Kaschauer Zeitung, April-Juni 1901 (Jahrgang 63, nr. 39-75)

1901-04-02 / nr. 39

Bee EWR il ER BS SSS BEE SSS A EB NSN DE a a a Sr ERR ICHE zását a a in. 4 er r regt KI E tis 2 y 4 R 4252 er I gt jé R Dreiundsechzigster Jahrgang 1901 Kaschaue KASSA-EPERJESS E Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kaschau, Hauptgasse Nr. 84. Nr. 39. Kaschau, Dienstag 2. April.­­ Zeitung. Ld Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“: Für Kaschau _. ... ... ... ... ... ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig fl. 1.25 Mit Postversendung ... ... ... ... ganzjährig fl. 6.60, halbjährig fl. 3.30, vierteljährig fl. 1.65 Man pränumerirt am besten direkt und mittelst Postanweisung. Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. RTESITŐ. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Neueste Nachrichten. Ungarn, Kultusminister Dr. Julius Wlassics hat die Ber­fügung getroffen, daß für die nichtkatholiscen Seelsorger die Kongrua für das erste Quartal dieses Jahres vor den Osterfeiertagen flüssig gemacht werde. Die Anweisungen und die detaillirten Listen sind schon in den Händen der firchlichen Oberbehörden. Deutschland. Der Kaiser hielt bei Gelegenheit der Uebersiedlung des Garderegimentes Alexandra eine Rede, deren Schluß lautete: „Wenn je wieder einmal stürmische Zeiten kommen sollten, wie in 1848, als Unbotmäßigkeit und Ungehorsam ihr Haupt erhoben, würden die Grenadiere berufen sein, diese in ihre Schranken zu weisen und die unbotmäßigen frehen Bürger mit Bajonetten zu Paaren zutreiben." Der Berliner Stadtrath hielt deßhalb eine Berathung ab. Man befürchtet eine Erritirung des Gemüthszustandes des Kaisers. Holland. Der Chef des Generalstabes Generallieutenant Ko­ol wurde zum Kriegsminister ernannt. Frankreich. Am 29. v. M. wurde das Vereins­gesetz mi 303 gegen 224 Stimmen endlich angenommen und ver­­tagte sich die Kammer bis zum 14 Mai. Der Antrag Dautzons, die Erklärung der Men­­schenrechte solle in allen Schulen afficiirt werden, wurde mit 542 gegen 1 Stimme angenommen. Serbien. Von authentischer Seite verlautet, daß Präsident Krüger von der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika Die Regierung der Vereinigten Staaten Nordamerikas hat ihren Standpunkt in der Frage des russisch-chinesischen Mands<urei-Abkommens in einer Zirkularnote niedergelegt, die sie an ihre Gesandten in Berlin, Wien, Paris, London, Rom, Tokio und Petersburg richtete und welche eine Verwahrung gegen jede Territorialveränderung Chinas enthält. Transvaal.­ ­ Mit der neuen Verfassung wird auch ein neues Cabi­­net einziehen. ist welje­­ Er i­n Nordamerika die Anregung erhalten habe, in einem Rund­­schreiben an die europäischen Mächte deren I­ntervention anzurufen. Aus dem Reichstage. Am 29. v. M. ergriff im Abgeordnetenhause vor dessen Eröffnung Julius G­y­örffy das Wort und erklärte, daß er im Nationalcasino öffentlich in Gesellschaft von seinen Bedenken gegen die Adria-Tariffe in berechtigter Weise ge­­sprochen und Rakovsky, der auch dort war, ermächtigt habe, seine Aeußerungen wie immer zu bewüßen ; diese Be­­denken habe er aug in der Conferenz der liberalen Partei geäußert, aber kein Gehör gefunden. Seine That sei weder eine illegale Information Rakovsky's, noch eine Außer­­achtlassung seiner Abgeordnetenpflicht, noch seiner Parteiver­­bindlichkeiten gewesen, weshalb er gleicherweise von Rakovsky, wie vom Handelsminister die Zurücziehung ihrer diesbe­­züglichen A­ußerungen fordert. Der Handelsminister erklärt, unter solchen Umständen seine gestrigen Äußerungen nicht auf Györffy zu beziehen. Rakovsky revoci­t auf Grund der Erklärung Györfy's, daß dieser seine Mittheilungen in jüdischer Weise vorgebracht habe, ferner erklärt er, sich auf die ganze Sache, die er nicht verstehe, erst eingelassen zu haben, nachdem sie ihm Györffy erläuterte und sogar seine Notizen ihm schichtlich übergab; — er bleibt dabei, daß Györffy­s Vorgehen illoyal war. Bezüglich der Verleumdung, daß der Handelsminister­­­, der Adriaactien besige , will er den Zuträger nicht nennen und bezeichnet seine Handlungs­­weise als Rache für die der Volkspartei seit Jahren ange­­thanen Unbilder. Nach langer Debatte wird der Adria