Kaschauer Zeitung, April-Juni 1903 (Jahrgang 65, nr. 38-73)

1903-04-02 / nr. 38

, - - Fünfundsechzigster J­ahrgang. Dienstag, Donnerstag und Samstag. Recaction und Expeditions-Burean : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. | KASSA für loco mit Zustellung in's Haus für das Inland mit Postversendungen ganzjährig K 10.—, halbjährig K 5,--, vierteljährig K 2.50 „ s TÖKÖS E 7, » 6.60, Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 h. berechnet. 5­1,2% Inserate werden in ungarischer u. in deutscher Sprache aufgenommen. _ | Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das II. Quartal 1903. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränummerations-Preis: an ‚mit Postvers, 13 Kr.20H, für Kassa 10 Kr.— H. ). ” » 6 „ 60 Mt. ” 5 a! Viertels, „ 2 pe Kripo Inserate finden nugbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kassa fast in jedem Hause und in gan­­des ist esén bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat; die­­selben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg.­­ Probe-Nummern senden wir auf Verlangen g­r­a­­tis und franco ein. Die p.t. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“.­ ­ Neueste Nachrichten. Ungarn. In Croatien verbreitet sich der Aufruhr auch in der ländlichen Bevölkerung ; in Agram­ wurde so am 29. v. M. gegen ungarische und deutsche Aufschriften und Embleme gewütdet. Viele, darunter auch Abgeordnete wurden verh­haftet, resp. der Staatsanwaltschaft angezeigt, Versammlun­­­­gen untersagt, die oppositionellen Blätter consiszirt, den Stu­denten alle Landesbenefizien genommen, selbst die Schulgeld­­"Befreiung sistirt. absolut nicht nach Die Regierung gibt dem Drude der Gasse und wurden die abgenommenen Schilder 2c. wieder restituirt und jede nachgieb Maßregel eingestellt. "Am Montag und Dienstag war Ruhe. a: Te ­­schließen. Die Bevölkerung der Gegend zwischen Fez und der algerischen Grenze befindet sich im Aufstande gegen den Sultan. Die Notabeln der Stämme der Rifskabilen sind in Mazuga versammelt, um über ihre Haltung zu be­­Die Mehrheit derselben scheint auf Seite des­­ Prätendenten zu stehen. Den lezten Nachrichten zufolge soll­­ der Oheim des Sultans in Ham­za von Anhängern des Prätendenten eingeschlossen sein. Oesterreich. Im Ausgleichs-Ausschusse wird die Generaldebatte über die Ausgleichsvorlagen nach einer Vereinbarung der Parteien jedenfalls vor den Osterferien abgeschhlossen wer­den. Die Spezialdebatte beginnt nach Ostern, und zwar in der Reihenfolge, daß zunächst das Zoll- und Handels­­bündniß, dann die Steuergehege, hierauf der Komplex der Bank- und BValutagesete zum Referate kommen. Die Lage in Ungarn wird nach den im Abgeordnetenhause herr­­schenden Dispositionen auf das Fortschreiten der Berathung der­ Ausgleichsvorlagen keinen retardirenden Einfluß nehmen. Deutschland. Die Reichstagswahlen sollen am 16. Juni stattfinden. Frankreich. Minister-Präsident Combes bleibt auf Veranlassung der radikalen Parteien falls die Durchführung in Paris, um Maßnahmen zu treffen, des Kongregationsgefeges Schwierigkeiten hervorrufen sollte. Nicaragua. Im Departement Chontales ist eine Revolution ausgebrochen. Die Aufständisc­hen haben die beiden Dampfer auf dem Nicaraguasee genommen, die Verbindung mit dem Atlantischen Ozean abgeschnitten“ und sind in das Departement Granada eingedrungen. Die Lage ist ernst. Die Revolution wird von auswärts unterfrügt. Die Ver­bindung nach dem Stillen Ozean erscheint durch den dro­­henden Einfall nach Leon gefährdet. Die Regierung hebt starke Tr­uppenmassen aus und hat die Aufnahme einer Zwangsanleihe im Betrage von einer Million Pesos verfügt. China. Ein cinesischer Militärbeamter, der aus dem Innern des Landes in Kanton eingetroffen ist, berichtet, daß die Provinz Kwangsi und ein Theil der Provinz Kwangsu von Aufständisch­en bedrängt werden, die gegen 100.000 Mann stark, größtentheils aus entlassenen Soldaten und Räubern bestehen und gut bewaffnet sind. Türkei. In Konstantinopel wurde das Haus des früheren Großwezirs Dait Pas <a von Polizei umstellt und über ihn der strengste Hausarrest verhängt; nicht einmal der Besuch der Moschee wird ihm gestattet. Die Motive dieser Maßnahme sind in mysteriöses Dunkel gehüllt. Bulgarien. Die Mission Geschow ist gescheitert ; der Fürst betraute Danew mit der Cabinetbildung. Sawow soll Kriegs­­minister werden. Griechenland. Kriegsminister Skuz­e 8 demissionirte. Marokko. Aus dem Reichstage. — Am 30. v. M. brachte der Finanzminister den Gei.