Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1873 (Jahrgang 35, nr. 79-105)

1873-10-01 / nr. 79

XXXV. Jahrgang 1873. Ees eint jeden Mittwoch und Samstag, für Pränumeration Kaschan vierteljährig 1 fl. 25 sendung fr., mit Postver­­t fl. 50 fr. Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration der Kaschaner Zeitung, Hauptgasse Nr. 60, bei al­­len Postanstalten u. Buch­­handlungen. Nr. 79. Inserate, 5 kr. für­­ eine fünfmal gespaltene Petit­­zeile. == 1 Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Bei größeren Ankündigung­­en und öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­­ r Vogler, Neuer-Markt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen » Erpedition. . und Kundschaftsblatt für Kalchau Megjelen minder Szerdán és Szombaton, unfransirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Anonyme Briefe werden nicht berück­sichtigt und Manuskripte nicht zurü­ck- Vokalblatt für Volks-, Haus­ und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) Inserate übernimmt sich und die Inter» nationale Annoncen » Expedition von Lang , Schwarz Pest, Badgaffe und Wien, Wollzeile 6. —­­In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöck­­hardt. In Baris Havas Laffitte gegeben. Bullier & Comp. ! s N ne­rt an u En 5 und Spezies. IrH i­n Prännmmerahons-Kinladung, beginnt ein neues Quartal und nehmen wir so nach Ver­­anlassung, das p. t. Publikum zur gefälligen Pränumeration auf unser Journal „Kaschauer Zeitung“ Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, hiermit höflichst einzuladen. Die „Kaschauer Zeitung“ erscheint wöchentlich zw­ei­­mal (Mittwoch und Samstag) in groß Folio-Format regel­­mäßig mindestens 1*/2 Bogen stark. Ex Unsere p. t. Leser werden aus unserem bisherigen Wirken die Ueberzeugung geschöpft haben, daß wir es an­­ aufrichtigem Willen nicht fehlen lassen, das Beste anzu­­streben ; wir hoffen demnach auf eine recht zahlreiche Be­­theiligung an der­­ Pränumeration von Seite unserer Leser und Freunde in Oberungarn, um so mehr, da wir trot der gestiegenen Papierpreise und der hiedurch verursachten vergrößerten Regiekosten den Pränumerationspreis nicht er­­­­höhen. Für das Feuilleton sind vorbereitet und werden im Laufe des 4. Quartals erscheinen: „Das Sklaventind". ‚Amerikanische Novelle. “ „Die Jugend des Fürsten von Talleyrand“. Romantisches Lebensbild nach englischen Quel­­len. — „Die weiße­­ Camollie“. Novellette aus dem engli­­schen Leben. — „Ein altes Sprichwort“. Eine Betrachtung. — „Das schwarze Moor”. Erzählung aus dem Englischen. — „Das verfallene Schloß" von ©. Peyton. . Inserate „werden in jeder beliebigen­ Sprache angenommen und eine H mal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. öst. Währ­­nebst 30 kr. Stempelgebühr für 1maliges Einrücken berechnet. Pränumeration3-Bedingnisse. Den Pränumerationsbetrag, welcher für Kaschau 1 fl. 95 kr. ö. W. und mit Postversendung 1 fl. 50 kr. für das Vierteljahr beträgt, bitten wir gefälligst bald zu entrichten, damit keine Verzögerung in der Zusendung des Blattes eintrete.­­ „Präm­uterationen übernehmen in Eperies : Herr A. Floegel, = in Igls : Herr J. Andreszky, — in Rosenau : Herr I. N. Hirsch, — in Schmölling: Herr C. W.