Kaschauer Zeitung, Januar-März 1895 (Jahrgang 57, nr. 1-38)

1895-01-01 / nr. 1

he oe: Siebenundfünfzigster J­ahrgang 1895, Nr. 1. Kaschauer Zeit KASSA-EPERJESI E we. 28 203 Für Kaschau: PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ ganzjährig A. 5.—, halbjähr. sechsmal gespaltene Petitzeile, oder deren Raum mit 5 kr. berechnet, — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Mit Postversendung: ganz). Bei Inseraten wird die fl. 6,60,­­ fl. 2,50, vierteljähr. 1.380, KES A. 1.25 | | | Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag, 4.1.65 —— — teédaction und Expsditions-Barsau PRÄNUMERATIONSPR Für Kaschau: Mit Postversendung: Bei Inseraten, welche grösseren Raum einnehmen und Kazehau, Hauptrasse Nr. 6. Kaschau, Diensta == RTESITO­­­­­­N­IS DER „KASCHAGER ZEITUNG im ganzjährig fl. 5.—, halbjähr, fl. 2.50, vierteljähr. ganz­. fl. 6.60, „ fl. 3.39, “ öfter eingeschalten werden, wird ein entsprechender Nachlass gewährt. | <-<DD<=-- Er zB: X Pen ge = egen ea: ad GEBE <b De WE BI NE DE TE PLA BR | M | IE : N Glück auf zum neuen Jahre! zuzurufen, 4 Pt Was das alte Jahr uns brachte, das wissen wir, was es uns zu wünschen, übrig liess, nicht min­­der ; vor dem neuen Jahre stehen wir wie vor einem grossen Räthsel und wir fragen uns: Wie viele unserer Wünsche werden erfüllt werden, wie viele Täuschungen werden wir erle­­ben? Kein Echo gibt Auskunft, die grossarti­­gen Erfindungen unseres Jahrhunderts haben Zeit und Raum, Weite und Ferne abgekürzt, sie tragen den menschlichen Gedanken im Nu von einem Ufer­­ des Ozeans zum andern hinüber, aber die Zukunft bleibt dem menschlichen Witze verschlossen und selbst unsere auf vermeintlicher richtiger Basis und auf Erfahrungssätzen aufgebauten Wetter­­prüfezeiungen sind oft für die nächste Stunde, ja Minute unzuverlässig und ungewiss. Und so mannigfach der Menschen Sinnen und Trachten, so mannigfach sind auch die Wünsche, deren Erfüllung sie vom neuen Jahre hoffen. Zunächst an das Nächste zu denken, ist ja doch eines Jeden gutes Recht und so wünscht Jeder zunächst Sich und den Seinen jenes Wohl­­befinden, das aus der Harmonie der Seele und des Körpers hervorgeht; denn zerrüttet wird das Haus, wo diese Harmonie fehlt und darum wird der Segen der Gesundheit von Arm und Reich erfleht. Dann aber der Segen der Arbeit, der von jedem Schaffenden ge­­wünscht wird, um für sein Streben Genugthuung zu finden. Vom Landmanne an, zu dessen Fleiss die Gunst der Gestirne erbeten wird, bis hinauf zu den Arbeitern des Geistes, die lange Reihe der Arbeitsmenschen hindurch wird von jedem fröhliche Förderung des Schaffens und Sicherung des Lohnes gewünscht. Und die Arbeit, die Segen bringt, braucht ihn auch: der Fabriksherr weiterreichen den Absatz seiner Er­­zeugnisse, der Kaufmann Ausdehnung Seines Kundenkreises, der Künstler freie Bahnen für sein Genie, der Gelehrte Verbreitung der Re­­sultate seiner Forschungen, die Beamten des Friedens wie des Krieges ein rasches Fortkom­­men, der Handwerker die Gunst des Publikums, dem ein übergrosser Markt zur Verfügung steht, der Landmann gute Verwerthung seines Gutes. Alle aber, die wir da wirken und schaffen, sind von dem einen Wunsche beseelt, dass der Genius des neuen Jahres vom wohlthuenden Frie­­den begleitet sein und es gelingen möge, die Nebel zu zertheilen, in denen jetzt die Friedens­­tauben einherziehen und den Staatenlenkern es vergönnt sei, den Frieden im Innern und den nach Aussen gleicherweise auf­recht lange zu­ wahren. Da hiezu aber die Völker das Meiste bei­­tragen müssen, diese jedoch unglücklicher und unkluger Weise­ zu schnell ihren Idealen entfrem­­det wurden, ehe ihnen die neuen und grundle­­genden Ideen der Neuzeit eingeleuchtet hätten, so hat sich Vieles abgebröckelt von den alten Institutionen, die uns heilig waren, andere sind unterwühlt worden und drohen dem Einsturze — und das Neue steht noch nicht und ist uns fremd­­artig, es herrscht ein beklemmender Stillstand in der socialen Entwicklung, — wir wollen vorwärts und können nicht : die