Kaschauer Zeitung, April-Juni 1895 (Jahrgang 57, nr. 39-75)

1895-04-02 / nr. 39

MD Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. wird die sechsmal gespaltene Petitzeile, oder deren Raum mit 5 kr. berechnet, — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Für Kaschau: Mit Postversendung: Bei Inseraten ganz). fl. 6.60, fl. 2.50, vierteljähr. m 4.380, 1 fl. 1.25 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. fl. 1.65 Redaction und Ex­peditions-Bureau | Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. | = tett PRÄNUMERATIONSPREIS DER „KASCHAUER ZEITUNG“ Für Kaschau: RER 12 Postversendung: ganzjährig fl. 5.—, halbjähr, fl. 2.50, vierteljähr. 8. 1.25 | ganzj. fl. 6.60, „ A. 165 ° T“ Bei Inseraten, welche grösseren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet­ werden, wird ein entsprechender Nachlass gewährt. Abonnement-Einladung. Nachdem mit vorliegender Nummer das zweite Quartal beginnt, bitten wir alle geehrten Leser, deren Abonnement zu Ende gegangen ist,“ solches ehestens erneuern zu wollen, damit in der Zusendung des Blattes keine Verzögerung ein­­trete. Neu eintretenden Abonnenten werden die bereits er­­schienenen Nummern auf Verlangen nachgeliefert. Administration der „Kaschauer Zeitung“. 13) Neueste Nachrichten. Ungarn. Der Zentralausschuß des Za­la­er Komitats hat die Abgeordnetenwahl im Tapolczaer Bezirke mit Rücksicht auf die israelitischen Feiertage auf den 17. April anberaumt. Oesterreich. Die Grazer Statthalterei hat den Beschluß des dort. Gemeinderathes betreffs Veranstaltung einer Bismarkfeier siftirt. Hoffmanns ordnetenhauje wurde troß diesfälliger Tadeldantrag im Auge­­der Unterstüßung der gesammten vereinigten Linken abgelehnt. Deutschland. Das Reichstags-Präsidium wird vom Kaiser am 1. April kurz vor dem zu Ehren des Fürsten Bismarc statt­­findenden Hofdiner empfangen werden. Das Reichstags-Präsidium wurde zu dem erwähnten Hofdiner eingeladen. In der Umsturzcommission wurde am 30. v. M. das ganze Geseß mit 17 gegen 8 Stimmen angenommen. Das war nur doch die Haltung des Centrums mög­­­ig, welches, wie scheint, dadurch seine Stellung in der Bis­­marck-Frage wieder gutmachen wollte. Frankreich. Präsident Faure hat die wegen Spionage verurtheilten italienischen Offiziere Falta und Aurelio begnadigt. Es geschah dies aus Revanche für die Begnadigung französischer Spione Seitens des ital. Königs. Aus dem Vatican. Der Papst empfing am 30. v. M. den Kardinal Schön­­born, der seine Rückreise am 31. v. M. antrat, in Abschieds­­-Audienz. Türkei. Die Pforte gab ihre Einwilligung, daß die rumänischen Sciffe, welche sich zu den Festlichkeiten nach Kiel begeben, den Bosporus und die Dardanellen passiren. Japan. Der Mikado, entrüstet über das gegen $i-Hun­g Tsiang verübte Attentat, hat die japanischen Be­­vollmächtigten in Simonoseki­­ angewiesen, Li-Hung-Tyi Hang zu erklären, daß Japan in eine provisorische Einstellung der Feindseligkeiten gegen China auf 3 Wochen einwillige. Aus dem Reichstage. Am 29. Saisonnirte Visontai über das Oberhaus und speziel den Markgrafen Pallavicini — was ihm der Präsident jedoc untersagte. Ministerpräsident B­á­n­ff­y ver­­spricht bei der von ihm einzuschlagenden Nationalitätenpolitik viele Punkte aus den Petitionen zu bewüßen, worauf die ganzen 61 Petitionen an­ die Regierung behufs Berück­­sichtigung geleitet wurden. Bei der Szenteser Petition (Militärakademie mit un­­garischer