-Entw. über eine neuerliche viermonatliche Indemnität ein und wurde derselbe Groß des Protestes des Bela Ba­rabas an den Finanzausschuß geleitet. ] — Gegen die Wehrvorlagen sprach Zoltán Lengyel durch fünfthalb Stunden bis zum Schluß der Sigung. Wäh­­rend der Zeit mußte des Weiteren die hausordnungs­mäßig nothwendige Anzahl von 40 Abgeordneten zusammenberufen werden. Am 31. v. M. unterbreitete der Finanzminister die Vorlagen über die Aufnahme der Baarzahlungen; dann sprach vor der Tages­ordnung Nic. Poz8gay, der seine jüngst eingebrachte Interpellation zurückzog, dann Rát­­kay, der sich über Unregelmäßigkeiten in der gestrigen Finanz- Ausschulfigung beklagte, was der Finanzminister widerlegte. Rakovsky und Szederkenyi sprachen zur Haus­­ordnung. Zur Wehrvorlage sprachen: Ch 4volsky, der gegen die Soldatessa wetterte und für das selbstständige nationale Heer eintrat, und Pichler, der die Obstruction für berech­­tigt erklärte, welche auch im Lande gebilligt werde, was die vielen Deputationen bezeugen, welche Graf Apponyi täglich empfange. Er brachte einen Beschlußantrag ein (den 67.), mwornach der Gesetzentwurf zurücgezogen und statt­dessen eine Vorlage über die Contingentirung des Kriegs- und Friedens­­­­standes der Armee und der Marine eingebracht werden solle. 1 TETTE Ben­­­ ­­­­ jam­in „„(3.) “ Feuilleton. Dunkle Lebenswege. Roman von E. Eiben. Nachdruch verboten. „Zu nichts, zu gar nichts, mein Freund,“ antwortete der Freiherr cgnist. „Ich denke nur, die böse Fee ver­­dient Strafe. Dodd — Du mußt ja selbst am besten wissen, was Du zu thun hast. Ja mache Dich nur darauf auf­­merksam, daß Du über und über verschuldet bist. Auch ich habe noch eine bedeutende Forderung an Dig und — . brauche dringend Geld. Einige Wochen magst Du Gläubiger not hinhalten, länger nicht; dann bist Du Deine ver­­loren und kannst bei Deinen Bekannten reihe um betteln gehen, wenn Du nicht vorziehen solltest, Dir eine Kugel „durch­­ den Kopf zu schießen !“ „Das weiß ich,“ sagte der Graf dumpf. „Es ist im­­ Grunde genommen eine Kleinigkeit, die Bevölkerungsziffer um eine Seele zu vermindern," hörte er­ wieder den Versucher reden, „nur ist es ein Unterschied, ob es meine eigene oder die Seele einer fremden Person ist, namentlich wenn diese ein so hübsches Erbe hinterläßt und, nebenbei gesagt, so handelte, wie ich denke! Da noch Gewissensskrupel empfinden,­­ist Kinderei oder Dummheit. Jrisch, gewagt ist halb gewonnen und — der Zauberspruch der Fee ist nicht sc­hwer zu erlernen.“ Der Graf saß in sich selbst versunken mit zusammen­­­­­­gezogenen Brauen und gerunzelter Stirn da, die Arme über dber Brust gekreuzt, ohne ein Wort zu erwidern. „Wie hübsch wäre es, wenn sich das heute aufgetretene "Unwohlsein Deiner schönen "Cousine auf einige Wochen­ auss­dehnen und „allmählich verschlimmern“ sollte," fuhr der herr spottend fort. „Es sollte mir um die «Schönheit Frei­­-auf-­­richtig“ leid thun, wenn sie so früh — verwelken müßte. Doch wir würden uns zu trösten wissen. Auf Wieder­sehen.“ Eine leichte Verbeugung gegen den Grafen und der Freiherr verließ ihn. „Wenn der Graf meine Ideen zu verwirklichen weiß,“ sprach er zu sich, „so ist uns Beiden geholfen. Er ahnt nicht, daß ich in einer noch übleren Lage stehe als er und schon lange keinen Pfennig mein eigen nennen kann. Die Schulden wachsen mir über den Kopf. Sollte die gute Gräfin Alma ihre Himmelfahrt antreten, müßte er mit mir, als dem Urheber seiner That, die Millionen theilen. Daran denkt er Er wandte in seinem Gedankenstrudel aber schwerlich.