Strömung, welche zu dem bekannten alten Guten zurückführt, noch zu mächtig, um der neuen Zeitströmung das Vordringen zu gestatten­­: Es Kampf um die Zukunft und ob hier diese o­der ist der jene Partei als Sieger hervorgeht, ein grosser Theil der Völker wird die Ohnmacht gewisser Autoritäten und die Verwegenheit an, in deren Hände das Schicksal ihrer Mitmenschen gelegt ist — schwer bedauern. RE 24 Denn weder den Einen, noch den Anderen gelang es, die Bedenken jener zu zerstreuen, die­­ vom Alten nicht lassen wollen, weil sie dem Neuen misstrauen, und dass es unbedingt nöthig sei, das Neue zu prüfen, ehe man es für unan­­nehmbar erklärt. Da ist es nun dringend erwünscht, dass bald der goldene Mittelweg gefunden werde, der aus den auseinander gehenden Meinungen zum Bes­­ten führt, jetzt ist es nothwendig mit s­e­iner Action die Eintracht, Liebe und gegense­­ ge Ach­­tung aller Staatsbürger zu kräftigen, welche nach dem Pretext : »Gebe Gott, was Gottes und dem Kaiser, was des Kaisers ist« eine weise Lösung unserer Lage herbeiführt ! So­ wird die Gesundung des Staatskörpers erfolgen, dessen Bürger sich ebenfalls wohler fühlen, und mit der damit erhöhten Arbeitskraft auch das Vertrauen in des Staates Macht ge­­winnen wird,­­ dass ihn dieser­ in der Verwer­­thung seiner Erzeugnisse kräftig unterstützen,­dass das allgemeine Wohlsein auf den Werth der Er­­zeugnisse von bester Wirkung sein werde, dass eines jeden Mühe auch ihren Lohn finde. Darauf zu Sinnen wird unseren Obrigkeiten Gelegenheit werden, fruchtloser Kämpfe sich alle gleich um die Be­­dürfnisse des­ Landes kümmern werden und dass sie hiezu Gelegenheit bekommen, möge zu Beginn des neuen Jahres jener Hand gelingen, die über unseren weltlichen und geistlichen Höchsten des Landes, wie über jeden kleinsten Bürger das Zepter weise und gerecht zu führen die Macht und den Willen hat. Wieder ist ein Jahr im Strome der Zeit“ versunken, wieder stehen wir auf der » Schwelle eines neuen Jahres und wieder wird genehme es und Freunden der Zeitung« ein herzliches unsere an­ Pflicht; « allen Lesern »Kaschauer­­ : zi wenn sie nach Aufhören. hat SAA­ER <zu + FA " 5 "auf, allen Senilleton. (Nachdruch verboten.) Willenlos. Kriminalerzählung von Ernst Kronberg. (Fortlegung.) Es ist der Ueberbringer des Kastens, ich erkenne ihn, trägt und viel jünger forschend auf „Hurtig voran, !* aussicht, kurzum, die Zeit Bee und ähnliche eiten. „Er hat Sie erkannt auf das ist kostbar !“ Ausrufe erschollen ich schwöre dar- ! obwohl er jegt-seinen grauen Bart "flüsterte der auf der anderen Seite Bestimmteste !“ des Detective: stehende Hotelportier, welcher John Bigg inzwischen unausgeseßt und gegen die durch einen sanften Rippenstoß Garnett8 zum Ans­­pruch gekommene Warnung in­s Auge gefaßt hatte. „ Mochte nun das feingeschärfte Ohr b.4 „Spielkönigs“ die S­eite hingeflüsterte Bemerkung des Portiers­ gehört, mochte der so wöhnisch gemacht haben, blase er unterbrach ihn arg­­lich in dem Mischen der Karten und richtete den Bli> mit durchspringen­­dem Ausbruch auf den Portier und dessen Begleiter. Aber das nahmen die Besucher der Spielhölle von der­­ krummen Seite; wilde Verwünschungen stießen sie sofort wie­der den Bankhalter aus. „Ehrlich' Spiel !“ „Hallunke, ich -Du die Volte schlägst Dir das Lebens­licht aus, wenn !“ flüsterte der Detective, der seine­­ Augen ebenfalls überall hatte, zum Portier, diesen leise beim­­ Nermel zupfend. „Nun gilt's ! Wir müssen die Polizei zur­­ Stelle schaffen, sonst sind wir geliefert — zum Glück - Station nahebei — ich eile dorthin, in zwei ich wieder hier — behalten Sie inzwischen den ist die Minuten bin Burschen im Auge und lassen Sie ihn nicht entfliehen — aber gehen Sie­­ ja nicht gegen ihn vor — es wäre Ihr sicherer Tod!“ Damit war der Detective auch schon mit kapz'nähnlicher­­ Gewandtheit aus dem Raum verscwunden.