Kaschauer Zeitung, Juli-September 1892 (Jahrgang 54, nr. 75-112)

1892-07-02 / nr. 75

Pränumerationspreis Für Kaschau : ganzjährig A. 5.--, Mit Wortversendung: ganz]. bei Inseraten der „Kaschauer Zeitung fl. 6.60, halbjähr. n H. 4175 —— M­­as wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 berechnet. — Anseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. fl. 1.25 1.65 Redaction fr. Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. | | Kalkan, Samstag 2. Sul S.=­, fl. 6.66 an ra halbjähr. A A 330, ae Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender­­­ Nachlaß gewährt. ..... .. X A. #35 465 KASSA-EPERJESI ERTESITO. 4. 2 u Ai j ff. 2.50, vierteljähr. 3.30, " . | Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. und Expeditions-Bureau Für Kaschau : — ganzjährig A. er. Mit Bossersendung : ganz 2350, — — Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ viertelt, „ Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ für das III. Quartal. Erscheint: Dienstag, Donnerstag und Samstag. Mit 1. Juli 1892 beginnt die „Kaschauer Zeitung“ das III. Quartal des 54. Jahrganges mit dem Vertrauen auf die fernere Gunst ihrer geehrten Leser, welche bisher dem Blatte seiner Haltung wegen, wie auch dessen Bestreben nach Befriedigung in publizistischer Hinsicht anerkennend, ihre Gewogenheit bewahrten. Präönumerations-Preis: Ganzj. mit Postversend,. fl. 6.60 für Kaschau fl. 5.— Halbj. „ . A. 3.30 „ „ 4.2.50 Viertelj. „ a fl. 1.65 , 5 Inserate finden nugbringendste Verbreitung, da unser Blatt in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Ober­­ungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat ; dieselben haben deshalb all stets sicheren Erfolg. Die­ t. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration, der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Kaschau, Hauptgasse Nr. 64.­­ Neueste Nachrichten. Ungarn. Man plant die Zweitheilung des Pester Comitats und soll die Hauptstadt und Kleinpest ein neues Comitat bilden. Oesterreich. Bei Abstimmung über den M­ünz-Vertrag mi­t Ungarn stimmte der Valuta-Ausschuß nur unter der Bedingung mit 17 gegen 13 Stimmen für das Ver­ DER STERNEN ESOA ERNIE SERSEERRHEE : EGTETESTKOZETZE ESETET hältniß 70 und 30, wenn der Finanzminister die Zustim­­mung Ungarns zur Verstaatlichung der Südbahn, die Abänderung der Petroleumsteuer, die Beistellung billigen Viehsal­zes und die Abänderung des H­a­ut­fi r­­geseßes­ zu erwerben versprach. de Deutschland. Offiziell wird Bismards Benehmen auf seiner Reise in der „Nordd. allgem. Zeitung“ getadelt und ihm Unwahr­­­e­iten vorgeworfen. Schweden und Norwegen.­­ Das norwegische Ministerium demissionirte, nachdem der König die Errichtung selbstständiger norwegischer Consulate nicht sanctioniren wil. Belgien. In Brüssel kam es am 27. v. M. zu einem Hand­­gemenge zwischen Militär und Sozialisten, welche einigen Po­­lizistenführer die Waffen wegnahmen und wurden dabei Meh­­rere verwundet und verhaftet.