Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1904 (Jahrgang 66, nr. 113-151)

1904-10-01 / nr. 113

ERS la Er Ze we . TEE road "Er meim —— 2 a SINCE ES ee a a lee nl LEE a DIODE" Y | Sechsundsechzigster Jahrgang. SEE <= ER EEE 2 1 Kalchauer Zeitung. . KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Erscheint .jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : | — . Nes: 113. Abonnementspreise des Blattes: für loco mit Zustellung in’s Haus ganzjährig K 10.—, halbjährig K 5.—, vierteljährig K 2.50 für das Inland mit Postversendungen is 6 13.20, ü „ 6.60, Kassa, Hauptgasse Nr. 64. Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. Samstag, 1. Oktober 1904. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 h. berechnet, x = Inserate werden in ungarischer u. in deutscher 3.60 Sprache aufgenommen.­­ Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das 1V. Quartal 1904. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränumersations-Preis: Ganzj. mit Postvers, 13 Kr. 20H. für Kassa 10 Kr.— H. Balbj. ” ” 6 " 60 " „ „ 5 ri Vierte. . » ale" Var Pe 5 BŐL Inserate finden nurbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kassa fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenpreis errungen selben Haben deshalb auch stets sicheren Erfolg­ hat; dies Probe-Nummern senden wir auf Verlangen g­r­a­­tis und franco ein. Die pt. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der P­ränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst­­er Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Neueste Nachrichten. meine Lage aus. Ungarn. Rußland. Deutschland.­ ­ Offiziell wird versichert, daß man mit neuerlichen Ver­­suchen vereinigter Obstruktion radikal und schonungslos um­­gehen würde. Die s­warze Meer Flotte soll nächtlicher Weise von Sebastopol nach unbekanntem Bestimmungsort abgesegelt sein. In Petersburger amtlichen Kreisen Haltung Frankreichs verwundert, welches ist man über die die Idee einer Vermittlung propagire, obwohl es gewiß weiß, daß ein solcher Schritt seitens Rußlands unmöglich sei. In Homburg von der Höhe wurde Staatskanzler Bülow von den ital. Ministerpräsidenten Gioletti be­­sucht und tauschten die Beiden Aussprachen über­ die Minister-Präsident Frankreich. Comb­es wird keine eigene Vor­­lage über die Trennung von Kirce und Staat in der Kammer einbringen, sondern sich damit begnügen, ver­­schiedene Renderungen an dem vom Ausschusse bereits ange­­nommenen Gelegentwurfe zu beantragen. Durch dieses Vors­gehen soll jede Verzögerung der Debatte über den Geseh­­entwurf vermieden werden. Italien. Serbien. Bulgarien. Griechenland. Mexiko. Amerika.­ ­ Das „Giornale d'Italia“ glaubt, die Zusammenkunft in Homburg stehe mit einem Besuche Kaiser Wilhelm's in Rom aus Anlaß der feierlichen Taufe des Prinzen von Piemont im Zusammenhange. Das Regierungsorgan konstatirt in Besprechung der Krönung die ausgezeichneten Beziehungen Ser­­biens zu den Übrigen Staaten und dankt den fremden Monarchen und Staatsoberhäuptern, sowie den Missionen, daß sie in so ersichtlicher Weise mithalfen, die Bedeutung der ersten in Serbien stattgehabten Krönung zu erhöhen und derselben einen Nimbuss verliehen, welcher insbe­­sondere den jungen Staatsorganisationen der Balkan-Halb­­insel nöthig sei. Fürst Ferdinand von Bulgarien dankte König Peter telegraphisch für die dem General Nikolajew und den übrigen Mitgliedern der bulgarischen Mission erwiesene Aufmerksamkeit. In Folge der von fintischer Seite in Athen erhobenen Vorstellungen versprach die griechische Regierung, die Grenz­­wache zu verstärken, um den eventuellen Uebertritt von Banden über die Grenze zu verhindern. Das Gleiche er­­folgte von türkischer Seite. Außerdem sollen die Truppen im Grenzgebiete durch einige Bataillone verstärkt werden. Die im Juli erfolgte Wiederwahl Porfirio Diaz zum Präsidenten, sowie die Wahl Ramon Corrals zum Vizepräsidenten der mexikanischen Republik wurde von der Deputirtenkammer bestätigt. Präsident Roosevelt hat die Anregung für eine zweite Haager Friedenskonferenz ohne vorherige Rücksprache mit dem Staatssekretär Hay gegeben. Nach reiflicher Ueberlegung hat er die Unausführbarkeit seiner Absicht ein­­gesehen. Hay sei für