Kaschauer Zeitung, Juli-September 1893 (Jahrgang 55, nr. 75-113)

1893-07-01 / nr. 75

Fünfundfünfzig­er Jahrgang 1893. Pränumerationspreis der „Fassauer Zeitung“ EIG vierteljähr. A. er Für KasHau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. A. Mit Postversendung : ganz]. fl. 6.60, n H. 3.30, a Sei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — M­nuseratenstempel 30 ff. für jede Anzeige. . . „vdo ! Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag. und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. Kaschau, Samstag 1. Juli. ner Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. au. — =, Prämumerationspreis Ber „FasSauer Zeitung“ Für kajas : Mit Boisersendung : ganz), A. Bei Fuferaten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden wird ein entspießender Naias gewährt. jährig A. 5.—, halrjähr. A. 3.56, ee viertel], A. 1.25 u —— se - Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ für das TIT. Quartal 1893. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Mit 1. Juli 1893 beginnt die „Kaschauer Zeitung“ 908 III. Quartal des 55. Jahrganges mit dem Vertrauen auf die fernere Gunst ihrer geehrten Leser, welche bisher dem Blatte seiner Haltung wegen, wie auch dessen Bestreben nach Befriedigung in publizistischer Hinsicht anerkennend, ihre Gewogenheit bewahrten. Prä­numersations-Preis: Ganzj. mit Postversend, fl. 6.60 für Kaschau fl. 5.— Halbj. „ 3 A. 3.30 , a 1.2.50 Viertelj. , x fl. 1.65 , = fl. 1.25 Inserate finden nurbringendste Verbreitung, da unser Blatt in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Ober- Ungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat ; dieselben haben deshalb aug stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gratis 8 und franco ein. Diep. t. auswärtigen Pränu­meran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration, der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. — Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Kasc­hau, Hauptgasse Nr. 64. EN 3 EM, 74 RE SS en köszi er AT DE EN Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. EE VE ESÉS SZE a EE ÖSS = ee 7 iz = 5 we + ; == -=--“D Renesste Nachrichten. Ungarn­. In einzelnen Landestheilen hat bereits der Roggen- und Wintergerstenschnitt begonnen. (Somogy und Krasso). In Preßburg tafelten am 28 .vis-4-vis, dem Hause des Erzherzogs Friedrich evangelische Theologen und sangen panslavistische Lieder ; ungarische und deutsche Studenten demon­­strirten dagegen ; es gab einen Auflauf. Deißterreich. Am 29. Früh­morgens 6 Uhr starteten 150 Radfahrer in 15 Gruppen zur Distanzwettfahrt von Wien nac Berlin. In Krakau wird am 4. Juli ein Katholikentag abge­­halten, dem Nuntius Agliardi beiwohnen wird. Deutschland. Rector Ahlwardt wurde am 27. von der Strafkammer des Landesgerichtes in Berlin wegen Beleidigung der gesammten preußischen Beamten, insbesondere derjenigen des Justiz-Ressorts, begangen durch die von ihm in Essen gehaltene Rede, zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Frankreich. Norton ist wieder auf seine früheren Angaben zurück­­gekommen und erklärte, die Dokumente seien gefälscht. Er sei von Ducret angestiftet worden. Gerüchtweise ver­­lautet, ein bei Norton aufgefundener Brief Ducrot's bestätige diese Aussagen. Der legte Ministerrath beschloß, die Reservisten für den 5. September einzuberufen, damit dieselben an den Kammerwahlen am 20. August, eventuell an den Stichwahlen am 3. September t­eilnehmen können. Der Kriegsminister fordert einen Nachtragskredit von 13*/, Milli­­onen Franc3 in Folge Steigerung der Futterpreise. Die Militärreform Spanien­ wurde auf a. h. Befehl eingestellt. Serbien. Die Skupstina nahm am 28. v. den Handelsvertrag mit Defterr.