Kaschauer Zeitung, April-Juni 1900 (Jahrgang 62, nr. 39-74)

1900-04-03 / nr. 39

EFT EEE RSR RINSER IREEN SIN SR RIE VINE Zweiundsechzigster Jahrgang 1900. I K­aschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau: Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. Pränumerationspreis der „ Kaschauer Zeitung“ : Man prämunerirt am besten direkt und mittelst Postanweisung, Für Kaschau ... ... ... .­. ... Mit Postversendung ... ... .... _.. --- ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig fl. 1.25 ganzjährig fl. 6.60, halbjährig fl. 3.30, vierteljährig fl. 1.65 Kaschau, Dienst. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Inseratenstempel 30 kr. für jede Einschaltung. Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. Einladung zur Präm­meration auf die „Auschauer Zeitung“ für das II. Quartal 1900. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränummerations-Preis: Ganzj. mit Postvers. 13 Kr. 20H. für Kaschaul0 Kr.— H. Halle). „ a 6.25.60 5-5 EN RR Viertels. „ N Ban N MONTE B HELL: BON, Inserate finden nurbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat; die­­selben haben deshalb auch stets sicher en olg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gr­a­­tis und franco ein. Die pt. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kasc­hauer Zeitung“. HESS FI­R, ALN WER IER I 2 2 fe EE DR ; 3 ar ee ı Reueste Nachricten. Für einen Zusammenscluß Rußlands, Deutschlands und Frankreichs tritt die „Pet. Wed.“ ein, indem sie zu­­treffend äußert: „Nur die Annäherung zwischen Rußland, Deutschland und Frankreich kann die Last des europäischen Militarismus erleichtern und zu gleicher Zeit die friedliche politische Entwicklung der drei Mächte sichern, sie furchtbaren unproduktiven Kraftanstrengung befreien, von der die aus­­schließlich die Vertheidigung Eines gegen den Andern zum 3wede hat.“ Ungarn. Graf Julius Szédgényi, königlicher Oberstall­­meister wurde zum Minister 3 latere ernannt. Rußland. Der Regierungspräsident von Liegnig hat alle Cz­es Hen aus­gewiesen, denen die Absicht eines dauern­­den Aufenthaltes in Preußen nachgewiesen ist. Namentlich Den in Wolhynien eingewanderten Czechen wurde die Gründung einer „Beseda“ untersagt, weil solche Vereine nur Zwietracht zu säen geeignet seien. Deutschland. aus Landeshut sind zahlreiche czechische Handwerksgesellen ausgewiesen worden ; sie müssen das preußis­che Gebiet­ bis zum 15. April verlassen. Italien. Das Präsidium der Kammer demissionirte. Bianchini soll Präsident und damit das Versöhnungswerk inaugurirt werden. Türkei. Israelitische Auswanderer aus Ru­mänien und aus anderen Ländern, deren Ankunft hier be­­vorsteht, werden in der Umgebung von Isomot untergebracht werden. Der Sultan gewährte die hiezu nöthigen Mittel. Bulgarien. Hier ist die Lage sehr unklar­. Die Unzufrie­­denheit gegen den Fürsten nimmt täglich zu. Y Auch Rußland zeigt Mißtrauen in die Stabilität der Ver­­hältnisse. Der Fürst hat daher vor mehreren Tagen telegra­­phisch den Czar gebeten, ihn in Petersburg zu empfangen. In den türkischen diplomatischen Kreisen wird nicht bestritten, daß die Position des Fürsten von Bulgarien seit dem Tode seiner Gemahlin sich nicht gebessert