Kaschauer Zeitung, April-Juni 1902 (Jahrgang 64, nr. 38-74)

1902-04-03 / nr. 38

nee — ER ni u tee I m. a — sl Meg Lena Sorge u — u a 5 71 nn ag rg? ER fe Mir " / Vierundsechzigster Jahrgang 1902. Nr. 38. EEE REES WELT ZT TRN TIZ 191 DDC 8 ag ERB Kaschauer Beilung. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. Pränumerationspreis der „Kaschauer Zeitung“ : Man pränu.werirt am besten direkt und mittelst Postanweisung. Für Kaschau ... ... Mit Postversendung ... ... ... Kaschau, Donnerstag 8. April. --- ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig fl. 1.25 ... ganzjährig fl. 6.60, halbjährig f. 3.30, vierteljährig 1. 1.65 | Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen.­ ­ Neueste Nachrichten. Ungarn. In den Feiertagen fand in Mezőtur ein Congreß der „neuorganisirten sozial-democratischen Partei“ statt; die „ungarländische sozial-de­­mocratische Partei“ tagte am 30. v. M. im Stadt­­wäldchen zu Budapest. Oesterreich. Rußland. Großbritannien. Frankreich.­ ­ Die nächste Situng des Parlaments ist am 8. d. Es wird die Einsezung eines deutschen Landsmannministers gefordert. Pientak und Rezek dürften, um die Gunst der Deutschen wiederzugewinnen, zur Demission veranlaßt werden. Der Czar erklärte, die Mandschurei nicht zu räumen, so lange nicht genügende Garantien gegeben sind, daß die Ordnung dort nicht gestört würde. Damit sei keines­­wegs die Absicht ausgesprochen, die Mandschurei zu annektiren, sondern das sei blos die Fortdauer einer Okkupation. Die Mandschurei würde dadurch nicht aufhören, einen territorialen Bestandtheil von China zu bilden. Was das Prinzip der offenen Thür anbelangt, so halte es Rußland für selbstverständlich, daß die Mand­­sc­hurei in dieser Beziehung keine andere Behandlung erfahre, wie die übrigen Theile des cinesischen Reiches. Der russische Kriegsminister hat den Offizieren des Gouvernements Warschau die Pässe abverlangt. Den Offizieren und den Mannschaften ist das Verlassen der Garnison verboten. In Moskau sind bei den jüngsten Studentenunruhen nahezu 1000 Personen verhaftet worden, unter diesen 700 Studenten und 80 Studentinen. Die übrigen Verhafteten gehören verschiedenen Ständen an. Deutschland. Die offiziösen Blätter sprechen sich sehr befriedigt über die Venediger Besprechungen aus und melden übereinstimmend, daß Bülow kein Hinderniß bezüglich der späteren Erneuerung des fand. Punktationen sind, wie von Anfang Dreibundes an angenommen wurde, in Venedig nicht unterzeichnet worden. In­­ einer am 30. v. zu Remieremont abgehaltenen Versammlung hielt Meline eine Rede, in welcher er sich Großes Aufsehen erregt eine Rede des englischen Kontre- Admirals Lord Beresford, in der er ausführte, daß die englische Flotte nicht kriegstüchtiger sei als das englische Landheer, dessen mangelhafte Organisation der Krieg in Süd­­afrika so grell beleuchtet hat. Lord Beresford verlangt durchs greifende Reformen, wenn England sein Uebergewicht zur See behaupten will, in Angriffen gegen das Ministerium Walde d- Rousseau erging und das Programm der progressistis­­chen Partei darlegte. Dieses Programm umfaßt die vollständige Gewissens- und Vereinsfreiheit, die Einschrän­­kung der Allgewalt des Parlaments, die Verwerfung des Kollektivi­smus und die Verwirklichung großer wirthschaftlicher, finanzieller, militärischer und sozialer Pläne zur