Kaschauer Zeitung, April-Juni 1874 (Jahrgang 36, nr. 26-51)

1874-06-10 / nr. 46

Re Kaschau, Mittwoch 10. Juni. me XXXVI. Jahrgang 1874. Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. für Pränumeration Kaschau vierteljährig 1 fl. 25 kr., mit Postver­­sendung 1 fl. 50 tr. Pränumeration wird jeden Tag angenom­­men bei der Administration zer. Kaschauer Zeitung, Hauptgasse Nr. 60, bei al­­le Postanstalten u. Buch­­handlungen. Inserate, 5 fr. für eine fünfmal gespaltene Petit­zeile. — J Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Bei größeren Ankündigun­­gen und öfterer Einschaltung entsprechender Nachlaß. In Wien übernehmen Inserate für uns die Her­­ren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22, Haaszenstein , Vogler, Neuer­ Markt Nr. 11 und Rudolf Messe Annoncen - Expedition. Megjelen minden Szerdán és Szombaton. unfransirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Nr. 46. Inserate übernimmt für uns die Inter­­nationale Annoncen - Expedition von Lang , Schwarz­ert, Badgasse und Wien, Wollzeile 6. — In Berlin S. Kornik. In Stuttgart E. Stöcke a... auf mein Kundschaftsblatt für Karschau und Spezies. Anonyme Briefe werden nicht beru­f­­sichtigt und Manuskripte nicht zurü­c­­k­gegeben. Kaschauer Zeitung Fokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITO) hardt. In Paris Havas Laffitt- Bullier & Comp. | | - ' Kaschau, 9. Juni. — In der Conferenz der Deä&äk-Partei am 4. b. M. in welcher der Minister Szapary motivirte, erklärte er hiebei unter­ anderm , die Wahlgesetzvorlage ein vollständig neues Wahlgesetz sei wegen der Zeitkürze unmöglich, doch gedenke er von größeren Uebelständen, wie der geringen Anzahl hauptstädtischer Deputirten, durch besondere Vorlagen ab­­zuhelfen. Die Ausdehnung der Reichstagsperiode Jahre wird gleichfalls besonders beantragt werden. auf fünf Ludwig Horvath sagt, er hätte ein neues Wahlgesetz gewünscht; die Novelle werde den Mängeln des 1848er Gesetzes nicht abhelfen, die statistischen Data seien unzuverlässig, und er behalte sich vor gegenüber der­ ministeriellen Vorlage eine seinen individuellen Ansichten entsprechende Haltung einzunehmen. Pulszky wünschte, daß die Censusbestimmungen weggelassen würden und man sich auf die Errichtung ständiger Wähler­­listen, sowie Regelung des Wahlverfahrens beschränke, wo­­gegen der Ministerpräsident Bittó betonte, daß die Regie­­rung nur die Präcisirung zweifelhafter Bestimmungen beab­­sichtige und keineswegs an den Details festhalte. Zsedsnyi und Kerkapolyi sprachen sich für die Vorlage aus. Die­selbe wurde sodann im allgemeinen angenommen. . Die Specialberathung ward in der Abendkonferenz fortgesetzt, und hiebei wurden nur drei Paragraphen der Wahlnovelle erledigt. Der Club der Linken hat die Vorlage gleichfalls in der Generaldebatte angenommen. Außer dem Wahlgesetz wurde dann nur über die Mittelschulgefeg-Vorlage bes­tathen. Nachdem Csengery und Szilágyi nachgewiesen, daß vorläufig nur eine Mehrausgabe von 20.000 fl. für fünf­­ neue Sculinspektoren Platz greifen werde, beschloß die Con­­ferenz nach kurzer Debatte die Vorlage sofort vorzunehmen und so lange fortzusetzen, bis das Wahlgesetz zur Verhandlung reif ist. Ghyczy erklärte sodann , er könne die von Vidliczkay verlangte Vorlage über die Rückzahlung von 153 Millionen bis Herbst nicht bestimmt zusagen. Vidliczkay's Antrag wird von der Partei abgelehnt werden. — „Die