­­ Großbritannien. Eine Proklamation der Königin löst das Parla­­ment auf. Das neue Parlament wird am 4. August zus­­ammentreten. Frankreich. Die behufs Festnahme der Anarchisten Francis und Me­uni­er nach London entsandten Polizisten wurden zurückberufen. Die Recherchen der Letzteren waren fruchtlos geblieben, da die genannten Anarchisten in Folge vorzeitigen Bekanntwerdens der Abreise der Polizisten von London flüchtig­ig sind. ie Anarchisten versprechen fürchterliche Rache für R­a­va Hol, der dieser Tage hingerichtet wird. ka ; KENE YEN METSZETEKET TEE Lokal-Nachrichten. — Se. bischöfliche Gnaden Dr. Sigismund Bubies ist vorgestern Abends in Begleitung des bischöfl. Kanzlei-Direktors Hw. Karl Belky von Großwardein wohlbehalten hier angekommen. Ernennungen. — Ernst La­n­g zum besoldeten Rech­tspraktikanten im Sprengel der Kassaer königl. Tafel: Andreas Uber zum Steueramts- Praktikanten in Zilah. — Begräbnisst. Der am 26-ten v. zu "Füles im­­ Oedenburger Comitate verstorbene Nestor der Zihyschen Graz­ienfamilie, Se. Exc. der Geheime Rath Graf Heinrich Zihy wurde am Mittwoch alldort eingesegnet und zur Bestattung in der Familiengruft nach Bayiczke gebracht. Den am 30.­­ um 4 Uhr angekommenen Sarg erwar­­teten die schon um 2 Uhr mit dem Eilzuge angekommenen vielen Trauergäste in Csány, die hiesigen Verwandten aber und Bekannten an der Grenze von Enyiczke, von wo aus der prächtig mit allen angekommenen Kränzen und den Familie­n­­wappen ringsum geschmück­e Trauerfourgon von sämmtlich­en Trauernden zu Fuß und entblößten Hauptes nach Batyiczke begleitet wurde. Dortselbst fanden sich an diesem Tage und am folgen­­den Vormittage alle Mitglieder der Familie Zichy, alle Beamten der verstorbenen Herrschaft und Vertreter aller Stände, des Comitats, der Stadt Kaschau und Umgebung ein. Den herrlichen Conduct, sowie die Ausschmückung der Kirche und des Trauerhauses besorgte in bekannt großartiger Weise die Erste Kaschauer Prachtbestattungsanstalt. Bei der hl. Seelenmesse und der Bestattung in die Familiengruft unterhalb der Or­tskirche funktionirte Herr Abt-Domherr Josef Rep­­ßky unter Assistenz aller Dec­canten und Pfarrer der Umgebung in höchst würdiger Weise, wozu auch die Mitwirkung des Kasc­hauer „Dal­­egylet" sehr viel beitrug, welcher zwei weihevolle Num­­mern mit höchst ausgebildeter Präzision und Betonung vortrug.­­ Die ganze Leichenfeier trug den Stempel des Exceptio­­nellen und dem Todesfalle höchst würdigen an sich, indem die Pracht Entephiese des Pompes funebres in Kaschau sich in der Ausstattung der Kirche einer noch nie dagewesenen Sorg­­falt und Eleganz befliß, daß selbst die nächsten Familien­­­mitglieder ihrer Anerkennung in lobendsten Ausdrücen Sprache verliehen. An 50 Kränze, darunter einer des Magnatenhauses (großer Eichen- und Lorbeerkranz mit weißer Schleife), Kränze aller Familienmitglieder, der Beamten u.­­. w. schmückten den Sarg, den Katafalk, die Kanzel und alle deren Ausschmückung eine großartige war. Wände der Kirche. Beim Requiem sahen wir anwesend die weitverzweigte Familie, die Familie Br. S<ell, Frau Baronin Irma Semsey, den Obergespan, den Vizegespan, den Bürger - Senilleton, (Nahdrud verboten ) Der lette Rákóczi. Historische Erzählung aus den Revolution stámpften der Ungarn. Von Gustav Hö­fer. In all den blutigen Dramen, deren Schauplan vom 16. bis 18. Jahrhundert Ungarn und Siebenbürgen waren, spielte das große Magnatengeschlecht der Rákóczi eine bedeu­­tende Rolle. Der erste unter ihnen, der die Würde eines sou­­veränen Fürsten bekleidete, war Georg Rákóczi. Im Jahre 1631 wählten ihn die Stände Siebenbürgens zum Fürsten. Als Protestant trat er für die Rechte seiner Glaubensgenossen in Ungarn ein, welche dort hart bedrückt wurden, und er­­kämpfte mit Hilfe Schwedens den Linzer Frieden, der den Ungarn ihre politische und religiöse Freiheit zurückgab. Sein Sohn und Nachfolger, Georg Rákóczi II., den ein maßloser Ehrgeiz beseelte, strebte nach der polnischen Königs­­­krone und verwiderte