“ sich einem Kreise von Damen zu und seine Lippen flossen über von Schmeicheleien und süßlichen Phrasen. Er war ein Kenner des weiblichen Herzens und wußte, wo er mit solchen Worten Anklang fand. — Graf Mansfeld blieb lange, in düsteren Gedanken versunken, in dem Kabinet figen. Sein guter Engel stritt mit dem bösen um den Sieg... . Endlich erhob er ihh. Ein fester Entschluß sprach aus seinen Zügen, dämonisches Feuer birgte aus seinen Augen. „Weber einen Grabe­nhügel zum Glüh wie sie!“ mur­­melten seine bleichen Lippen. Er verließ das Haus. Auf dunklem Wege wollte er zu seinem Ziele gelangen. 2. Ein merkwürdiger­ Diener. Der Freiherr von Leo war ein gewissenloser Abenteurer. Man hielt ihn aber für einem Krösus, der die Goldftüde, die er mit vollen a ausgiebt, nicht zu zählen nöthig bat. Es war die höchste Zeit, daß er wieder seine füllte; darin war eine bedenkliche Ebbe eingetreten und Kasse die Fluth der Schulden schwoll immer mehr an. Freilich, Wu­­cherer verstehen, die­ Kunst, ein Goldftück, das sie ausgeliehen haben, zehnfach vervielfältigt zurür zu erhalten. Er lag nachlässig ausgestrebt in seiner Junggesellen­­wohnung auf einem Sopha und überdachte seine kritische Lage. „Wenn ich nur meine Freiheit an ein Weib, das ein paar Millionen Nadelgeld mitbrächte, verkaufen könnte," murmelte er, „doc das geht so schnell nicht ; gut Ding will Weile haben und bis dahin muß ich leben und darf keinen Zweifel an meiner Zahlungsfähigkeit aufkommen lassen. Woher Geld nehmen und nicht stehlen ?“ Da Ein teuflischer Gedanke durchblößte sein Hirn. Wie elektrisirt sprang er auf mit dem Ausruf: „Warum in die Ferne schweifen ? Sieh’, das Gute liegt so nah’." Er durchmaß mit langen Schritten das Zimmer und überlegte. Der Ausbruch seiner Mienen wurde immer ver­friedener, ein schlaues Lächeln umspielte seinen Mund. Er klingelte. Ein merkwürdiger Diener erschien — ein Zwerg. Man hätte ihn für einen im Wachsthum zurückge­­bliebenen Knaben halten können,­­wenn­ die­ Runzeln und Falten des welken Gesichts mit den stehenden Schielaugen dem nicht widersprochen hätten. Er blieb in komischer Haltung an der Thür stehen, die „Befehle seines Herrn er­­wartend. „Gnom, was giebt's Neues ?“ . „Der Bankier Cohn war hier ." „Und Du Hast ihn nicht die Treppe hinuntergeworfen ?" brauste der Freiherr auf. „Freilich . Er sprach seinen Gedanken nicht in Worten, sondern war in Bliden aus, die mitleidig und verächtlich zugleich auf dem so wachen Knirps ruhten. Diesem zumathen, er solle den di>en, runden Bankier, der mindestens zwei Centner wog, die Treppe hinunterwerfen, kam ihm selbst komisch­­ vor und er brach darüber in ein lautes Lachen aus. Der Zwerg schien nicht sonderlich „erbaut davon zu sein, denn die Schielaugen wetterleuchteten über das braun­­narbige Gesicht und die Nüstern der wulstigen Nase zuchten wie in unterdrü>ter Wand bei jedem Athemzuge.­­ Der Freiherr bemerkte es und seine Heiterkeit wurde dadurch nur noch mehr gereizt. „Sei nicht böse, Gnom," sagte­ er begütigend, „daß Du nicht Riese und Adonis in einer Person bist. Ich Dir, Keiner wäre so würdig wie Du, es zu sein. — versichere Was wollte der Bankier ?" (Fortsezung folgt:)­­­­­­ f Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. Publikum zu verständigen, dass ich mein Tischler und Ich habe die Ehre ein p. t. Tapezierer Möbelgeschäft von Budapest nach Kaschau, Hauptgasse Nr. 6, vis ä-vns Hotel Schalkhäz, verlegt habe. Bevor Sie Möbel kaufen, besichtigen Sie erst in Ihrem eigenen Interesse mein Möbel-Geschäft, wo Sie die feinsten Möbel, zu auf­­fallend billigen Preisen, kaufen können. So auch halte ich in separirten Lager com­­plette Küchen- und Vorzimmer-Möbel-Einrichtungen.­­ Achtungsvoll Feldes Bertalan Hauptgasse Nr. 6. 223

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