Kaschauer Zeitung, April-Juni 1880 (Jahrgang 42, nr. 38-75)

1880-05-04 / nr. 52

« XLIT. Jahrgang 1880. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Megjelen minden kedden, csötörtökön és szom­­baton. ss 28%, va Sokalblatt für Bolks- angenommen. Knnonyme Briefe werden nicht bezüsichtigt. „ A 8 = 'Redactions- und Sexpeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. n­erate und Einschal­­tungen im „Offenen Sprechsaal” werden daselbst übernommen ; ferner nehmen auch alle Postan­­stalten und Buchhandlungen Bram­meration an, auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochenbeilage) : . 60 kr. 5. W.| Pränumeration, ganzjährig für Kaschau: 5fl.­­­ kr. 5; mit Postversendung 6 fl­ee 5 kr 2 fl. 50 Kr. 2 Z Kaschau, Dienstag 4. Mai. Tf.—ft. 3 fl. 50 kr. EN TatE Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, 3­ierteljährig 3:11.25 fl. “ ft. 30 kr. TED 4 952.060 Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr.j] Manuscripte werden in keinem Falle zuzugestellt. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. , Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ). Preis einer einzelnen Nummer 6 kr. abchauer Zeitung. Inseraten-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein - Bogler in Dest und Wien; ferner bei A. Oppelik, Rudolf Mosse und Gebr. Korabeß in Wien, sowie be H. £.Daude d Comp« in Frankfurt a. M. und deren­­ General-Agenturen. en Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ und das „Illustr. Unterhaltungsblatt“: Ganzjährig für Kasc­hau: Salbsjährig ,„ , Vierteljährig “ „ Pränumerations-Bedingnisse mit Bestversendung 8 fl. 60 kr. 8. W. 44.307. „ 26.415100 " " „ " Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. . Zur Tagesgeschichte. Der neue englische Minister des Reußern Lord Granville hat die Botschafter Oesterreich-Ungarns, Rußlands, Italiens und der Türkei, so­wie zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Korps offiziell empfangen. Er gab die Versicherung ab, daß das neue Cabinet die bisherige englische Politik nicht ändern, und alle von der früheren Regierung eingegangenen Verträge auf­­rechterhalten wolle. Von der Mäßigung dieses gefesten Staatsmannes ist sein übereilter Schritt zu besorgen. Die Eröffnung des englischen Parlamentes und die Vorstellung des Cabinetes hat bereits stattgefunden. Nach erfolgter Neu-Gruppirung der politischen Parteien ver­­fügten sich die Unterhausmitglieder zur Wahl des Sprechers in das Oberhaus. Die Gemeinen kehrten sodann in das Unterhaus zurück, und wurde Mr. Brand zur Wiederwahl als Sprecher in Vorschlag gebracht, welcher Antrag Die auch angenommen wurde. eigentlichen Parlamentsverhandlungen werden, wegen der nöthigen Neuwahlen, erst am 20. Mai beginnen. Die Saison wird unter scheinbar friedlichen Auspicien eröffnet. Die Niederlage des italienischen Gabinetes Cairoli in der italienischen Kammer hat eine Minsterkrise herbeigeführt, welche entweder mit­ der Demission des Cabinetes oder der Auflösung der Kammer ihren Abschluß finden wird. Der König ist nur unentschieden, do< wurden bereits Crispi und Farini zu Vorbe­­sprechungen behufs Gabinetsbildung zum Hofe berufen. Das Ministerium Cairoli hat wenigstens die friedlichen­­ Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn aufrechtzuerhalten ge­­sucht, sich aber bezüglich der zu befolgenden Politik voll­­kommen „freie Hand“ vorbehalten. Ein Ministerium Crispi würde aber die Anegionsgelüste der „Italia irredenta“ neu entflammen, da CriSpi als Beschüßer und Protector der Italianissimi schon wiederholt im Parlammente für die „Italia irredenta“ in die Schranken trat. — Vederemo! Die wiederholten