eine Konferenz, aber nur zur Ab­­änderung der internationalen Bestimmungen über die Kriegscontrebande und dies au erst nach Beendi­­gung des Krieges in Ostasien. allge­­m Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. SERIE TERN Japan. Der Kaiser stattete am 27. dem Prinzen Karl Anton von Hohenzollern den Gegenbesuch ab. Die Japaner erweisen Letzterem große Ehrerbiethung ; derselbe geht nach 14tägiger Rundreise zur Front. Man plant eine Aenderung des Wehrgesetes in der Richtung, daß die Dienstzeit in der Reserve um fünf Jahre erhöht und daß der gesammte Militärdienst auf siebzehn Jahre fünf Monate festgelegt wird. Dies würde eine große Vermehrung der Armee bedeuten. Vom Kriegsschaupla­tze. Die Japaner gehen gegen Mukden vor. China. Berichte aus dem Nordwesten von Shantung melden, daß die Boxer, genau wie vor dem Ausbruche des Auf­­standes im Jahre 1900, Zettel vertheilen, in denen sie den Zeitpunkt für die Vernichtung der Fremden auf den 17. Oktober festsetzen. Der Taotai von Tientsin hat den Befehl erhalten, sich nach Tibet zu begeben, um dort die Lage der Dinge zu untersuchen. Er wurde als Beamter zum Mandarin III. Klasse befördert und erhielt den militärischen Rang eines Me RU EEE Tangschaski ist in Amerika erzogen worden. = as asus A­ZLocal-Nachrichten. — Das hies. Filiale des rothen Kreuz-Ver­­eins hielt am 29. v. M. eine nicht nur von den Mitglie­­dern derselben, sondern auch von vielen Sommitäten unserer Stadt — den Vertretern sämmtlicher Lehranstalten, den Schul­­behörden und Repräsentanten des öffentlichen Lebens besuchte­­ Ausschüßfigung ab, in welcher das Präsidium Baronesse Georgine Melczer und Obergespan Sigm. v. Pelhy, den Vorsitz führte. Auf der Estrade waren noch Secretär Julius Fabinyi und Notar Coloman Varga des Ver­­eins zugegen. Der Herr Obergespann begrüßte die Anwesenden und hielt eine schöne Ansprache, in welcher er der 25jährigen Thätigkeit des Rothen Kreuz-Vereins Erwähnung that und daß aus Anlaß seines Jubiläums jene Männer ausgezeichnet wurden, welche seinem Bestande ihre erfolgreiche Thätigkeit widmeten und daß Professor Julius Fabinyi Einer der­­selben sei, der s­on seit 25 Jahren diesem Vereice mit vollster Hingebung diene; es freue ihn, daß er das Zeichen ah. Anerkennung, das Ritterkreuz des Franz Josef- Ordens ihm an die Brust heften könne und wünscht ihm, daß er diese Auszeichnung recht lange genießen möge. Damit heftete der Obergespan den Orden an die Brust Fabinyi's, welche schon zwei Auszeichnungen zierten und das Publikum nahm diesen soleinen Act mit Elsens auf. ze­­­­­­­­­­­­­­­ne Pe­te - Senilleton. In die Schlinge gegangen. Kriminalnovellette von H. Perl. (Nachdrug verboten.) Der Meeresstrand der in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gelegenen Stadt Charleston ist mit kleinen, räucherigen Budiken wie besät. Ein gutes Geschäft­­ machen die Gastwirte indessen nicht; denn was in ihren Scänken tagsüber verkehrt, sind Schiffer, Padträger und Gelegen­­heitsarbeiter, die, wenn sie sich an irgend einem kleinen Tisc­­en miederlassen, zumeist nur etwas Spirituosen vers­langen, während sie ihr Essen in der Rohtasche mitbringen oder ihren Magen knurren lassen! Nachtsüber kommt es ja allerdings mal vor, daß irgend ein „vornehmerer“ Gast sich dahin verirrt, dem es in den größeren und frequentierteren Gasthöfen in der Stadt nicht recht geheuer vorkommen mag — denn das Auge des Gesetzes wacht | "— In einer dieser Budiken nun rieb sich seit etlichen „Tagen bereits der kleine, schmächtige Wirt vergnügt die En, denn sein Geschäft blühte, wie noch nie! Sein zweites aftzimmer, das kleiner als das erste war und seine Lage gewissermaßen versteht hatte, insofern es nur erreicht werden konnte, wenn man auch das erste Zimmer hindurch und buch das daranstoßende Wohnzimmer des Wirts ging, an das es grenzte, wies nämlich seit einigen Tagen anscheinend ver vornehme Gäste auf. Wer sie waren, wußte der Wirt nicht ! Doch, das kümmerte ihn am Ende ja auch verdammt wenig; für ihn war es die Hauptsache, daß er seinen kleinen Weinkeller wieder einmal tüchtig räumen konnte und daß seine Gattin in der Küche stramm zu thun Hatte! Vor etwa vierzehn Tagen war, als zufällig kein weiterer Gast sich in