Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1893 (Jahrgang 55, nr. 114-150)

1893-10-03 / nr. 114

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A. 6.60 Bet Insexaten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. « ganzjährig R. 5.—, halbjähri­ f­gs verti­­e­­ies RER Neueste Nachrichten. Ungarn. Das Amtsblatt bringt die Ernennung des Abgeord. Ladis­laus Beöthy zum Obergespan des Biharer Co­­mitates. Der Ministerial-Erlaß über die Correspondenz mit den Militärbehörden wurde bisher von bloß drei Munizipien,­­darunter das Comitat Abauj-Torna (dessen Protest übrigens nicht Herr Akos Beöthy zur Vorlage mitnahm, denn derselbe ging directe ans Parlament) beanstandet und zum Gegenstand von Remonstrirungen gemacht. Die meisten Mu­­nizipien nehmen ihn ohne Bemerkung zur Kenntniß, legen ihn ad acta und nur hin und wieder sagt man — man Hoffe, es werde wohl bald anders werden. Rußland. Man sagt, Kaiser Alexander wolle die französische Heißgier nach der russischen Allianz zu Gunsten einer mo­­narchischen Restauration, und zwar der des Hauses Orleans verploiti­en. Dänemark. Abbas­d Chezelle8, der angeblich als ein Spezial­­gesandter des Papstes mit einer Mission an den­­ Czaren und an den Grafen von Pam­s betraut war, wurde auf Schloß Fredensborg nigt em­pfangen. Frankreich. Dem Entschluß des Präsidenten Carnot, nicht zum Empfange der russischen Flotte nach Tow­ Ion zu gehen, wird als Etikettegrund unterlegt, daß auch der Czar seinerzeit der russischen Flotte nicht nach Kronstadt entgegengefahren sei. Die „Libre Varo­e“ will den Grund darin gefunden haben, daß in Toulon die Spuren eines Attentates entdeckt wurden, welches zwei Italiener gegen das Leben des Präsidenten Carnot geplant haben. Spanien. Der Mann, welcher das Bomben-Attentat gegen den­­ Marschall Martinez Campos verübte, wurde zum Tode ver­­­ Urtheilt und ist am 1. b. erschossen worden. Aus dem Vatikan. Der Bapst hat den Bischof von Szatmár, Dr. Meßlenyi, in Privataudienz empfangen und ihn mit einer Mission an den Kultusminister Grafen Cs ä­ky be­traut. Brasilien.­­ Durch das Bombardement von Rio de Janeiro wurden zahlreiche Civilpersonen getroffen und viele Gebäude zerstört. Admiral de Mello hatte die Absicht gehabt, das vor der Einfahrt zum Hafen von Rio de Janeiro gelegene Fort anzugreifen, hat jedoch auf die Vorstellungen der Komman­­danten der Kriegsschiffe davon Abstand genommen. Argentinien. General Pellegrini stellte die Ruhe in Tucuman wieder her. In der Hauptstadt und in den Staaten der Republik herrscht vollständiger Friede. Die argentinischen Rebellen haben die telegraphische Ver­­bindung mit Buenos­ Ayres durch Abschneiden der Drähte in Canada de Gomez unterbrochen. Aus dem Reichstage. In einer kurzen Sißung hat am 29. v. das Abgeord­­netenhaus die Geseßentwürfe über die Sicherung des Lebens und der Gesundheit der gewerblichen und Fabriks­arbeiter, über das Verbot des Mischen 28 dichten Petroleums mit leichteren Mineralölen, über die Inartikulirung der Dresdener internatio­­nalen Cholera-Konvention, endlich über die Inartikulirung der internationalen Konvention in Betreff des Sanitätsdienstes in den ägyptischen Ge­wässern in dritter Lesung endgültig angenommen. Am 30. versuchte Bolonyi den Minister-Präsidenten in Verlegenheit zu bringen, indem er die Verhandlung der kirchen­­politischen Vorlagen urgirend, zugleich eine Anfrage wegen der Zivileh­e-Vorlage richtete. Minister-Präsident W­e­­kerle war in der Lage, die Majorität beruhigende Erklä­­rungen abzugeben. Die schon eingereichten Vorlagen wrden bereits demnächst in den Ausschüssen verhandelt werden und was die Zivilehe anbelangt, so hoffe er auf diese Vorlage baldigst im Hause einbringen zu können. Er selbst habe die Krone darauf aufmerksam gemacht, die Genehmigung zur Einreichung dieser hochwichtigen Vorlage erst nach reiflicher Erwägung ertheilen zu wollen und hoffe er, dieselbe auch bald­u erhalten. Sollte dies nicht der Fall sein, so werde er eben seine Pflicht kennen. Das Haus nahm diese offene und loyale Erklärung mit lebhaftem Beifall auf. Nachdem noch Minister C 