Unterrichtssprache) brachte B­al­og­h einen Antrag ein, daß die Regierung noch in dieser Saison diesfalls eine Vorlage einbringe ; denselben unterfrügen Horánßky, Ugron und Apponyi, der das staatsrechtliche Compen­­dium, das man nach jahrelangen Vorbereitungen für die Er­­ziehungsanstalten des Heeres ausarbeitete, eine Carricatur des ungarischen Staatrechtes nennt. Minister Baron Fejér­vary bemerkte, es sei sehr verkehrt, wenn man jemanden ungarisch unterrichten will, damit er sich in deutscher Sprache zur Geltung bringen könne. Man dürfe aber auch keine Bresche in die Heeres-Institution legen wollen, denn man könne nicht wissen, wer weiter Riß daraus entstehen werde. Die Majorität lehnte hierauf den oppositionellen Be­­schlußantrag ab. Nach der Erledigung der Petitionen beantwortete der Ministerpräsident die Interpellation Ba b 6­8 wegen der Degradirung des Reserve-Offiziers Le­y­p­ol­d dahin, daß dieselbe erfolgte, weil Leypold zu seiner Rechtfertigung den Thatsachen nicht entsprechende Ausflüchte gebrauchte. Der Interpellant war mit der Antwort nicht zufrieden, dog nahm sie die Majorität zur Kenntniß. Am 30. wurde in beiden Häusern­ des Reichstages die II. Session des 1892 einberufenen Reichsraths mittelst königl. Reskriptes geschlossen und die IV. Session auf den 1. April einberufen. Im Magnatenhau­fe ging diesem Akte die Erledigung einer längeren Reihe von Eisenbahn-, Stromregulirungs- und Schlußregnungs­-Vorlagen voran. : : | m... Lokal-Nachrichten. — Großmüthige Testirungen. Der vor einigen Tagen in Budapest verstorbene ehem. Rechtsanwalt Balth. Elischer, ein geb. Eperieser, hat außer anderen großen Legaten an gemeinnüßige Anstalter auch die evang. deutische Gemeinde A. C. seiner Vaterstadt Eperies, das und evangelische Kollegium „Meine einstige Lernstätte“ in Eperies mit je 1000 fl. in seinem Testamente bedacht. — Museum. Se. Hochwürden der kr. k. Pfarre von Kaschau, Domherr Josef Vi ßloczky ist mit dem Be­­trage von 56 Kronen,­­ Herr Ottokar S­a­e 0­b 8, Eisenwerks­­befiger von Kassa-Hämor mit dem Betrage von 50 Kronen dem Oberungarischen Museum als gründendes Mitglied bei­­getreten. Um recht zahlreiche Nachfolge wird ersucht. Trauung. — Am Samstag 12 Uhr Mittags fand in der hies. Dominikanerkirche die feierliche Trauung des Herrn k. u. k. Oberarzten Dr. Josef Pro <a 3ka des hies. Garnison 3-« spitales mit Fräulein Ru­d­ol­fina, Tochter des k. u. KL Obersten Herrn Adalbert Gall­auner des 85. LIRgts. statt, welcher Se. Excellenz der Commandirende und ein­e glänzende Zahl von Stabs­- und Oberoffizieren anwohnte, während am Chore die Regimentsmufiz den feierlichen Act begleitete. HSymen. — Der hiesige ev. ref. Pfarrer, Hw. Koloman RE v . ß, hat sich mit dem Fräulein Kl­ara, Tochter ds weil. Devecker­er Gutäbefsgerd Herrn Michael Fay und Schwester des­ Kaschauer Stuhlrichters Herrn Barnabas Fay verlobt. a­n Herr Professor Emerich Greg u­ss der hies. kön. Oberrealschule hat sig mit Fräulein Amalia, Tochter un­­seres hof geachteten Mitbürgers Herrn Heinrich Fodor verlobt. Personalien.