­­ Niemand hatte von seinem plößlichen Fortgang­ irgend» wie Notiz genommen. Das Jatereff, der überwiegenden Mehr­­zahl der Anwesenden Kongentrirte­fi vielmehr ausschließlich auf die legte, entscheidende Karte, welche der Bankhalter eben anscheinend sorglos abzog. Im nächsten Augenblick­ wurde ein rauher, vielstimmiger Jubel laut und die bis dahin vor Spannung schier den At­­hem verhaltenden Spielhöllenbesucher schienen fast den Ver­­stand verloren zu haben, so ausgelassen geberdeten sie sich. Der Bankhalter hatte verloren und mußte den Gegnern sehr beträchtliche Summen auszahlen, so daß sein Geldvorrath im Augenblick­ zusammengeschmolzen war. Aber er schien kaum Sinn für seinen Verlust­ zu haben. Während des Auszahlens hob er plößlich wieder den Bli> und starrte den Portier eine lange Weile mißtrauisch an. Dann wendete er sich wieder mit bösem Lächeln den­ Spielgenossen zu.­­ „Woran, ihr Herren — ein neues Spiel beginnt !" rief er mit scharf klingender Stimme. Sofort wurden wieder Einfuge gemacht ; von Neuem drängte sich eine dichte Spielershhaar um den Tisch. Frank nahm wahr, wie der Banthalter pröglich wäh­­rend des Mischens einen hart neben ihm stehenden, vierschrö­­tigen Neger, der auf die Aufwartung des Lokals be sorgte, anstieß. Dieser beugte sich leicht und tauschte einige Worte mit ihm aus. Gleich darauf schlenderte der Neger mit noch einem Ge­­nossen scheinbar absicht8168 um den Tisch, von Franks Blid,n unausgeseßt verfolgt. Der Portier dagegen hatte keine Ahnung von dem Zwischenfall, sondern er behielt nach wie vor wen fi anscheinend so sorglos gebercenden Rigg im Auge, die Sekunden zählend, welche bis zur Wiederkehr des Detectives noch verstreichen mußten. Plöglich tauchte des Negers ungeschlachtete Gestalt un­­mittelbar vor den beiden Harrenden auf. „Nun, zum Teufel, was steht ihr, reißt die Mäuler auf und spielt nicht !“ schrie der Neger sogleich. „Ihr wollt wohl spioniren ?­­“ ; Er packte den Portier vor der Brust und schüttelte ihn ; aber dieser war ebenfalls kräftig und mit leichter Mühe wehrte er­ den Burschen ab, dessen Kumpan inzwischen in aufdringlicher Art Frank belästigte. „Macht, daß Ihr hinauskommt !“ brüllte der Neger wieder. „Ihr gehört nicht hierher — die, Kameraden, das sind ein Paar Detectives !“ rief der Neger mit laut schallen­­der Stimme,­­ stehenden Männer — dort ist er!" N­IE Sofort war die Aufmerksamkeit der Menge rege gewor­­den. Ehe die beiden Männer es sich versahen, waren sie auch „schon von einer Anzahl wild und drohend sich wider sie be­­tragender Männer umringt. " eherner Stimme. er einen Schrei schuß ab, der über die Köpfe der drohend da= pfiff. ER vor Kurzem noch gesessen, biiden konnten. Ein zorniger Ausruf entrang sich Franks Munde, demn schrie da aber wider ihn . Schon birgten die scharfen Dolchklingen in den schwie­­­rigen Fäusten der offenbar zu Allem entschlossenen Strolche , aber Frank blieb kaltblütig. Hastig deckte er den Rücken an der Wand, riß zugleich seinen Revolver hervor und ließ den Hahn knaden. „Ein Kind des Todes, wer mich anrührt !“ rief er mit Seine Worte wirkten ; die Menge zog sich dumpf knur­­rend einige S­pritze zurück. Auch der Portier hatte die Waffe auf seine Bedränger angeschlagen , aber nicht so besonnen wie Gardener, feuerte Einen Augenblick herrschte Graberstile in dem Raume, dann aber begann wie auf Kommando ein wildes, tobendes Aufschreien. Ein schmaler Durchgang bildete sich zugleich, so daß die hart Bedrängten nach dem Rigg war verschwunden. „Dort Plag­, auf welchem Rigg auß schon der Portier und deutete auf ein Fenster, durch welches sich eben der Gesuchte mit großer Behendigkeit hinausschwingen wollte. Dabei suchte der Portier auch von dem Fliehenden nachzujegen. de a BER „Halt? oder ich schieß!“ schrie er zugleich den Revolver erhebend. Aber zu seinem Unglüc hatte er auf die ihn umge­­benden Strolche vergessen ; kaum hatte er sie von diesen ab­­gewendet, als auch von der Neger, welcher den Streit vom Zaune gebrochen, von der Seite ihm den Revolver mit furchtbarem Fauststreiche aus Hand sclug. (Fortbegang folgt.) ihn gerichtete Bli> des letzteren sofort von | anschnellte und der | _

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