Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1890 (Jahrgang 52, nr. 112-149)

1890-10-02 / nr. 112

es - Zweiundfünfzigster Jahrgang 1890. Nr. 112. Kalkan, Donnerstag 2. October. Kaschauer Zeitung. Brämumerationspreis ohne „Zluftr. Unterhaltungsblatt“ | 25 vierteljähr. f . 60, , 1.09 Für Kaschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. Mit Postversendung : ganzj. fl. 6.60, „ Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­­ und Samstag. Redaction und Expeditions-Bursan Kaschar, Hauptgasse Nr. 66. Mit dem „Ylufir­­re altungsablats“ Für Kass jährig |. 6.20, halbjähr. + eu 310 Mit vad ee IFE a 4 7.80, 5 MAR ME 5.99 Bei Inseraten, welche größeren Raum ein und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt KASSA-EPERJESI ERTESITO. ; | | Heweite Nachrichten. Ungarn. Gestern wurde der Reichstag eröffnet . Interpellationen liegen u. A. vor über eine deutsg tele­­ografische Depesche des Ministerpräsidenten an den König und wegen der Erlauer Affaire. Nußland. Der Effektivstand der bekanntlich vollstän­­dig militärisch organisirten Grenzwache an der öster­reichischen Grenze wird neuerlich erhöht. Diese Maßregel hat ausschließlich den Zweg, dem Schmuggel zu steuern und soll dieselbe auch an der kaukasischen Grenze zur­­ Durchführung gelangen. (!) Deutschland. Der Kaiser läßt sich über die Skandal- Geschichten im deutschen Adel berichten und ordnete strenge Untersuchungen über die lezten mit argen Gemeinheiten vers­bundenen Selbstmordfälle an. General von Kaltenborn-Stachau Wird Kriegsminister, Gen. v. Lewczinski statt Waldersee Ge­neralstabschef, Puttkammer Oberpräsident der Provinz Sachsen. Holland-Niederland. Der König ist sehr krank. Schweiz. Der Bundesrath hat die offizielle Anerken­­nung der jenigen Regierung von Brasilien beschlossen. Frankreich. In der vor seinen Wählern am 29. n. M. in St. Omer gehaltenen Rede sagte der Minister des Aeußern, Ribot, Frankreich sei sich seiner Kraft bewußt ud habe das Recht, stolz zu sein ; gleichwohl bleibe er aber friedlich Das Ausland erkenne das gegenwärtige Re­­gime als ein sehr festes und dauerhaftes an. Siebzig Tüllfabriken bei und in Calais sind geschlossen ;­­4000 Arbeiter sind ohne Arbeit. Delegirte der Trades Uni­­ons von Nottingham haben den Stinkenden 3000 Pfund­­ Sterling überbracht. In der Wohnung des royalistischen Deputirten Caze­­nove de Pradines fand am 29./30 v. M Nachts eine­­ Versammlung royalistischer Notabilitäten statt. Dieselbe sprach fr einstimmig für die Nothwendigkeit der Abdankung des Grafen von Paris zu Gunsten des Herzogs­ von Orleans aus. Italien. Gelegentlich seiner Anwesenheit in Neapel bestätigte Crispi neuerding den friedlichen und defensiven Charakter der Tripel Alianz u und drücke den Wunsch aus, die Mißverständnisse mit Frank­­reich beseitigt zu sehen. Die Vorgänge im T­e­ssi­n bespre­­chend, fragte Crispi : Was wollen Sie, daß wir mit Tessin machen sollen ? Die Nationalitätenfrage ist im Erlöschen bes­triffen ; dieselbe machte der sozialen Frage Plan, welche bald Die Welt beherrschen wird. Crispi erklärte weiter, er glaube nicht an den Krieg. Er halte Frankreich für sehr stark. Wenn Frankreich sich nicht rührt, werde sich Niemand rühren. Die allgemeinen Rüstungen würden mit dem Ruine Europas zu Gunsten Amerikas enden. Serbien. Am 29. v. M. fuhr der Wagen, in wel­­cem König Alexander mit seinem Adjutanten saß, über eine auf dem Wege liegende Revolverpatrone, welche explodirte. Der Adjutant konstatirte sofort die völlige Harm­­losigkeit des Vorfalles. Auch amtlich wurde das Abhanden­­sein jedwelcher verbrecherischen Absicht festgestellt. Das Wahlresultat in die