Kaschauer Zeitung, April-Juni 1893 (Jahrgang 55, nr. 38-74)

1893-04-01 / nr. 38

4 Be ee UST EEE CEE R WERE a MÁDL S E GZ METER HER en AINT KEZET LOOM EEN 2 3 W RENT METER TER eg N u VBE ee Dich wa Be RT RE 1-6 Fünfundfünfzigster Jahronna 1893. Karschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Pränumerationspreis ganzjährig fl. 5.—, der „Kaschauer Beitung“ halbjähr. fl. árn vierteljähr. A. Für Ka*fHan : Mit Postversenchung: ganz]. fl. 6.60, „fl. 3.30, 5 der Inseraten wird die sechdmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — JInseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. A. 1.25 1.65 ; „Nr. 38. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschan, Hauptgasse Nr. 64, Kaschau, Samstag 1. April. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen uns öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlass gemährt. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag­ und Samstag. | 7 Brämumerationspreie P­t Reisauer Für Reisen: halbjä Mit Boksrrsendung : ganz]. fl. jährig A. 5 br. en IEEE: tás anzjährig |. 5.—, R 58, . A. ag : gui A. 6.90 u f 3.30, „] RK. 16 ; Ostern. Das heilige Osterfest fällt gewöhnlich in die Jahreszeit, „welche in ihrer natürlichen Bes<einung so wunderbar har­­monisch mit der freudenreichen Botschaft, welche das hl. Diter- Fest ankündet. Heuer hielt der Winter lange die Erde in starre Federn geschlagen und erstorben und leblos erscheint heute noch die Natur. Aber nach, wenn auch noch so schwe­­­rem Ringen wird auch dießmal der Frühling siegen und plöß­­ch allüberall hervor in Flur und Wald frisches und freudiges Leben emporsprießen, millionenfach ein­sehnlich ist er auch im übernatürlichen Leben unserer Steele, welches seine Kraft und Nahrung schöpft aus den der Kirche anvertrauten und von der Kirche dargebotenen crist­­lichen Wahrheiten. Schön und sinnig ist die Anordnung der Kirche, daß nach den Vorbereitungen der Fastenzeit gerade die Osterzeit als die Zeit der geistigen Auferstehung von ihren Gläubigen genossen werden soll. Leider, daß diesmal ähnlich den natürlichen Momenten, auch die cristliche Seele noch im Banne von Ereignissen schmachtet, der ihr den freudigen Aufschwung am Otterfeste nicht so recht gestattet. — Aller Augen sind auf das Haupt der Christenheit gerichtet, dessen Dnterspruch­weise das Eis schmelzen machen soll, welches, gewaltsam sich Bahn bretend, ungeheure Verwüstungen anzuregten im Stande wäre. Die Christenheit, besonders die katholische, durchlebte bereits bange Chorwochen, möge, diese die lezte und er uns vergönnt sein, das Osterfest, frei von Zweifeln und voller Hoffnung auf “den Sieg der Wahrheit und des Rechtes Aller auf ungebun­­dene Ausübung ihrer Glaubenspflichten, des Anspruches auf Respectirung der religiösen Ueberzeugung, fröhlich zu feiern. Und wie heute, am Charsamstage, dem wehmuthsvollsten Tetten Tage der Chorwoche schon die Freude über das nahe Osterfest zum Ausdruck gelangt, und in seine traurige Feier schon ein Schimmer der nahen Osterfreude fällt, so möge den Gläubigen die böse Zeit nicht die Hoffnung auf eine heil­­same­ Klärung der Verhältnisse vergällen, der wir hoffnungs­­freudig entgegensehn. Heute schon bringt die Kirche in ihrer Gottesdienst­­ordnung dem Uebergange von tiefster Trauer zur höchsten­­ Freude ein bedeutungsvolles Relief. Es findet heute die Segnung des neuen Feuers statt, welches gewöhnlich vor der Kirchenthüre, mittelst Feuerstein geschlagen wird, zur Erinnerung daran, daß Christus der Eckstein ist, welchen die Juden einst verwarfen, der aber als das Licht der Welt gekommen ist, von dem allein die Me­n­­schen Erleuchtung und Gnade hoffen dürfen. Dann wird un­­ter Absingung des unvergleichlich schönen „Exultet“ die Oter­­kerze geweiht und hierauf folgt die Weihe des Taufbrunnens, bei der hl. Meße