Sicherung des Gedeihens des Landes. Spanien. Der spanische Republikaner Leroux erklärte einem In­­terviewer, daß die bevorstehende Krönung Alfonsols einen Wendepunkt bedeute, der die Republikaner nicht unthätig fin­­den dürfte. Er und seine Genossen werden in Paris mit ihren französischen Freunden konferiren. Der englische Konsul Italien. in Neapel, der einen für die Neapolitaner beleidigenden Reiseführer geschrieben hat, und in Folge dessen Gefahr lief, insultert zu werden, erschien auf der Präfektur, um offiziell Abbitte zu leisten, und zwar auf Anordnung des englischen Bot­­schafters in Rom, der sich zur Beilegung der Angele­­genheit nach Neapel begeben hat. Aus dem Vatican. Im­ einer am 29. v. M erschienenen Encyklika dankt der Papst der göttlichen Vorsehung, ihm ein so langes Leben geschenkt zu haben. Er erneuert noch einmal die Er­­mahnungen an die Katholiken und bedauert die Angriffe gegen die katholische Kirche, sowie die neuen Irrthümer, da­­runter jene betreffend die Ehetrennung. Der Papst gibt ein Bild der gegenwärtigen Gesellschaft, welche immer mehr der Anarchie anheim falle und fordert und dem Papst zurückzukehren, von alle Welt auf, zu Christus wo sie allein Friede und Heil erhoffen könne. Türkei. In Albanien herrschen geradezu an Anarchie grenzende Zustände. Miriditen durchziehen bewaffnet in Banden das Land und machen insbesondere die Straße zwischen Skutari und Priz­­rend unsicher. Als vor einigen Tagen die Telegraphenleitung auf dieser Linie total zerstört wurde, ward die ausgesandte Militärabtheilung einfach gefangen genommen. Die Regie­­rung war nicht im Stande, der Unruhen Herr zu werden und mußte das Militär gänzlich zurückziehen, um die Frei­­gabe der Kompagnie zu erlangen. Der Pforte wurden Vorschläge wegen temporärer Occupation Albaniens durch österr.-ung. und italienische Truppen gemacht. Die in Mazedonien wohnenden Griechen nehmen neben den Türken gegen die Bulgaren Stellung. Serbien. Arso Alavantics, serbischer Rechnungsrath in Pension, ein Bruder des wegen des Shariager Putsch­versuches verhafteten Rado Alavantics, ist dieser Tage in Wien verhaftet worden wegen Verdacht der Theilnahme an obigem Putsche Bulgarien. In Folge Drängens Oesterreichs-Ungarns und Ruß­­lands erklärte sich die Regierung bereit, obwohl die Türkei allein Schuld an den Zuständen gere Maßnahmen an der Grenze in Mazedonien trage, stren­­zu treffen . Ministerpräsi­­dent Danew ist deshalb nach Petersburg gereist. Die Sipkafeier wurde auf September vertagt, weil Fürst Ferdi­­nand zu den russischen Sommermanövern eingeladen wurde. Transvaal. Die Verhandlungen Schalkburger­s mit Steyn konnten nom nicht eröffnet werden, indem Devett und Steyn unzugängliche Stellungen einnehmen. Nordamerika. Es wurde beschloßen, den von Berlin aus proponirten Congreß der Seemächte zu beschien, der wegen Verhinde­­rung jeder Monopolisirung der drahtlosen Telegrafie ver­­handeln soll. Bezüglich der von Deutschland geübten Diffe­­rentialpolitik, meinte der Aderbauminister, daß durch ähn­­liches Vorgehen in Amerika jährlich deuts<e Waaren im Werthe mehrerer Millionen Dollars ausgeschloßen würden. China. Am 29. März kam es in der südlichen Präfektur Tschilis in Folge von Versuchen der Lokalbeamten, die Ent­­schädigungsgelder für die von den katholischen Missionaren erlittenen Verluste einzutreiben, zu Unruhen. Es heißt, daß viele Personen getödtet worden seien.