dem Wirtshaus befand, gegen Abend ein etwas besser gekleideter Herr eingetreten mit den Worten: „Wirt, Sie haben noch ein zweites Gastzimmer ?" „Jawohl“, hatte der Gefragte geantwortet. „IH möchte es sehen!" erwiderte hierauf der Gast. „Dann kommen Sie mit!" meinte jener und schritt dem ihm auf dem Fuße folgenden Herrn voran. In dem zweiten Zimmer angekommen, warf auch sofort der Fremde Ueberzieher, Hut und Stoß auf einen Stuhl, ließ sich auf einem zweiten nieder und sagte: „Es ist gut! Bringen Sie mix ein warmes Abendbrot und eine Flasche Wein !" Der Wirt besorgte alles prompt und­­ ohne jegliche Sorgen! Denn das eine Fenster dieses Gastzimmerchens, welches nach dem mit einer ziemlich hohen Mauer ungee­benen Hofe führte, war nebenbei mit eisernen Stäben vers­­ehen ; einen anderen­ Ausweg aus diesem Zimmer gab es nicht, als durch das Wohnzimmer, an das, wie schon gesagt, das große Gastzimmer stieß, in dem der Wirt stets anwesend war, und auf der anderen die Küche, in welcher sich die Gattin des Wirtes fast immer aufhielt. Also, ein etwaiges Durchbrennen mit der Zeche war den Gästen des zweiten, hinteren Gastzimmers direkt zur Unmöglichkeit gemacht. Als der Fremde zu Abend gespeist hatte, rief er in das Wohnzimmer hinein nach dem Wirt. „Mir hat es gut geschmeht, alle Achtung“, bemerkte er dem Eintretenden gegenüber, „was bin ich schuldig ?“ „Zwei Dollar, mein Herr!" sagte der Wirt. „Nicht theuer, nein“ entgegnete der Fremde, „hier haben Sie Ihr Geld. Halten Sie Küche und Keller bischen in Ordnung, wir kommen ale Abende so um die nämliche Zeit wieder Damit !“ hatte der Gast au schon den Ueberzieher angezogen, den Hut sich in das nicht unangenehme Gesicht gebracht, den­ Stod ergriffen und war hinausgegangen. Und richtig , schon am nächsten Abend saß der Gast wieder in dem hinteren Zimmerchen, diesmal aber nicht allein; noc zwei Herren und eine Dame speisten mit und sprachen auch­ dem Weine tapfer zu. Sie bezahlten dem Wirt das geforderte anstandslos und verließen immer recht­ schnell das Gastliche Zimmer, das sie seit nunmehr vierzehn Tagen allabendlich aufgesucht hatten. Wirtsleute sind stets neugierig, wenn der Mann aber auc die Frau, je nachdem er den bestellten Wein nebst Zi­­garren oder sie das Essen in jenes Zimmer trugen, sich einen Moment darin aufhielten, suchten sie irgend ein Wort der Unterhaltung aufzuschnappen, irgend etwas zu erspähen , doch umsonst ! Selbst ihr gelegentliches Lauschen an der Tür führte zu keinem Erfolg; denn, soviel sie bemerkt hatten, sprachen die vier Gäste darin sehr wenig miteinander und wenn sie sprachen, dann geschah es nur im Flüstertone. Also, es waren vierzehn Tage etwa vergangen, die vier vornehmen Gäste im hinteren Zimmer hatten leiteres bereits verlassen, da begab es sich, daß sich unter die we­­nigen vornehmen Gäste des vorderen, großen Gastzimmers ein Mann mengte, den der Wirt noch niemals bei sich ge­­sehen hatte. Auch einige Schiffer und ein Pacträger, die regelmäßig hier verkehrten und von dem Wirt unauffällig danach befragt wurden, kannten den Mann nicht. Es war nichts an ihm, das irgend die Aufmerksamkeit auf ihn hätte leinen können, er schien ein Gelegenheitsarbeiter zu sein. Nur sein Gesicht war etwas feiner, als es bei solchen Ge­­stalten für gewöhnlich zu sein pflegt, und seine unruhigen Augen vertieften sich mit einer gewissen Hast in das Zei­­tungsblatt, das der Mann sofort, nachdem er sich einen Kognak bestellt, an sich genommen hatte. Und das nur fiel dem Wirt auf. Als so ziemlich alle Gäste dieses Zimmer verlassen hatten und nur noch ein Schiffer und jener Gelegenheits­­arbeiter darin anwesend waren, legte letzterer das Zeitungs­­blatt aus der Hand und wandte sich in freundlichem Tone an den Wirt: „Unser einem wirds nicht so leicht gemacht! Man muß verdammt schuften, um paar lumpige Dollars zusammen zu kriegen. Die feine Bande aber bestiehlt einfach eine Bank und hat da mit einemmale Geld in den Fingern.“ „Ist das schlechteste Geschäft noch lange nicht,­ mischte sich der Schiffer schnell ein. . Und der Wirt sekundierte : „Ist ja wohl in den legten paar Wochen der zweite Bankeinbruch in Charleston bereits !“ ;

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