wird unter dem Läuten aller Gloren mier der das Gloria angestimmt, bei dem diese am Gründonner­­stag zu klingen aufhörten und daran schließt sie das dreimal wiederholte „Alleluja“, d. i. der Siegesgesang des Aufer­­sehungsfestes ! Und­­ dieses selbst, am Abend des Heutigen Tages allenthalb?n mit hehrem Pompe gefeiert,­­ ist geeignet, auch selbst dem Verstocherten auf Momente die hohe Bedeu­­tung dieses Festes klar zu machen, ihn zur Befreiung seiner Seele von der Skepsie starren Banden aufzumuntern und in den Kreis der Gläubigen zurückzuführen. . Wenn das Otterfest nicht mehr mit jener allgemeinen Innigkeit und Gefühlsseligkeit gefeiert wird, wie es unsere Vorfahren bhaten, so ist es nicht die Kirche, die daran Schuld trägt, sondern die gepriesene Aufklärung, welche allen kirc h­­l­en Pomp für Firlefanz erklärt und die Freiheit des Ge­­wissens in der Art auslegt, daß Niemand auch bei der sc­hlechtesten That einen Gewissensbng zu fühlen und auf des „Pfaffen“ Stimme gar nichts zu hören brauche. Die Kirche thut nach wie vor die Feste Spracht entfalten am Ostertage, der Allelujagesang erscheint als ein nie enden wollender­­ Jubelruf, die Osterkerze wird angezündet, vom Altar herab tröstet das Bild de8 Auferstandenen mit der Siegesfahne in der Hand, oft, ja meist in der Gestalt eines Lammes dar­­gestellt, das die Osterfahne trägt am Kreuzesstamme, den geopferten und auferstandenen Heiland versinnlichend. Die Erhebung des Kreuzes unter dem dreimaligen Jubelrufe — „Christus ist erstanden“ ) ist der Glanzpunkt des Osterfestes. Vor Dank und Jubel preist das Volk in seinen schönen Ostergesängen den auferstandenen Heiland und bekennt darin den Glauben an den Erlöser, der den Tod überwunden hat. Dieser Glaube ist es, der den Lebenspfad des Gläubi­­gen freundlich erleuchtet, der ihm Muth und Kraft verleiht in Drangsal und Gefahr und im Tode noch ihm Mit und Freudigkeit gewährt und ihn stärkt im Kampfe gegen den lezten Feind. Dieser Glaube sei auch der Hort, der in den jenigen Kämpfen der Kirche dem Gläubigen Schuß verleihe, ihren Priestern der richtigen Weg zeige, wie sie die Schaaren weise zu leiten Haben doch Wort und That, durch Beispiel und Berufserfülung nach jeder Richtung Hin, damit sie nicht der Vorwurf treffe, ihre Heerden nicht gehörig überwacht, fordern sie Ionen preis­gegeben zu Hafen, die von allen Seiten zur Dedorganisirung derselden sie bereit­halten. Unseren L'sern­ aber sei unser innigster O­h­rgruß ent­­boten mit dem herzlichsten Wunsch? : „Glücklich2 Feiertage !" | Reueste Nachrichten. Ungarn. Weikerle sol anläglich seines leg­en Aufenthaltes in Wien wohl einen momentanen Erfolg errungen haben, aber es dürfte ihm ihm wir werden, das Kabinet Woelerle in seiner seligen Zusammenlegung aufechtzuschilten, wilh:3 die Par­­lamentsferien kaum überleben durfte. Bis sog die Erfolge des Finanzministers Weferle betrifft, werden in Wien die großen Verdienste W­ezrle's in nachdrüclichster Weise betont. Großbritannien. In Iceland wird die Stimmung immer feindseliger gegen die Homerule. Die Bevölkerung scheint sich aufs Schlimm­ste vorzubereiten Die Mitglieder des loyalen Klubs b­ewa­ff­­­nen sie und halten dreimal in ver W­H: mehrstün­dige Waffenübungen. In Belfast, Londonderry und fratern isich die Polizei mit den A­nti-Hunculern, anderw­ärts Die B2 Höre den ergreifen bereits umfassende Vorsichtsm­aß­­regeln. Die Verstärkung der Sarnison in Belfast, die militärische Belegung verschiedener Städte in den Scasshaften Antrim und Tyrone ist in Aussicht genommen. Frankreich. Das Cabinet Red­ot demissionirte weil es bez. des Budgetgeseßen keine Einigung zwisgen Kammer und Senat erzielen konnte. Italien. Im Quirinal ist die offizielle Nachricht eingelangt, daß Erzherzog Rainer den Kaiser-König Franz Josef bei den Festlichkeiten vertreten werde. König Humbert dankte telegraphisch dem Monarchen. Erzherzog Rainer wird in Vatikan keinen Besit­z abstatten, was dort sehr unliebsam bes­terkt wird. Spanien. Bego de Armigo verläßt das Ministerium, um das Präsidium in der Kammer zu übernehmen. Sagasta soll sein Nachfolger sein und der frühere Justizminister Canalejas wieder in das Ministerium eintreten. 