Kaschauer Zeitung, Juli-September 1891 (Jahrgang 53, nr. 74-112)

1891-07-02 / nr. 74

- SE Nr. 74. Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. 4 a vierteljähr. fl. ES wird die sec­hsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr.­nseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. 7 Are |­­­­r Ka*Han : 5 it Postversendung : ganzj. fl. 6.60, Bei Inseraten ‚ber­echnet.. — “ . 3.930, . 1.65 „ Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. — Kaschau, Donnerstag 2. Juli. Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Pränumeration­spreis der „Kaschauer Zeitung“ Für Kaschau : | Mit Porstversendung : ganzi. fl. 6.60­5 ganzjährig fl. 5.--, halbjähr. # 250. Bei Fuseraten, welche größeren Raum einnehmen und viertels. [4 138 ] eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gi x ER: Die Delegationen werden Anfangs8­­ November zusammentreten und gegen Ende des Novem­­ber gleichzeitig mit dem Reichsrathe tagen. Nach einer vom deutschen Kaiser gethanen Aeußerung ist der Dreibund am 28. Juni auf 6 Jahre verl­­ängert worden. Oesterreich. Der Landesverb­.-Minister Grf. Welfershbeimb kam in die Lage, da die unselige Sprachenfrage auch im österr. "Reichstage spucht, zu erklären, daß unter allen Umständen die d­eutsche Armeesprache aufrecht­erhalten werden müsse, als die unerseßliche und unumgängliche gemeinsame Ver­­fehrssprache.­­ Der czechische Abgeordnete Barhaty, dem die Jud­en selbst eine Rüge ertheilten, weil er in einer Jane Rede Oesterreich im Fahrwasser des Panslavismus zu schwinmen anriet­, hat diese seine Rede an die Irreden­­tisten in Rom, die Boulongisten in Paris und an die ge­­wissen Kreise nach Petersburg gesendet. Ob er sie denn auch ve­rnünftigen Leuten geschickt hat ? Rußland. Ein neues Gesetz bestimmt, daß Ehen zwischen ersonen der orthodoxen und katholis­chen Konfession nur in orthodoxen Kirchen allein prok­amirt werden können, wenn der katholische Theil anstatt der Bescheinigung eines Geistlichen ein Polizeiattest darüber vorweist, daß er ledigen Standes und zur Eheschließung berechtigt ist. 3 Neueste Nachrichten. Deutschland. Der Kronprinz und die übrigen Prinzen bleiben bis 5. Juli im neuen Palais, um sodann der Kaiserin nach da Insel Wight zu mehrwöchentlichem Aufenthalt zu olgen. Der Kaiser zog am 29. v. M. in See und wird, nachdem er dem Hof von Amsterdam seinen Besuch abgestattet haben wird, nach England reisen, wo er am Samstag in­­ Porte Victoria vom Prinzen von Wales empfangen wird. Belgien. In Nill feuerten die Arbeiter auf die Gendarmen und auch diese verwundeten mehrere Arbeiter, die ihnen die bloße Brust darboten mit dem Rufe : „Tötet uns ! Wir sterben ohnehin Hungers.“ Holland. Die Sozialisten bereiten feindliche Kundgebungen gegen Kaiser Wilhelm vor. Die Polizei überwacht eifrig die Sozial­istenführer. Am 28. v. M. fand in Amsterdam ein test-Meeting gegen den Kaiserbesuz Pro­­statt. In Regierungskreisen herrsct in Folge dessen große Aufregung. Großbritannien. Dem Besuc e des Kaiser-Königs Franz Josef I. an Bord des englischen Geschwaders in Fiume wird von den hies­ Blättern ersten Ranges welthistorische beigelegt und wird derselbe als Garantie gegen eine Bedeutung dung des Friedens überhaupt, speziell aber der Türkei Gefahr­­durch Rußland, betrachtet.