­­ Herr Stadthauptmann Bela v. C8elonyi wurde vom Byci­listenclub zum Präsidenten gewählt. Frau Marietta v. Erdelyi hat soeben ein Gast­­spiel in Miskolcz absolvirt, wo sie in Traviata, Szép Helena und Koldusdeak mit außerordentlichem Beifalle auftrat und durt großartige Blumenspenden und oftmaligen — in ra­viata 7maligen — Hervorruf ausgezeichnet wurde. Wie wir vernehmen gedenkte diese Künstlerin, hier talentirten Damen Gesangsunterricht für das Theaterfac­h zu ertheilen, was wir nicht genug freudig begrüßen kön­­nen, denn so würde vielen Mädchen, denen die Mittel zur kostspieligen Ausbildung in Budapest fehlen, die aber die bescheidenen Auslagen für den hiesigen höheren Gesangs­­unterricht leichter zu erschwingen im Stande wären, Gele« 16 Segilletoy. (Nachdru> verboten.) Zur rechten Zeit. Novelle von A. Jlleny. Blanka athmete auf; vielleicht hatte der im Grunde edle, ritterliche Prinz seine Leidenschaft bezwungen, vielleicht nahte ihr die Versuchung nie wieder ! Ihre Gedanken wirbelten durcheinander . Bodos gute Augen, der Mutter banger fragender Blik, tauchte immer wieder­­ vor ihr auf. Sie hatte keine rechte Vorstellung, wie das Diner vorüber ging ; sie antwortete auf die Fragen ihres Nachbarn, und fragte wieder , sie aß, sie nippte von den feurigen Wei­­nen, sie lachte auch sogar ! Laura von A­st­e­n,­das wunder­­liebliche schwarzhaarige Mädchen, mit den feuersprühenden Steinen in dem Gelo­, neben dem­ interessanten Reichsgrafen Stein, sprach auffallend viel und lebhaft ; dann und wann schauten ihre berühmt-schönen, nachtsc­hwarzen Augen zu Bodo und Blanka hinüber, während ihre zarten Finger mit einer Blume spielten. Sie sah Herrlich aus in der Schlepprobe von roth­­schillerndem Seidenstoff mit gelblichen Spitzen besetzt, die sie trug, und dem alten, unvergleichlich schönen Brilantichmud. Endlich, endlich erhob sich der Fürst ; die Tafel war zu Ende, die Herrschaften zogen sich in ihre Gemächer zurück ; der größere Theil­ der Gäste begab­ sich­ auf die­ Waldwiese, um ein wenig würzige Waldluft zu schöpfen, um zu plaudern, um zu medisiren. Blanka war ohne ihren Gatten auf den Corridor ge­­treten, Bodo sprac­­ noch einige verbindliche Worte zu seiner Tischnachbarin ; zu gleicher Zeit öffnete sich eine, dem Speise­­saal gegenüberliegende Thüre, und der Erbprinz erschien in derselben und als er die junge Frau gewährte, war er sofort an ihrer Seite. Stehen bleiben wollte sie nicht in dem zur Minute menschenleeren Gang, und hs betraten sie­ nebenein­­ander die Treppe, die in die Halle führte. Es ging wie lautlose­­ Bewunderung einen Moment durch alle die reich gescmücten Herren und Damen, die auf der Treppe, oder auf den Vorprag standen. Wie eine lieb­­liche Sage erschien die schöne Frau auf der blumengeschmück­­ten Treppe in dem kostbaren, silbergligernden Gewand. „Sie sehen heute entzückender aus als je, gnädigste Gräfin !“ murmelte der Prinz, und sein Blik drückte Trauer aus. Blanka verneigte sich ; als Bodo sie einholte und neben ihr schritt, ergriff sie hastig seinen Arm. Der Prinz sah es und biß sich heftig auf die Lippen. Bodo war nachdenklich geworden. Das bunte Gewühl, die fragenden, neugierigen Blide, das ununterbrochene halb­­laute Geflüster der verschiedenen Gruppen bebrühten ihn, ohne daß er es hätte jagen können, warum ! — „Die schöne Strachwitz ist und bleibt halt immer un­­vergleiglich ; sehen Sie nur, Baron, diese klassische Gestalt, dieses Madonnenantliß, dieses seltene Haar ! Magnifique ! Entzüdend !" Der Sprechende, ein hoher weißblonder Cavalier, dessen hellgraue Augen unverwandt der jungen Gräfin nachsahen, stand hinter dem Stuhl eines Gardelieutenants und seine rechte Hand bearbeitete kräftig die Schulter desselben. „Aber, bester Graf, lassen Sie doch meine Epaulette in Ruhe, die trägt an dem Liebreiz der Helden ‚Hochthal’, nicht die mindeste Schuld,“ wehrte Baron Goodewiß lachend ab. „Ah, Pardon ! Aber sehen Sie nur , den Prinzen scheint die j<ene Blanka förmlich zu berauschen. Armer Bode !