parlamentarischen Niederlagen, welche der deutsche Reic­skanzler im Reichstage, sowohl in der Stempelbesteuerungs­sfrage, sowie feithin auch in der Ablehnung der Samoa-Vorlage erfuhr, haben den nervensen Fürsten sehr verstimmt. Hinzu kommt noch die Opposition bezüglich der Einverleibung der freien Reichs­­stadt Hamburg in das deutsche Zollgebiet. Die archimedischen Zirkel der Biesmark'schen Politik werden durch die Niederlage des Cabinets Beaconsfield in arger Weise gestört, und die bisher unfehlbaren Com­­binationen des eisernen Kanzlers gingen in die Brüche. Anstatt mit Rußland zu brechen, bahnt sich durch innigere Annäherung des deutschen und österr.-ung. Kaiserhofes an Rußland eine „entente cordiale“ an, welche leicht zur Wiedergeburt des Dreikaiser-Bündnisses führen dürfte. Das Emplacement des engl. Republikaners Dilke (des en­agirtesten Freundes des revanchelartigen Gambetta) im Cabinete Gladstone ruft im Geiste des Fürsten Bisz­mart ernste Bedenken wach, welche die Nervosität des Kanzlers bis zur Krankheit gesteigert haben. Der albanesisch-montenegrinische Streit dürfte riesige Dimensionen annehmen, da die Perfidie der Pforte so weit ging, daß die türkischen Truppen nicht nur vorzeitig die festen Positionen räumten, sondern auch das Kriegs­­material, Geschoße und Proviantvorräthe auf Befehl Mukthar Pascha's den Albanesen überlieferten. Turciae fides nulla fides! Bela Lukacs tadelt die unkorrekte Zusammen­­stellung des Budgets. Die Anleihe paradize unter den ordentlichen Einnahmen, das Deficit betrage nicht 19,­­ sondern 28 Millionen, vielleicht dürfte es noch größer ausfallen, weil die Petroleumssteuer und die Militärtate no< nicht ins Leben getreten sei, und es ist noch fraglich ob aus dem Verkaufe von Staatsgütern 2, und von den Weinzehntablösungs-Rückständen 1 Million resultiren werden. Er verweigert das Budget. Nach einer kurzen Polemik des Abgeordneten Heinrich Kles gegen die Opposition, ergreift der Finanzminister das Wort und sucht die Ziffernanläße im Budget zu rechtfer­­tigen. Er gibt zu, daß sich das Deficit auf 25 Millionen beziffern werde, doch werde es nicht größer sein als das vorjährige, wenn man die bosnischen Auslagen nicht hinzurechnet. Die Differenz zwischen den ordentlichen Ein­­nahmen und Ausgaben vermindern sich von Jahr zu Jahr. Man könne zwar vom Finanzminister fordern das Gleich­­gewicht im Staatshaushalte herzustellen, der in einem Staate, wo die Witterungsverhältnisse auf die wirthschaft­­liche Lage von so großem Einflusse sind, könne er für eine bestimmte Zeit seine bindende Erklärungen abgeben. Er werde Vorlagen zu Verbesserungen in der Steuer, Manipulation, in der Steuerbemessung und beim Stempelgejeg einbringen. Die Regierung werde für die Hebung der volkswirthschaftlichen Lage nach Kräften wirken. ( 1420809 ) Alexander Cöanady verweigert mit Hinweisung auf das politische Renegatenthum des Cabinet 3 das Budget. — August Pulpky findet das Budget unreell, denn es biete keine Garantie für die Zukunft. Es ist kein Verdienst für den Finanzminister, daß das Deficit nicht größer werde, wie das vorjährige, denn die Steuern wurden erhöht und die Staatöschulden ver­mehrt. Das kurze Programm Szapáry­a ziele dahin, bei günstigen Witterungsverhältnissen neu­e Steuerer­­höhungen zu beantragen. Er ist gegen die Bewilligung des Budgets. Ministerpräsident Tipa vert­eidigte das Budget; die­jenigen Ausgaben können nicht weiter reduch­t werden, der Regierung bleibe aber nichts anderes übrig als die Einnahmen zu erhöhen. Was die verlangte Re­­construction des Cabinets anbelangt, müsse er erklären, daß wohl Veränderungen im Cabinete vorkommen können, daß er