­­ Frankreich. Die Bäd­erstrike ist bis sehr nicht allgemein ; auch Si die Militär-Verpflegsbädereien genügend aus. Bischof­a­v­a, der bisher Unversöhnliche, erkennt in einem Hirten­­brief die Republik an. Italien. Rudi­ni bekannte neulich vi8-à-vi8 den Radikalen und Irredentisten deutlich Farbe, indem er ihnen den F­o­r­t­­bestand des Dreibundes anzeigte und damit allen Madinationen, die ein Verdrängen Italiens aus der Bahn vernünftiger Politik bezweht, ein Ende machte. Aus dem Vatican. Mit päpstlichem Dekret wurde der Kongo Staat dem Scupe der Mutter Gottes geweiht. Das bezügliche Brevet hebt die Verdienste des Königs Leopold um die Ausbreitung des Christenthums unter 40 Millionen Heiden hervor. Breve, welches dem König der Belgier zugestellt wurde. Das gibt der Bewunderung des Papstes für das Kongowerk Ausbruch.­­ Türkei. Der Sultan ratifizirte die Akte des Brüsseler Antiskla­­verei-Kongresses. Dem rumänischen Gesandten in der türkischen Haupt­­stadt ist es gelungen, die Erlaubniß zum Gebrauche der rumänischen Spra­ch­e in den rumänischen Kirchen Mazedoniens von der Pforte zu erwirken Aus Kreta kommen Nachrichten über eine dort herr­­schende Anarchie ; Christen und Türken überbieten sich an gegenseitigen Grausamkeiten und die Behörden führen selbst Grausamkeiten aus. Neuerdings wurden bei Salonichi und bei Brussa ange­­sehene Persönlichkeiten „geraubt“ und das Lösegeld erpreßt. Die Aufständischen in Yemen haben ss durc Noma­­denslamme verstärkt ; die türkischen Truppen wurden aber­­mals geschlagen­­en. Die Wahl des Marko Petrovic, eines der einflußreichsten Mitglieder der radikalen Skupstina-Majo­­rität, zum Stadtpfarrer in Belgrad wurde vom Metropoliten annullirt. Dieser Schritt des Metropoliten hat in radikalen Kreisen einen ungünstigen Eindrug gemacht. Der junge König geht, wenn er seine Prüfungen am 2. d. gut bestanden, nach Petersburg u. zw. in Be­­gleitung von Ristics, Pasic8 und Jankovic 38 (Hofmarschall).­­­­ Griechenland. Neuerdings tritt die Nachricht von der Verlobung des russischen Großfürsten­ Thronfolgers Nik­laus, mit der zweitgeborenen Tochter des griechischen Königspaares, Prinzessin Maria, auf. Trikupis bereist die Balkanstaaten um sie zur Bil­­dung eines Balkanbundes (gegen wen­ ?) zu bewegen ; in Belgrad wohl, nicht aber in Sophia fand er geneigte Ohren, da er wegen Mazedonien mehr zu Serbien neigt.­­ Persien. Die Entführung eines englischen Mädchens Namens Greenfiel­d durch persische Kurden, welche aber durch die Türken den Entführern abgenommen wurde, dürfte Anlaß zu Verwicklungen geben. Ethina. Die Regierung ist sehr flau und schwac­h in der Hint­­anhaltung der gegen die Christen gerichteten Verfolgung ; deßhalb rüsten sie die Mächte durch eine Flottendemonstra­­tion am Yangtsejiang sich den Schub der Regierung zu erzwingen. Argentinien. In der Provinz Catamarca wurde von den Bürgern eine Revolte angezettelt und der Gouverneur abgesetzt ; es kamen Zochte und verwundete vor,­­ Truppen sind zur Wiedereinsetung der Behörde entsendet worden. Die Anhänger Mitrés und Uriburu­ 8 trennten sich definitiv von der Partei des Bürgerverbandes. In Santiago del Estero ist eine Revolution ausge­­brochen. Der Gouverneur, welcher verhaftet wurde, unter­zeichnete seine Demission, Wien nicht zu beklagen. “ „Eine Depesche der „Times“ aus Valparaiso meldet die Wahl des Claudio Vi­e­nna zum Präsidenten. Auf dem Reichstage. Am 26.