habe. Algier. Am 30. v. besetzten die Franzosen Jaghar nach lebhaftem Kampfe, wobei auf ihrer Seite zwei Offiziere und neun Schügen getödtet und einige verwundet wurden. Auf Seite des Feindes wurden 600 Araber und Turaten getödtet, etwa 1000 verwundet und 500 gefangen genommen. Vom südafrikanischen Kriegsschauplatze. Die Engländer bestanden bei Karree (vor Branford) ein Gefecht mit den Buren, das ihnen 2 Offiziere und 150 Mann kostete. Transvaal. Durch ein Dekret des Präsidenten Krüger wird zur Leitung der weiteren Operationen ein oberster Kriegs­­rath errichtet, dem die Generale Botha Schalk-Bur­­ger und Erasmus, sowie der französische Oberst Graf Villeboye-Mareuil angehören. Präsident Krüger reiste am 31.­­ in das Feldlager nach Croonstad ab. Korea. Rußland drängt Korea, ihm ein Stür Land neben der Fremdenniederlassung in Masampo zu verpachten. Ruß­­land gibt somit ein Beispiel, welchem, wie man fürchtet, andere Mächte­ folgen würden. Zocal-Nachrichten. Oeffentlicher Dank. — Der Aderbauminister spricht dem Präsidenten des landwirthsc­haftlichen Vereins des Abauj-Tornaer Komitats Grafen Johann Hadik, welcher für die Hörer des Ka­s<auer Hufbeschlags-Kurses als Preis einen Betrag von 200 K spendete , ferner den Mitgliedern dieses­­ Ver­­eins, welche für denselben Zwei 200 K, dem Obergespan Sigmund v. Pe<y, welcher 40 K und der Firma Ad­r­iz änyi und Marko, welche 20 K spendeten.­­ Der offizielle Verfassungs-Feiertag wird heuer am 11. April nicht stattfinden können, indem derselbe in der jede laute Festivität ausschließende Chorwoche fällt und wird von der Regierung diesmal auf einen andern Tag verlegt werden. — Der Ministerpräsident in Kafchau. Der Ministerpräsident hat im Gespräche mit einem Abgeordneten davon Mittheilung gemacht, daß er die größten Provinz­­städte des Landes zu besuchen beabsichtige, um sich über ihre Zustände und Bedürfnisse zu orientiren. Diese Nachricht ist gewiß geeignet, in allen größeren Städten, wozu wohl auch Kaschau gezählt wird, die größte Befriedigung hervorgerufen und der Ministerpräsident soll auch, wenn er zu uns kommt, mit größter Freude empfangen und mit höchster Achtung und Verehrung bewillkommt werden. Kirchliches.­­ Zum Pfarrer von Felsö-Körtvelyes wurde Hochw. Johann Hlebik, zum Pfarrer von Nagy-D­o­b­ra Hochw. Adam Hudak ernannt und werden Beide ihr Amt vor Ostern antreten. — Banquet. Am Telegrafen-Inspektor H. St. 1. April begann der k. Bost- und Arendarczyt sein 40jähr. Dienstjubiläum. Vormittag empfing der Gefeierte die Depu­­tationen des Beamtenkorps. Abends veranstalteten die Beam­­ten ein­ gut gelungenes Banquet im Hotel Schiffried. Direktor B­en­e hob seins Glas auf den König, auf den Jubilar. Allgemeinen Erfolg J mr­e auf Bene, Le­sko erzielte Semsey's humoristischer Toast. Bei bester Stimmung verließ man nach Mitternacht den weißgededten Tisch. Personalien. «Z Herr Prof. Johann Kreß ist aus der Redaction des «Fels­magyarország» ausgetreten. — Der Hörer des Eperjeser Collegiums Arthur Li­ch­tig, hat bei der Stenografen-Conkurrenz in Budapest am 25. v. M. den ersten Preis erhalten. Herr Lichtig ist Schüler des Professors Herrn Edmund Pesko. Todesfälle. — Am 29. Vm. verschied zu Budapest die Gemahlin des