Skupschtina ist folgendes : 113 Radicale, 17 Liberale, 2 Fortschrittler. König Der Exkönig enthob Dokris von der Erzieherstelle beim Alexander und ernannte sofort den liberalen Obersten N­u 3­ko­witsch zum Gouverneur, was in radi­­kalen Kreisen einen peinlichen Eindruc hat. König Alexander reist auf sechs Tage uns Lager von Banjita, während Milan in Belgrad verbleibt, giftig Nordamerika. Die Repräsentantenkammer nahm­ende mit 151 gegen 78 Stimmen die Tarif-Bill nach dem Konferenzbericht an. 1 URN REITEN je Bei Si M zal SRE SAD 4 Lokal-Nachrichten. den 4. — Der Namenstag des Königs wird Samstag d. in der Seminarkirche sowohl von Seite der Bür­­gerschaft wie des Militärs feierlich begangen werden. Bei schönem Wetter ist Feldmeße und Parade am Hlynik. — Allerhöchste Auszeichnung. Se. k. u.k. ung. apost. Majestät geruhte dem Oberdirektor des Kassauer Sculldistriktes Eduard Szieber in Anerkennung seiner ausgezeichneten Verdienste den Titel eines königlichen Rath­es taxfrei allergnädigst zu verleihen. Unsere Gratulation dem allverehrten Ausgezeichneten ! — Allerhöchste wohlthätige Spende. Se. k. u. k. ung. apost. Majestät geruhte den durch Feuersbrunst in Sárospatas geschädigten Inwohnern aus eigener Privatsc­hatulle vierhundert Gulden allergnädigst zu geben. — Decorirung. Am 30. v. M. fand durch den Herrn F. M. L. Karl von Paxy die Decorirung der für die mit Lebensgefahr bewerkstelligte Rettung von 7 Men­­­sc­henleben gelegentlich des F.-Missyeer Brandes von Se. Ma­­­jestät mit dem silbernen Verdienstkreuz­ ausgezeichneten Gens8- carmen Johann Kovács Gregor Kovács, Johann Halzsin und Franz Da­rn 06 in Gegenwart des Vice­­g'spans Com är­o­mi in feierlichster Weise in der Gens8dar­­merie-Kaserne statt. — Für Abgebrannte sandte B—s, 1­­ 8, I— aus Esalány 4 fl, wovon 2 fl. für die F.­Mizalyeer und 2 fl. für die Tofajer bestimmt sind; für die Tofajer spendete auch Herr Friedrich Müll­ner 50 kr. Für diese edle Spenden wird im Namen der Unglücklichen der innigste Dank abge­­stattet und um fernere milde Beiträge gebeten. — Für die Arader Märtyrer sammeln einige hiesige patriotische Frauen für eine Kranzspende und liegen Subscriptionsbogen bei Herrn Adolf Maurer und Herrn Franz Mildner auf. — Se. bischöfliche Gnaden Alexander von Dessewffy ist am 1. d. in Budapest eingetroffen und soll, wie wir erfahren, die Absicht haben, zur E­inlese nach Hejeze zu kommen. Personalien. — Der Budaster Vice-Bürgermeister Gerlöczy s. Frau Gemalin, so wie die Familie von Ein ßely trafen gestern Mittwoch Abends 8 Uhr 4 M­­ier ein. — Herr Eugen Deil ist am 29. v.M. in Kaschau von seinem Urlaube eingetroffen. — Trauung. Heute findet die Vermählung des Fräuleins Bertha Münster mit Herrn Geza von Ge­re­loczy in der bischöflichen Hauskapelle statt. — Verlobung Herr Julius Vir äg, städtischer Polizei-Protokollist verlobte sich mit Fräulein Irene, Tochter des städt. Notars, Herrn Samuel Barcs in Mereny (Wagendrüssel.) Todesfälle. — In der Nacht vom 30. auf den 1. d. verstarb der k. u. k. Lieutenant des 34. Infanterie-Regiments Herr Arpad Baliga, Sohn unseres unvergeßlichen Herrn Oberförsters Rudolph Ba­liga und Schwager des Herrn Apothekers Gustav M­e­g­ay jun. im 20. Lebensjahre und findet dessen Beerdigung heute Nhm. 4 Uhr vom Trauerhause Nr. 1 der Forgachgasse am Centralfriedhofe statt. — Militärisches. Trangferirt wird Lieutenant Alexander Chernel von Chernelháza vom 9. zum 10. Honved- Infanterie-Regiment. — Der berühmte Maler Munkäesz hat sich, da er hörte, in welch schlechtem Zustande sich die im Komi­­tats- und Rathhaussaale befindlichen Bilder befinden und daß auch das Portrait Ihrer Majestät der Königin in der Raths­­stube noch nicht ausgemalt ist, erbötig gemacht, die Herstellung aller dieser Bilder, sobald er nach Kaschau kommt, gratis zu bewerkstelligen.