riesigen Steuerrücstände“ sind bekanntlich bereits Gegenstand man­­nichfacher Erörterung gewesen. Finanzminister Ghyczy hat in seinem Exposé die ratenweise Eintreibung derselben in Aussicht gestellt: Eduard Horn hat in der jüngsten Abgeordnetenhaus-Situng einen Gesetzentwurf eingebracht, welcher die Steuerradstände zur Grundlage einer Credit­­operation nimmt. Die Steuerradstände sollen hyphothekarisch sichergestellt, und auf Grund derselben soll eine Art von Satzscheinen von 5, 10, 50 und 100 fl. emittirt werden, welche­ durch eine Reihe­ von Geldinstituten in Circulation geregt werden sollen. Man sieht es dem Entwurf an wo er hinaus will. Es soll ein, Führer, sein für die Errichtung einer ungarischen Zettelbank. Welcher Pessunismus aber in dieser Richtung bereits hier Platz gegriffen hat, ist daraus zu ersehen, daß die Regierungsorgane den Horn'schen An­­trag von vornherein als undurchführbar bezeichnen, diese Anweisungen nur dann angenommen würden, wenn weil sie Zwangskurs hätten“. „ Oesterreich hat die Beschrkung des vom Fürsten Gortschakoff angeregten Kongresses in Brüssel sofort und mit dem Ausbruch seines­ wärmsten Interesses zugesagt, und scheint­ dort speciell in Sachen der Behandlung der Kriegs-­fr­age die Aufstellung der präc­serten­ und jede wirk­­­liche und einseitige Auslegung ausschließenden Normen be­­fürworten zu wollen. Als seinen Vertreter hat es den Brigadier in Pest, G.­M. Frhrn. v. Schönfeld, bezeichnet.­­ In Cigdleithanien ist auf allen Gebieten der Po­­­itik tiefe Ebbe eingetreten. Der Kaiser jagt in Steiermark, die Minister des Innern und der Justiz, der letztere inzwischen durch Dr. Unger vertreten,­­ haben ihren Urlaub in die Ferne angetreten, und der Landesvert­eidigungsminister hat wer Wien mit einer nahen Sommerfrische vertauscht ; nur die Erklärung des geistlichen Abgeordneten für Trient, wom­it­ derselbe „alle seine Abstimmungen“ in den confessio­­nellen Fragen wiederruft und voraussichtlich seine in der Serie Paulskirche begonnene politische Laufbahn bes­endet, wirft noch einzelne Blasen auf, und in Ungarn hat man den Ostbahn-Skandal, in welchem zu viele bedeutende Männer „mitgewascht“, zu „dem übrigen“ gelegt. Etwas Leben, werden­ vielleicht die bereits ausgeschriebenen Ersaß­­wahlen für die im böhmischen Landtag erledigten 84 Demia­­­­rantenfige bringen; denn wenn auch die Verfassungspartei schwerliche Aussicht Hat irgend nennenswerthe Erfolge zu erringen, so wird dafür ‚der Kampf zwischen der fortgesetzten Abstinenzpolitik der Altczehen und den parlamentarischen Actionsvelieitäten der Junczehen mit großer Erbitterung geführt werden, aber freilich wohl, wie heute noch die Dinge liegen, wiederum mit einer eclatanten Niederlage der letzteren enden. — Bon Thiers und Gambetta, liegen heute gleichzeitig Manifestationen zu Gunsten der Republik vor. Thiers rentieirt neuerlich das alte Thema von der Unmög­­­­lichkeit der Monarchie, während er die konservative Republik­­ für die durch die Verhältnisse gegebene Staatsform Frank­­reichs hält. Gambetta hielt bei einem Banket in Auxerre eine giftige Standrede gegen den Bonapartismus. Napoleon den III. nennt er den „gefrönten Banditen“ den „abscheu­­lichen, dreimal verfluchten Lügner“. Er beschuldigt den Bo­­napartismus, daß er die Demokratie gefälscht habe; der 4. September war das Duell der echten, republikanischen Demokratie mit der falschen, gekrönten