aber weder das eine oder andere Mitglied ohne Grund fallen lassen werde. Tipa schloß mit den Morten: Man müsse das Wohl des Landes höher stellen, als das Bleiben einer Regierung, aber ebenso muß man auch das Wohl des Landes höher achten als den Sturz der Regierung a tout prix! Bei der Abstimmung wurde das Budgetgeseß mit großer Majorität angenommen. In der Specialberathung wurde seine Veränderung an der Vorlage vorgenommen. “AB Aus dem Reichstage. „Am 29. April wurde im Abgeordnetenhause vom Finanz-Minister Grafen Szapary das Budgetgefet eingebra<t und die Appropriationsdebatte durchgeführt, da mit Annahme des Gesetzentwurfes ganz glatt ablief. Die Budgetdebatte hatte bereits alle Argumente pro und contra erschöpft, und da bei Stellung der Ver­­trauensfrage schon damals die Regierungs-Majorität siegte, konnte, troß dem Anlaufe Gabriel Ugrom's, Alexander C­anady und August Pulpky, die Debatte nur beschränkte Dimensionen annehmen.­­ Gabriel Ugron erklärte im Namen der äußersten Linken, das Budget nicht annehmen zu können. Die jetzige Verfassung gleiche einem ausgeblasenen Gi, welches zwar noch die Form besitzt, dessen Inhalt aber fehlt. Die ung. Minister seien nur Wiener Kron­­räthe. Ungarn hat in letzter Zeit eine Menge von Skan­­dalen zu verzeichnen, ohne daß die Schuldigen bestraft wurden. Die Reconstruction des Cabinetes habe mit der Transfusion des Blutes eines neuen Lammes (Ord6dy) in die alten Lebensadern des Gabinetes begonnen. Er ver­­weigert der Regierung das Budget. , Nr. 52. Neuestes. Ihre Majestäten verlassen Wien am 4. d. in der Nacht und treffen am Morgen des 5. d. in Budapest ein. Am 10. wird Ihre Majestät die Königin der General­­versammlung des unter allerhöchst Ihrem Protectorate stehenden Landesfrauenvereines beiwohnen, zu welcher nur eine sehr beschränkte Anzahl von Eintritt­sarten ausgegeben wurde. Auch Kronprinz Erzherzog Rudolf soll in der Landes­­hauptstadt erscheinen, bei welcher Gelegenheit er von den Mitgliedern der Regierung, von den Behörden und Corpo­­rationen, so­wie von der hauptstädtischen Jurisdiction durch Deputationen begrüßt werden wird. Dem Kaiserpaare wird ein besonders festlicher Empfang bereitet. Im Monate Juni wird das belgische Königspaar mit der Braut des Kronprinzen Rudolf Prinzessin Stephanie zum Besuche des Herzogs von Koburg in Budapest ein­­treffen. Die Preßburger Wähler haben für den durch Josef Szlavy erledigten Wahlsig dem Baron Paul Sennyey die Candidatur angetragen. Bisher ist der von Sennyey ge­­faßte Gutsf luß noch nicht bekannt, do< macht die Re­­gierungspartei unter der Hand große Anstrengungen einen der Ihrigen durchzubringen. In höheren Kreisen gibt man sich­ der Besorgniß hin, daß durch das jeden Augenblic zu erwartende Hinscheiden der Kaiserin von Rußland eine Störung in den für den Monat Mai geplanten Festlichkeiten eintreten werde. Für die dermalige Anwesenheit Ihrer Majestäten war ein festlicher Abend-Empfang der landes- . hauptstädtischen Societe in der kön. Hofburg geplant. Die meisten in Wien weilenden aristokratischen Familien werden während des Aufenthaltes Ihrer Majestäten in Budapest in die Landeshauptstadt zurückehren.­­ Generalversammlung der Repräsentanz des Abaujvärer Comitat3-Municipiums. Die am 28. und 29. April 1. 3. abgehaltenen Con­­gregationen des Abaujvärer Comitat3 waren von den Mit­­gliedern der Repräsentanz äußerst spärlich besucht und bei Ruh: nur die Comitat3-General-Beamten vollzählig anwesend. Aus der Reihe der verhandelten und erledigten Gegen­­stände heben wir hervor das Gesuch des Mitgliedes Franz von Jakabfalvay um Aufhebung der im Lande aufgestellten Theater-Vorstellungs­-Bezirke, eventuell um Einverleibung der Städte Muntács und Beregpäß in den Kaschauer Theater-Bezirk. 