3 äsky eine­­­nterpollation Diolicsányis betreffend die Ergirung der Höhe der Lehrerpensionen zu dessen Zufriedenheit beantwor­­tet, Defida Pex czel aber über die Gründe des Futter­­ausfuhrverbotes, über die seither gesammelten Erfahrungen und über die nächsten diesfälligen Absichten der Regierung interpetiert hatte, schloß die Sikung. Yusskuppfigungen. — Bezüglich der Betitionen über des Königs Antwort­en beantragte der Referent die Hinterlegung der Petitionen ins Archiv des Hauses, d. h. den Uebergang zur Z­as­gesordnung, welcher Zutrag von der Majorität schlie­ße­­ng auß angenommen wurde. Dies schließt natürlich nicht aus, daß im Plenum des Hauses, wo die Petitionen heute Dienstag oder Mittwoch verhandelt werden sollen, eine große Debatte über die königlichen Aeußerungen stattfinden wird — was mit der Einreihung der Petitionen beswedt war.­­ T member nenn nn un — Lokal-Nachrichten. — Des Königs Namenstag wird morgen den 4. b. in üblicher Weise hier in allen Kic-H­a­fere bes­tangen werden und wird in der Seminärfiche Sc­hischöfl. Gnaden Dr. Sigismund B­u­b­ic­h das Hochamt celebriren. — Jubiläum. Profeßor Josef Trager des rk. Gymnasiums in Eperjee feierte am 26. v. M sein 25jähri­­ges Jubiläum als Turnlehrer und war Gegenstand allge­­meiner Ovationen. — Edle Spende. Herr Beni Bayern spendete die durch Herrn Moriz Friedmann aus Közm­ark an­­läßlich einer Ehrenbeleidigungsangelegenheit strafweise er­­legten 5 fl. 20 fl. dem Kaschuer i8c. Frauenvereine. Ernennungen. — Der Senatsnotar der P­eßburger königlichen Tafel Unterrichter Andor Patthy bei­­m Vazy-Sellyzer Be­­zirksgericht zum Bezirksrichter ; Unterrichter des Karánsebejer Bezirksgerichtes Gabriel Vaärady bei der Marmaro3- Szigeter Staatssanwaltschaft zum Vizestaatsanwalt ; Andreas Steiger zum Manipulations-Praktikanten bei der Finanz­­direktion in Kubin in Nagy-Károly ; Anton Bona zum Hilfslehrer ; Béla Bölc­h43y zum Arzt des Eisenwerkes- Kabola-Polyäna. =... —— | Sevilleton. at Dämon Liebe. (Nachdruch verboten.) Roman von Hermann Thom. (Sortregung.) „Kümmere Dich nicht um mich ; es ist besser, wenn wir einzeln einsteigen. Nimm Lisel mit Dir in denselben Wagen — das wird die Polizei irre führen, im Falle wir gesucht werden.“ „Bitte, einzusteigen, meine Herrschaften !“ rief der Conducteur, Sidonie stieg mit Lisel ein. Das Coups wurde ge­­schlossen, Nor ein Knix der Frau Geisler, das Hornsignal ertönte und der Zug setzte sich in Bewegung. Der fette Streifen des Rauches der Locomotive verlor sich kräuselnd hinter der Biegung, als ein Fiaker im schnellsten­­ Trab in die Station fuhr. Polizei-Commissärs stieg aus. Baron Peren in Begleitung des „Zu spät !“ rief verzweiflungsvoll Baron Beren. Der­­ Commissär vers­wand , als er zurückkam, sagte er: „Trösten Sie sich, Baron, sie sind mit dem Zuge nach Linz, dort wird sie der Telegraph erreichen. Die Personalbe- Maeeriin ist so genau, daß sie uns nicht mehr entschlüpfen knnen.“ „Wohl hat er ein Billet nag Wien herum gelöst, das “scheint aber eine Finte gewesen zu sein, denn sie sind positiv­­ auf dem Wege nach Paris.“ Sidonie war in einem reservirten Coups erster Classe „mit­ Lisel eingestiegen ; in einem Coupee dritter Classe saß­­ Sylvio in eine Ehe gedrängt. Der Conducteur verlangte, die Fahrkarten zu sehen. „Sie,“ fragte ein Passagier, „ist es wahr, daß zwei “Detectives mitfahren ?“ Der Conducteur, ein trockener, diensteifriger Mann, ‚zuchte die Achseln, als wolle er sagen, er wisse nichts davon. Das Herz sprang Sylvio sozusagen in den Mund,­­aber er war nicht der Mann, den Kopf zu verlieren ; er­­ machte, als höre er nicht, er starrte "Herzen Pläne zur Rettung sc­hmiedend" hinaus, mit­ klopfendem Auf der nächsten Station kam ein Civilist in Beglei­­­tung des Oberconducteurs und musterte scharf alle Passagiere. „Sie sind gewiß, daß Niemand ausgestiegen ist ?“ Fragte er leise.