Vertrag mit 100 Stimmen­ Majorität angenommen, 292 Abgeordnete waren abhant. — Am 30. trat Franz Bessenyey auf und mel­­dete sich, das er den Abg. Rakovsky mit den Adria- Actien des Ministers Hegedüs blos auflegen lassen wollte, womit die ganze Affaire abgethan gewesen war, wenn Rakovsky zu­gestanden hätte, er habe die Nachricht von Bessengey erhalten; er wollte darüber erst Antwort geben, bis ihm der Minister gesagt haben würde, wer ihm vor 14 Tagen schon mitgetheilt habe, das Rakovsky von den Actien herumtratscht. Galary beweist, das die liberale Partei gegen die Volkspartei nie mit vergifteten Waffen kämpfte. Minister Hegedüs bedauerte, sich über die liberale­­ Partei ausgelassen und überhaupt zur Heraufbeschwörung dieser heiklen Lage beigetragen zu haben. Nach wollte Minister Wlassics eines anderen in­­diskreten Tratsches wegen von Rakovsky eine Erklärung ha­­ben, man ging aber, der Heben müde, zur Tagesordnung über. Es wurden Immunitätsangelegenheiten verhandelt und darnach das Haus bis zum 18. April vertagt. Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das II. Quartal 1901. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränummerations-Preis: Ganzj. mit Postvers, 13 Er. 20 H. für Kaschau 10 Kr.— H Halbj. » ” 6 „ 60 " ” " Viertelj. „ 8­8.175301: 2045 » Inserate finden nurbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenk­reis errungen hat . Dies­elben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gras tis und franco ein. Die p.t. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Zocal-Nachrichten. — Gottesdienstordnung der Chorwoche im Dome. Morgen Mittwo< Nahm. 4 Uhr Trauermette; Lamentationen. Gründonnerstag: Bormit. 9 Uhr Hochamt, während dessen der Clerus und die Gläubigen feierlich com­­muniziren ; Oehlweihe und Fu­ßwast­ung, vorgenommen von Se. Excellenz dem hw Bischof. Nachmittag: Trauermette, Lamentationen. Charfreitag: Vm. 9 Uhr Trauergottesdienst, feier­­liche Enthüllung und Verehrung des Kreuzes; um 10 ÚN Predigt. Nach hm. 3 Uhr Trauermette, Lamentationen. Charsamstag: Um 6 Uhr Exposition des Aller­­heiligsten ; Vm. 8 Uhr Feuerweihe, sowie Weihe der Oster­­kerze und des Taufwassers; um 9 Uhr Hochamt ; Abende 8 Uhr Auferstehung. Se. Excell, der hw. Bischof Geheimrath Dr. Sigis­mund Babics ist am Samstag in seine Residenz zurück­gekührt, en zt 10­ Feuilleton. Dämon Hold. Novelle von R. Sturm. „Nun wir fahren auch heute mit dem Dampfer nach Gardone zurück, entgegnete Elisabeth. „Da werden wir uns vielleicht auf dem Schiffe nochmals sehen. Ich freue mich, Sie so wohl zu sehen, Herr Doctor und gratuliere Ihnen auch noch nachträglich zu Ihrem Examen, das Sie, wie ich hörte, so glänzend bestanden haben, daß man glaubt, Sie werden Pathalog an der Universität H. und Assistent­ bei Geheimrath Hellmann werden. Darf man schon auch dazu gratuliren ?“ „Die ärztliche wissenschaft ist mein einziges Lebensziel geworden, und es kann sein, daß ich der Aufforderung des Geheimrathes Hellmann Folge leisten werde, wenn ich es noch lerne, meine innere Ruhe ganz wieder zu gewinnen. Die gewaltsamen Arbeiten Tag und Nacht haben mir schon ein gutes Examen und einige neue Forschungsergebnisse, in Bezug auf die Entwickklung gewisser schweren Krankheits­­erscheinungen eingebracht, aber Ruhe und Zufriedenheit habe ich noch nicht gefunden. Mag Gott geben, daß die Zeit und redliches Mühen auch meinen Kummer heilen.“ Die lezten Worte Hellmuths hatten Elisabeth in eine sichtbare Erregung gebragt und sie rang für miich danach, die rechten Worte zur Antwort zu finden. Dem scharfen Auge der Tante Dora war dieser kritische Moment in der Unterhaltung zwischen Jensen und Elisabeth nicht entgangen. Obwohl sie etwas seitwärts gestanden und nur von weitem zuinchend den Doctor Jensen auf seinen Gruß gedankt hatte, waren ihren scharfen Ohren die meisten Worte Jensens und Elisabeths doch nicht entgangen. Ener­­gisch trat sie jegt näher und sagte : „Herr Doctor, also auf dem Dampfschiffe oder in Gardone werden wir hoffentlich das Vergnügen haben, Sie normals zu sehen. Ich erlaube mir aber Sie darauf auf­­merksam zu machen, daß meine Nichte ebenfalls nervenleidend ist, und daß wir uns deshalb zu ihrer Erholung am Garda­see befinden. Wir müssen deshalb jede unnügige Erregung für meine Nichte vermeiden.