Kaschauer Zeitung, Januar-März 1873 (Jahrgang 35, nr. 1-26)

1873-01-01 / nr. 1

ka 7” 2 er a XXXV. Jahrgang Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Pränumeration für Kaschau 1 fl. 25 sendung fr., mit Postver­ 1 fl. Pränumeration wird jeden Tag angenom­­­men bei der Administration der Kaschauer Zeitung, Hauptgasse Nr. 60, bei al­­len Postanstalten u. Buch­­handlungen. Megjelen minden Szerdán és Szombaton, Unfrankirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. 1873. INV ös 24 18 > | N Xr. 1. Yir. 11 und Rudolf Mosze Annoncen - Expedition. Haschau, Mittwoch, Bei größeren Ankündigung­­en und öfterer Einschaltung entsprechender Wachlap. In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­­ren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22, & 1. Jänner. Vogler, Haassenstein Yeuer-Wiartz Inserate übernimmt für uns die Inter­­nationale Annoncen » Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgasse und Wien, Wollzeile 6. — In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöck­­ vierteljährig 50 ff. K und Anonyme Briefe werden nicht berü>­­sichtigt und Manuskripte nicht zurück­­gegeben. N­ie 1 und haft5blatt für Kaschau und Spezies. ( 1 ) | | Pokalblatt für Volks-, Haus­ und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ.) Inserate, 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petit­­zeile. — Inseratenstempel 80 kr. für jede Anzeige. hardt. In Paris Havas Laffitte Bullier & Comp; Prännmmeralions-Kinladung,. beginnt Mit 1. Jänner 1873 der XXXV. Jahrgang der „Kaschauer Zeitung“ und Kundschaftsblatt für­ Kaschau und Eperies. Die „Kaschauer Zeitung“ erscheint wöchentlich z­w­e­i­­mal (Mittwoch und Samstag) in groß Folio-Format re­­gelmäßig mindestens 1 1/2 Bogen stark. Diejenigen p. t. Pränumeranten, welche für ein halb oder ganzes Jahr im Vorhinein pränumeriren, erhal­­ten als Prämie den illustrirten vaterländischen „Hauskalender“ oder nach Wunsch einen unga­­rischen Wandkalender (Fal­ naptär) schon im Jänner 1873 gratis zugesendet, werden 1mal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 eine kr. öst. Währ. nebst 30 kr. Stempelgebühr für 1maliges Einrücken berechnet. INSERATE in jeder beliebigen Sprac­he angenommen und Pränumerations­-Bedingnisse. Die Pränumerationen dieses Blattes endeten mit Tetten „December l. J. ; “ Die gefertigte Administration beehrt sich deßhalb alle p. t. Abonnenten und Pränumerationslustigen ergebenst zur gefälligen Erneuerung, respective Fortsetzung ihrer Pränumeration, höfligst einzuladen, mit dem Beifügen, daß der Pränumerationsbetrag, welcher für Kaschau 1 fl. 25 kr. ö. W. und mit Postversendung 1 fl. 50 kr. für das Vierteljahr beträgt, gefälligst bald entrichtet werden möge, um seine Verzögerung in der Zusendung des Blatte zu erfahren. Pränumerationen übernehmen in Eperies Herr A. Floegel, — in Igl.: Herr J.­ Andreszky, — in Rosenau: Herr J. N. Hirsch, — in Schmölling: Herr C. W. Tröppel, — in Kesmart: Herr C. Robert Schmidt, — in Bartfeld : Herr Alb. Galle, in Pest : Herrn C. Grills Hofbuchhandlung, — in Wien: Beck'sche Universität-Buchhandlung. Ferner ist die Kaschauer Zeitung durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zu beziehen. Die Administration. N 5 ml: Zum neuen Jahre. Kaschau, 31. December. Mit dem heutigen Tage geht abermals ein Jahr Ende und es tritt die Pflicht hiermit an uns heran, einen Rü­­zu bh­ zu werfen auf die wichtigsten Begebenheiten, die sich im Laufe des scheidenden Jahres zugetragen haben, dann auf die Gestaltung der allgemeinen politiscen und socialen Verhält­­nisse und Zustände, unter denen das neue Jahr seinen An­­fang nimmt. Im fernen Osten, in der ältesten Heimstätte der mensch­­lichen Civilisation, in China und Japan, sehen wir, wie ein neues Leben sich in den erstarrten Formen der Gesellschaft und des Staates zu regen beginnt, wie das feindselige Abschließen der Bewohner dieser großen Länder gegen das Eindringen euro­­päischer Cultur immer weniger gelingen will und wie dort der Sieg der letzteren über das Mandarinenthum und das Kasten­­wesen immer näher heranrückt. Stetig und geräuschlos, ohne andere Kämpfe als die­­jenigen, welche zum Schuhe der Siedlungen gegen die wilden Maoris noch geführt werden müssen, vollzieht­ England im stillen Ocean auf dem großen Archipel, welcher den Namen „Australien“ trägt, seine civilisatorische Mission, indem unter der weisen Regierung des Mutterlandes in verhältnißmäßig