Kaschauer Zeitung, Januar-März 1893 (Jahrgang 55, nr. 1-37)

1893-01-03 / nr. 1

. a bég d Er ; is . 4 “« - „„Fünfundfünfzigster Jahrgang 1893. KASSA-EPERJESI ERTESITO. INV €. e . ganz]. A. 6.60, 12506 , " bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. —— berechnet. — Inserat:nstempel 30 kr. für jede Anzeige. ar Mit Postversendung : a ir ? Hi 3.30 Die Gall­ung, Pech. 12 x. SO, r. H. ggg 1. fl. 1.65 Redaktion und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64.­­ K­ascha­u, 3 stag 8. Dien­­­­s MIN *272 0425260* int jeden Dienstag, D .­­D Prängenerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ wen gr ns­sen | Mit Boversendung : ganz]. fl. 6.66 > Für | Lang ganzjährig ” 5.—, Dr 3 “nl 2.58, viertel 1, #. 1,26 KR. 8.30, „| 8. 1,66 Bei Angeraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden , wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Ungarn. In Nagy-Lak ist der Minister des Innern Karl Jeronymi gegen den Candidaten der Unabhängigkeits­- Partei, den Arader Advokaten M ület mit großer Stim­­menminorität durchgefallen.­­ Deutschland. 7,­­­­3 3ialistische „Vorwärts“ bringt eine sensationelle Ü­bung über Hundert Quittungen des Wesenfonds, je Nennung von Namen. Danach stammen die . “2 Neueste Nachrichten.­ ­ Dis 10 von Großwürdenträgern, 11 bis 18 Är , 19 bis 21 von Gouverneuren, 22 bis 33 in Kon­a aller Generalchargen, 34 bis 36 Richtern, 37 wie 5. Heitungs-Redaktionen aller Länder und Parteien, 47... „­1 Parlamentariern (Beträge zwischen 3000 und 15.000 Mark), 72 bis 81 von Hohen Beamten (darunter eine Stärme von 35.000 Mark), 82 bis 89 von Aerzten, 90 bis 92 von Geistlichen, 93 bis 95 von Polizeibeamten, 96 von einem Militär-Attaché, 97 bis 98 von Agents provocateur und 99 bis 100 von Spionen. Offizielle Zei­­tungen erklären das Verzeichniß der Quittungen aus dem Welfenfond als Erfindung und bemerken, Quittun­­gen über Zahlungen aus dem Welfenfond haben niemals existirt. 48 (Es wäre vielleicht besser gewesen, zu dementiren, daß Auszahlungen aus dem Welfenfond geschahen.) Frankreich. Man meldet, daß der Herzog von Corleans­ gegenwärtig in Asien reisende über die Ereignisse in Frank­­reich fortlaufend unterrichtet sei und daß die lezten ihm von dem Grafen von Paris gesandten Depeschen wahrscheinlich Dessen R ü­sr­ei­se beschleunigen werden. Die Strafakten in der Panama-Affaire wurden von der parlamentarischen Untersuchungs-Kommission dem Un­­tersuchungsrichter bereits zurücgestellt. — Die Regierung be­­­loß die energis­ierten Maßregeln gegen die anarchistischen A­gitationen. » a. Gegen die besculdigten Deputirten und Senatoren soll gegen Mangels an strafbarem Thatbestand ein Einstellungs­­­schluß seitens des Gerichtes unmittelbar bevorstehen. Char­­as. Lessep8 verweigert jede Auskunf über die Verwendung 3 Dispositionsfonds der Panama-Gesellschaft. > * + z IF­ER Rz. d Lokal-Nachrichten. — 1893. Mit der heutigen Nummer treten wir in ein neues, uns gänzlich unbekanntes Jahr, 1893 mit Namen. 1892 ist vorübergetauscht mit vielen Täuschungen und bit­­teren Erfahrungen, mit ihm vielleicht auch der allgem­ein Dru, der so schwer auf Millionen haftet, der Noth des Lebens — aller Haß, der die Völker gegen­einander hebt, aller Neid, der den Menschen zum Häßlichsten kann, alle Falschheit und­ aller Trug ! So hoffen verführen wir! Der Kalender, und sei er noH so s­chleibig, ertheilt uns über den Neuling nur sehr dürftige Aufschlüffe, und auch diese betreffen nur Aeußerlichkeiten. Und da muß es und zu­­nächst einigermaßen peinlich berühren, daß das angehende Jahr ein „gemeines“ ist, und Trost bietet uns nur der