Kaschauer Zeitung, April-Juni 1889 (Jahrgang 51, nr. 39-75)

1889-04-02 / nr. 39

* Dar er Einundfünfzigster Jahrgang, 1889. _ Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ „4 vierteljähr. f 12 Für Kaschau : anzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2 Mit Beftversendung: erg 4 660." "AÜ 3.30, mi Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. orts Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem en erg­atw + Mn­anzjährig fl. 7.--, halbjähr. fl. 3.39, vierteljähr. fl. : "SR fl. 8.60, „ k. 4.30, 6 re fl. 215 Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfters eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag Samstag. und Für Kaschau : Mit Postversendung : Neueste Nachrichten. Ungarn. Gegenüber den verbreiteten Versionen wird versichert, daß Sectionschef v. Szögyenyi feuille übernommen hat. (Siehe H. und F.) bisher kein Porte- Oesterreich. Im Reichstage gehen Sneß und Gregr den Klerikalen und den Anhängern der Lichtenstein-Anträge (confeßionelle Schule) Beider großes Aufsehen, scharf zu Leibe und machen die Reden Rußland. Die Regierung wird von der schweizerischen Bundesregierung die Auslieferung mehrerer in der Schweiz ansäßigen Nihilisten erbitten, da man wieder einem geplanten Attentat auf den Czar auf die Spur gekommen ist, welches in der Schweiz vorbereitet wurde. Deutschland. Ein Erlaß des Kaisers an den Reichs-­kanzler trennt das Oberkommando der Marine von der Verwal­­tung der Marine und wird das Oberkommando durch den kommandirenden Admiral, nach den Anordnungen des Kaisers, die Verwaltung unter Verantwortlichkeit des Reichskanzlers vom Staatssekretär des Reichsmarineamtes geführt. Zum Staatssekretär des Reichsmarineamtes wurde Kontreadmiral Heusner ernannt. Frankreich. Gegen den Boulangerismus werden schär­­fere Mittel in Anwendung gebracht, man spricht sogar von der Verhaftung des Exgenerals. Serbien. Die Regenten und die Regierung streiten sich wegen der Rückkehr der Königin Natalie. Erstere wollen sie nicht im Lande haben, während die Minister dies wieder wünschen. Montenegro. Eine Note, welche die Regentschaft an Montenegro richtete, um den Regierungswechsel in Serbien mitzutheilen, wurde vom Fürsten Nikola eigenhändig wartet. Der Fürst erklärt in diesem Schreiben, daß mit beant­­dem Regierungswechsel die früheren guten und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Bruder-Nationen wieder her­­gestellt sind. Fürst Nikolaus hat auch den serbischen Regenten den Wunsch aussprechen lassen, daß es ihm gestattet sein möge, den jungen König in Belgrad im Laufe des Monats April zu­­ besuchen. General-Versammlung des Munizipalausschusses der kön. Kasc­hau. (Abgehalten am 29. v. M.) Präses der Bürgermeister Theodor M­ün­ster, Kön. Rath, der in Abwesenheit des Obergespans, in dessen Stell­­vertretung, die General-Kongregation eröffnete.­­ Der vorgelegte und verlesene Bericht des Bürgermeisters, über die wichtigeren Ereignisse der Administration, legten Versamm­lung, warb zur Kenntniß genommen, seit der In demselben theilte der Bürgermeister dem Ausschusse mit, daß nachdem die Konkurs-Eröffnung behufs Besetzung des Kassierpostens durchgeführt worden sei, die Wahl an die Tagesordung der nächsten General-Versammlung kommen werde, weil die Kandidirungskommission bei der jegigen Kon­­gregation, wegen Abwesenheit des Obergespans nicht nieder­­geseßt werden könne ; — daß die Summe von 2846 fl. 96 kr., welche an Pachtzins für, in den Kasernen nicht unterbringlich gewesenen Soldaten an Private ausgezahlt wurde, nun im Wege von 6*/,,*/,- igen Steuerzuschlag­ von den Hauzeigen­­thümern eingehoben wird ; — daß die