Demokratie, in wel­­chem die erstere siegen mußte. Das linke Zentrum der Nationalversamm­­lung hat beschlossen, jeden Antrag auf ein Einvernehmen mit dem rechten Zentrum insolange zurückzuweisen, als letz­­terer sich nicht für die definitive Republik aussprechen würde. — Die russische Regierung hat, gutem Vernehmen nach, von vornherein in der That vorgeschlagen, daß bei dem Kongreß für das Kriegsvölkerrecht die einzelnen Staa­­ten gleichzeitig durch Militärs und Diplomaten, resp. durch Männer, welche auf völkerrechtlichem Gebiete durch wissen­­schaftliche Forschung sich ausgezeichnet haben, vertreten wer­­den. Die deutsche Reichsregierung erklärte sich jedoch hiemit nicht einverstanden, und befürwortete die alleinige Absendung von Militärpersonen zum Kongreß, weil sich nur so erwarten lasse, daß sich sowohl die Verhandlungen als auch die Be­­schlüsse auf streng realem Boden bewegen würden. Die wis­­senschaftlichen Grundsäte­­ des Kriegsvölkerrechts seien allge­­­mein gekannt, und auch im wesentlichen gleichmäßig aner­­kannt, und es bedürfe daher keiner wiederholten Anerkennung derselben seitens des zusammentretenden Kongresses. Gegen­­wärtig sei es hauptsächlich darum zu thun, die anerkannten Grundsäße durch praktische Beschlüsse zu realisiren, und dies sei am ehesten zu erzielen, wenn der Kongreß ausschließlich von Fachmännern beschi>t werde, und die übrigen Regierungen, welche eine Theilnahme am Kongreß zugesagt, haben sich mit diesem Vorschlag einver­­standen erklärt. — Bis jetzt haben, mit Ausschluß von Frankreich und England, alle in Betracht kommenden Mächte eine Theilnahme am Kongreß principiell, zugesagt. — Wie aus Barcellona gemeldet wird, hat der Brigadier Salamanca 3000 Carlisten in einem Gefechte bei San Vicente zurückgeschlagen, die Belagerung von Hernani aufgegeben, da in San Se­­bastian 3000 Mann Regierungstruppen eintrafen. Die russische Regierung Die Carlisten haben ferner Aufirut. Der materielle und geistige Wohlstand ist die Basis des Bestandes der Völker und Staaten. Beide, der materielle und geistige Wohlstand stehen in so innigem Zusammenhange, daß sie­ einander gegenseitig bedingen. Ohne allgemeine Volksbildung kein materielles Ge­­deihen, ohne materielle Hilfsmittel keine Erziehung des Volkes. Allein nicht nur­­ die allgemeine Volksbildung ist es, deren wir bedürfen. Es ist nothwendig, daß auf allen Gebieten der wirth­­schaftlichen Thätigkeit die Errungenschaften zur Geltung­ gelangen, daß Landwirthschaft der Wissenschaft und Viehzucht, Forstwirthschaft und Weinbau, Handel und Gewerbe nach rationellen, auf den Resultaten der wissenschaftlichen For­­schung fußenden Grundsäten betrieben werden. Ungarn ist par excellencs ein Agriculturstaat und es ist dies eine Wahrheit der sich Niemand verschließen wird. Allein so glüß sich wir uns auch preisen können, daß wir ein Land bewohnen, in dessen fruchtbaren Niederungen der Uberbau und die damit zusammenhängenden landwirth­­schaftlichen Betriebs­zweige so dürfen wir andrerseits er auf nicht vergessen, daß ein Staat, selbst wenn er mit den Gaben der Natur verspwenderisch bedacht ist, keinen Anspruch auf Selbstständigkeit und Bestand machen kann, wenn dem Gebiete der gewerblichen Thätigkeit, des industriellen Schaffens von anderen Staaten abhängig bei Weitem wichtigste. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, muß man es mit der Frage­­ beschäftigen : „In 8. 