Umstand, daß die „Gemeinheit“ blos darin be­­steht, daß der Februar diesmal 28 Tage zählt. Für jene un­­serer Mitmenschen, die von ihrer Monatgage leben, bedeutet dies sogar einen gewonnenen Tag. Jahresregent ist „Me­r­­kur“, der Gott der Kaufleute, aber auch anderer, weniger nüßliger Glieder der menschlichen Gsellschaft. Sol dies etwa ein Hinweis darauf sein, daß der Bınamaklandal und andere Sachen sich weit in das neue Jahr hinein erstreden werden ? An himmlischen Ereignissen ist das junge Jahr über­­aus arm: im Ganzen enthält das Repertoire zwei So­ne­nenfinterniße, von denen unsere Gegenden nichts zu sehen bekommen, Mondesfinsternisse aber, sonst so wohlfeil wie Brombeeren, finden überhaupt nicht statt. Der Fasching ist von einer geradezu flandischen Kürze; er dauert­­im Ganzen fünf Wochen. Den Freunden der Feier­­tage bietet der Kalender manche Enttäuschung schon der Neujahrstag fiel auf einen Sonntag, dasselbe thut der St.­Stephan 3125. Eine „Oase“ in dieser Einöde bilden die künftigen Weihnachten, welche auf Montag und Dien­­stag fallen, so daß dieses Fest, den Sonntag mitgerechnet, drei Tage lang währen wird -- den guten gerade genug. Erwähnen wir so, daß der Ostersonntag auf den 2. April, der Pfingstsonntag auf den 21. Mai fällt, so haben wir so ziemlich alle bemerkenswerthen Daten des diesjährigen Kalen­­ders registrirt. So viele Daten dieser aber auch bieten mag, die weißen Blätter desselben sind unbeschrieben , was nag Ablauf des Jahres enthalten werden, 05 Freudiges, Diele ob Leidvolles, darüber kann uns kein Kalendermacher Auskunft geben. — Vorderhand haben wir am Sylvesterabend lustig mit di alten Jahre abgeschlossen und „knüpfen an's fröh­­­­liche Ende den fröhlichen Anfang an!" Bald genug wir uns vielleicht die gute Laune verdorben werden. — Drum „Muth und Zuversicht für die Zukunft, was sie auch bringen mag ! — Auszeichnung. Der deutsche Kaiser verlieh dem Major Heinrich Chitry Edler v.Freyselsfeld den rothen Adler-Orden dritter Classe. — Rothes Kreuz. Ausweis der Suppenanstalt de­s Rothen Kreuz-Vereins. Seit 20. bis 31. Vn. wurden 28­84 Portionen Suppe und Brod an die Nothleidenden vertheilt. Für die Anstalt spendeten : Kaschauer Gewerbekorporation 5 fl., Frau Jakob Moxskovits 3 fl., Herr Julius Sztudi­nka 2 fl., ein Ungenannter 1 Sad Fisolen, wofür seit­ns der Vereinsleitung den edlen Spendern der wirmste Dank au 8« gedrüht wird. Milde Gaben werden zu diesem edlen Zv2 de auch fernerhin freundlichst gebeten und mit Dank von dem Präsidium des Vereins entgegengenommen. Das Comité. — Boltsfühenausweis für die Zeit vom 25. bis 30. Dez. v. I. In diesem Zitraume wurden 426 Mi­te­tagsportionen ausgefolgt, hievon .423 unentgeltlich. Gespen­­det haben : doch die „Kaschauer Zitung“ Se. Hochwürden der Herr Bischof B­u­bi­cs 100 fl. — Die Herren Karl ö­nai, Herr M. Halytó fen. je 2 fl. — in der Volksküche : Herr Alex. N­o­velly jun. 5 fl. (Sacverstän­­digengebühr), Herr Julius Siposs 5 fl. (aus einer Wette), Herr Adolf Rosenberg 2 Ar vai, Herr Wilhelm Will fl. (Zügengebühr), Herr Max änyl, NR. 6., Frau Gisella Adler je 2 fl, die Firma A­dl­er und Gold 5 fl, Frau Bergmann 1 fl., Herr Emerich Hay­d­n einen Sad Salz. — Öffentlicher Dank ! Das Präsidium des woh­l­­thätigen Frauen-Vereins spricht seinen verbindlichsten Dank öffentlich aus, den naggenannten edlen Mensc­hfreunden für die zu Gunsten des hiesigen Armen­ und Waisenhauses zu­m Neujahr­eswechsel gespendeten Geratulationsablösung 3 gldib­es träge u. a. den Herren Julius Siposs 1 fl, Andor Roz­­mann 1 fl., Geo Delaval 2 fl., Géza Benczur und Frau 12 fl., Dr. Elek Kowaliczky und