Grundentlastungs-Obli­­gationen gegen 4*/,-ige neue umgetauscht wurden ; — daß zur Erneuerung der Weingärten in Abauj-Szanto6 16000 Reben in Frankreich bestellt wurden und mit der Aufsicht und Kontrolle der Bepflanzung der Obernotär Jul. Eder betraut worden sei ; „­ daß ein, seit längerer Zeit in Evidenz gehaltener Abgang an Holz als 4*/,-iger Schwund (Deperdit) zur Abschreibung gebracht wurde ; daß die Regierung den Gebrauch des Theaters für fernere 2 Jahre gestattet und die Erhöhung der Subvention auf 1000 Gulden, so auch eine an L. Gönczy vollrte pg ni von 50 Gulden gut­­geheißen habe; — ferner daß dei Vertheilung eines Grundes in der Zaguteza ein Areal zur Regulirung und Erweite­­rung der Gasse angekauft und hiefür 278 Gulden ausgezahlt wurden ; =­ endlich daß die Kasernenbaupläne von der Regie­­rung theils schon genehmigt zuz­langten, theils zurüc erwartet werden, weßhalb die Offert-Verhandlung, diese Bauten betref­­fend, auf den 8. April 10 Uhr Vormittags bereits ausge­­schrieben wurde. Die Zuschriften des Ministeriums des Innern, über die Huldreiche Entgegennahme der Beleide-Adressen, welche die Stadt, aus Anlaß des Todes des Kronprinzen Rudolf an Ihre Majestät die Königin und an ihre Hoheit, die Witwe des verewigten Thronfolgers, richtete, wurde zur Kenntniß genommen. Der Erlaß Sr. Excellenz. Minister B­ar­os 8, worin derselbe die Uebernahme der prov. Leitung des Ministeriums des Innern, der Kommune mittheilt, diente zur Kenntniß. Der Bericht des Oberstadthauptmanns, wornach die Mar­­tsstatuten keiner Ergänzung oder Modifikation bedürftig seien, wurde ad acta gewiesen.­­ Der Eisenbahn-Magazinär Anton Groß wird gegen Entrichtung von 50 fl. und der gegenwärtig in Barcza ansäßige Morig Rosenberg gegen Erlag von 30 Gulden Taxen in den Verband der Stadt auf­­­­genommen. In Folge Zuschrift des Vicegespans des Sároser Komitats wird die Bezeichnung der Straßen-Strecken Le­m­e­sz Abo38-Karza und Berzenke-Piller-Peklesa- A­b­0­3 auch seitens unseres Municipiums als Viehzutrieb2= strede genehmigt und zudem als solche die Straßenstre>e Karza-Eperjes bezeichnet, worüber das Sároser Komitat verständiget wird und obige Linien als solche zu­ gleich öffentlich fundzumachen seien. Der Bericht des Forstkomite3 über den ordnungsmäßi­­gen Stand der städtischen Wälder im Jahre 1888 wurde ad acta gewiesen. Der Anbot von 2000 Gulden des für das Thurmgebäude in der Berghausgasse Adolf Girzik wurde als ein bei weitem nicht entsprechender Kaufpreis abgelehnt. Auf das Gesuch der Julie Blanko, verehelichte Joseph Reichmann hier wurde derselben von dem Pachtschilling bei der Garadnaer Mühle die Fahres- Summe vom April 1888 an bis Ende März 1889 nach­­gelassen. Endlich wurde nach einer heftigeren Debatte über die feledgte Stadwirths<aft, die, zur Herstellung der obigen Mühle noch erforderliche Summe von 2040 fl. 04 kr. bewilligt, worauf dann die Kommission zur Authentis­­chrung des Protokolls am 1. April 11 Uhr Vormitags die Mitglieder : Wilhelm R­o­x­er, Dr. Ignaz Hohenauer, Franz Be­nedek, Samuel Bellaagh, Daniel Mo­­litoriß und Ludwig Hegedüs entsendet und der präsidirende Bürgermeister die General-Versammlung aufhob Freistadt ae „nm nn m nn <<< 3 Lokal-Nachrichten. — Verwaltungs-Auss<uß-Sikung. Der Ver­­waltungs-Ausschuß unserer kön. Freistadt wird seine die 3- monatliche ordentliche Sigung, im Bureau des Bürgermeister­s, Theodor Münster, kön. Rath, den 4. I. Mts. um 4 Uhr Nachmittag 3, abhalten. — Protokolls-Authentiscirung. Das Protokoll über die am 29. März abgehaltene Generalversammlung un­­seres Municipal-Ausschusses wurde in der am gestrigen Tage (1. April) stattgehabten Senatssizung in Anwesenheit der Municipal-Ausschußmitglieder: Wilhelm Ro­x­er, Franz Benedek und Samuel Bellaugh verlesen und vom Theodor Münster kön. Rath für authentisch erklärt. — Für die Kaschauer Armen spendeten zwei Damen unter dem Namen L. I. 4 fl. 50 kr. und Frau Stefan v. Fekete 5 fl, wofür den edlen Spendern im Namen der Betheilten bester Dank gesagt wird. NSG Gräfin Ruth. Roman sm nach dem Ungarischen der Helene v. Beniczky-Bajza von Ludwig Wechsler. “Alle Rechte vorbehalten. Nachdrus verboten.