-Ungarn mit 112 gegen eine Stimme an ; der­­selbe tritt mit 1. Juli in Kraft. Argentinien. Der Kriegs- und der Justizminister und der Polizei­­chef haben ihre Demission gegeben, weil der Präsident zögerte, einen Nachfolger für Escalante zu ernennen. Das neue Cabinet ist in nachstehender Weise zusammen­­gelegt : Avellaneda, Finanzen ;. Pellegrini, Krieg ; Creta, Auswärtiges ; Gard­a, Justiz und Cane, Inneres . I Lofal-Fachrichten. — Se­­bishöfl. Gnaden Dr. Sigismund Bubier wurde ersucht, beim Banquett zu Ehren des neuen Jupper Prälaten Hohmwürder Franz Benedek anwohnen zu wollen und hat der hochwürdigste Herr Bischof sein Erschei­­nen freundlichst zugesagt. — Das Benedek-Banquett am nächsten Don­­nerstag wird unbedingt im Casinosaale im Redoutengebäude stattfinden, nachdem auch der Saal im Hotel Schalkhäz jett, wo die Bühne aufgerichtet ist — nicht mehr als 250 Gäste faßen kann, welche Anzahl auch im Casinosaale Plag hat. Nachdem aber auf nicht mehr Karten ausgegeben werden, so wolle man sich rechtzeitig bei Herren Géza Gallik mit solchen (­ 2 fl. 30 kr.) versehen, damit jeder Unzu­­kömmlichkeit ausgewichen werde. Ernennungen. 1 . — Josef Bu kn­er zum Steueramts-Kassier in Nyi­­regyháza ; Johann Trohan zum Steueramtis-Kassier in Szepsi ; Johann S­im­kö zum Steueroffizial in Kesmark ; Andreas Kr äl zum Steueroffizial in Tapolcza. Militärisches. — Laut V.­B. Nr. 25 vom 28. v. M. wurden ete­nannt? zu Assistenzärzten i. d. Reserve Dr. Alois Se f­­c­z­ik des Gar.-Spitals Nc. 20 beim Huß.-Ngt. Nr. 14; Dr. Ladislaus Ps han der San.-Abth. Nr. 20 beim Trainregimente Nr. 2; Dr. Josef De­uts< des G.-Sp. Nr. 20 beim Corps 8-Act.-Rgt. Nr. 6; Dr. Max Mittele­mann des S.-Sp. Nr. 20 daselbst ; ; — zugetheilt der Vermwaltungs-Commission bei der 2. Gebirgsbrigade Lieut.-Rechnungsführer Lazarus K­er­dics des Inf.-Rgts. Nr. 60 ; ; — eingetheilt: in den Locostand des Wiener Invaliedenhauses der Titular-Major Alexander Müll­er des Ruhestandes ; — transferirt: Lieutenant Anton T­hier­ne­reiter des Inf.=Rgts. 44 und Jul. Bettmann des Inf-Rgt3. 69 “gegenseitig auf eigene Kosten ; Mil.-Bau-R2<­­un­­­d - me Senilleton. Dämon Liebe. (NachdruF verboten.) Roman von Hermann Thom (Fortlegung.) Zwölftes Kapitel. Als Frau von Medeas, wie wir sie nun nennen müssen, nach Hause kam, zähneklappernd und schredensbleich von dem Anblick des Todes, tief erschüttert von dem Eindruck des verglasten Blies der noch offenen Augen, die sie vor­­wurfsvoll anzustarren schienen, schloß sie sich in ihr Zimmer “ ein, ließ sogar die Fenstervorhänge herab, und da sie sich jede Störung verbeten hatte, konnte sie in Ruhe die genaue Untersuchung der Kassette vornehmen. Dieselbe war mit einem rechten Vorhängsc­hloß versehen, an welchem der Schlüssel . Ein oberflächlicher Bli> zeigte ihr, daß weit über zweimal