­­ Ein verhängnißvoller Ausflug. Von Cicada. Fortregung, sich „Es thut mir sehr leid aber — aber — Sie kom­­men zu spät ! Ich! —" Thusnelda stoche und erröthete. Ihr Jungfräuliches Herz war zu verschämt, um das zarte Geheim­­niß zu verrathen ; auch war sie im Grunde genommen nicht .n Ihr gutes Herz ließ es nicht zu, die heißen Gefühle "für einen Anderen dem armen Bewerber zu gestehen. Es sträubte sich durch solche Enthüllungen dem Herzen dieses zwar nicht mehr gelehrten, aber nicht"destoweniger ganz respektabeln jungen "Grubenbefiger eine so tiefe Wunde zu schlagen. „Ich werde nicht heirathen !“ vollendete Fräulein Ilti8 ‚unter flüsternden Seufzern. „Ich habe mir vorgenommen und­­ gelobt, in Reinheit und Unschuld ein unter Schleier der Sittsamkeit und Keuschheit «errethend hielt sie inne, dem jungfräulichen tief Bedauernswerther Drüssenspek ! Diese Offenbarung wirkte niederschmetternd, wie kaltes Sturzbad auf Funken sprühendes Herz. Das war zu viel! Hatte sich also sein die „Holde Göttin der Liebe ganz von ihm abgewendet oder die Dämonen der Hölle sich schworen, daß er in der erfahren mußte ? Vor vier Monaten liebte Herr Drüsenspek in eigen Bewußtsein, die Liebe der schönen seines Herzens vernarbt und die "einer neuen Liebe empfing dem fer Katharina Juchten­­leder zu besigen. Er täuschte sich aber. Katharina wurde ihm untreu. Das falsche Mädchen schenkte ihr Herz einem Anderen, "einem feschen Hußarenwachtmeister, amnglück­chen Geschi> ausbrechen, doch hatte er die Wunde er abermals einen nicht minder harten Schlag. Ein heftiger­­ aromatischen Schwindelanfall kaum war erwacht, zu finden, ergriff den Er wollte in erbitterte Vorwürfe und Scheltworte Getäuschten, über sein weder Muth noch Kraft dazu und während er sich gebeugten Hauptes ent­­fernte, trat Fräulein Iltis mit siegesleuchtenden Augen in das nächste Beinach. Es war ein nicht mit besonders feinem Ge­­­schmach, aber sehr kostbar möblirter Salon. Eine schwere, reich­­ mit Kristallzapfen verzierte Lampe verbreitete ihr helles Licht über den gedeckten Tisch, auf welchem Backwerk, fleischige De­­likatessen und eine dampfende Theemaschine, angenehmen eintre­­flüsterte Thusnel da zart­­enden Jungfrau berauschten. In einem Fauteuil strebte die hagere Gestalt eines Offiziers seine langen Beine aus und wehte mit näselnder Stimme feinen braunen mit einem kost­­baren Halsband geschmücten Pudel. „Grüß Gott! Friedolin !“ erretchend. „Servus !" knaufte Herr Löwenzahn. „Froppi ! Mein Liebling, mein süßes Täubchen !“ Mit diesen Worten nahm Fräulein Iltis dem Offizier gegenüber Pla und umarmte liebevoll mütterlich den Pudel, der dem Rufe Folge leistend, sogleich auf ihren Schoß gesprungen war. Sie liebkoste das Thier zärtlich und so oft er seine Schnauze höher strebte, um Thusneldas jungfräulich keusche Lippen zu beleden, hauchte sie unter lieblichen Erfolgen: „Friedolin !“ Natürlich ahnte Froppi nicht, daß alle Zärtlichkeiten, die ihm zu Theil wurden, nicht seiner Person, sondern im Geiste der­­jenigen seines Herrn galten. Frau Sonnenbluhm erschien, um den Thee zu servieren. „Denkt Euch Kinder!“ rief sie migmathig. „Auch mein neuer Fleisch selb­er heirathet. Ich weiß nicht, was ich begin­­nen soll. Nun plagt mich wieder die Sorge an einen erfahrenen tüchtigen Menschen zu bekommen.“ seine­r Stelle „Das Heirathen ist hier im Hause epidemisch geworden !