hintergrunde. Alles in Rage und doch so lebenswahr und wohlgetroffen, daß es lebt auf der Lein­­wand. Dazwischen auch ernstere Szenen: „Verbündete“, ein ungarischer Husar, der von Roß zu Roß seinen preu­­ßischen Kameraden unterstüßt, dann „Ruthenische Opi­­one“, wohl eines der besten Bilder der Galerie ; vorne zwei Bauern, deren totbleiche und troßig finstere Ge­­sichter ihr Bergehen verraten und ihr Los ahnen lassen, hinter ihnen ein reitender Gendarm, dann ärmliche Hütten in trauriger Verlassenheit. — Noch eines der Bilder ist erwähnenswert : „Hallali“, eine kleine Leinwand, den eng­­lischen Meistern nachgeführt: der rotbeflackte Jägermeister mit einer Koppel Hunde im Walde. — Die anderen sind auch gut. Als Gesamteindruck : keine hinreißende, geniale Kunst,­­aber gediegene, sorgfältige und von tüch­­tigem Können zeigende Arbeit, die ihren Zweck, besten Zimmerschmuck zu bieten, voll und wertvoll entspricht.

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