kurzer Zeit aus einer Verbrecherkolonie ein in Wohlstand, Freiheit es kräftig erblühendes Gemeinwesen geschaffen wurde. Jenseits des atlantischen Oceans erbliden wir zunächst die große nordamerikanische Republik, wie sie im verflossenen Jahre an volkswirthschaftlicher Ueppigkeit zugenommen hat, wie sie — eine beneidenswerthe Ausnahme und ein nach­ahmungswürdiges Beispiel — ihre Staatsschuld, die nicht durch die Willführ eines Despoten für die Interessen von Dy­­nastenfamilien oder von Priesterschaften, auch nicht durch na­­tionale Ueberhebung und Ländergier, sondern zur Befreiung des Landes von dem Schandfled der Sclaverei contrahirt wor­­den war, durch die Ersparnisse ihrer Bürger von den Früchten ihrer Arbeit um viele Hunderte von Millionen verminderte — wie sie das stolze, von seiner freiheitsfeindlichen Aristokratie zur Unterstüßung der rebellischen nordamerikanischen Sklaven­­staaten verleitete Albion zwang, sich in der historisch geworde­­nen Alabamafrage dem Ausspruche eines Schiedsgerichtes zu fügen, welches England für schuldig erklärte und dasselbe ver­­urtheilte, an die vereinigten nordamerikanischen Freistaaten eine namhafte Entschädigungssumme zu bezahlen — wie sie ohngeachtet der Gebrechen, welche an dem Staate und an der Gesellschaft in Folge der Excesse einer schrankenlosen Demo­­kratie zuweilen hervortreten, gleichwohl der mächtigste Staat der Welt und derjenige ist, in welchem die Wohlfahrt der Bür­­ger am ebenmäßigsten verbreitet erscheint. Im Norden der westlichen Hemisphäre schreitet die politische und sociale Entwicklung Canadas rastlos fort, und das Endziel , die Unabhängigkeit vom Mutterlande England und wahrscheinlich der Anscluß an die nordamerikanischen Freistaaten, dürfte in nicht ferner Zukunft erreicht werden. Auch in der Streitfrage betreffend die Grenzen zwischen dem britischen und republikanischen Territorium wurde England vor einem Schiedgericht vor Kurzem nachfällig und es war diesmal der deutsche Kaiser Wilhelm, dessen Sohn mit einer Tochter der Königin von England verehelicht ist, welcher dieses Urtheil fällte. Für die Staaten, welche sich im Süden der Landenge von Panama auf dem amerikanischen Festlande gebildet haben, ist auch die Nachbarschaft der großen nordamerikanischen Republik in dem verflossenen Jahre von dem heilsamsten Ein­­fluße gewesen, und kaum dürfte der von dem nichtswürdig­­sten aller Napoleoniden gemachte Versuch, die Monarchie unter dem Schuße von europäischen Bajonetten und unter Mitwirkung der Jesuiten dort zu gründen, wiederholt werden. Wir haben den erfolgten Tod des Präsidenten Juarez in Mexico zu verzeichnen und freuen uns ob der Thatsache, daß sein Nachfolger fortfährt, im Geiste dieses merkwürdigen, durch Gesinnung und Willensstärke gleich ausgezeichneten In­­dianers zu regieren. Brasilien geht unter der vortrefflichen Regierung seines hochgebildeten Kaisers rasch einer besseren Zukunft entgegen und auch in den übrigen südamerikanischen Republiken, von denen eine bekanntlich durch längere Zeit die Segnungen einer Jesuitenregierung zu ertragen hatte, war der Fortschritt auf der Bahn der Civilisation im ver­­flossenen Jahre deutlich wahrnehmbar. Auf Cuba, dem Juwel unter dem atlantischen In­seln, ruht nu< immer der Fluß, welchen Spanien zur Zeit seiner Weltherrschaft mittelst der Sclaverei und der Bigotterie über alle diejenigen Länder brachte, "welche es eroberte oder sonst erwarb. Die blutigen Gräuel und die furchtbaren Verheerungen, welche diese schöne Jusel schon früher und auch im Laufe des verflossenen Jahres verwüstet haben, mußten die Aufmerksamkeit der nordamerikanischen Republik insbesondere wachrufen , und es unterliegt nach der jüngsten Botschaft des Präsidenten Grant keinem Zweifel mehr, daß die endliche Herstellung friedlicher und geordneter Zustände, namentlich die Abschaffung der Sklaverei auf Cuba zum Gegenstande ernsthafter Erörterung zwischen der Re­­gierung Spaniens und jener der nordamerikanischen Frei­­staaten demnächst werden müsse. Die notorische Unfähigkeit Frankreichs zur Colonisation wird auch die Zustände in Algerien neuerdings bestätigt, ebenso zeigt die im verflossenen Jahre abermals deutlich zu Tage getretene Serailpolitik des türkischen Kaisers, wie tief und beinahe unverbesserlich die Folgen einer fehlerhaften, die socialen Zustände völlig beherrschenden Religion in jenen Ländern wurzeln, wo der Islam seine Macht entfaltete. Nachdem