5. welcher Weise am ehesten möglich wäre, in unserem Lande, Gewerbe und I In­­­­dustrie wirksam zu entwickeln und sie in jeder Beziehung den Gewerben und­ der Industrie anderer gebildeten Staaten gegenüber concurrenzfähig zu machen?" Das Resultat dieser Erwägung ist die Ueberzeugung, daß der gewerbliche und industrielle Unterricht die Grund­­bedingung der gewerblichen und industriellen Entwicklung ist ; und zwar: tüchtiger, volksthümlicher Unterricht, ertheilt in ge­­werblichen Fortbildungsschulen , dann praktischer Fachunterricht, ertheilt in eigenen gewerb­­lichen und­ industriellen Fachschulen und Lehrwerkstätten , durch welche letztere auch die in einzelnen Gegenden vorhandene Hausindustrie entwickelt, und zugleich zu einer einträglichen Erwerbsquelle erhoben wird. Zur Erreichung dieses Zieles führt am sichersten der­­jenige Weg, den auch andere gebildete Nationen einschlugen, der Weg der Vereinigung und Selbsthilfe. Demgemäß vereinigten wir uns daher, um mit ganzer Kraft den gewerblichen Unterricht — durch Errichtung und Einrichtung der, für theoretischen und praktischen, gewerb­­lichen und industriellen Unterricht nöthigen Schulen, — durch Einrichtung von Lehrwerkstätten für die Hausindustrie, durch gewerbliche und industrielle Ausstellungen, und durch Unterstüßung besonders ausgezeichneter Jünglinge, behufs höherer Ausbildung mit Reisestipendien,­­ zu verbreiten. Unsere Statuten haben die erforderliche Bestätigung bereits erhalten, und wollen wir nun so rasch als möglich an unsere Wirksamkeit gehen. Dieselbe kann jedoch , obwohl uns die Unterstüzung der Regierung gesichert ist,­­­ nur dann von erwünschtem Erfolge begleitet sein, wenn der Verein sich einer möglichst großen Mitgliederzahl erfreut. Aus diesem Grunde fordern wir ac­htungs­voll alle Mitbürger und moralischen Körperschaften, als : Gemeinden, Institute und Vereine, denen der Fortschritt und die Wohl­­fahrt unseres Vaterlandes am Herzen liegt ,­ auf, in unseren Verein zu treten, und zu diesem Zweckk, sich der einzuleitenden Subscription anzuschließen. Zur Orientirung lassen wir hier die, auf die Bil­­dung des Vereines bezüglichen Paragraphe unserer Statuten folgen. „Der Verein wird aus gründenden, aus Jahresbeiträge zahlenden und aus unter­stützenden Mitgliedern gebildet werden. Außerdem wird es der Generalversammlung frei­­stehen, auch noch Ehrenmitglieder zu wählen. Das Minimum der Gründungssumme wird auf sechzig Gulden österr. Währung festgestellt und steht es jedem Gründer frei, die Gründungssumme, wenn er die­­selbe zum Besten des Vereines sichergestellt hat, während seines Lebens gegen eine Verzinsung von 5% bei sich zu behalten, nach seinem Tode aber, sind die Erben verpflichtet, das Kapital einzuzahlen. Die Jahresmitglieder verpflichten sich, durch zehn Jahre jährlich ein bis drei Gulden österr. Währung nach Belieben in die Vereinskassa einzuzahlen. Die unterfrügenden Mitglieder können­­ ihren Un­­terstügungsbeitrag­­ ein- für allemal in beliebiger Höhe eins zahlen. , &“ j ER desto freier, industriellem Gebiete widlung der Völker die ist. Je weniger fester sind desto unabhängiger eine herrliche Pflegestätte ist er, ist bei der seines Bestehens. Die Unabhängigkeit auf culturellen finden, ein Staat auf den andern angewiesen die Grundlagen heutigen ist, desto Ent­­sich­ er j

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