hunderttausend Gulden in Obligationen sich darin befanden, aber es waren noch andere Papiere dabei. Mit zitternder Hand legte sie die Obligationen heraus und zählte sie pochenden Herzens. Es waren dreimal hundert­­fünfzigtausend Gulden. Je Wangen glühten und ihr Bli> konnte sich von Dem Gelde nicht trennen ; noch nie im Leben hat sie eine folge Summe geschaut und sie betrachtete jede Obligation,­­als ob sie den Text studire. Dann waren alte Familien-D­o­­kumente darin und ganz unten am Boden lag das Testament, welches Elsbeth zur Universalerbin einseßte und ein genaues Verzeichniß der Obligationen. Sie stüßte den Kopf in die Hand und begann nach­zudenken, sie war­­ im Kampfe mit ihren Gefühlen, hinter welchen die Versuchung keimte, sich das Vermögen des vere haßten Mädchens 31. vegi vast Die Gelegenheit, für alle Zeiten ein so glänzendes Ver­mögen zu besigen, würde sobald nicht wieder kommen. Sie drehte das Testament hin und her, las er ein zweites Mal. Nein, er sagt nicht, daß es eine Copie­ ist, oder daß ein Duplicat irgendwo deponirt sei. Dann erfaßte sie der Ge­­danke, daß möglicherweise das Bankhaus, wo ihre achtzigtau­­send Gulden deponirt sind, das Duplicat in Verwahrung haben könne. Aber wozu fragen ? Wenn auch ein Duplikat gefunden wird, wer kann beweisen, daß ihr sterbender Watte das da­­rin befindliche Vermögen ihr übergeben ? Niemand ! Niemand, amd hiermit schob sie das Testament und Obligationen-Ver­­zeic­hniß in den Ofen, wo noch das Feuer glomm, und ver­­wahrte das Geld in sicherem Versteß. Die Familienpapiere legte sie in die Cassette zurück. Plößlich kam ihr ein Gedanke. Wenige Tage vorher hatte ihr Herr von Medeas ein altes Familien-Siegel mit dem Wappen, welches ihr absonderlich gefiel, geschenkt. Sie würde die Cassette mit diesem Siegel zusiegeln und sie amtlich deponiren, unter dem Vorwand, daß sie, wie ihr Gemahl sie bedeutete, das ganze Vermögen ihrer Stieftochter enthielte, sie die Verantwortung ablehnen müsse, dieselbe in ihrem Gewahrsam zu behalten. “­­ Sie lächelte bei dieser schlauen Idee ; dann begab sie sich zur Ruhe, ganz erschöpft, mit der Absicht, im Laufe des Nachmittags nach Temesvar zu fahren, um sich für die Trauer gebührend einzurichten. Während­dessen­ war Baron Beren, begleitet von Jozsi die Ruinen durchgegangen. Alles war ein Raub der Flammen geworden, nur das lezte E>zimmer war theilweise verschont geblieben, aber eine nähere Untersuchung war wo möglich. Es stürzte noch immer hie und da glimmendes nicht Ge­­hälfe herab und die Lauthaufen rauchten noch. Sein nächster und schmerzhaft­­ster Gedanke war Elsabeth ! Es mußte Rücksicht genommen werden auf die kranke Tante und da sie nun keinesfalls mehr zum Begräbniß kommen könnte und der verstümmelte Anbli> der sterblichen Ueberreste ihres Vaters durch das ganze Leben ihr unvergeßlich bleiben würde, beschloß er, ihr zu schreiben, daß Herr von Medeas erkrankt sei und daß, im Falle eine Verschlimmerung eintreten sollte, er ihr telegraphiren würde. Die nächsten Tage wurden vollends duch die Vorbe­­reitungen zum Begräbniß ausgefüllt. Die Witwe, die sich wie verzweifelnd geberdete, drang darauf, daß er bei ihr auf­­gebahrt werde, während Baron Beren in Anbetracht der Schwierigkeit des Transportes, da sie weder Wagen, noch