Kaschauer Zeitung, April-Juni 1890 (Jahrgang 52, nr. 38-74)

1890-04-01 / nr. 38

‚Zweiundfünfzigter Jahrgang 1890. Kaschau Kaschau, Dienstag 4. April­er Zeitun KASSA-EPERJESI ERTESITO. Prämumerationspreis ohne „Jllustr. Unterhaltungsblatt” F Fed vierteljähr. st 18 ‚30, - 1.65 Erscheint­­ jeden X. 7.80 ei EBENE] Für Kasc­hau : jährig fl. 5,--, halbjähr. Mit Postversendung al­s 6.60, ? 2 uz " Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 tr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. | > Redaction und Expeditions-Bureau Kascban, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt‘ ganzjährig fl. 6.20 halbjähr. . . 2... A Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. & Dienstag, Donnerstag und Samstag, Für Reidan : Mit Polversenburg : ganzi.. Reueste Nachrichten. Der russische Gesandte Fürst Loban­off hatte am 28.­ v. M., vom Urlaub zurückgekehrt, eine längere Unterredung mit Grafen Kál­noky. Ungarn. Das Amtsblatt vom 29. v. M. enthält das AH. Handschreiben, womit Staatssekretär Anton T­ib 4d auf sein Ansuchen von dieser Stelle unter­ah. Anerkennung seiner Dienste enthoben wird. Aberbauminister Graf Bethlen gedenkt im Interesse eines Sanitäts-Ingenieurdienstes im Schoße des Kultur-Ingenieur­­amtes eine besondere­­ Unterabtheilung zu organisiren, die mit den Angelegenheiten der Kanalisirungen und Wasserleitungen der Städte und Gemeinden betraut werden soll. Oesterreich. Die Mitglieder der deutsch-czechischen Ausgleichs-Konferenz erhielten die offizielle Einladung, sich am 14. April in Wien zu versammeln. Nuttland. Laut Drahtnachricht des „Daily Tel Tegraph“ aus Petersburg ist dort dieser Tage eine Verschwö­­rung gegen das Leben des Czars entdeckt worden. Die Ver­schwörer sollen­­ hauptsächlich Offiziere des­ Heeres sein. — Mehrere Studenten der Charkower Universität sind wegen des positiven Verdachtes der Betheiligung an dem Nihilisti­­schen Komplot verhaftet worden. Die mehrmals verschobene Abreise der kaiserlichen Fa­­milie nach Gatschina ist am 27. erfolgt. Der Hof beabsichtigt, daselbst bis zu den griechischen Osterfeiertagen zu verweilen. — Deutscland. Zum Minister des Auswärtigen wurde der Reichskanzler, zu dessen Staatssekretär der badische Freiherr Marschall ernannt. Die Abschieds-Audienz Bismarck beim Kaiser verlief äußerst kordial — der Kaiser umarmte und büßte den schei­­denden Kanzler und entließ ihn aufs Huldvollste. Den Grafen Herbert Bismarck ward gelegentlich seiner Entlassung das Großcomthturkreuz des Hohenzollern-Hausor­­dens verliehen. Der Kaiser will mit Caprivi im Herbst eine Reise an die europäischen Höfe machen.­­ Schweiz. Das Geset betreffend die obligatorische Kran­­kenversicherung jener Arbeiter, deren Einkommen bis 2200 Francs beträgt, wurde vom Baseler Volke mit 2215 Stim­­men verworfen. Großbritannien. Das Unterhaus hat vo< län­­gerer Debatte die Bill, betreffend die Ablösung der kirchlichen Zehnten mit 289 gegen 164 Stimmen angenommen. Spanien. Im Senate verlas der Präsident den Erlaß des Kriegsministers, mit welchem General Daban in Folge eines Schreibens an die spanischen Generale, in welchem er zum Protest gegen die Einführung der Zivilregierung in den Kolonien auffordert, eine zweimonatliche Arrest­­strafe diktirt wird. Die Verlesung wurde seitens der Ver­­sammlung mit lebhaften Protestrufen begleitet. Marquis Sardon verlangt hiezu die vorherige Ermächtigung des Senats, da Daban Senator ist. Die Kammer genehmigte das Gefeth, betreffend die Einführung