­­ sprach Karl Reviczky (unabh.) gegen die Comitatsvorlage ; Graf Abraham Gyür­ky, äuß. Linke, (gen. Liberale) hielt seine Jungfernrede gegen die Vorlage, über welche er als gew. und gegangener Obergespan natürlich den Stab bricht und eine ne­ue Vorlage auf Grund des Wahlsystems fordert . Nikolaus Bartha wünscht auf die Beamtenwahl und raisonairt über die Nationalitäten Cachou­­llierei (viele siebenbürgische Obergespanns Ernennungen). Gustav Bessic­h wies alle Irrthümer der Gegner der Vorlage nach und rühmt die Vorzüge derselben. — Am 27. wurden im Magnatenhause die Vorlagen wegen der Deft­­ung, Staatseisenbahn- Ablösung, sowie über Aufhebung des ö. u. Lloyd-Vertrages und An­­nahme jenes mit der „Adria“ geschloßenen ebenfalls ange­­nommen. — Im Abgeordnetenhause sprach I­r­än­y­i für Ren­­derung des Wahlgeseßes, H­oll 6 (ä. L.) für Aufrechterhal­­tung des Selbstverwaltungsrechtes ; sodann wurden verschiedene Einläufe erledigt und die Interpellation U gr­ons wegen der Primatialfigbewegung dahin beantwortet, daß alles bisher von den Zeitungen Gefajelte grundlos sei u. die Regierung von seinen schädlichen Einflüßen bei der Wahl des Primas Kenntniß habe , endlich wegen Aeußerung des Königs] in der Comitats­­reformfrage ; die Antworten wurden zur Kenntniß genommen. Am 30. v. M. hielten beide Häuser Sißung Im Abgeordnetenhause sprachen Max B­e­niczky gegen u. Alex. Kördfi für die Verwaltungsreform, der die Legende von dem Alterthum der Comitatsinstitution ad absurdum führte, wogegen E öt v5­8 protestirt. Gerson Szendrey sprach bis 2 Uhr, worauf die Debatte vertagt wurde. Am 1. Juli sprachen Balthasar Hor­vat und Grf. Gabriel Bethlen. Lofai-Rachrichten. AK Ernennung. Se. Majestät hat den dirigirenden Professor der Neus 45­er höheren Staat3-Mädchenschule Dr. Emil Gerevich zum Direktor der Kaschauer Staat3Oberrealstule ernannt. x. Jubileumfest am Gymnasium. Jett sind es-30 Jahre, daß die zwei Mitglieder des hiesigen Stratenser-Conventes, Ihre Hochw. dhese Korner Jahreswende Alois Klekner und Premon­­Nátal [ussy und Dr. Sziard Stöhr ihre Profesoren-Lauf­­­­­bahn an unserem Obergymnasium begannen ; die Verehrer der tüchtigen Lehrkräfte bewußten als Anlaß zu einer zarten Ovation. Sie versammelten sich am 28. Juni im­­ großen Saale des Gymnasiums, sandten eine Deputation aus, um die Herren zu ersuchen, sie mögen im Kreise der Versammelten erscheinen. Hier begrüßte sie Dr. bat sie, ein Angebinde (schönes goldenes und silbernes Schreibzeug in Etui) zum Andenken an diesen Tag annehmen zu wollen. Herr Direktor Natafalussy dankte gerührt mit schönen­­ Worten für diese unerwartete Auszeichnung und versprachen Beide die eine tot angebotene Gabe, als eine Reliquie bewahren zu wollen. A von den — Priesterweihe. Am 28. und 30. v. M. wurden aus dem Priesterseminar getretenen 9 und zwei Fremde, zusammen 11 Kleriker von S2. bischöflichen Gnaden zu Priestern geweiht. Primizen­­if von denselben nur zwei hier in Kaschau und zwar Hw. Alexander Kovács und Jakob Köbler, Ersterer am 30. v. M. 9 Uhr Vm. in der Prämonstratenserkirche (Manuduktor Hw. Dr. Ludwig Karl) und Lepterer am selben Tages in der Nonnen- Ey­­een Hw. Domherr Bartholom. Szinyeg­­erje. — Rabbiner-Konferenz. Vorgestern tagte hier die Konferenz zahlreicher orthodoxen Rabbiner, um in Sachen der Ausstellung einer Rabbinenschule in Kaschau zu ver­­handeln. Das Resultat der Konferenz ist uns nicht bekannt geworden. Kr Personalien. — Se. Exz FZM. und Corpskom­­mandant Braumüller kommt am 2. Juli Abends 8 Uhr hier an und wird am 3. Juli die Leitung des