das Land in unglückliche Kriege gegen­­ Polen und die Türkei. Er starb 1660 in türkischer Gefan­­­genschaft an den in der Schlacht empfangenen Wunden und hinterließ einen achtzehnjährigen Sohn, der zwar den Für­­stentitel Franz II. annahm, aber nicht zur Regierung gelangte. Seine Mutter, Sophie Bathory, trat mit ihm zum Katholi­­­­zismus über und brach mit den Traditionen der Rákóczi, in­­­­dem sie sie rückhaltslos dem Kaiser unterwarf. Dennoch heirat­ete Franz in eine Familie, welche zu­ den erbittertsten Feinden Oesterreichs gehörte. Seine Gemahlin Helena war­­ die Tochter des Grafen Peter Zrinyi, und durch diese Verbin­­dung wurde Rákóczi in die Verschwörung hineingezogen, an­­ deren Spite Helena's Vater stand. Der kaum ausgebrochene Aufstand wurde durch die österreichischen Waffen unterdrück,­­ Brinyi endete mit nur zwei Mitverschworenen zu «Wiener» Neustadt auf dem Schaffet, Rákóczi aber ward vom Kaiser Leopold in Anerkennung der loyalen Gesinnungen seiner Mutter, die für ihn bat, begnadigt. Kaum­­ einunddreißig Jahre alt, starb er 1676 auf der Veste Munkacs, welche zu den Befigungen seiner Familie gehörte. Er hinterließ eine damals dreijährige Tochter Julia und einen Halbjährigen Sohn Franz, welcher die Hauptperson unserer Erzählung bil­­den wird.­­ Die unzufriedenen Ungarn hatten 1677 abermals zu den Waffen gegriffen. An der Spite der Erhebung stand Graf Emerich Tököly. Das Glü> der Waffen war­ ihm gün­­stig. Auf seinem Siegeszuge belagerte er auch die Reste Mun­­kacs, die von Sophie Bathory heldenmüthig vertheidigt wurde. Die Belagerung endete mit einer Heirath zwischen Tököly und Helena, der schönen Witwe Rakoczi's. Zur kräftigen Fortführung­ seines Kampfes verbündete sich Tököly mit dem türkischen Sultan, der ihm ein Hilfsheer sandte und ihn zum Fürsten von Ungarn ausrufen ließ. Der Neid und das Miß­­trauen der türkischen Großen brachten Tököly aber in­s Ge­fängnis. Zwar erhielt er nach einjähriger Haft seine Freiheit zurück, das alte Kriegsgrad war jedoch von ihm gewichen und hatte sich den Kaiserlichen zugewendet. Während Tököly sich vergebens bemühte, wieder ein größeres Heer um sich zu sammeln, vertheidigte seine Gattin Helena die Burg Munkacs gegen die kaiserlichen Belagerer, wie vordem Sophie Bathory den Aufständischen getroßt hatte. Nach dreijähriger Belagerung mußte Helena den Plan dem kaiserlichen General Caraffa übergeben, welcher sie und ihre beiden Kinder nach Wien brin­­gen ließ. Während Helena und ihre nun 17 Jahre alte Toch­­ter Julia im Kloster der Ursulinerinnen untergebracht wurden, übergab man den vierzehnjährigen Franz dem Jesuiten-Kolle­­gium in Prag.­­ Unterdessen war Fürst Apafy von Siebenbürgen gestor­­ben; sein noch unmündiger Sohn hatte sich unter O­­sterreichs Shut gestellt, die Pforte versagte ihm jedoch die Anerken­­nung, rief Tököly zum Fürsten aus und unterstüßte ihn mit einer Armee, schlug Tököly Bei Ze­rnyest, an der siebenbürgischen Südgrenze, die kaiserlichen Truppen unter General Häuß­­ler und nahm den Lepteren selbst gefangen. Gegen die Frei­­lassung des österreichischen Oberfeldherrn erhielt er seine Gat­­tin Helena zurück, doch war es ihm nicht vergönnt, die sie­­benbürgische Fürstenwürde anzutreten ; die Kaiserlichen weßten ihre Scharte von Zernyest durch siegreiche Kämpfe wieder aus, und als 1697 Prinz Eugen von Savoyen bei Zenta die Machtstellung der Türkei in Europa für immer vernichtete, hatte auch Tököly seine Rolle ausgespielt Gleich allen tür­­kischen