“ „Na, nur nicht so tragisch, liebster Wolfraw,“ spottete der Offizier. „Lassen Sie fi den Appetit nicht vergehen darüber , wie Figura zeigt, sehen Seine Durchlaucht noch nicht aus wie ein Sieger . Sie sahen im Augenblik aus, als woll­­ten Sie den Wald in Brand stehen. Mir will es immer scheinen, als sei die reizende Strachwiß in ihren Gemahl ver­­liebt , daher die unrosige Laune! —“ Das Fest in Schloß Waldidyll war fast zu Ende. Die laue Sommernacht hielt Wache über die merkwürdigen Ge­­stalten, die sich auf der Waldwiese, und in den schattigen Alleen um­hertummelten ; unbefangener und kindlich naiver konnten sie auch die Landkinder nicht auf der grünen Wiese bewegen, als die fostümirte exklusive Menge im wonnig rau­­schenden, zauberhaft beleuchteten Bergwald. Die bläulich-grünen, mit Purpur und Silber gefü­chten Vorhänge des Zeltes, das unter den hundertjährigen Eichen unfern des Tanzplatzes stand, waren zurücgeschlagen ; die Durchlauchten saßen dort in rothen Plüschsesseln, umgeben von einem dichten Schwarm von Elfen, Zigeunerinen, edlen spa­­nischen­­ Donnas, reizenden Blumenmädchen, gravitätischen Türken, grimmen Räuberhauptleuten, blüthenweiß gekleideten Landbauern und unzähligen Phantasiemasken.­­ Ihre Durchlaucht sah prachtvoll aus in der altgerma­­nischen Tracht, die sie trug ; das gütige, noch immer schöne Antlitz leuchtete so mild in dem magischen Schein, welches hunderte von farbigen Laternen schufen. Fürst Waldemar in glänzender Uniform huldigte seiner erlauchten Gemahlin, und plauderte heiter und zwanglos. Gräfin Blanka Strachwiß stand hinter ihrem Sessel. Bei ihnen breitete sich ein liebliches, farbenprächtiges Bild aus. Viel Jugend und Schönheit wogte dort : funkelnde Demanten, alabasterweiße Schultern, leuchtende Augen und selten gesehene Beleuchtungseffekte. Diese fröhlichen Menschen alle waren umfächelt von der würzigen Waldluft und die junge Welt bewegte sich rhytmisch nach den berauschenden Klängen eines Strauß’schen Walzers. Blanka trug das Lorelei- Gewand. Nor nie war wohl ihre bestridende Schönheit mehr zur Geltung gekommen als in diesem idealen Kostüm. Die gelösten goldglänzenden Haar­wellen flutheten über das meerfarbene Gewand ; die vielfar­­bigen Lichter funkelten in ihrem kostbaren Geschmeide. Fast schien es, als sei die lichte Frauenerscheinung von grünlich- rothen Strahlenbligen umgaukelt ; ein Strauß frischer Wasser­­rosen schmückte die Brust. Der Erbprinz stand außer dem Zelt. Seine Blide folg­­ten jeder Bewegung der Lorelei. Der Walzer war zu Ende; eine Gruppe fahrender Sänger betrat das Zelt. Sie neigten si tief vor den Durch­­lauchten und baten um Höchstdero Erlaubniß, einige Lieder singen zu dürfen. Der Fürst winkte Gewährung, — die Sänger griffen in die Saiten und, — durch eine jener wunderbaren Zufällig»­keiten, die so oft die Gestalt von bösen Geistern annehmen, sangen sie : . Dasselbe „­3 war ein alter König —“ Lied, was der Prinz in Fwantenheim ges­­ungen; dasselbe Lied, das Blanka so oft durch die Seele ge­­gangen war: „Kennst Du das alte Liedchen ? Es klingt so süß, es klingt so trüb ! Sie mußten Beide sterben — — Sie hatten sich viel zu lieb. ==“ (Fortsezung folgt.) - Dr | - - RE

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