einstigen Kaschauer, jezt Budapester Cafetiers Hr. Eugen German, die Frau Ottilie, geb. Baader im 35. Lebensjahre, dem 15. ihrer glücklichen Ehe und fand deren Beerdigung am Samstag am Kerepeser Friedhof unter großer Theilnahme statt. Im­ Kasc­hau, wo man die Ver­­storbene als eine h­erzensgute und edelsinnige Frau kannte und schätzte, hat dieser Trauerfall große Theilnahme hervor­­gerufen und senden wir dem schwerbetroffenen Witwer unser innigstes Beileid zu. — Am 29. Nahm. verschied zu Wien der k. u. k. Hauptmann des Ruhestandes, Herr Ludwig Schreiber im 70. Lebensjahre. In dem Verstorbenen betrauert unser ze — 46) Steri­leton. Ada. Original-Roman von g * % Mit einem Ausdruch naiven Erstaunens sah Ada auf die Vertraulichkeit, mit der Luise die Arbeiterin bei der Hand erfaßte und zurückhielt. Sie blickte Magda hochmüthig an und sagte mit einer gewissen Strenge: „Sie sind sehr em­­pfindlich, mein liebes Kind! In Ihrer Lebensstellung ist das schlect, angebract es wird ihnen dies bei ihrem Fortkommen in der Welt sehr hinderlich sein; ich würde zum Beispiel eine so empfindliche Dienerin nicht haben wollen !" „So bin keine Dienerin, gnädige Frau!" sagte Magda stolz: „Ah! Nein, pardon! Sie sind eine Arbeiterin ! Ver­­zeihen Sie, daß mir der Rangunterschied, der zwischen diesen beiden Gattungen besteht, nicht gleich klar wurde." Luise war im höchsten Grade empört über das Be­­nehmen ihrer Schwägerin, und sie bedauerte fast, daß sie das junge Mädchen zum Bleiben genöthigt und so seiner neuen Beleidigung ausgeregt hatte. Was wollte Ada nur ? Warum war sie so schlecht gelaunt Sie mußte heute in besonders nervöser und reizbarer Stimmung sein ! Luise wollte Magda versöhnen und sagte mit unendlicher Liebenswürdigkeit im Ton: „Sie haben übrigens recht, liebe Magda! Ich glaube wirklich, wir stören meine Schwägerin ! Vielleicht bemühen Sie sich mit mir in mein Zimmer; ich will den Diener nur beauftragen, für einige Erfrischungen Sorge zu tragen. Seien Sie nicht böse, daß ich bisher nicht daran gedacht." Sie wollte klingeln, hindern: „Ich danke, Fräulein Luise! Es wäre mir nicht Magda suchte sie daran zu möglich, jezt auch nur das Geringste anzunehmen.“ Ada, welcher daran lag, Luise nicht zu erzürnen und die wohl merkte, daß diese ihr Benehmen nicht angemessen fand, lenkte nun ein und fragte ganz harmlos: „Aber mein Gott, um was handelt es sich denn? Wenn es sich wirklich um eine ernste Sache handelt, so wäre ich trostlos, wenn du jest, nas dem du meine Neugier rege gemacht, mich verlassen würdest, ohne mir nähere Mittheilungen gemacht zu haben!“ Sie ging zu Luise, legte den Arm um deren Hals und sagte, ihr lächelnd in das Gesicht blidend: „Kleine! ich glaube, du zürnst mir? 34 verspreche dir, recht aufmerksam zuzuhören ! Aber mache wieder ein freundlicheres Gesicht !" Luisens gutes Herz ließ sich immer wieder durc­h das einst meichelnde Benehmen ihrer Schwägerin gewinnen. Sie lächelte versöhnt und erzählte nun, daß ein junger Zimmer­­­geselle ihrem Cousin nach dem Leben trachte und zwar aus Eifersucht, weil er in Magda verliebt sei und sich einbildete, diese hege eine Zuneigung für Fritz Klein. Ada fühlte sich unangenehm berührt durch diese Zim­­merplaß-Affaire. Sie