63 wurde beschlossen, dieses Gesuch dem Minister des Innern vorzulegen. Ferner kam ein Ministerial-Grlaß zur Verlesung, laut welchem Stefan v. Fekete von der gegen ihn verfügten Obliegenheit eines mehrere hundert Gulden betragenden Schadenentages, freigesprochen wurde. Diesbezüglich wurde bestimmt, den Inhalt dieses Er­­lasses Stefan 9. Fekete und den Erben nach weiland Paul Diossy zur Kenntniß gelangen zu lassen. Die abgeschlossenen Verträge betreff des Erwerbes jener Grundflächen, welche zur Herstellung der Gyorke= Miskycer Straßenlinie erforderlich waren, wurden gutge­­heißen und der Kaufschilling den betreffenden Grundbesitzern zur Auszahlung angewiesen; zugleich auch bestimmt, Grafen Stefan Forgách, welcher einen größeren Grund dem zu diesem Zweie­n und Karl Hermann, der eine Steingrube dem Comitate unentgeltlich überlassen hatte, den Dank hiefür schriftlich abzustatten. In Folge einer Ministerial-Anordnung, der gemäß die Municipien aufgefordert werden, ihre Meinung kundzugeben, „ob es wünschenswerth sei, daß die Kreisärzte ihren Ge­­halt an einer öffentlichen Cassa ausgezahlt erhalten?! “ wurde der Beschluß gefaßt, an das Ministerium eine Re­­präsentation in dem Sinne zu richten, „daß es zweckmäßig wäre, den Kreisärzten ihren Gehalt an den Staatscassen anzuweisen und die Beiträge zu demselben von den Ge­­meinden sammt den Steuerabgaben einzuheben“. Für den kranken Wafsenstuhl-Beisizer Halmy wurde bezüglich dessen Gesuches, eine Unterstüßung von 200 fl. aus dem Comitat3-Administrations-Fonde zugesprochen. Das Gesuch der Gemeinden Kassa-Béla und Hámor um Erlaubniß der Aushauung eines Waldtheils wurde abgewiesen. Der Stadtgemeinde Meßenseifen wurde die angesuchte Erlaubnis, zum Aufbau des röm.-kathol. Pfarrhauses eine Schuld von 10.000 fl. zu contrahiren, zuerkannt. In Folge eines Rundschreibens von Seite des Neo­­grader Comitates wurde zur Vertretung des Comitats bei der Feierlichkeit der Enthüllung des Szec­h­enyi- Denk­mals in Budapest am 23. Mai 1. 3. eine Deputation entsendet. Präses derselben ist der Vicegespan Ladis­laus von Comaromy. Zu Mitgliedern wurden die Repräsentanten Franz v. Jakobfalvay, Graf Rudolph Zichy, Dr. Constantin Schuster, Victor Kaczvinszky, Edmund Barczay, Nicolaus Szatmáry, Georg Rakovszky, Vincenz Tischler, Joseph Meczner, Joseph Bärczay, Stefan v. Fekete, Samuel Patay, Joseph Csoma, Geiza Szelestey, Nicolaus Kubinyi, Franz Darvas, Julius Szentimrey, Alexius Szentimrey, Albert Lanery und Johann Fabian mit dem Beisaße erwählt, daß dieselben bis 15. Mai ihre Erklärung über die Annahme dieser Mission abgeben sollen und gleichzeitig der Wunsch ausgesprochen, daß es dem Municipium sehr willkommen sein wird, je mehr Repräsentanten sich dieser Deputation­ anschließen werden. Die Wahl des Szalanczer Kreis-Notars wurde auf Grund des Stuhlrichter - Berichtes vom Fürster Bezirk genehmigt und das Gesuch des Grafen Stephan Forgac­h um Nichtigerklärung der Wahl abgewiesen. erledigt Außerdem wurden noch einige andere Angelegenheiten und die Fortlegung der Versammlung für den 30. April festgesegt. Lokal-NRNachrichten. — Unser hochwürdigste Diöcesan-Bischof Dr. Con­­stantin Schuster ist­ Samstag mit dem Abendzuge von Budapest im besten Wohlsein hier angelangt, wird aber neuerdings Donnerstag am 6. d. wieder nach der Haupt­­stadt sich begeben, um an der Budget-Debatte im Ober­­hause theilzunehmen. Am 19. b. M. wird unser Diokefan-Bischof [ wie wir vernehmen — die diesjährige Firmungsreise beginnen.

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