des allgemeinen Stimmrechtes. Türkei. Ein blutiger Zusamm­enstoß fand zwischen Insurgenten und Soldaten in dem Distrikte Sphakia (Kreta) statt ; es gab mehrere Töchte. Die cristlichen Frauen und Kinder flüchteten zum Theile auf die nach Griechenland fah­­renden Schiffe. Serbien. Das neue Cabinet besteht aus Minister- Präsident und Minister des Aeußern General Gruics, Finanzminister V­u­j­ic 8, Justizminister Advokat Michael Gyorgyevics, Minister für öffentliche Bauten der Professor der Technik Jossimovics, Kriegsminister bleibt Gy­ur­ic 8, Kultusminister entweder Milosavl­­jevics oder provisorisch Vu­jics, Minister für Handel Tausanovics8, für Inneres Milosavljevic8 oder provisorisch Tausanovics8, Staats3räthe bleiben die bisherigen Minister Gerrics Bopovics und Volimirovics8. Brasilien. Die Besatung­ von Rio de Janeiro ist mißvergnügt. Die nach den südlichen Provinzen beorderten Truppen wollten sich dem Befehle der provisorischen Regi­­rung nicht fügen. L­ btere hat schließlich den Befehl zurückge­­zogen. In der Stadt herrscht durchaus große Unzufriedenheit. Laut Dekret der brasilianischen Regierung­ erhält Dom Pedro als Entschädigung für seine brasilianischen Güter 250 000 Francs und überdies vom 1. April l. I. angefan­­gen monatlich 75.000 Francs sie 35­4 Lokal-Nachrichten. — Kirchenordnung in der Chorwoche Mor­­gen Mittwoch beginnen die Lamentationen um *­,4 Uhr Nm., um welche Zeit sie auch am Donnerstag fort­­gelegt werden ; die legten sind am Charfreitag um 3 Uhr Nm. Am Gründonnerstag ist um 9 Uhr Vm. Hochamt, celebrirt durch Se. bischöfl. Gnaden Dr Sigismund Bubics8, welcher auch die Oelweihe und Fußwaschung vornehmen wird. Am Charfreitag ist um 9 Uhr Vm. Hochamt und Grablegung, d. i. Bessezung des Allerheiligsten und u n­­ar­ris dhe Predigt, gehalten von Hw. Herrn Stephan Ne 3 in der Seminarkirche, zu gleicher Zeit deutsche Predigt von Hw. Herrn Joseph N­o­v­a­kt, Seminar-Präfect in der Nonnenkirche. ( Am Thorsamstag feierliches Tedeum in der Se­minarkirche ; beim Gloria ertönen die Gloßen wieder­ galt Die Auferstehungsfeierlichkeiten werden wie folgt ge­­alten : Am Calvarienberge um halb 2 Uhr, Am Moralienberge um 2 Uhr, In der Elisabethkirche um 3 Uhr, In der Dominikanerfische um 4 Uhr, In der Nonnenkirche um 5 Uhr, In der Seminarkirche um In der Akademiekirche um 6 Uhr, 7 Uhr. Am Dostersonntage ist um 6 Uhr Früh Weihe der Osterbrode, Eier und andere Victualien in allen Kirchen ; um 9 Uhr Hochamt in der Seminarkirche, celebrirt von einem der Hoc­hw. Domherrn. Darnach ungarische Predigt, ges­palten von Hw. Herrn Emerich T­ó­th. Am Ostermontag Hochamt um 9 Uhr Vm. in der Seminarkirche und­ ungarische Predigt von Hw. Herrn Stephan 1U 6­3. In der evangelischen Kirche ist am Gründon­­nerstag Vormittag Opfer, deutsche Predigt u. Communion , am Charfreitag Vormittag Offertorium, Predigt, Communion Nachmittags deutsche Predigt, ungarische Am Ostersonntag Vormittag Opfer, deutsche Predigt, Communion, Nachm. ungarische Predigt; — am Ostermontag Vormittag ungarische Predigt, Comm nion Nachm. deutsche Predigt. Fastendiner. Am Grün-Donnerstag findet bei Sr. Pbischöfl. Gnaden Dr. Sigismund B­u­b­i­c 8, ein­ großes Fasten-Dinse statt. — Deffentlicher Dank. Der löblichen Kaschauer Volksdank spricht hiermit den besonderen Dank für die ihrer Cassa mit ö. W. fl. 15., ferner für die Volksküche mit fl. 15.94 zugeführten Unterstüßung aus Das Präsidium des Kaschauer „ Dr. Frauenvereines, — Bischofswahl im Theißer Distrikt