wurde aufs Neue daran erinnert, wie sehr sie hoch von ihrer Höhe herabgestiegen und daß sie nun in einem verwandtschaftlichen Verhältniß stand zu Leuten, die eine gewisse Zimmerplag-Atmosphäre mit sich herum­­trugen. Sie konnte ausgesprochen wurde, sich nicht helfen, wenn der Name „Klein“ zog unwillkürlich der eigenthümliche Geruch, der den Brettern und Balken zu entströmen pflegt, in ihrer Einbildung an ihr vorüber und belästigte, natürlich in imaginärer Weise, ihre Geruchsnerven. Wieder trat ein Zug grenzenlosen Hochmuths auf ihr Gesicht und in wegwerfendem, verächtlichen Tone sagte sie zu Magda gewandt: „Das scheint ja ein ziemlich gefährliches Subjekt zu sein, ihr Geliebter, dieser Zimmergeselle ! 34 glaube, die Polizei bezeichnet derartige Individuen mit dem Ausdrud: Messerhelden ! Sie sollten sich vor solcher Gemein­­schaft hüten, mein Kind! Sie sind noch sehr jung, wie ich sehe, und ich wundere mich, in ihnen schon die Gefährtin eines so gefährlichen und wüsten Gesellen zu finden !“ Luise war erschrocen über den neuen Ausfall Adas gegen das arme Mädchen. Magda, obwohl tödtlich getroffen, verlor dennoch ihre Fassung nicht. Ruhig blidte sie Ada in das Gesicht und sagte fast: „Sie befinden sich in einem großen Irrthum, Frau Weichert ! Weder ist dieser Zimmer­­geselle Gottfried Keller ein Messerheld und wüster Geselle, noch bin ich seine Genossin ; am allerwenigsten aber seine Geliebte !" Erbittert durch den Ton, welchen die junge Arbeiterin ihr gegenüber anzuschlagen wagte, sagte Ada höhnisch : „Nun, dann sind Sie vielleicht die des Herrn Klein und die Eifer­­sucht des verabschiedeten Zimmergesellen ist vielleicht gerecht­­fertigt. Ich wüßte auch sonst gar nicht, was Sie veranlassen könnte, eine solche Theilnahme für Herrn Klein an den Tag zu legen, das Geschiß des jungen der Ihnen doch gesell­­schaftlich sehr fern steht.“ Mit einer unheimlichen Ruhe stand Magda der stolzen Frau gegenüber, und kalt und schneidend antwortete sie ihr: „Sie müssen wohl sehr unglücklich sein, Frau Weichert, daß Sie sich sogar herablassen, ihre schlechte Laune an einer von ihnen so tief verachteten Arbeiterin auszuüben! Ja muß also nach ihrer Meinung durchaus die Geliebte irgend eines Mannes sein ! ? Sie halten es wohl kaum für möglich, daß ein armes Mädchen all­zugleich brav und ehrenwerth sein könne! Sie schließen von sich auf andere, Frau Wei­­cert! Weil Sie als einstige Baronesse die Geliebte eines Prinzen waren, ist Ihnen der Gedanke unerträglich, daß ein so niedrig geborenes Geschöpf wie ich seine Ehre höher hält, als Sie die Jhrige hielten !" Ein Schrei des Entsehens ertönte zugleich von Atlas und Luisens Lippen. In diesem Moment wurden die Borz­tieren auseinandergesclagen und Hugo, der das letzte gehört, trat tief bleich in den Salon. „Mein Fräulein," sagte er auf die Thürß deutend, zu Magda. „Sie haben sich wohl hierher verirrt ? Die Frau des Fabrikbesizers Weichert steht über so kleinlichen, leumderischen Anschuldigungen ! Erzählen Sie sich, bitte, wer­­in der Küche mit unserem Stubenmädc­hen so schamlose Klat­­schereien 3; es wird Ihnen Niemand dieselben glauben !" (Fortsezung folgt.) # 18 si

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