Generalen, welche an der unglücklichen Schlacht t­eil­­genommen hatten, fiel er beim Sultan in Ungnade, um end­­lich als Verbannter in der kleinasiatischen Stadt Nikomedien 1705 sein vielbewegtes Leben zu beschließen. Seine Gattin Helena, welche seine Verbannung theilte, war ihm zwei Jahre im Tode vorausgegangen, ohne ihre beiden Kinder wiederge­­sehen zu haben. Julia war mittlerweile die Gattin des kaiser­­lichen Generals Graf Aspremont geworden. Den Bemühun­­gen dieses edeln und dabei sehr einflußreichen Kavaliers gelang es, daß Franz Rákóczi, als er sein zwanzigstes Jahr erreicht hatte, das Jesuiten-Kollegium verlassen durfte, für großjährig " Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten­ erklärt und in den Wiederhest seiner Güter eingeseßt wurde. Der junge Fürst war zu einem kräftigen, schönen Manne err­blüht. Der Einfluß seiner Erzieher hatte die Jugendeindrücke, welche er von seiner patriotischen Mutter auf Munkacs em­­pfangen, verwischt, und als er das Jesuiten-Kollegium verließ, um in Italien und Deutschland seine Reiselust zu befriedigen, lag seinen Charakterneigungen und den gewonnenen Lebens­­ansichten nichts ferner als die Absicht, in die Geschiche seines ungarischen Vaterlandes dereinst mit kraftvoller Hand einzu­­greifen. Dennoch sollte er durch das verhängnißvolle Zusam­­menwirfen der verschiedensten Umstände zu dieser politischen Rolle gedrängt werden, als sei es der eiserne Wille des Fa­­tums, welches über dem Hause Ráksezi waltete. Nachdem der junge Fürst mehrere Jahre in Italien verweilt und sich dann nach Deutscland begeben hatte, vermählte er sich in Köln mit der Prinzessin Amalie, von Hessen-Rheinfels. Jugend der Tochter des Landgrafen Karl und Schönheit vereinten sich in ihr mit einem edeln, entschlossenen Charakter; dabei besaß Amalie in hohem Grade jenen eigenthümlichen Weltbürger­­sinn, der für die Vorzüge anderer Nationen ein offenes Auge hat, und ganz besondere Sympathie hatte sie von jeher für die Ungarn empfunden. Sie war weit über die Vorurtheile des Hofes, an dem sie erzogen worden, erhalten; es schreite sie nicht, daß der Großvater Rakoczi's auf dem Blutgerüste gestorben, daß seine Mutter Helena­ in die Verbannung ge­­schickt worden war, sie erblickte in dem Manne, dem sie ihre Hand reichte, nur den Erben einer großen Vergangenheit, dem die Vorsehung vielleicht selbst ein glänzendes Blatt in der Geschicht seines Volks vorbehalten hatte. Rákóczi hatte bei der Wahl seiner Gemahlin ganz im Gefühle seiner Selbstständigkeit gehandelt, als er aber mit ihr nach Wien kam, war man über diese Verbindung, die er ohne Einwilligung des Kaisers geschlossen, sehr ungehalten und ver­­weigerte ihr die Anerkennung. Landgraf Karl von Hessen kam selbst nac Wien um sich beim Kaiser für seinen Schwieger­­sohn zu verwenden, auch Rákóczis Schwager, General Asprez­mont, jeßte alle Hebel für ihn in Bewegung. Diesen verein­ten Bemühungen gelang es, nicht nur der Ehe Rákóczi", die kaiserliche Sanction zu erwirken, sondern der Landgraf von Hessen erreichte es sogar, daß sein Schwiegersohn in den deut­­schen Reichsfürstenstand erhoben wurde. Dennoch am Kaiserhofe mißtrauisch gegen Rákóczi geworden, war man an dese­ren Loyalität man nicht mehr glaubte, und die Feinde seines Hauses warnten den Kaiser vor dem undankbaren Magyaren, in dessen Namen und Raderinnerungen stets eine Gefahr für Oesterreich liegen werde. (Fortsezung folgt.) .

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