2. Brasilien. Die Regierungstruppen haben nach dem Gefechte v. v. Rage 100 gefangene Revolutionäre hingerichtet, wornach Repressalien befürchtet werden. Senilleton. = (Maddnid verboten.) Dämon Liebe. Roman von Hermann Thom. (Fortlegung.) „Run, Kinder, die Trennung wird ja seine lange sein,“ sagte er, als er die Bewegung wahrnahm, die beide beherrschte. Graf Turzo nahm alsdann das Wort und theilte seine­­ Absicht mit, zu seinem Onkel nach Wien mit Urlaub gehen zu wollen. Herr von Medeas stimmte diesem Beschluß bei, obwohl er riet­, einen Brief abzuwarten, der Aufschluß geben würde über den Gesundheitszustand seiner Schwester ; die Abwesenheit seiner Elsbeth hinge ja davon ab und könnte möglicherweise auf nur von kurzer Dauer sein, geleitete Bela Turzo verbrachte den Tag bei seiner Braut und sie Abends zum Bahnhof, ihr zuflüsternd, i daß er auf seinen Entschlusse beharre. Er hoffe, sie schon in wenigen­­ Tagen in Wien wiederzusehen. Er hatte sich bemüht, heiter zu sein und sprach sehr viel von der Zukunft. Man sah, daß er bemüht war, seine Braut von der unwandelbaren Liebe zu überzeugen, aber «Elsabeth, sonst so empfänglich, konnte heute ihre trübe Stimmung nicht bemeistern. Trübe Ahnungen hatten sich ihrer bemächtigt, sie wußte selbst nicht, warum , aber die Heiterkeit Bela's kam ihr ge­­zwungen vor und die Worte der Frau von Brandenthal so webten ihr stets in der Erinnerung. Die Lebenserfahrung zeigt, daß, so wie einmal Miß­­trauen in der Seele Wurzel faßt, die harmlosesten Zufälle zu großen Ereignissen heranwachsen. Auf dem Bahnhof fiel es Elsbeth ein, daß sie ihren Kanarienvogel in der Veranda gelassen hatte und obwohl ihr Vater ihr die heiligsten Versprechungen machte, nicht zu vergessen, ihn hineinnehmen zu lassen, so bestand sie doch darauf, die Weisung an das Stubenmädchen aufzuschreiben. „Nur ein Stübchen Papier, Bleifeder habe ich selbst,“ drängte sie, denn das erste Läuten war schon vorüber. Graf Turzo riß hastig ein Blatt aus seinem Notizbuch und reichte es ihr. Mechanisch wandte sie das Blatt, um zu sehen, ob es auch auf der andern Seite nicht beschrieben sei. Nur ein Frauenname stand darauf. „Angelique.“ Wer ist Angelique dachte sie, als sie mit zitternder Hand ihre Befehle niederschrieb, so eng, daß es ihr möglich war, mit dem halben Blatt auszukommen. Sie riß die unbenugte Hälfte ab und reichte sie ihrem Bräu­­tigam. Späterhin erinnerte er in des seltsamen Bildes und der zuhenden Lippen, die ein „Dank“ flüsterten. Das dritte Läuten, ein Händebruch, ein Adieu, glüc­­liche Reife und der Zug fuhr aus dem Bahnhof heraus. „Ihre Kammerjungfer aß ihr gegenüber, sie mußte da­­bei die Heftige Erregung verbergen und fuhr rasch mit dem Taschentuch über die Augen, aus welchen sie die Thränen entfernte, um im Stillen über die Provenienz dieses Namens, der nicht von ihm, sondern von einer Frauenhand geschrie­ben war, nachzudenken. Sie täuschte sich nicht. Eines Tages bewunderte Angelique das kleine Notiz­­buch Belas, sie erbat es fig und schrieb ihren Namen hinein. „Stets sollen Sie meiner gedenken müssen, wann Sie das Buch öffnen,“ sagte sie, als sie es ihm zurückgab. Es war dies der Anfang zu jenen scheinbar harmlosen verwen­ung die oft in der Liebe eine wichtige Role pielen. Und in der That, jeden Tag betrachtete er die Schrift­­züge jener, die ihm anfing, allzu theuer zu werden. Aber nun stand sein Entschluß fest. Er würde den Urlaub antre­­ten, um der gefährlichen Nähe