Kaschauer Zeitung, Juli-September 1902 (Jahrgang 64, nr. 75-112)

1902-07-01 / nr. 75

ns Kaschau, Dienstag 4. Juli. Vierundsechzigster Ka Jahrgang 1902. Nr. 75. schauer Zeilung. * Erscheint jeden Pränumera­tionspreis der „Kaschauer Zeitung“: Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. Dienstag, Donnerstag und Samstag. Für Kaschau ... ... -.- =... _, ganzjährig fl. 5.—, halbjährig N 2.50, vierteljährig N. 1.25 Redaction und Expeditions-Bureau : Mit Postversendung ... ... ... --- ganzjährig fl. 6.60, halbjährig fl. 3.30, vierteljährig fl. 1.65 ; BESTE 225.2 MIE SAK ION] Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. Man prämn­nerirt am besten direkt und mittelst Postanweisung. aufgenommen. .KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Einladung zur Pränumeration auf die „KR Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das III. Quartal 1902. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränumerations-Preis: Ganzj. mit Postvers, 13 Kr. 20 H. für Kaschau 10 Kr.— H. Halbj. ” » 6 " 60 " „ » 5 \ SERBERAGT | Viertelj. „ Bin in psszt öreget 00 Az Inserate finden nußbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kaschau fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat ; die­­selben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen g­r­az tis und franco ein. Die pt. auswärtigen Bränumeran­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“.­­ Neueste Nachrichten. Die Dreibundsache wurden am 28. in Berlin von den ae Deutsclands, Oesterreichs und Italiens unter­zeichnet.­­ Ungarn. In Großwardein fanden am 28. große Demonstra­­tionen mit Zodelzug, den man dem Journalisten Halaß brachte,­­welcher, weil er j. 3. beim „Gott erhalte“ den Hut aufbehielt, vom Res.-Off.-Stellv. zum Infanteristen degradirt wurde), gegen die gemeinsame Armee statt, welche die ganze Bevölkerung sehr erregten. In parlamentarischen Kreisen ist wiederholt die Frage einer Reform der Budgetberathung in Erwägung gezogen worden, damit die Budgetdebatte in Zukunft nicht so lange dauere. „Narodni Listy“ melden nun, man denke Oesterreich. Die „Wiener Abendpost“ ist zu der Erklärung ermäch­­tigt, daß die Mittheilung über die Absicht, einige Handels­verträge und Konventionen mit 31. Dezember zu kündigen, nicht von Seite der Regierung in die Oeffent­­lichkeit gebracht wurde. In Moux wurde Frankreich­ ein Individuum verhaftet, das sich Lergy nannte. Der Mann steht unter dem Verdachte der Spionage Man vermuthet in ihm einen deutschen Offi­­zier, der richtig Lattorf heißen soll. Er hat versucht, sich eine Kugel eines neuen, geheim gehaltenen Modells zu verschaffen. Schweiz. Der Staatsrath beschloß am 28. v. M. die Ausweisung des früheren türkischen Generalkonsuls Baron Richthofen. Türkei. Die Weihe Firmilian­s hat am 28. im Kloster Scalotti bei Dedcagatsch stattgefunden. Jari Miriditen haben die Verbindung zwischen ST u­­und Pinzrend zerstört. Der Gouverneur hat ihnen Truppen und Gefchüge entgegengesendet, doch ist es bisher zu keinem Zusammenstoße gekommen. Philippinen. Allen politischen Gefangenen wurde Amnestie ertheilt. Caracas. Die Aufständischen haben am 26. Coro genommen. Der Vizepräsident der Republik und die gesammte Streitmacht der Regierung mit fünf Kanonen fielen in ihre Hände. Von­­ Osten her rügt General Matos gegen die Hauptstadt an, die er in etwa 14 Tagen erreichen dürfte, revolutionären Banden umgeben­, daran, die Spezialdebatte im Ausschusse zu beseitigen. Ueber­­dies werde geplant, die Diäten und die Reisegelder der Abgeordneten in ein fixes Jahrespaus­ale umzuwandeln, das, wie verlautet, 7000 K betragen soll. Schweden. Nachdem sämmtliche Mitglieder des Ministeriums dem König ihre Portefeuilles zur Verfügung stellten, ersuchte der König den ehemaligen Premierminister Bostroeem, den Posten eines Premierministers zu übernehmen. Bostroeem willigte ein. Die jenigen Minister bleiben bis zur Ernennung des neuen Ministeriums im Amte. Großbritannien. Gegenüber den optimistisch lautenden ärztlichen Bulle­­tins haben wir allen Grund zu der Annahme, daß man in der Umgebung des Königs Edward nicht