­­Tröppel, — in Kesmark: Herr C. Robert Schmidt, — in Bartfeld : Herr Alb. Galle, in Pest : Herrn C. Grills Hofbuchhandlung,­­ in Wien:­­ Beck'sche Universitäts-Buchhandlung. Ferner ist die Kaschauer Zeitung durc alle Buchhandlungen und Postanstalten zu beziehen. Die Administration. eg 4 ő ET SLR EN. En. EEE IEEE TEE Kaschau, 30. September. - Dem festgestellten Reiseprogramm gemäß ist König Victor Emmanuel am­ 22. b. M. um 4 Uhr Nachmittags auf dem Görlitzer Bahnhofe zu Berlin mit seinem Reise­­gefolge eingetroffen, alswo er vom Kaiser Wilhelm, dem deutschen Kronprinzen, von vielen Mitgliedern des deutschen Kaiserhauses und zahlreichen Würdeträgern des deutschen Reiches und der preußischen Monarchie mit großem Schau­­gepränge bewillkommt wurde. Die Begrüßung der Monarchen war eine sehr herzliche, worauf die Besichtigung der auf dem Perron des Bahnhofes aufgestellten Compagnie des preußischen Gardefüsilier-Regiments und dann die gewöhn­­lichen Vorstellungen statt­fanden, wobei jedoch Fürst Bismarc fehlte. Mit unverkennbarem Interesse und herzgewinnender Freundlichkeit begrüßte Victor Emmanuel die ihm vorgestellten Feldmarsc­hälle Graf Moltse und Graf Roon, während aus seinem eigenen Gefolge die Minister Vis­conti-Venosta und Minghetti die Aufmerksamkeit der Zuschauer am meisten fesselten. Kaiser Wilhelm geleitete seinen königlichen Gast und dessen Gefolge in bereit gehaltenen Hofwagen nach dem königlich -preußischem Scloße, alswo er von der Frau Kron­­prinzessin begrüßt und ihm die obersten Hof-Chargen vor­­gestellt wurden. Nachdem König Victor Emmanuel dem­­ Kaiser in seinem Palais einen kurzwährenden Besuch abge­ DEN WR MOE­RIE I­ N Kaschau, Mittwoch 1 October, stattet hatte, begab er sich um 6 Uhr Abends zu dem ke­ra a ala IM m Die hiesigen Kreditinstitute Mit 1. Oktober I. J. lichen Palais veranstaltet­ wurde und wobei sich der Kaiser Ev A und alle in Berlin anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie, das Gefolge und der Ehrendienst des Königs von Italien, der italienische Gesandte am Berliner Hofe, Graf Launay, mit dem gesammten Gesandtschaftspersonale, der deutsche Gesandte am italienischen Hofe, Herr von Keudell, die­­ Feldmarschälle Grafen Wrangel, Moltke und Freiherr von Manteuffel 2c. einfanden. Seite Allein nicht nur der Empfang Victor Emmanuels von des deutschen Kaiserhofes war ein herzlicher und ehrenvoller, sondern er war es in noch weit höherem Maße von Seite der Berliner Bevölkerung, welche ihre Häuser in allen Straßen, welche der königliche Gast vom Görliker Bahnhofe bis zum königlichen Palais durchfahren mußte, auf das Festlichste und darunter reich mit italienischen Nationalfahnen geschmückt hatte. Noch niemals wurde ein fremder Monarch von dem fahlen und zum Sarkasmus geneigten Berliner­ Publikum mit so augenfälliger Wärme und Innigkeit begrüßt, wie Victor Emmanuel, welchem sogar die in Berlin gar nicht übliche Ovation im Hofopernhause dargebracht wurde, daß sie das Publikum bei seinem Ein­­tritte erhob und ihn mit lautem Zurufe begrüßte. Uebergehen wir die zu Ehren Victor Emmanuel abge­­haltenen Militärschauspiele, Jagden, Bankette u. dgl. und verweisen wir kurz bei dem Toaste Victor Emmanuel­ s auf den Kaiser Wilhelm, den er seinen „alten Verbündeten“ nannte im Gegensuge zum „frere et ami“, womit auch die Ereignisse des Jahres 1866 berührt wurden, um zu wichtigeren Dingen, nämlich zu der Begegnung des Königs von Italien