­­ Dar­an Vail EB­AT re ERBE EBEN URMARETEN 530 Zocal-Nachrichten. Oeffentlicher Dank. — Das Präsidium des wohlthätigen Frauen-Vereines drückt hiemit nachgenannten edlen Mensc­henfreunden für ihre großmüthigen Osterspenden seinen verbindlichsten Dank öffent­­lich aus , u. zw.: der Dampf- und Wannenbad- Aktiengesellschaft, für 25 % zu humanen Bereinszween und dem Armen- und Waisenhause ebenfalls 25 K, der Esänger, der Ignaz Ungarschen und der „Union“-Dampfmühl-Actiengesellschaft für Ostermehle.­­­ Das Jubiläum der ungarländischen Prä­­monstratenser. Am 6 April wird in Jäps die hundertste Jahreswende der Wiedereinlegung der Prämon­­stratenser in ihre ungarländischen Bene­fizien in würdiger und feierlicher Weise be­gangen werden. Aus diesem Anlasse hat der gelehrte Bischof von Kaschau Se, Excellenz Geheimrath Dr. Sigmuur Bubics, einen schwungvollen und äußerst lehrreiche­­n­ Sana ... — Jieuilleton. Die sowarze Schaar. — Roman, nach dem Französischen von — Ludwig Wechsler. (44. $ortl.) Nachdruck verboten. II. „Meine Befürchtung war also nur zu begründet“, sagte Patri> ein wenig besorgt, nachdem er den Brief zu Ende gelesen. „Man hat uns, Bidache und mich, offenbar verfolgt ; man kennt unsere Beziehungen zu ihnen und uns­ser Erscheinen in der Spekunfe der Polonceau-Straße hat die Nichtswürdigen alarmiert. Seit drei Tagen sehe ihh ununs­terbrochen einen Menschen Hinter mir her, der sehr wenig vertrauenerwecend aussteht und mir nicht von den Fersen weicht. „Sie, fügte er hinzu, indem er an das Fenster trat auch jetzt figt er unten auf einer Bank, um auf den Mom­ment zu warten da ich das Haus verlasse. Alle Wetter ! Sollte er mir abermals nachschleichen, so drehe ich mich um und zerschlage ihm die Knochen im Leibe " Ich ließ Sie zu mir rufen, um Sie zu bitten, Sie mögen nach Clamart gehen und Herrn Bidalie von dieser neuesten“ Wendung unserer Angelegenheit in Kenntniß regen. Mich wird Nichts und Niemand in dem begonnenen Werke aufhalten," fügte das junge Mädchen mit wilder Energie hinzu, „allein Sie sollen sich um meinetwillen keinen neuer­­lichen Gefahren ausfegen. — Vielleicht wäre es besser, der Polizei die weitere Verfolgung dieser gefährlichen Uebelthä­­ter zu überlassen.“ „Meinen Sie das im Ernst, mein Fräulein ?" fragte Patrix vorwurfsvollen Tones. „Bedenken Sie denn nicht, daß es uns sehr schwer fallen müßte, seht, nach alledem, was wir schon gethan und wir dem Ziele vielleicht näher sind, als wir selbst glauben, angesichts dieser namenlosen Drohung zurückzumeid­en, die vielleicht nur den Schrecens­­ruf eines Verbrecher bildet, der sich beunruhigt und verfolgt sieht ?" Er trat noch näher zu ihr und fuhr nach einer kur­­zen Pause fort: Haben Sie denn noch immer nicht erkannt, mein Fräulein, daß jeder Tropfen Blut in meinen Adern Ihnen gehört, daß ich mich Ihnen mit Leib und Seele zu eigen gegeben habe, — daß ich Sie liebe, mit einem Wort, daß in Sie anbete ?