­­38 (Fortlegung.) Wenn dies eine andere Person an Ruth's Stelle gesagt hätte, würde er, ihren Ursprung in Betracht gezogen, vielleicht ein Lächeln erregt haben, während ihre Gestalt, ihre majestä­­tische Schönheit, Haltung und Kleidung ihre Worte ganz natürlich erscheinen ließen und jene zwei Perlen, die in ihren Ohren leuchteten und deren Werth Markus Bender kannte, da er wußte, daß dieselben hunderttausend Gulden gekostet, gewannen ihre eigentliche Bedeutung erst dadurch, daß sie die leuchtende Schönheit ihrer Trägerin erhöhten. Als Ruth geendet, wechselten die beiden Männer einen bedeutungsvollen Blick. „Heute können wir Ihre Antwort also nicht erfahren Gräfin ?“ fragte Markus Bender , „indessen möchte ich wissen, wie lange ich zu warten hätte.“ „Auf keinen Fall lange !“ antwortete Ruth rasch und ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „E38 thut mir leid, daß ich Sie warten lassen muß, doch hoffe ich, daß wir einen Mittelweg finden werden, um eine beide Theile befriedigende Lösung herbeizuführen . . . .“ „Sie ist mit der Situation völlig im Reinen,“ dachte der Advokat und nicht ohne Freude. „Sie kennt die Geseke nicht. Doch werden ihr Gefühl und Verstand in allen Lagen zur Seite stehen.“ „Aus der Heirath wird alse nicht? ?“ fragte Markus nedend, der dem seine Gegnerin umgebenden Zauber nicht widerstehen konnte. „Fürchten Sie nichts,“ antwortete die Gräfin lächelnd ; die Freiheit geht auch mir über alle8..... . „Und trogdem werden Sie deren Annehmlichkeiten nicht lange genießen,“ sprach Bender bedeutungsvoll, indem er sich erhob und sich zum Gehen anschidte. „Zum Frühftüd bleiben Sie meine Gäste,­ sprach Ruth und als sie das Zögern des Grafen gewahrte, fügte sie rasch hinzu: „Ich freue mich, wenn ich einige Stunden meiner Einsamkeit in übrigens wird ja angenehmer Gesellschaft verbringen kann ; Ihr Aufenthalt hier nur kurze Zeit in Anspruch nehmen.“ Beide versicherten, daß sie mit Freuden bleiben und die Einladung annehmen und als sie nach dem Dejeuier gegen die dritte Nachmittagsstunde das Schloß verließen, waren Beide vollständig entwaffnet und kamen in dieser Stimmung in Oppova an, wo sie Philipp in Gesellschaft seines Vaters antrafen, der im Laufe des Vormittags angekommen war. Philipp verbrachte den Tag in großer Erregung und als sein Vater völlig unerwartet im Schloße ankam, verständigte er ihn rast und flor, von der Anwesenheit seiner Gäste in Oppova, von der Erbschaftsangelegenheit und von der ver­­widelten Frage, die den jungen Bender und dessen Advokaten gegenwärtig zu Bender's Witwe geführt. Schweigend und nachdenklich hörte der alte Herzog seinem Sohne zu und beobachtete dabei scharf dessen Gesichts­­züge, auf denen Unruhe und Erregung unverkennbar ausge­­prägt waren. „Welchen Zwe> konnte der alte Bender mit diesem neuen verrückten Streiche haben ?“ fragte Lindenheim in aus­­brechendem Grimme. „Zu seinen Lebzeiten machte er alle Stufen der Narrheit durch und wollte dieselben nach seinem­­ Tode auch noch fortsetzen .... .“ „So glaube,“ erwiederte Philipp seisen schmerzlichen Tones , „daß er seine Witwe der Möglichkeit einer an­­deren Heirath berauben wollte. Dies war der Zweck seines Testamentes.