Kaschauer Zeitung, Juli-September 1901 (Jahrgang 63, nr. 76-114)

1901-07-02 / nr. 76

Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. | Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ : Für Kaschau ... Mit Postversendung ... --- -= un un =» ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig fl. 1.25 --- = ... ganzjährig fl. 6.60, halbjährig fl. 3.30, vierteljährig fl. 1.65 Man präm­ierirt am besten direkt und mittelst Postanweisung, Kaschau, Dienstag 7. Juli. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. Einladung zur Pränumeration auf die „Raschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJES­­ERTESITÖ) für das III. Quartal 1901. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Präönumerations-Preis: Ganzj. mit Postvers. 13 Kr. 20 H. für Kaschau 10 Kr.— H Halb. „ 5­6: a Be E Viertel. , „ B­RS 500% Inserate finden uugbringendste Verbreitung, da die Kasc­hauer Zeitung in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenpreis errungen­ hat. Dies­­elben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gra­tis und franco ein. ten Die pt auswärtigen pränumeram werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst, der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Neueste Nachrichten. Ungarn. In Mako wird im August eine Industrie-Ausstellung abgehalten Die Beamtenbewegung nimmt im ganzen Lande intensiv zu. Großbrittanien. König Eduard erließ eine Proklamation, in wel­­cher er ankündigt, daß seine und der Königin Krönung im Juni nächsten Jahres stattfinden werde. Der Tag ist noch nicht bestimmt. Zugleich sett der König eine große Kommission ein, welche die Rechte jener Personen, die bei der Krönung Dienste zu leisten beanspruchen, und die mit der Krönung zusammenhängenden Gebräuche prüfen soll. Der König fügte jedoch hinzu, daß sich die Krönungs­­feier auf die gewöhnliche, in der Westminster-Abtei abgehal­­tene Feier beschränken soll. Die Kammer zog Frankreich, in der Debatte über den Entwurf betreffend die Altersversorgung der Arbeiter zwei vom De­­putirten Martin beantragte Amendements,­ wonach sich das Gesetz auch auf die landwirthschaftlichen Ar­­beiter und kleinen Meister erstrecken soll, in Erwägung. Der Vereins­geseßentwurf wurde am 28. v. M. mit 313 gegen 249 Stimmen in der vom Senat be­­schlossenen Fassung Der Konservative angenommen. Senator Admiral Cuverville richtete an den Präsidenten L­o­ub­et ein offenes Schreiben, in welchem er ihn auffordert, dem Vereinsgesetz die Sank­­tion zu verweigern. Graf Lur Salmer wurde wegen seinen monar­­chistischen Manifestationen auf 5 Jahre verbannt. Spanien. In vielen Orten kommen anlässig der Jubiläums­­prozessionen antiklerikale Demonstrationen vor; in Norena und San Juan wurden sogar die Kirchen eingeäschert ; die Regierung weiß keine andere Hilfe als­­­ die Prozessi­­onen zu verbieten! Italien. „Secolo“ berichtet aus Lugano, es sei ein Komplot entde>t worden, das die Ermordung des Königs Viktor Emanuel bezweckte Die That sollte noch im J­un­i geschehen. Bulgarien. Fürst Ferdinand wird sich im Dezember an der Spitze einer Deputation, die aus dem Minister-Präsiden­­ten, dem Präsidenten der Sobranje und dem Präsidenten des Komites „Czarbefreier“ bestehen wird, nach Petersburg begeben, um den Czar zu der im Mai 1902 stattfindenden Enthüllung des Denkmals des Czarbefreiers in Sophia einzuladen. Chile. Am 26. v. M. wurde Riesco zum Präsidenten der Republik gewählt. — Am 28. v. M. wurde im Abgeordnetenhause vor Allem das königliche Reskript über die Quotenentsc­heidung vom 1. Juli bis 30. Juni 1902 im bisherigen Ber­­zentrage (33*/,5 ,­66**/,,) vorgelesen. Rakovsky greift die Regierung an, weil die Quote höher ist als bisher. Szét erklärt, daß er die volle Verantwortlichkeit für die Entscheidung übernehme. R­átkay protestirt gegen die Quo­­tenentscheidung und wünscht das Reskript auf die Tagesord­­nung zu setzen. Der Ministerpräsident weist den Protest zurück, sich auf die gejeglichen Bestimmungen bezüglich der Quoten­­entscheidung berufend. Das Haus beschließt, das Reskript Aus dem Reichstage. Te seinerzeit auf die Tagesordnung zu