“ sagte Iltis falbungs­voll. „Die Leute scheinen alle toll ge­­worden zu sein. Stelle Dir vor Olympia­­ einer halben Stunde machte mir Herr Drüsenspek einen for­­mellen Heiratsantrag. Ich aber — —" „Thusnelda !* fiel ihr Frau Sonnenbluhm erregt ins Wort und stellte die Tasse, welche sie der Freundin hinreichen wollte, plögli auf den Tisch zurück. — „Du hast doch eine so gute Parthie nicht ausgeschlagen.“ „So habe ihn abgewiesen !“ erwiderte sie gedehnt, mit einem Blide auf Herrn Löwenzahn. „Du bist ein sehr sprödes Geschöpf !“ bemerkte Lepterer mit gelangweilter Stimme. „Da ist schon meine Anastasia Keller ein anderes Mädchen ! IH hatte meine Werbung um ihre Hand noch nicht ganz aus­gesprochen und schon fiel sie mir mit einem Freudenschrei um den Hals !“ „Apropos liebe Thusnelda !“ sagte Frau Sonnenbluhm, „iH habe noch keine Zeit gehabt, Dir eine Neuigkeit mitzu­­theilen. Während wir der Oper beiwohten, hat sich Friedolin mit der reizenden Tochter unseres Nachbarn, des Bierbräuer 38 Keller verlobt. Ein Lächeln­erstarb auf den Lippen der alternden Jung­­frau. Diese Worte trafen sie wie ein Donnerschlag. „Frie­­dolin ! Friedolin !" jammerte ihr versc mähtes Herz in unter­drücter Verzweiflung. Wäre sie doch in ihrer Geburtsstadt ge­­blieben ! Sie kam zur Freundin auf Besitz, um sich von einer Herzenskrankheit zu erholen und statt­dessen mußte sie in eine Neue verfallen. Sie hatte sich in die schöne Husarenunifor­m des Friedolin Löwenzahn arg versc­haut. Der angebetete Adonis ahnte bei weitem nicht, daß die Nachricht seiner Verlobung dem interessanten Vi8-3-vis so großes Leid zugefügt hat. Er stete sein Monokle in das linke Aug’ und schlürfte gähnend, in sichtlich mißmuthiger Laune, den Thee aus. „Was fehlt Dir Friedolin ?“ trug Frau Sonnenbluhm mit lebhafter Besorgniß. „Nichts ! 39 langweile mich !" „So verstehe Dich !“ lächelte die gute Schwester. „Du möchtest lieber mit der reizenden Anastasia, Deinem Täubchen girren, alle in unserer faden Gesellschaft die Zeit zu bringen. Nun aber bist Du noch unser Cavalier und mußt uns ein wenig unterhalten. Lies doch etwas aus der Zeitung vor.“ Gähnend folgte Löwenzahn der Aufforderung. Fräulein Iltis sah sehr verdrießlich aus. Mit schroffen Gebeiden wies sie Froppis Schmeicheleien zurück und zog ihre hochgewölbte Stirne in tausend Runzeln. „Diese Migraite ist zum Jungfrau mit Anstand kränkelnd, rasend werden !“ bemerkte die indem sie nach der Schläfe griff: „Olympia Du wirst erlauben, daß ich mich für heute zurücziehe.“ Frau Sonnenbluhm seufzte. Sie verstand den stillen Kummer der Freundin, umarmte dieselbe herzlich und sagte : „Gute Nacht mein Herz ! Ich komme Dir bald nach.“ Ohne Löwenzahn eines Bildes zu würdigen schritt Fräu­­lein Iltis der Thür zu. „Thuswalda, höre nur einen Moment !“ rief Frau Sonnenbluhm die Eilende zurüc und sich an ihren Bruder wendend sagte sie: „Ließ do die Annonce nog einmal Friedolin.“ Der Genannte gehorchte und las: „Ein wohlbemittel­­ter Viehhändler aus Debrezin, sucht eine kinderlose Witwe, oder Mädchen im reiferen Alter mit einem Vermögen von fünf bis zehntausend Gulden zu heirathen. Post restante 372:" „Thusnelda, das wäre eine Partie für Dig!“ rief Frau Sonnenbluh“ freudig bewegt und zog die Freundin an sich. „Du wärest gerade die geeignete Person und hast auch ein wenig Geld.“ „Was ist er denn eigentlich, welches Gewerbe betreibt er?" trug Fräulein Zitis hastig. (Fortlegung folgt:) „Herr Drüsenspek !" sagte endlich Fräulein Jammelnd­ , gegen den armen Unschuldigen ver­­iebe so viel Unglüc und Täuschung Linderung süße und Hoffnung ihre Düfte verbreitend, Sinn und Herz Iltis — — — —" Vergessenheit zu der 43 Vor ungefähr | mum women man

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