“ „Sehr wahrscheinlich ! Und was meinst Du, welchen Entschluß wird Gräfin Bender fassen .“ „Wenn sie mich liebt, wird sie nicht zögern, den Willen ihres Gatten zurückzumessen.“ Ueberrascht betrachtete Herzog Dionys das bleiche, er­­regte Gesicht seines Sohnes, der sich noch niemals so ent­­schieden über seine Gefühle geäußert hatte und der jekt seinen Blic offen und muthig erwiderte. „Deine Gefühle sind nach wie vor unverändert. Du liebst sie noch immer und willst sie heirathen, die durch ihre Geburt so tief unter Dir steht," sprach er schmerzlich, die lezten Worte aber nur leise und unbestimmt, denn er fühlte selbst, wie lächerlich seine Worte demjenigen klingen, der Ruth kennt, selbst dann, wenn weltlichen Begriffen gemäß in Bezug auf ihre Herkunft die reinste Wahrheit gesprochen wird. „Io will Ihre Behauptung nicht bestreiten," antwor­­tete Philipp , „umso weniger, da ich in Bezug auf Ruth's Geburt keine einzige Entschuldigung vorzubringen weiß, doch war es immerhin eine wundersame und eigenthümliche Laune des Schiksals, daß sie, die eine würdige Tochter jedweden Fürstenhauses hätte sein können, der untersten Gesellschafts­­schichte entstammt. Wie viele ausgezeichnete, ja fast ausge­­zeichnetesten Männer entstammen indessen dem Volke und wie viele Erzherzoge und Fürsten haben solche Frauen zu ihren Gattinen gemacht, deren ausgezeichnete Persönlichkeit den Fre>en ihrer Geburt vergessen machte !* N „Das ist alles wahr, indessen müssen wir sehr viel Kraft besigen, um das mächtige Veto der öffentlichen Mei­­nung zu verachten und den eingebürgerten Sitten der Gesell­­schaft zu troßen !“ „Ich besitze diese Kraft! Und Heute Abend wird es sich noch entscheiden, ob ich morgen vor Ruth als Werber er­­scheinen, oder ob wir uns niemals auf Erden wiedersehen werden.“ „Weshalb heute Abend 2?“ „E38 hängt von ihr ab, Benders Hand anzunehmen oder die Millionen von sich zu stoßen. Wenn sie mich liebt, wird sie keine schwere Wahl haben.“ „Und was hoffst Du?“­­­­ „Ich würde Ruth schlecht kennen, wenn ich an ihrer Entscheidung zweifeln könnte . . . .“ Nachdenklich heftete der alte Lindenheim seine Augen auf das Gesicht seines Sohnes : „wie glücklich er ist,“ dachte er dabei , „wie blind er an sie glaubt, die er liebt“. Und er dachte an sein eigenes Leben, welches den althergebrachten Regeln der Welt gemäß dahingefloßen war : er war nicht glücklich, nicht unglücklich gewesen, hatte alles gethan, was man ihn gelehrt, wie in seiner Stellung, mit seinem Vermö­­gen, Rang und Namen gehandelt werden muß und soll. Nie­­mals hatte er sich gegen die Anforderungen der gesellschaft­­lichen Meinung vergangen und als er seit seines Sohnes träumerisches Gesicht sah, das Beben seiner Stimme vernahm, da derselbe von Ruth sprach, begann er zu zweifeln, ob er wohl daran gethan und vor und nach ihm so viele, die der Welt, den Sitten alles opferten, um im Tausche dafür — gar nichts zu bekommen. 103387 Staunend gewährte Philipp die Versunkenheit seines Vaters, als im Hofe Wagengerassel ertönte und gleich darauf Graf Bender und sein Anwalt in den Saal traten. Die Züge beider Männer drüdten die hohe Befriedi­­gung aus, mit der sie aus dem­ Karpatenschloße geschieden und als sie, nachdem sie von Philipp dem alten Herzog vor­­gestellt wurden, Plan nahmen, begann Markus Bender sofort seine Erlebniße zu erzählen und als er berichtete, daß sich die Witwe Bedenkzeit erboten, bedeute eine erschre>ende Bläße Philipp's Antliß, so daß ihn Herzog Dionys besorgt be­­trachtete. (Zertregung folgt.) - a i A Sr -

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