legen. Ugron ergreift in persönlicher Angelegenheit das Wort. Er sagt, seine Per­­son werde künstlich in die Inkompatibilitätsdebatte gezogen. Ugron leugnet, von Delcasis Geld verlangt zu haben. Wenn Rimier’s gravirende Angaben beachtet werden, müssen auch jene Briefe Rimier's akzeptirt werden, welche zu Gun­­sten des Redners sprechen , wenn Rimler einbefennt, daß die Franzosen ganz andere Informationen von ihm als von Rimler erhielten, beweise dies, daß er kein Geld verlangt, man kann Geld zu politischen Zweden verschieden bewüßen, aber auch zum Seelenschacher, wie dies manche thun. Wenn in Ungarn pangermanische, sächsische, panslavisce und dako­­rumänische Banken gegründet werden, die vaterlandsfeindliche Tendenen verfolgen, kann es dann der Unabhängigkeitspartei verwährt werden, wenn sie ebenfalls eine Bank zu gründen versucht haben; er ist seit 1870 Franzosenfreund und fürchtet für Ungarn germanische und slavische Elemente. In Folge riesigen Lärmens auf der dicht gefüllten Gal­­lerie mußte diese Geräumt werden; nach der Pause entsteht eine Debatte über das Recht des Präsidenten zur Gallerie­­räumung. Galary, LEvay und Kol. Tipa erklären, das zu Wahlzwecken ein ausländisches Geld verwendet wurde, wie Ugron behauptete. Ministerpräsident S 3 € U erklärte betreffend der Inter­­pellationsbeantwortung über das Kossuth-Denkmal, zuerst solle das Grabdenkmal, herna< das Denkmal in der Stadt errichtet werden. Die Antwort wurde zur Kenntniß genommen. Ebenso die Antworten des Aderbau- und Justiz­­ministers auf die Interpellation Visontai's, Päd­er's, Kol. Szalay's und 3. Buzath's. Das Haus vertagte sich sodann bis zum 3. Septem­­ber und wurde der Präsident ermächtigt zum 18. August die Glühwünsche des Hauses Sr. Majestät darzubringen. ZLocal-Nachrichten. — Die Kirchweihfeste in Kavecsány und Kis-Uj­­faln wurden am 29. und 30. Juni feierlich begangen und wohnten mehrere städt. Würdenträger den kirc­hlichen Festlich­­keiten u. auch den Mahlzeiten in den gastfreundlichen Pfarren bei. — Jubiläum. Se. Hochwürden, der allgemeine Vers­ehrung und Hochachtung genießende Gouverneur des Kaschauer xk. Convictes Herr Dr. Sziard Stöhr feierte am 29. v. M. das Jubiläum seiner 40jährigen Unterrichtsthätigkeit, welches derselbe zu unser Aller größter Freude in vollster Gesundheit begehen konnte, umgeben von der Liebe seiner geistlichen und weltlichen Zeitgenossen, von der Anerkennung seiner Obtern, die in einen Gratulations-Schreiben des Hochw. Prälaten Dr. Melchior Takács ihren Ausdruck fand, welcher auch die Verdienste des Jubilars im Protokolle des Conventes verewigte. Wir, falls unsere besten die dem Gefeierten aus diesem Anlasse eben­ Wünsche für recht langes Wohlergehen darbringen, beugen uns auch vor den großen Verdiensten, Pieuilleton. Eine Begegnung. Von Fanny Türk Sie war eine Frohnatur, keine von den Unverstande­­nen. Daher kam es, daß sie mit der nicht mehr jungen, ver­­bitterten Dame ganz gut auskommen konnte. Ein hartes Wort, eine Rücsichtslosigkeit b­at ihr zwar weh, sie konnte es aber verwinden. Sie hatten die hohe Tatra nach allen Seiten hin, nach allen Regeln der Touristik durt kreuzt. Die Touristik bildete nämlich den Lebensinhalt der verbitterten Dame. Sie hatten die Heerstrasse der Ausflügler schon passirt, nun ging es weitab in die verborgenen Schluchten, wo man stundenlang wandern konnte, ohne eine menschliche Behausung zu finden. Der jungen Gesellschafterin bemächtigte sich hie und da eine geistige Abspannung. Nicht nach dem Treiben der Welt sehnte sie sich, sondern nach einem weniger ruhelosen Dasein. In der Annonce hatte es jedoch geheißen: „Eine Dame, welche die günstige Jahreszeit auf Reisen verbringt, wünscht ein anspruchloses, junges Mädchen als Gesellschafterin zu engagiren.