A. © Die Gemeinden und Hochschulen (Gymnasien) des Theißer Distriktes A. C haben ihre Stimmen bis 1. Mai abzugeben. Im Theißer Distrikt sind im ganzen 158 Stimmen, davon muß­ ein Candidat bei der ersten Abstimmung die absolute Majorität also über 89 Stimmen erhalten, sonst wird aufs Neue u. a. über jene Zwei, welche die meisten Stimmen ge­­habt haben, abgestimmt. Die Braut des Polen. Roman von Cicada. Fortsetzung. Marfa beruhigte Wieder­gut­machen und sich. Sie wollte das begangene Unrech während sie sie schon im voraus an dem Berger der frommen Fürstin Zapalewsky ergößte, welche dieselbe nach dem Scheitern ihrer schlauen Ränke empfinden dürfte, saß das ahnungslose Opfer Wilnaischey ‚Bornes, über dessen Haupt sich ein so dräuendes­ Ungewitter zu entladen drohte, in einem behaglichen Boudoir und schil­­derte dem eben anwesenden Gaste, der Gräfin Ehrenfels mit christlicher Milde und Nachsicht einige interessante Episoden aus dem Vorleben der ersten Obersthofmeisterin der Groß­­fürstin Katharina. Ein dreimaliges Anschlagen an die Portierglode ver­­kündigte die Ankunft einer Hofequipage. „Jemand vom Hofe,“ flüsterte Fürstin Zapalewsky, „wer mag das sein ?" „Durchlaucht ! Eine verschleierte Dame steigt so eben aus einem Hofwagen und folgt mir auf dem Fuße. Sie hat ms ihren Namen nicht genannt !“ meldete der hereinstürzende Kammerdiener. „Das ist ein Mitglied des kaiserlichen Hauses !“ sagte die Fürstin stolz. „Denn solche Personen pflegen sich nicht anmelden zu lassen. Gut ! Ja ! Man hat seine Connexionen bei Hofe. Da wird feu­rt und agreablement überrascht !“ Mit einem tiefen zeremoniösen Hofknixe empfing die Fürstin Zapalewsky die eingetretene Gräfin Wilna. Die An­­gekommene in der Mitte des Zimmers stehen bleibend, maß mit flammendem Blicke einige Momente lang die gebüdte Fürstin. Endlich schlug sie den Schleier zurück.­­Das Erstaunen und gewissermassen die Enttäuschung der Fürstin war groß. „Ach! Welches Glück ! Meine theure, liebe Freundin ! Erlauben Sie, daß ich Sie umarme für diese angenehme Ueberraschung. Nicht wahr, Sie kommen Ihre kranke Freundin „anzusehen ? Even seht bin ich auf kurze Zeit von meinem Schmerzenslager aufgestanden.“ „Falsche Heuchlerin !“ zischte die Gräfin zwischen den wf Dann die Briefe aus der Tasche ziehend hielt sie Dieselben der Gegnerin vor die Augen. „Ist das Ihre Hand Fürstin Zapalewsky ?“­­.. Entjegt prallte die alte Dame einige­ Schritte zurück und starrte die Sprechende sprachlos an. „Sind Sie es, welche diese Zeilen geschrieben ?" don­­nerte die Gräfin mit vor Wut bebender Stimme. Fürstin Zapalewsky erkannte ihre beiden Briefe. „Mein Gott !" preßte sie mühsam hervor. „Es ist ein fatales Geschick, das mir diesen Streich spielte !“­­ „Der Dämon, von dem Du besessen bist, diktirte Dir die Briefe. Gott hat mit Dir nichts zu schaffen, boshaftes Weib ! Er hat Dir den Verstand verwirrt. Die Briefe von Deiner eigenen Hand verwechselt, kamen an die unrechte Adresse. Und die reiche Erbin, nach welcher Deine gottlose Habsucht ihre Nee aus­geworfen, hat beide Briefe gelesen. Maria Mor­­lows Herz dürfte sich nicht nach einer so­haraktervollen Schwiegermutter sehnen. Du hast Dich in Deinem eigenen Netze gefangen.“ Fürstin Zapalewsky sah die Nußlosigkeit weiteren Leug­­nens ein und sich schnell fassend, gewann sie bald ihre frühere Sicherheit und bot dem Angriffe eine feste Stirne. „Gut !“ hob sie an, „und habe ich nicht die Wahrheit geschrieben ?