­­ „Gewiß,“ lautete die Antwort. „Wie gut er war, daß wir uns trennten,“ dachte Sylvio. Indeß, seine Zurückhaltung fiel den Reisenden auf und man blickte verstohlen nach ihm hin. Vielleicht war es der zweite Detective. Man hatte hin und wieder ziemlich freisin­­nige Aeußerungen gemacht, aber der stumme Passagier trat nicht aus seiner Reserve hervor. Einer flüsterte dem Andern Vorsicht zu. Einer der Muthigsten wandte er direct an Sylvio mit der Frage, ob der Gauner, dem man nachspürt, vielleicht einen Raubmord begangen habe. Sylvio bhat geheimnißvoll, Ei mit den Augenlideen, lächelte und zuchte mit den ein. „Das ist schon Einer,“ flüsterte dem Frager eine alte Frau zu; laut sagte sie: „Na, wenigstens brauchen wir uns nicht zu fürchten ; wenn die Herren mit und fahren, haben wir gleich Hilfe bei der Hand.“ Trotz der verzehrenden Angst, die ihm fast den Athem raubte, gewann sein eingefleischter Leichtsinn die Oberhand. Er hätte beinahe laut aufgelacht. Auf der nächsten Station stieg er aus. Er näherte sich dem Coups Sidoniend und flüsterte zum Fenster hinein : „Sn St. Pölten aussteigen, mit Geschi> den Ausgang erreichen, wir werden, verfolgt.“ Man dämmerte­­ hen . Niemand hatte ihn bemerkt, Lifel­ief. Sidonie war in Verzweiflung. Sie begriff wohl, daß man den Koffer im Stiche lassen müsse, aber wo Hatte er die Obligationen verwahrt ? In St. Pölten war ein großes Gewühl. Alles wollte in die Restauration. Unbemerkt verließ Sidonie mit Lisel das Coups. Sie ging dicht an dem Detective vorüber, er beachtete sie nicht. Lisel führte ihn irre. Sie traten hinaus auf die Straße und sc­hlugen scheinbar die Richtung nag der Stadt ein. Bald darauf holte sie Sylvio ein. Er winkte einem Wagen. Sie stiegen ein. „Lilienfelder Bahnhof,“ dirigiere er dem Kutscher. In Lilienfeld nahm er Ertraport. Jetzt erst fragte Sidonie bebend, ob die Obligationen im Koffer seien. „Beruhige Dich,“ flüsterte er, „ich Habe sie bei mir.“ Zum ersten Male blickte Lisel Sylvio an und­­ einer tiefe Röthe färbte ihre Wangen, woährend eine unerklärliche Angst wie ein Alp ihr Herz bedrücke. Von Anfang an hegte sie einen unerklärlichen Wider­­willen gegen den jungen Mann. Er aber schien sie gar nicht zu beachten, gab ihr Befehle, wie man sit einer Dienerin zu geben pflegt, und kümmerte sich nicht weiter um sie. Sie erreichten den Wallfahrtsort Mariazell um *­,5 Uhr Früh und nach einem kurzen Frühstür legten sie die Strecke bis Mürzzuschlag mit Extrapost fort.­­ Sie trafen rechtzeitig am Bahnhof ein, um mit dem 11 Uhr-Zug nach Triest weiterfahren zu können. Dur diese schlaue List waren sie der Gefahr entronnen. Während auf der Route Wien=Paris Detectives auf den verschiedenen Bahnhöfen ihre Ankunft erwarteten, fuhren sie mit der Südbahn nach Triest. Sechstes Kapitel. Wir finden Baronin Angelique Plenk in einer kleinen Wohnung in der Josephgasse, wohin sie vor Kurzem aus dem Hotel Wandl übersiedelt ist. Es ist Sommer und die Hiße drü>end. Sie sieht sich hilflos um. Der Abstand zwischen Ernst und Jetzt lobt Thrä­­nen des Mißmuthes­ in die schönen Augen. Die Pracht und der Glanz ihres früheren Lebens drang scharf und bittet in ihr Gedächtniß.­­ Alies liegt in größter Unordnung umher. Die Koffer stehen mitten im Zimmer. Die Möbel sind bestäubt. Ihre veränderten Verhältnisse zwangen sie zur größten Sparsamkeit. Die Trinkgelder waren daher sehr spärlich ausgefallen und man hat sich ihr nicht gefällig gezeigt. Sie sah sich die kahlen Wände an und verwünschte aus der Tiefe ihrer Seele jene Betrüger, die sie um Alles gebracht haben. Mit bitterem Hohn gedenkt sie der Freundin ihrer Mutter, dieser Helfershelferin der raffinirten Schwindel­­bande, die sie so geiglicht umgarnt. Was wohl mit ihr geschehen sein mag, sie, die sich mit­­ ihrer geheuchelten Freundschaft nun gar nicht um jene küm­­mert, die sie ausgelaugt. Sie stampfte mit ihrem kleinen Fuß in ohnmächtigem Zorn und schritt den schmalen Raum hin und her. Die Thür öffnete sich und ihr neues Mädchen trat ein.­­ Ein Mädchen für Alles — mit di>en, rothen Händen und dem unverfälschten Wiener Dialect. F Angelique starrte sie an. Unwillkürlich dachte sie an Minette mit ihren feinen Manieren. Welcher Contrast !­­ rg Si? ?* fragte sie. „I< bitte, schaffen’s a Licht ?“ # „Nein.“ (Fortlegung folgt.) a

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