“ Und sie hatte angenommen. Es war die alte Geschichte : man verlangte überall Wirkungszeugnisse. So lange ihre Mama­­- und dabei rannen ihr die hellen Tropfen über die Wangen­­ lebte, war sie geborgen an ihrer Seite. Da kam der Tod so plöglich und unerwartet, daß sie ganz sc­hußlos und verlassen zurückblieb, erhielt Nach vielen vergeblichen Versuchen, geknieten Hoffnun sie endlich diesen Posten. Nun hieß es aushalten und sie war ein tapferes Mädchen, eine von den Wenigen, deren Gemüth ein uner­­schöpflicher Born an Frohsinn ist. Sie waren in der Nähe der galizischen Grenze. Bei Herannahen eines Sturmes hatte sich die Dame einen Fuß verstaucht. Es gelang ihnen, ein leerstehendes Bauernhaus für einige Zeit zu miethen, wo sie schlecht und recht unter­­bracht waren. Doch mußte rasch, Hilfe herbeigeschafft wer­­den, denn der Fuß schmerzte. Aus dem Gemisch von Slo­­vatiich und Ruthenisch konnte das junge Mädchen nur soviel entnehmen, daß im Umfreife von 4 Stunden kein Arzt zu haben sei. Da war guter Rath theuer. Eine junge Bäuerin erzählte mehr mit Geberden, als mit Worten, daß seit einigen Tagen ein Herr im Dorfe wäre, „so etwas­ wie ein Doktor. Durch einige höfliche Zeilen aufgefordert, erschien der Fremde, drückte aber sein Bedauern aus, in diesem Falle keine Hilfe leisten zu können, da er kein Arzt, sondern Gymnasialprofessor sei. Da< werde er, wenn die Damen wünschen, sofort um einen Arzt schien, der bei anbrechendem Morgen — es war mitt­­lerweile Abend geworden =­ gewiß schon hier sein werde. Bis dahin könnte man es jedoch, in Ermangelung von etwas Besserem, mit kalten Umschlägen versuchen. Die Damen acceptirten das BHöfliche Anerbieten mit größtem Danke. — Wel<' liebenswürdiger alter Herr! konnte das junge Mädchen sich nicht enthalten bei seinem Hinaus­zehen auszurufen. Bei seinem Erscheinen konstatirte der Arzt eine Ent­­zündung des Fußgelenkes. Da hieß es natürlich sich in Ge­­duld fassen. Anna erwies sich in dieser Bedrängnis als wahrer Saß, als Perle einer Krankenpflegerin. — Ziehen Sie doch ein wenig den Vorhang zurück! — Nein, diese Fliegen, es ist rein zum Tollwerden! — Ich halte, die unerträgliche Hitze nicht länger aus! Die Umschläge erneuern Sie viel zu seh­en ! So ging es tagelang. Endlich trat die Besserung ein. Die Dame­­ war in versöhnlicher Reconvaleszentenstimmung. Ja sie schie sogar Aennchen hin und da auf die frische Luft. Die Zulifonne brannte heiß. Kein Lüftchen regte sich. Die Vögel Hatten vor den sengenden Strahlen der Sonne in den Baumgipfeln Zuflucht gesucht. Anna saß unweit vom Hause im Grafe. Gedankenlos stöberte sie mit dem Schirme in einem Ameisenhaufen. — Doch nicht so barbar ist mein Fräulein, Sie sind eben im Begriffe einen Staat zu zerstören. Erschre>t fuhr sie zusammen. Adh so, da stand der Professor und blichte sie mit ziemlicher Strenge an. Selbst die Brille verhinderte sie nicht, dies wahrzunehmen. Gewiß, gewiß Fräulein, haben Sie denn gar nicht überlegt, welches Unheil Sie soeben anrichteten? Schauen­­ Sie sich einmal diese Panik an! Im ersten Momente erwagt in diesen Thiecc­en blos der Selbsterhaltungstrieb, doch wie Sie sehen, kehren Sie schon zurück. Die Vernunft hat gesiegt. Sie wollen retten, was sich eben retten läßt. Die armen Th­ierc­hen ! Jetzt heißt es von vorne anfangen. Sie haben sie so­­eben um die Frucht langer, ausdauernder Arbeit gebracht. Etwas wie Troß bäumte sich in Anna gegen diese Maßregelung. Doch die Herzensgüte trug dein Sieg davon. Es war ja richtig. Sie hatte Unheil angestiftet. Wie kam es nur, dass sie niemals daran gedacht hatte, wieviel Leid durch ein derartiges Vorgehen verursacht werden konnte. Ueberhaupt war ihr hier Alles so fremd in dieser Wildniß. Ein Buch war's mit sieben Siegeln. Woran lag es? Sie hatte viel gelernt, eine moderne Erziehung ge­­nossen, und im Grunde verstand sie doch so wenig, was um sie vorging. Auch schöpft man die Liebe zur Natur nicht aus Büchern. Nur durch innigen Kontakt mit derselben lernt man sie wirklich verstehen und lieben.­­ Andächtig lauschte sie seinen Worten. Er erzählte ihr vom Thierleben, vom Nuten jedes, auch des kleinsten Wer sens, vom wunderbaren Sich ineinanderfügen der ganzen Na­­tur. Es mußte doch herrlich sein, so in ihre tiefinnersten Geheimnisse einzudringen, ihre Eigenthümlichkeiten zu be­­lauschen. Und wie sie so da saß, und zu dem Sprecher empor­­are ; | SS lá N N rn ER nn ien N ke sák - na ; En

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