Fourgon­da fand, ihn in dem Erdgeschoß, wo einige Zim­­mer vom Brande verschont geblieben waren, aufbahren lassen wollen. Unter Schluchzen und Thränen willigte Frau von Medea3 endlich ein und brachte den größten Theil des Sar­ges knieend am Sarge zu. Die Bauern waren durch den herzzerreißenden Jammer, den sie bekundete, bis zu Thränen gerührt, selbst Baron Peren ward irregeführt. Sie mußte ihn doch sehr geliebt haben. Erst nach dem Begräbniß fing Baron Peren an, Nach­­forschungen anzustellen, wo er das angedeutete Vermögen befände. In erster Linie beschloß er die Witwe zu befragen, nachdem er durch Jozsi erfahren, daß sie im Beleg der Cas­­sette sei, die, wie er glaubte, das Vermögen enthalten dürfte, da für die Rettung derselben sein Herr das Leben eingesetzt hatte. Kein Zweifel, dachte Baron Pzren, mit einem Gefühl des Mißbehagens, das er sich nicht sogleich erklären konnte. In tiefstem Schmerz, mit rothgeweinten Augen, empfing ihn Frau von Medeas. papier Auf ihrem Schreibtisch lag ein sc­hwarzberändertes Brief­­; sie wollte eben an Elsabeth schreiben. =­ Sonderbar, an diese Möglichkeit hatte er gar nicht gedacht. Er eröffnete ihr sogleich, daß er es nicht für rathsam halte, Elsbeth die volle Wahrheit zu sagen. Er habe sie nur benachrichtigt, daß ihr Vater krank sei, und es sei seine Absicht, persönlich ihr die Trauerbotschaft zu bringen. „Wie unklug von mir ! Ich hätte ihr Alles haarklein geschrieben, um mein Herz von der drückenden Last des Schmerzes zu befreien. Ja, Sie haben recht, Baron Beren, so ist es viel besser ; aber bitte sagen Sie, daß ich ihr schrei­­ben wollte und daß ich sie, sobald­­ als möglich, besuchen werde. Natürlich, so lange ihre Tante lebt, wird sie sich nicht von ihr trennen wollen. Aber dann, Baron Beren, ist ihr Platz bei mir, der Witwe ihres Vaters, damit ich an ihr vergel­en kann, was er an Liebe und Freundschaft an mir gethan. Sagen Sie ihr, ich erwarte sie mit off­en­ Armen.“ Ein neuer Thränenstrom unterbrach diese allem Schein der tiefsten Empfindung gesprochen. Worte, mit Baron Peren machte sich innerlich Vorwürfe über den ungerechten Verdacht und dann trat er an die heikle Frage : „Ich bin sehr besorgt für meine Cousine in pecuniärer Hinsicht“, sagte er. „Es wäre entseglich, wenn das Vermögen meines Vetters ein Raub der Flammen geworden wäre.“ Ein heller Schein flog über das bewegte Gesicht der trauernden Witwe.­­ „Sehen Sie, lieber Baron, wie unfähig der Schmerz macht, wie er unser Denkvermögen lahm legt. Ich glaube, im Besitze dieses Vermögens zu sein. Mein theurer Gatte über, ab mir eine Cassette, die, wie ich aus den abgebrochenen Säen verstand, Elsbeth übergeben werden sollte.“ „Gott sei Dank !" rief Baron Peren freudig aus. „Ja, das ist die Cassette, die ihm das Leben kostete. . Nun, da können wir gleich nachseyen.“ „Glauben Sie ?" fragte unbefangen Frau von Medeas, die aufgesprungen war, um sie herbeizuholen. „Wie Sie sehen,“ bemerkte sie, die Cassette auf den Tisch stellend, „hat er sie versiegelt.“ . Baron Peren betrachtete das ihm wohlbekannte Siegel. „&3 befindet sich“, fuhr sie fort, „daran ein eigenthüm­­liches Vorhängeschloß, zu dem der Schlüssel fehlt.“ (Fortlegung folgt). Elém EE To _

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