“ „O, ich verstehe sie sehr gut, wert­e Frau Gronau”, erwiderte Doctor Jensen mit einem scharfen Blike auf die eifrige Dame, und mit einem seltsamen Lächeln fügte er hinzu: „ich muß es auch aussprechen, geehrte Frau Gronau, daß gegen diese Art Nervenkrankheit, an der ihre Fräulein Nicht? und ich leiden, die ärztliche Kunst noch kein Heilmittel gefunden hat, es sei denn, daß man nach dem Giftfläschc­hen greift. Ja war voriges Jahr zu Pfingsten Nahe daran, Gift zu nehmen, oder ins Irrenhaus zu kommen. Der barm­­herzige Gott hat mich vor diesem traurigen Schicsale bewahrt, und ich fand wenigstens wieder Lust zur Arbeit, und zum Weiterleben, aber meine innere Ruhe und Zufriedenheit habe ich noch nicht wieder. Nun wissen Sie Alles, Frau Gronau, denn wißbegierig waren Sie ja doch wie alle Damen in unserer Baterstadt, die so gern wissen möchten, wie es mit Hellmuth Jensen und seiner unglücklichen Liebe nach Elisa­­beth Gronaus Beziehung nun eigentlich stehe.“ Tante Dora Gronau fühlte sehr wohl den scharfen Stachel, der in Hellmuths Reden lag, aber sie war eine muthige Dame und entgegnete erhebenden Hauptes : „Herr Doctor Jensen, ich verdiene die scharfen Worte nicht, die Sie soeben sprachen. Denn ich Elisabeths Herzensneigung entgegengetreten, bin nicht hindernd Es war Elisa­­beths Vater, der Alles anders bestimmte. Das wird ihnen Elisabeth bestätigen können. Wer weiß, wie Alles anders gekommen wäre, wenn ich überhaupt von meinem Schwager, dem Commerzienrath Gronau, um Rath in dieser Angele­­genheit angegangen worden wäre. Jetzt müssen wir aber mit der Thatsache rechnen, daß Elisabeth verlobt ist und ihre Hochzeit dieses Frühjahr stattfindet." „Ja, ja, Elisabeth sagte Hellmuth finster und ist verlobt und hat bald Hochzeit“, ein düsterer Groll leuchtete un­­heimlich in seinen Augen. „Ich muß Sie verlassen, meine Damen, und es ist besser, daß wir uns nicht wiedersehen. Adieu, Frau Gronau! Leben Sie wohl, Fräulein Elisabeth ! I< wünsche Ihnen glückliche Reise und alles Gute. Adieu­­! Adieu!" Rasch ging Hellmuth davon und eilte zurück ins Hotel Bleich und zitternd stand Elisabeth da und besorgt sagte die Tante Dora zu ihr: „Beruhige Dich mein Kind, schon viele Frauen und Mädchen haben dein Loos ertragen müssen und haben auch mit Geduld und Würde­ getragen. Du wirst einen guten es edlen Mann bekommen und nach Jahr und Tag Deinem Schksal nicht mehr zürnen. Das Liebesglück ist überdies da: Trügerischste von allen, baue Dir ein Leben durch treue Pflichterfüllung.“ Elisabeth senkte traurig das Haupt bei diesen Fühlen Trostworten der Tante und schweigend schritten die beiden Damen nach der Landungsstelle. Als sie aber dort erfahren daß würde, der Dampfer erst in einer Stunde nach Gardon abfahre, so beschlossen sie noc, einen Spaziergang am Ufe des Sees zu machen. Gleichgiltig und in sich versunken ging dabei Elisabeth neben der Tante Dora her und gab auf kein der zahlreichen Bemerkungen derselben eine Antwort, sodaß diese schließlich ärgerlich sagte : muth „Aber Elisabeth, so raffe Dich doch aus Deiner Schwer in dieser herrlichen Natur auf. Wenn Du Dich hie fortwährend dem Trübsinn hingiebst, so ist dies eine wahr Sünde.“­­ Dieser Vorwurf trieb dem jungen Mädchen das Blu nach dem Kopfe. Elisabeth erröthete tief und entgegnet in Erregung : „Kannst Du mir das Rätsel lösen, liebe Tanz daß alle meine Vorsäße, meine Pflicht als Braut gegenübe meinem Bräutigam Leonhard Randow zu erfüllen, mir nicht zufrieden und glüklich machen, ja nicht einmal­ mi meine Gemüthsruhe geben. Man sagt doch sonst, daß di Pflichterfüllung ein reines, ruhiges Glück, und Du hast­e selbst vorhin gesagt, aber dieser Trost will bei mir gar nich in­ Erfüllung gehen. Sind es vielleicht gar keine wirkliche Pflichten, sondern nur Zwangsmaßregeln, die mich an meine Bräutigam binden oder steht die Liebe, wenn sie eine rein große, edle Leidenschaft kalten Pflicht und den kühlen Sitten und Geseßen." (Fortsezung folgt.) ist, über allen des Glüce: Anforderungen we Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. "Bb

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