Corps- Kommando 3 wieder übernehmen. — Markgraf Johann Pallavicini aus Radvany ist heute nach Belgrad abgereist und wird die Lei­­tung der Lesandschaft wieder übernehmen. — Graf Stefan Keglevich ist heute auf seine Besizung nach Ráko, Graf Pa­llavicini nag Szemere abgereist. — Herr Profeßor Victor Miskovsky ist auf 2 Monate nach Bartfeld gereist. — Der Richter des Debrecziner k. u. Gerichtshofes Herr Julius Giczey ist zu längerem Ferien-Aufenthalt vor einigen Tagen nach Kaschau gekommen, um von hier aus Excursionen in die weitere Umgebung zu machen. Wir brau­­chen wohl nicht zu versichern, daß sich hier Jedermann ebenso freute, den beliebten Herrn Richter hier wiederzusehen, wie er auch sein liebgewonnenes­ Kaschau wieder gerne betre­­te­n hat. Todesfälle. > 84 — Am 27. v. M. verstarb nach jahrelangem schweren Leiden der f. 3. als activer Offizier der hies. k. u. k. Genies Direktion zugetheilt gewesene Oberlieutenant des Ruhestandes Herr Ferdinand Ritter Dreihann von Salzberg am Steinhof im 37. Lebensjahre und wurde am Montag mit militärischen Ehre und begleitet von einer Anzahl Standes­­genossen und unter großer T SE des Ziviles am Rosa­­lienbergfriedhofe zur ewigen Ruhe bestattet. Das Parte gaben die Offiziere und Beamten der hies. Geniedirektion aus. — Am 27. b. verstarb die Gattin des Belegers des „Hotel Szechenyi“ al, Franz Richter, die Frau Victoria, geb. Verbinsky im dem 14. ihrer glücklichen Ehe und wurde am 32. Lebensjahre, 29.­­v. unter großer Theilnahme, speziell des Hotelier, Wirthe- u. K­ lner­­vereines und des Kaschauer Arbeitervereines, die mit ihren Fahnen ausrücken, am Centralfriedhofe zur ewigen Ruhe bestattet. ; 5 — Herrn Förster F­rű­st­e­k und dessen Gemalin hat ein harter Schlag betroffen, indem der unerbittliche Tod ihnen ihr liebes theures Kind, die 7jährige Annusta nahm und sie dadurch in unnennbares Leid stürzte, in wel­­chem ihnen der himmlische Trost theilhaftig werden möge.­­ — Trauung. Am 7. d. 10 Uhr Vm. findet im hies. isrl. Tempel die Vermählung des Fräuleins Wilma, Tochter des Herrn Dr. David Sp­aß mit Herrn Eugen Holländer statt. ; . — men. Der Kreisnotar H. Paul Füzessery von an führte am 30. v. M das Fräulein Klara Trombitas zu Kozına zum Traualtar. — Protokollsauthenticirung. Die Authentisation des Protokolls über die am 25. Juni stattgehabte General- Kongregation des Municipalausiguftes der Stadt wurde am 27. Juni in der Senatfigung durchgeführt. Von den hiezu beauftragt gewesenen Municipalausschuh-Mitgliedern waren anwesend : Josef K €­l­er, Josef Halmos, Josef Kru­­s6czky und Dr. Alois Klekner.­­­ Die isr. Congreßgemeinde hielt Montags eine Generalversammlung ad hoc in Sachen der Unterfrügung der aus Rußland vertriebenen Juden ab. Bei derselben interpellerte Herr Sichermann wegen der Rabbinerangelegenheit. Präses Dr. Jakob Mo­skovich beantwortete diese Interpellation allsogleich, obwohl Stimmen laut wurden, daß dieß zu anderer Zeit geschehen könnte, wo die Versammlung vollzähliger Gegen­wäre; einige Stellen der Antwort erhob sich Herr Jak. Bärkäny, bemerkend, daß der Rabbiner nicht zugegen sei und es sich schlecht schie, gegen einen Abwesenden zu perforiren. ee Dafür wurde ihm in brüsker Weise das Wort entzogen. — Uebrigens haben 20 Gemeindemitglieder die Einbe­­rufung einer Generalversammlung angesucht, deren Petitum noch nicht erledigt ist. )­­ N —_

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