Frau 2 fl, Friedrich Mülln­er 1 fl., Alexander Novelly senior und Frau 2 fl, Dr. Karl Hevessy und Frau 2 fl., Elek Eder 5 fl., Direktor Karl Tett­­mayer 2 fl., Adolf Maurer 2 fl., Direktor Alois Klekover 2 fl., Direktor Ferdinand Clas 2 fl., Direktor Gustav Flu > 1 fl., Josef Halmos 1 fl., Gerichtsrath Sigismund Rapin­ko 1 fl., Alexander v. Szirmay 1 fl., Michael Halyko senior 2 fl., Karl Ronay 2 fl, Béla Koväc3y und Frau 2 fl., Fr au Bertha Shirger 3 fl. uw Frl. Johanna von Szirmay 1 fl. ; aten, denn ziemlich Feyilleton, x Dümen Liebe. Roman von H?rmann Thom, ; (Fyrtseßung.) Als Alles bei Fidel saß, bli>te Angelique im Saale r. Graf Bela Turzo­ma, nicht anwesend. „Einer unserer Gal. hat uns schnöde verlassen,“ bes­e Baronin Brettner. Sie nannte ihn; es war natürlich „raf und dies trug nicht dazu bei, Angelique zu erheitern. „So sagte ihm weg, Daß ihm das Süd zu Theil­en würde, in Ihrer Stell­schaft zu sein,“ fügte Baronin Wlugen auf das reizende Gesicht ettner bei, ihre fünkelnde “ihrer Seite gerichtet.“ a „Aber, wie gesagt, er ist [unempfindlich für Frauenschöt­­z. ]] geht das Gerücht, er |sei Bräutigam.“ | Nach dem Souper brach [Baron Plenk mit seiner Satin . Als Baronin Brettner des Abends allein war mit ihm inne, sagte sie: | ER | „Ein capricidjer Dimden, diese junge Schönheit, ich fe, sie wird ihrem Manne noch genug zu schaffen geben.“ Auch Baron Plenk fühlte dies. Die plößliche Writu­­ng in seiner Fron war ihm unerklärlich. Auf dem Weg z » Hause sprach sie kein Wort, sie schien ganz in unten. Zu Hause angelangt, fragte er, ob ihr etwas Gedanken Un­­­nehmes passirt sei. Ein kurzes „Nein“ toar Alles. Eine " „gute Nacht" und für Baron Pleak erlosch der Zauber Abends. I­ Am andern Tage folge Besuch auf Besuch, unter Ar­­un auch der Oberst mit seiner Gemahlin, die sich der ngen Menage annehmen wollte. Sie beabsichtigte,­­die junge­rau einzuweihen in die Geheimnisse der Militär- Coterie. Baronin Brettner mir eine echte Militärs-Frau. Sie­he ihre Stellung vollkommen aus. Zu jener Zeit­ liebte­n es, daß die Regiments-Kommandanten des Officiercorps fi versammelten. b. A. Der Oberst war ein gutmüthiger Mensch, etwas unter­­ weichen Pantoffel seiner­­ energischen Frau, die von den den Officieren die Regiments-Mutter genannt wurde und welcher die Damen des Regiments eine gewisse Scheu fie geni­te. Ei gar nicht, ihnen die Wahrheit und sah darauf, daß Friede : „In jeder Woche bestimmte sie einen Tag, an welchem sie empfing und wer fehlte, Der­ oder Die, war nicht gut angeschrieben. Im Carneval endeten diese Theen mit einem improvisirten Tänzchen, wobei man in einfachen Kleidern erschien. Sie erklärte dies Alles in sehr detaillirter Wise der Frau­ Baronin Plenk.­­ „Unsere Damen sind nicht reich“, sagte sie, „und ich "L nicht Schuld tragen, daß sie sich in Auslagen stürzen,­­ dh ihre Kräfte übersteigen. Also, Ihr einfachstes Kleid, liebe „Yaronin, wenn ic bitten darf, Sie werden dennoH die Rei­­­­ambtte unter uns sein.“ Als dieser Tag kam, wählte Angelique ein graues­­­­ Seidenkleid, welches ihr vortrefflich stand. Ihr üppiges Haar­­ war in einen Knoten zusammengebunden. Keine Blume, kein­­ Schmuc, mit Ausnahme eines Vergißmeinnicht in Brillanten, welches das Kleid oben am Halse zusammenhielt und sofort den allgemeinen Neid er weckte. ER Am Vormittag hatte Graf Bela Turzo seinen Besitz gemacht. De­r Angelique nahm kühl seine Entschuldigung entgegen, daß er so spät der angenehmen Pflicht nachkäme“, aber es war „für ihn nicht so leicht, aus seiner Station wegzukommen. Graf Bela Turzo war geschaffen, Frauen, deren Grund­­­­säße nicht eben auf festen Pfeilern ruhten, gefährlich zu werden. Bei einem Manne ist er weniger die Schönheit, welche­­ so befindend auf die Frauen wirkt, als die innere Beschaffen­­heit, jene zaubervolle Macht des geheimen, unsichtbaren Ein­­flusses über die verwandte Seele. Unter der scheinbaren­­ Kälte des Grafen barg sich ein tiefempfindendes Gemüth, ein mächtiges, Leidenschaft fähiges Herz. Jedes Wort, das er sprach, drang der Baronin tief in die Seele. Angelique war bezaubert.