an die Mög­­lichkeit einer Heilung glaubt. Wie wir nämlich aus allerbester Quelle erfahren, hat die englische Regierung bereits Vorkehrungen für den Fall des Ablebens des Königs getroffen. Wir können zwei Pariser Häuser anführen, bei denen bereits Trauertoiletten für die königlichen Prinzessinen und für die Hofdamen bestellt worden sind. China. Am 27. v. M. sind die Gebäude der englischen und­­ amerikanischen Mission in Tienfushao von einem Volks­haufen zerstört worden. Ein Missionar, dessen Name und Nationalität nicht gemeldet wird, sei ermordet worden. Es erging ein Edikt, welches die Ortsobrigkeit ihres Ranges entsetzt und die Ausrottung der Rädelsführer anordnet. Mehrere der­­selben sollen enthauptet worden sein. Der Korrespondent des „Reuter'schen Bureaus“ fügt hinzu, es scheine sich um einen gegen die Eintreibung der Steuern für die Kriegsentschädigung gerichteten Aufstand zu handeln, ähnlich den Aufständen in verschiedenen anderen Theilen des Reiches. Caracas ist von (8.) Hocal-Rachrichken. Für den Feuerwehr- und Retterverein spendete anlässig des Volksfestes Herr Michael Halytó junior 2 K, wofür im Namen des betheilten Vereins bestens gedankt wird. — Zur Tombola des Volksfestes am 29. d. spen­­dete non Herr W. Breuer 11 St., Frau Em. von Darvas 15, Ernst Binder 7, H. Frank­et Söhne 40, Kuhlmann's Nachf. 6, Adolf Megay 5, H. Jellinek 9, Frau Gustav Schirger 12, Frau Ant. Eschwig 5, Alex. Novelly 2, Frau Leganyi 1, Hauptm. Hoff­mann 2, Eugen Mandl 10, Mich. Putanko 12, Ernst Hens< 12, Leopold Molnár 20, Zimmermann 1, Johann Quirsfeld 1, Frl Manczi Rezeptury 5 sehr sc­höne Bilder in Del gemalt, Dominik Vizy 6 St. Personalien. — Unser Reichstagsabgeordnete Herr Akusius von Beöthy hat auf die von Dr. Bela Szauberer per Brieftaubenpost am 22. d. gesendete Begrüßung: „Auf Taubenflügeln begrüßen die alten treuen Wähler ihren Ab­­geordneten !" folgendes Schreiben gesendet : Lieber Freund ! It bin wirklich sehr gerührt über die freundliche und geistreiche Erinnerung, welche ich glückig erhalten habe. Bitte auch den übrigen Herren, die daran Theil nahmen, meinen Dank auszudrücken. Mit Freund Stekker sind wir übereingekommen, daß ich im Laufe des September Euch besuche. Also­­ auf Wiedersehen ! Budapest, 24. Juni 1902. Wahrer Verehrer Akusius Beöthy. -- Herr Universitäts-Professor Dr. Eugen Klupathy hat auf der Reise nach Rankfüred in Kaschau kurzen Aufent­­halt genommen. — Abdankung. Der Eperjeser Stadthauptmann Bela Sándor hat abgedanft und wird dessen Stelle am 8. d. besetzt werden. Stenilleton. Entlarvt. Novelle von B. Herrforn. Nachdru> verboten. „Auch mir hängt es wie Blei an den Füßen, und auf dem Herzen liegt es mir rentnerschwer," klagte Marie, brach in einen Strom von Thränen aus und warf sich der Mutter mit den Worten an den Hals: „Wenn ich doch sterben könnte ! So fühle mich so unglüclich und die Zukunft liegt grauen­­voll vor mir.“ „Verzage nicht, mein Kind,“ sagte die blasse Frau, während sie die Tochter zärtlich umfing. Plößlich fuhren sie auseinander. Man hatte leise an's Fenster geklopft. Er­­ich recht, verwirrt sank Marie in den nächsten Stuhl, während ihre Mutter den Vorhang vom Fenster hob, um nachzu­­sehen, was es gäbe. Der Mond war hinter dem dunkeln Gewölk hervorgetreten und leuchtete ins Fenster und gerade dem vor demselben stehenden Oberinspector Guttmann in­s Gesicht, so daß Frau Kaltenborn ihn sofort erkannte und­­ auch bemerkte, daß er in großer Aufregung war, denn er wischte sich wiederholt den Schweiß von der Stirn und­ athmete schwer. „Herr Guttmann, Sie find es!“ rief Frau Kaltenborn. „Was bringen Sie uns noch so spät? Nachricht von Alfred ?“ „a.“ sagte er. „Möchten Sie mich, bitte, einlassen und anhören, troß der späten Stunde, denn morgen würde sie die Nachricht sicher unvorbereitet treffen. Und Sie wie Fräulein Marie bedürfen ja so sehr der Schonung. „Kommen Sie, lieber Herr Guttmann, ich schließe die Thür auf.“ „Besten Dank, gnädige Frau.