“ „Herr O'Reddy —," stammelte Johanna sehr verwirrt und den Blick senkend. ; ő „Ja, seit dem Tage, da ich Sie zum ersten Male erblidte — Sie erinnern sich wohl nur des Tages, da Sie zu mir kamen, um mich zu bitten, nachsichtig und barmher­­zig gegen das Andenken Ihres armen Vaters zu sein — sei diesem Tage habe ich bereits gefühlt, daß ich voll und ganz der ihrige sei. Und als ich dann sah, daß Sie schön wie eine Göttin und muthig wie eine Heldin, sich mit bewunde­­rungswürdiger Fassung in die Armuth fanden und zu jedem Opfer bereit, allen Gefahren­­ zu tropen entschloßen waren, nur um die sich freiwillig gestellte hochherzige Mission erfüllen zu könnnen, da weihte ich mich mit einer wahren Anbetung ihren Diensten . Sie sind die Frau, die ich mir stets erträumt habe, zärtlich und hingebend, stolz und muthig. Nur ein Wort, mein Fräulein, und Sie machen mich zum Glück­­lichsten aller Sterblichen. =­ Gestatten Sie mir zu hoffen, daß Sie eines Tages Ihre Hand in erlauben werden, Sie anzubeten, die meinige legen und mir so lange ich lebe.“ „Hier ist meine Hand," sagte Johanna mit einer Ge­­berde zärtlicher Hingabe. „Sie gehört Ihnen, mein Freund, mein Vertheidiger und Beschüßer.“­ Er warf sich ihr zu Füßen und bededte die ihm dar­­gereichte se öne Hand mit heißen­ Küßen. „Stehen Sie auf,“ bat sie mit ernster Stimme, „und fahren Sie in dem begonnenen Werke fort, da das ihr Wunsch ist. Ich bin stolz darauf, daß ich eine derartige Hin­­gebung einzuflößen vermochte, mein Herz und meine Gedan­­ken werden Sie stets begleiten, Patrix, denn“ =­ fügte sie leiser hinzu, „auch ich liebe Sie." VL und, als Bidache war nicht zu Hause. Seine Mutter sagte Bat­er in Clamart bei ihr vorsprach, daß er schon seit zwei Tagen abwesend sei. Sie hatte Tags vorher eine Depesche von ihm erhalten, in welcher er sie benachrichtigte, daß er nit nach Hause kommen werde. Diese Enttäuschung ärgerte Patrix einiger­maßen. Er fühlte, daß es unbedingt nothwendig sei, Bidach von dem Drohbrief, den Johanna erhalten, in Kenntniß zu sehen, um sich mit ihm über die weiter zu unternehmenden Schritte zu einigen. Er kehrte nach Paris zurück, nachdem sei bei der alten Frau Bidache gelassen, Adam möge ihn ein paar Zeilen des Inhalts zurück­­ohne Zeitverlust aufsuchen, sobald er nach Hause gekommen TELE wi . Seit seinem letzten Besuche, den Lacedat abgestattet, das heißt seit ungefähr­­ 15 bei Johanna acht Tagen, hatte er seine Zeit nicht verloren. Er hatte die Absicht, den Büffel unter irgend­einem Vorwande verhaften zu lassen, um, wenn möglich, einige Aufklärungen von ihm zu erhalten Trunkenheit oder T­einahme an irgend­einem Diebstahl sollten den er­forderlichen Vorwand liefern. Allein der Büffel war in dem Gasthofe, wo ihn Bidache verschwinden gesehen, nicht mehr gesehen worden, so wenig wie in der Spelunke des alten Jorre, und es vergingen einige Tage, bis sich eine neue Spur entdecen ließ. Bidache beschäftigte sich zu gleicher Zeit mit den Vor­­kommnissen in der Taitbout- und der­ Provence-Straße. Das in der leiteren verübte Verbrechen begann ganz Paris zu interessiren Der Faullenzer war dem Gerichtshofe ausgeliefert worden und auch vor den Richtern hatte sich seine zynische, freche Haltung keinen Augenblic verleugnet. Er verweigerte nach wie vor jegliche Auskunft darüber, ob er Mitschuldige habe, und weigerte sich hartnäckig, seinen Namen zu nennen.­­ Die Polizei hatte sich ganz vergebens bemüht, seine Identität festzustellen. Man hatte seine Photographie sämmtlichen Gefängnißbehörden im Lande zugeschi>t ; allein das Geheimniß, welches ihn umgab, konnte nicht geleichtet werden. (Forts. folgt.) ' SES KE ar

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