“ „Und Sie wagen es," verseßte die Gräfin, „den Ruf einer Frau vor den Augen eines jungen Mädchens zu befleden, Sie von deren bewegten Vorleben man ganze Bibliotheken schreiben könnte ? Sie, die auf unbestimmte Zeit vom Hofe verwiesen wurden Ihrer Arroganz und Klatschsucht wegen ? Sie, die ihr Wiedererscheinen bei Hofe nur dem Umstande zu verdanken hatten, daß die Dummheit Ihres tölgischen Gemals­en solch verblühtes Mädchen fi zur Gemalin erkoren.“ „O Himmel !“ schrie die Fürstin: „ich bin geliefert ! Diese Person tödtet mich !" „Sie werden sich schon wieder erholen, meine liebe Princesse !" höhnte die Gräfin. „Eh bien, meine Liebe, wann wird denn die feierliche Brautwerbung und Verlobung !Ihres vielgeliebten Söhnchens mit der Fürstin Maria stattfinden ? Ich hoffe und erwarte von Ihrer eprobten Freundschaft, daß Sie mir dieß freudige Ereigniß gleich mittheilen werden, da­­mit ich hieher eile und mich an dem Glücke meiner geliebten Freundin weide.“ „Ig erst­de ! Ich sterbe !“ „Fühlen Sie sie unwohl, meine geliebte Freundin ?" höhnte die Gräfin weiter. „Singen Sie si auf meinen Arm.“ Wie, von einer Natter gebissen, fuhr die Fürstin zu­­rück. „Gehen Sie zur Hölle !" schrie sie und stürzte in das nächste Gemach. It „Oh ! Fürchten Sie nichts !“ rief ihr Gräfin Wilna nach. „Ich bin nicht so egoistisch, Sie von einem Plaße ver­­drängen zu wollen, auf den Sie meine fromme Freundin schon lange Zeit das nächste Anrecht haben.“ Eine stumme Zeugin dieses widrigen Auftrittes war die estländische Dame. „Nun Gräfin! Gelüstet es Sie noch ferner nach dem Besitze einer solchen Freundin, wie diese Alte es ist ?“ „Ich mache einen Unterschied zwischen Freunden und Bekannten,“ versezze Gräfin Ehrenfeld mit kühler Zurückhal­­tung, „und bin etwas karg mit meiner Freundschaft. Der­­jenige, den ich meinen Freund nenne, muß eine harte Probe bestehen. Darum habe ich auch wenig Freunde, laufe aber dafür wenig Gefahr, mich in denselben zu täuschen. Aber ich glaube, es wäre für uns beide angezeigt, daß wir uns nach der soeben stattgefundenen Szene aus diesem Hause entfernen !“ „Das ist's ja was ich will ! Darf ich Ihnen meinen Wagen anbieten ?“ „Danke ! der meinige wartet im Vestibül.“ „Wel<4' Malheur ! Welch heilloser Fehler !“ jammerte die Fürstin auf einer Causeuse ihres Schlafgemaches liegend, während ihre Kammerfrau eifrig beschäftigt war, mit allerlei niederschlagenden Mitteln die Agitation ihrer erzürnten Herrin zu beschwichtigen. „Alle meine Hoffnungen vernichtet ! Alle meine klugen Berechnungen zerstört ! Enorme Summen dem Archimandriten gespendet ! Mein Gott ich sterbe !“ „Beruhigen Sie sich Durchlaucht !" flüsterte die Verfrau. „Aufregung und Berger führen zu nichts und Ram­ ver­­schlimmern nur die Sache. Das Beste ist sich in das Unver­­meidliche zu ergeben.“ „Wer spricht hier von Ergebung ! fuhr die wie eine Rasende empor. Was weißt Du von meinen Fürstin Ange­­legenheiten, dumme Gang! Pace dich fort, wenn du nicht willst, daß meine Hand mit Deiner Wange nähere Bekannt­­schaft mache.“ Herrin Die Zofe, an der gleichen Ausbrüche von der Seite ihrer gewöhnt, leistete dem Befehl keine Folge, sondern sagte ruhig: „Belieben Durchlaucht nicht zu vergessen, daß heute Spielabend bei der Großfürstin Katharina laucht, als dienstthuende Palastdame ihrer ist, und daß Durch­­kaiserlichen Hoheit, durch den Obersthofmeister-Stellvertreter Fürsten Apraxin hin befohlen wurden.“ (Fortsetzung folgt: ) — k RETTEN ee Er u ee an STB DD TE

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