“ Frau Kaltenborn war es bei dem Anbli> des in das Zimmer tretenden Inspectors, als hätte sie sehr einen Schuß in ihrer Angst und Beklommenheit, sie reichte ihm die Hand und nöthigte ihn Platz zu nehmen. Guttmann ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen, dann sagte er mit tiefem Seufzer : „Leider muß ich der Ueberbringer einer schmerzlichen Nachricht sein. Der Sti>­­fals Schlag, der Sie „Alfred! Was trifft, verursacht auch mir tiefen Schmerz." ist ihm geschehen ?“ trug Marie ber troffen. „Haben Sie ihn gefunden 7" Guttmann nichte und sagte traurig: „Ich fand ihn mit dem Gesicht auf der Erde, tief in einem Gebüsch, ein Schuß war ihm in den Hals gedrungen.“ — „Er ist todt?” schrien die beiden Frauen entsetzt auf. Ihr ganzer, großer Schmerz klang in dieser schreilichen Frage aus. Guttmann nichte wiederum trübselig, während ihm die Thränen über die Wangen rollten. „Es thut mir so leid, der Ueberbringer dieser so somerzlichen Nachricht sein zu müssen, aber ich wollte, Sie sollten es erfahren, bevor mor­gen alle Welt davon spricht, und das Gericht sich der Sache annimmt.“ „Barmherziger Himmel, wir haben unseren einzigen Sohn verloren,“ jammerte Frau Kaltenborn und sank schluch­­zend in die Knie, während nun Marie und Guttmann die Mutter zu trösten suchten. Die drei Personen saßen noch lange in tiefem Schmerze beieinander und sprachen noch dieses und jenes, was den unglücklichen Alfred betraf. Dann trennten sie sich, aber kei­­nes von ihnen fand in dieser Nacht Ruhe und Schlaf, denn der Kummer hielt Wacht an ihrer Lagerstätte. Am­ nächsten Morgen fluthete die Nachricht von der Ermordung des Erben von Löwenfelde durch Land und Stadt. Man gab diesen Vermuthungen über das Unglück Raum und sprach allerlei. Es war bekannt, daß die russischen Grenzwächer besonders instruk­t­ waren, auf die Schmuggler ein scharfes Auge zu haben, da war es leicht möglich, daß eine ihrer Kugeln den des Nachts an den schreitenden jungen Kaltenborn getroffen hatte. Grenze dahin- Es war dies die erklärlichste Art, für das traurige Ereigniß, denn Alfred Kaltenborn hatte in der Umgegend keine Feinde, besonders da er sich selten lange in Löwenfelde aufgehalten und Niemanden etwas zu Leide gethan hatte. Mit dieser Erklärung konnte man sich aber nicht be­­ruhigen, denn es kam immer nor Mord oder Raubmord bei dem Tode Alfred Kaltenborns in Frage. Das Gericht hatte sich, wie schon berichtet wurde, der Angelegenheit be­­mächtigt und die Kommission den ganzen Thatbestand zu Protokoll genommen. Der Schuß hatte, wie festgestellt worden war, den jungen Mann auf den Hinterhalt und aus ge­­ringer Entfernung erreicht, und wie Fußspuren ergaben, war die Leiche dann in das Gebüsch geschleift worden. Das zeigten die Gras- und Schmupflede an den Kleidern des Todten, sowie die niedergedrühte Grasfläche. Herr Kaltenborn hatte in tiefem, stummen Schmerze den Todten als seinen Sohn dem Gerichte gegenüber rekognoscirt und die Leiche zur Beerdigung in Empfang ge­­nommen. Noch bevor das Begräbniß Alfreds stattfand, war der Untersuchungsrichter zu einem Verhör mit Guttmann geschritten, da es sich durch das Zeugniß einer Waschfrau herausgestellt hatte, daß das bei der Leiche gefundene Ta­­schentuch dem Oberinspector gehörte. Guttmann war wie vom Bliß getroffen, als er sein Alibi feststellen und nachweisen sollte, wo er zu der betreffen­­den Zeit gewesen sei. Er konnte unmöglich sagen, daß er um jene Zeit mit der Braut des Herrn Lothar Kozmar von Weltenegg eine Zusammenkunft hatte, um Abschied für immer zu nehmen. So kam es, daß er in dem Verhöre zu stottern bes­­ang. Er wurde sehr erregt, der Schweiß trat ihm aus allen Poren, vor Angst man könne ihn wirklich der Thäterschaft bei dem Morde zeihen. Außerdem geschah es, daß er sich bei den vielen Kreuz- und Querfragen häufig widersprach und dem Richter schließlich nichts weiter übrig blieb, als Guttmann in das Gefängniß zur Untersuchungshaft abführen­­ lassen. "Mit Windeseile verbreitete sich die Kunde von Gutt­­manns Verhaftung. Marie erschra& zu Tode bei dieser Nachricht, dennoch zweifelte sie keinen Augenblic an seiner Unsc­huld. Hatte der Inspector auch die Leiche berührt und dabei sein Taschentuch verloren, so konnte dies doch noch­­ ? ZF

Next