und seiner beiden Minister mit dem Kanzler, des deutschen Reiches, Otto Fürst Bismark-Schönhausen überzugehen. Der letztere kam erst am dritten Tage nach der Ankunft Victor Emmanuel­ s zu Berlin allda von Barzin an, nachdem sein langes Ausbleiben bereits vielfältig in politischen Kreisen Verstimmung hervorgerufen hatte. Was den Fürsten Bismark so lange auf Barzin zurüc gehalten hatte, das wird sich vielleicht erst in späterer Zeit sicher feststellen lassen, jedenfalls ließ das Aussehen des Kanzlers nicht auf das ernstliche Unwohlsein schließen, welches offi­­ziös als der einzige Beweggrund seines Fernbleibens ange­­geben wird. Indessen hat die Vorstellung Bismarfe bei dem Könige von Italien statt­gefunden, worauf eine längere als einstündige Besprechung mit demselben statt­fand, ebenso hatte der deutsche Reichskanzler die italienischen Minister in seinem Palais empfangen und mit denselben wiederholt län­­gere Berathungen gepflogen, womit der wichtigste Theil des Reisezwegs erreicht worden sein dürfte. Wenn die äußeren Merkmale nit trügen, so hat Fürst Bismark guten Grund zur Verstimmung und er ist wahrlich nicht der Mann, dieselbe gegen irgendwen zu ver­­hehlen. Der lange und langweilige General Manteuffel, welcher ein besonderer Günstling des Kaisers Wilhelm ist und die deutsche Occupationsarmee in Frankreich comman­­dirt hatte, ist nach nunmehriger Beendigung seiner Mission nach Berlin zurücgekehrt und vom Kaiser zum Feldmarschall ernannt worden. Da nun dieser General als das Haupt der protestantischen Pietisten und als ein entschiedener Geg­­ner der Bismark'schen Kirchenpolitik bekannt ist, so mußte das Gerücht, er sei hohen Orts bestimmt, an die Stelle des amtsmüden Grafen Roon zu treten, auf den Reichs­­kanzler einen verstimmenden Eindruck machen und mochte derselbe wohl keine große Neigung verspüren, mit demselben gelegentlich dieser Hoffeste in nahe und längere persönliche Berührung zu kommen. Victor Emmanuel dürfte zur Zeit bereits in Turin angekommen sein und sich zur Jagd auf Steinböde rüsten. Dem Fürsten Bismark hat er sein Bildniß mit einer eigen­­händig geschriebenen und sehr ehrenden Widmung beim Ab­­schied geschenkt, was den frommen General Lamarmora, der vielleicht da­durch seine Tendenzschrift „Etwas mehr Licht“ zur jüngsten Verstimmung des deutschen Reichskanzlers etwas beigetragen haben dürfte, nicht wenig freuen muß. Das italienische Volk aber wird den Empfang seines constitutio­­nellen Königs von Seite der Bevölkerung Oesterreichs und Deutschlands dankbar in seiner Erinnerung bewahren. I. Für die Gründung des dritten Kafchauer­ Creditinsti­­tuts fehlte es sowohl an dem thatsächlichen Bedürfnisse als auch an dem disponiblen Capital. Die hiesige „Volksbank“, auch „allgemeiner ungarischer Spar- und Creditverein" ge­­nannt, verdankt daher ihr Entstehen lediglich der bereits über­­schwenglich gewordenen Gründerspekulation, wie die­ schon aus ihrer Benennung, die sich nicht aus dem allgemeinen Begriffe des Bankwesens rechtfertigen läßt sondern womit um demokratische Sympathien geworben wird, einigermaßen entnommen werden dürfte. Der Zusatztitel :­ „Allgemeiner Oberungarischer Spar- und Creditverein“ läßt sich durch die Beschaffenhet der Statuten dieses­ Instituts durchaus nicht rechtfertigen, sondern es geht aus denselben zwar hervor, daß