zu entrinnen, und selbst wenn Elsbeth nicht lange in Wien bliebe, würde er zu seinen Ver­­wandten in der Zip3 gehen und nur knapp vor der Hochzeit zurückkommen. Diese Gedanken beschäftigten ihn auf dem Ritt nach Temesvar, wo er über Nacht bleiben wollte. In der Einsamkeit seines Zimmers dachte er nach, ob er denn auch berechtigt sei, dieses Unrecht an seiner Braut zu begehen, ob er nicht ehrenhafster wäre, ihr die Wahrheit zu bekennen, daß er, berückt von der feenhaften Schönzeit dieser Frau, "hingerisfen von ihren Vorführungskünsten, im Herzen einen Treubruch an ihr beging. Ob sie unter diesen Umständen ihm demnon Wort halten wollte, in der Ueber­­zeugung, daß sein besseres Ich unter dem Einfluß ihrer Liebe und ihrer vorzüglichen Eigenschaften die Overhand wieder ge­­winnen würde. Wohl mußte er si gestehen, daß die Gefühle, welche er für die beiden Frauen hegte, die sich in sein Herz theilten, ganz verschiedener Art waren. Die Liebe für seine Braut trug jenen ruhigen Charakter, der Glü> verheißend für das ganze Leben ist, jene Liebe, die sich in dem Herzen fest ein­­wurzelt und in felsenfester Treue bis an das Ende ausharrt. Die Liebe zu Angelique­­ bewegte ihn stürmisch, sie wirkte be­­rauschend, sinneraubend, wie alle jene strafbaren Leidenschaften, denen die edle Grundlage fehlte. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten.­­­­ Augenblicklich beherrschte ihn diese und mit pochendem Herzen öffnete er sein NotizbuH, um ihren Namen, geschrie­­ben von ihrer eigenen Hand, zu lesen. Er blätterte vergeblich, das Blatt war fort und nun erst verstand er den schmerzerfüllten Bli>­f einer Braut. Nun wußte er, warum siz t­hm das halbe Blatt zurückgab, das er ahnungslos fortwarf. Er hatte ihr das Blatt gegeben. Unglückkeliger Mißgriff­ dachte er erblei­end. Er fühlte, daß er ihr eine NR­chtfertigung schuldig sei — aber wohin würde diese Rechtfertigung führen? Die halbe Nacht verbrachte er in seinen Zimmer auf- und abgehend. Er konnte zu keinem Entschluß kommen. Er schalt sich feig und nannte sich einen elenden Heuchler. Das war sein lezter Gedanke, als er gegen Morgen sich nieder­­legte, um ein paar Stunden zu schlafen. Seit der Abreise Elsabeths waren vierzehn Tage ver­­strichen und in dieser kurzen Zeit hatte sich viel geändert. Der Urlaub war ihm angeschlagen worden. — Alle guten Borlage, die Baronin Pilenk zu meiden, waren an der Beharrlichkeit gescheitert, mit welcher ihn Angelique an sich zu ziehen wußte. Seine Widerstandskraft verringerte sich in dem Maße, als seine Leidenschaft mit unwiderstehlicher Maßei ihn bes herrschte. Anstatt sie zu meiden, suchte er um Gegentheil jede Gelegenheit, sie zu sehen. Seine Briefe an Elsabeth wurden immer kürzer ; er verschob es stets, ihn zu schreiben, bis er ihr sagen konnte, daß er bei ihrem Vater auf Besuch gewesen, um ihr Nach­richten von der Heimath­ mittheilen zu können. Aber es wi­­derstrebte ihm, in das ehrliche Gesicht seines zukünftigen Schwiegervaters zu bliden und ihn anzulügen. Seine erste Frage­ war gewöhnlich : „Wie hörst Du von Elsbeth ?“ Aber wie konnte er von ihr Briefe erwarten, wenn er selbst nicht schrieb. Das Mißtrauen des Baron Plenk war eingeschlafen Angelique gab ihrem Gatten keine Veranlassung zu neuem Verdachte. Sie wußte es immer so einzurichten, daß zugleich mit Graf Turzo andere Gäste mitgeladen wurden, die seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Der Winter war herangerückt und­ es wurden Sclitten­­parthien arrangirt, wobei der Zufall immer Graf Turzo in Angeliques Sclitten beorderte. Wohl kutschirte Baron Plenk, aber dessen ungeachtet hatten die Liebenden Gelegenheit genug, sich zu verständigen. Es fehlte nicht an bösen Zungen, die sich sehr klar und deutlich über das sonderbare Verhältniß aussprachen. (Fortsezung folgt.) | : rn er

Next