­­ Beim Abschied drückte er sein Bedauern aus, diesmal an dem jour fixe der Baronin Brettner nicht theilnehmen zu können ; er hoffe, ein andermal sich zu entschädigen. Mit einem Seufzer gedachte sie dessen, als sie den Salon betrat, in welchem die Gesellschaft vollzählig die ganze Garnison umfaßte. Baronin Brettner verstand es, sich die Damen dienstbar zu machen. „Liebe Osmolka, Sie machen mir den Thee und Sie, beste Terrinare, überwachen den Kaffee.“ Im Nebenzimmer ertönte schon die Heine Harmonie. den jungen Damen zu, die als Antwort einen wehmüthigen „Sie wissen, was das zu bedeuten hat,“ flüsterte sie Bls auf die vereinzelten Tänzer warfen, welche in großer Minorität waren. ; re­de „Wird schon werden, Graf Bela Turzo leh­n­t seine halbe C3carron mit.“ Rasch wandte sich Angelique zur Hausfrau : „Graf Turzo kommt heute nicht.“ Baronin Brettner lächelte : „Bitte, Baronin, bllden Sie gegen die Thüre.“ . Ein freudiges Aufbliß­n der schönen Augen, ein tieferes J Incarnat auf den Wangen und dann spraß sie eifrig mit ihrer Nachbarin, als ob ihr sein Kommen ganz gleichzeitig wäre. Nach dem Thee wurde getanzt und nachher zur Abkühlung kleine Spiele vorgenommen. Wie beim Tanzen, brillerte auf hier Graf Turzo mit seiner raschen Auffassung, und ehe der Abend vorüber war, umfing Angelique ein Gefühl der Wonne, das ihr ganz neu war. Sie wollte, Graf Turzo wäre in Temesvar in Garni­­son selbst. Vierzehn Tage würde sie ihn nun nicht sehen, so sagte er selbst, als „Wir erwarten er sich beim Wagen verabschiedete. Dich heute über vierzehn Tage zum Essen,“ rief ihm Baron Plenk zu. Er verneigte sig und Angelique warf sich in die Ehe des Coups f­est . „Wir könnten vielleicht den Obersten und seine Frau “an diesem Tage ebenfalls laden," proponirte Baron Plenk. Angelique spielte mit ihrem Fächer und antwortete nicht gleich. „Muß denn die Baronin Brettner überall dabei sein 2“ sagte sie nach einer Weile ärgerlich. Ihr Gatte lächelte, und sie an sich drühend, flüsterte er: „Ich glaube gar eine kleine Anwandlung von Eifersucht.“ Sie lieh sich küssen und sagte nichts ; er möge es neh­­men, wie er wolle. BT, Graf Turzo nahmn ihre Gedanken vollkommen in Amipru. Ob es denn wahr ist, daß er verlost ist — vielleicht ist es nur eine Convenienz-Heirath, wie die ihre — die ihre, denn plöglich­­ erivachte das Bewußtsein, daß ja, wie sie ei­­gentlich ihren Mann nie geliebt, daß die süßen Empfindungen, welche Graf Turzo gewebt, ihr bis dahin vollkommen fremd waren und daß sie ihr halbes Leben gäbe, um ihre Freiheit wieder zu erlangen, um die Bande, wild­ sie an ihn knüpfen und wie Ketten schwer zu tragen schienen, lösen zu können.­­ Als sie an diesem Abend ihre Ringe in die Cassette warf, fiel einer klirrend zu Boden. Es war der schwarze Reif des Grafen Tuczolka. — Ein Schauer überlief sie. — War es eine Warnung. Mit diesen Gedanken verfiel sie in einen unruhigen Schlaf, versüßt doch den Traum, daß Graf Turzo ihr zu Füßen laß (Sortjrgung folgt) unverhohlen zu sagen,­ ­ (Nachdru> verboten.) und Eintracht in der kleinen Garnison herrschte. 1/ SMS ár 1­­ . Aa

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