die europäischen Machverhältnisse in Europa durch den Ausgang des jüngsten deutsch-französischen Krieges wesentli verändert worden waren, hat sich in den einzelnen Staaten Europas während des verflossenen Jahres allent­­halben das Bestreben geltend gemacht, durch eine entsprechende äußere und innere Politik diesen neuen Verhältnissen Rechnung zu tragen­ müct waren. Wir wissen, wie Staaten, das deutsche Kaiser­­und die beiden jüngsten das italienische König welche als die Verkörperungen der siegreichen Nationali­­tätsidee zu betrachten sind, auch im verflossenen Jahre der den kaum äußerlich vollendeten Neubau auch die im Innern gemeinschaftliche Abwehr ihrer Feinde auch für die Zukunft eifrig Bedacht nahmen. Jahres noch immer in einem Zustande großer politischen Auf­­regung und es ist ganz vornehmlich dem unvergleichlichen par­­lamentarischen Geschie des hochbetagten Präsidenten der franc­zösischen Republik zu danken, wenn das tief gebeugte Frank­­reich nicht neuerdings von einer inneren sucht wurde. Seitdem das gesammte europäische Capital durch seine großartige Betheiligung an dem französischen Milliarden- Ansehen sein unerschüttertes Bürger vertritt, wendet Vertrauen eine Währung innerhalb jener Versailler Nationalversammlung, die in ihrer Majorität zwar alle traditionellen Uebelstände Frank­­reichs, aber seineswegs vor ; ferner wurde dadurch hierbei Deutschland die Regelung in verflossenen Catastrophe heimge­­Frankreichs ausgesprochen hatte, herrschte ununterbrochen die Gesinnungen der Mehrheit seiner Frankreich und mit ihm Herr Thiers halten jedoch fest an dem einen Bundesgenossen seiner Revanche­politik gegen Deutschland und Italien, nämlich an den Ultramontanen, deren Generalstab der Jesuitenorden ist. Da der lettere die Kriegsoperationen sofort in und Italien durch seine Armee an die Episcopate und deren Clerus begonnen hat, so wurden die Jesuiten durch Fürst Bismark aus Deutschland verjagt und in Italien steht ihnen dasselbe Loo8 demnächst bei­des zwischen Kirche und Staat zur brennendsten Frage Verhältnisses der Politik gemacht und es besteht heute schon kein Zweifel die Prätensionen mehr darüber, des Clerus auf dem Wege der Gesetzgebung zurücgewiesen werden. England hat sich murrend in die Rolle gefügt, künftighin bei der Entscheidung über continental-europäische Fragen unter den maßgebenden Staaten nicht mehr in erster Reihe zu stehen, erfreut sich seines ungeheuren, im steten Wachsthume begriffenen Nationalvermögens, seine Aufmerksamkeit mehr den eigenen inneren Angelegenheiten zu, wozu ihm der Pauperismus und die sociale Arbeiterbewegung reichliche Veranlassung bieten, und ist am Ende imit Recht stolz auf die unsterblichen Leistungen seiner Darwin's, John Stuart Mill­s und anderer Ritter vom Geiste. Während im Norden Europa­s wieder einmal die Idee einer skandinavischen Union angeregt wurde, verwendet Ruß­­land seine Expansivkraft in der Richtung gegen den Süden Asiens, entsendet kriegerische Expeditionen nach China und schon bezeichnet man das Terrain, auf welchen England und Ruß­­land ihren Kampf um die Herrschaft in Asien in nicht zu ferner Zeit auszufechten haben werden. Uebrigens hat die russische Regierung im verflossenen Jahre mit Beharrlichkeit an der Russisc­h­ung Polens und der Ostseeprovinzen fortgearbeitet, ebenso an dem großen inneren Reformwerke, welches mit der Aufhebung der Leibeigenschaft begonnen hat. Die freundlichen Beziehungen zwischen Ruß­­land und Preußen haben durch die Dreikaiserzusammenkunft in Berlin insbesondere den Ausdruc­k ihrer unveränderten Fort­­dauer erhalten und es hat diese Fürstenbegegnung gleichzeitig dazu gedient, öffentlich darzuthun, daß sich die Beziehungen zwischen dem Wiener und dem Petersburger Cabinett wesentlich gebessert haben. In der schweizerischen Eideigenossensyaft unterlag zwar in diesem Jahre die liberale Reformpartei gegenüber den ver­­bündeten Ultramontanen und Nationalen ; allein s<on macht sich der Rückschlag in der öffentlichen Meinung dort fühlbar und die Uebergriffe der katholischen Bischöfe in die Rechts­­sphäre des Staates wurden in jüngster Zeit von Seite der schweizerischen Behörden mit solcher Entschiedenheit zurückge­wiesen, daß sich der Pap­st in seiner Allocation vom 23. De­­­­­­­­­reich, daß zwei mäßig Frankreich befand auszustatten, sich auch und wie während des sie auf­­ die Arbeitskraft

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