die Volksbank, d.. i. eine­ auf Actien gegründete Er­­werbsunternehmung sich zu ihrem eigenen Vortheile mit der Patronisirung von Spar- und Creditvereinen, und „mit deren entgeltlichen Geschäftsleitung befassen wil­l allein dadurch wird sie selbst niemals zu einem Spar- ut Creditvereine, weil man darunter etwas ganz Anderes bei“ steht, als eine Erwerbs-Actiengesellschaft. Wenn es daher ganz folgerichtig ist, daß in unserer Zeit, in welcher die Demokratie immer mehr zur politischen Herrschaft gelangt, die Benennung: „Volkszeitung“, „Volks­­freund” u. dgl. für eine Zeitung von speculativen Verlegerin gewählt wird, so muß dagegen die Benennung eines Geld­­und Creditinstitutes mit dem Worte „Volksbank“ als eine Abirrung von der nüchternen Verständigkeit betrachtet wer­­den. Der banale Einwurf, daß der Name nichts zur Sache mache, schwebt haltlos vor dem kritischen Urtheile und hat nur bei solchen Menschen wirkliche Geltung, die denkfall oder absichtlich die Sache nicht mit ihrem wahren Namen bezeichnen können oder wollen. >­ie Das Geschäfts-Programm der hiesigen Volksbank mußte, da Senatus populusque Cassoviensis durch sie bedient und die Bevölkerung von ganz Oberungarn sich unter ihrer Protection zu einem „allgemeinen oberungarischen Spar- und Creditvereine" constituiren sollte, von großer Ausdehnung und Mannichfaltigkeit sein, allein da zu der Verwirklichung dieses Ideenreihthums ein entsprechend gro­­ßes Bankcapital erforderlich war, so konnte ohne den Besitz desselben und in so lange, als die vielfach umworbenen „Einlagen“ nicht reichlich flossen, zwar von omnibus rebus et quibusdam­aliis gefaselt, einzelne Versuche, wozu geringe Mittel genügten, schüchtern gewagt, jedoch große Resultate konnten innerhalb des­ ausgedehnten Rahmens dieses Pro­­gramms nicht erzielt werden.­­­­ Bei alledem kann der Leitung der „Volksbank“, “die nicht aus dem professionellen Kreise sondern ganz abseits davon hervorgegangen war, die Anerkennung nicht versagt werden, daß sie dasjenige zu Stande brachte, was unter den gege­­benen Verhältnissen möglich war, und wie andrerseits die Mißerfolge nur dadurch herbeigeführt wurden, daß diese Leitung unter der Sturmfluth der sie ihr aufdrängenden Ideen häufig einer augenblilihen Inspiration folgte, ohne dieselbe vorher durch ruhiges Nachdenken ernstlich geprüft zu haben­ . Für das Kleingewerbe, den Handels- und den Beamtenstand schuf die Volksbank Creditvereine auf dem Principe der solidarischen Haftung sämmtlicher Bereichmit­­glieder, sie versuchte dasselbe für die kleinen Landwirthe in geographischen Gruppen; allein hier ist es vor Allem der Mangel an Intelligenz der in Betracht gezogenen Subjecte, welche diese Versuche theils innerhalb enger Grenzen hielt theils dieselben zum Scheitern brachte. An Nährigkeit ließ es die Leitung der Volksbank nicht fehlen, dagegen muß ihr das nüchterne praktische Urtheil mit Bezug auf die hierorts gegebenen Personen- und Capitalsverhältnisse und die Bar­­aussicht mit Bezug auf die Gestaltung des Geldmarktes abgesprochen werden. Als ein nicht zu uunterschäßendes Verdienst der hiesigen Volksbank bleibt ihre werkthätige Theilnahme bei der Gründung­ zweier Industrieunterneh­­mungen, wovon die eine sich die Aufgabe stellte, der hiesigen Wa 4­ 63.8. ; € (Berlegung.) Kaschau, 30. September, : ;

Next