Kaschauer Zeitung, April-Juni 1905 (Jahrgang 67, nr. 39-74)

1905-04-01 / nr. 39

Siebenundsechzigster Jahrgang. Nr. 39. Kaschauer Zeitung. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. Abonnementspreise des Blattes: für loco mit Zustellung in's Haus ganzjährig K 10’—, halbjährig K 5 °—, vierteljährig K 2:50 für das Inland mit Postversendungen 5 : 15, „ » 6:60. Man p­äm­merirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. Samstag, 1. April 1905. — Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 h berechnet. ” ” 3:60 „= 1 Inserate werden in ungarischer und in deutscher Sprache aufgenommen. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Einladung zur Pränumeration auf die „Raschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das II. Quartal 1905. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Prenu­merations-EPreis: Ganzj. mit Postvers. 13 K 20 h, für Kassa 10K — b. Halbj, 6 " 6 „ 60 "on " Bj „ Viertel“. " " 3 " 30 mon " 2 " 50 " Inserate finden nußbringendste Verbreitung, da die Kaschauner Zeitung in Kassa fast in jedem Hause und in ganz FIMTRAÄen bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat ; die­­selben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gras tis und franco ein. Die p.t. auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“.­­ Neueste Nac­hrichten. Ungarn. Abgeordnetenhaus-Präsident Julius Just­i, der am 29. v. zum Hosdiner erschienen war, reiste am 30. v. Früh auf sein Landgut ab und kehrt erst heute Samstag, 1. April, nach Budapest zurück, um an der Ligung des leitenden Aus­­schusses t­eilzunehmen. In dieser Sigung soll darüber ent­­schieden werden, ob das Haus für den 4. April wieder ein­­berufen werden soll oder nicht. Wie wir erfahren, dürfte der leitende Ausschuß — falls bis zu dessen Zusammentritte die Krise noch nicht gelöst ist — dahin entscheiden, daß die Vertagung des Hauses fortdauern solle. Botschafter Szögyeny- Mari wurde am 29. v. vom König zum viertenmale in Audienz empfangen, um über die Resultate seiner Besprechungen mit den maßgebenden Faktoren zu refer­ren. Die liberale Partei faßte am 29. die ihre Einigkeit darthun und verkünden v. eine Resolution, soll, daß die Partei strenge an 1867 festhält, militärische Errungensc­haften welcher Art immer jedoc nicht zurüczuweisen gedenkt. Am 30. v. war der Berliner Botschafter zum Abschieds­­besuch beim König, der hierauf den Kriegsminister Pittreich in Audienz empfing. Es soll sicher sein, daß Graf Julius Andrassy das Cabinet bilden wird. Oesterreich. Die italienischen Befestigungen an der österr. Grenze hält man für eine Consequenz der österreichischerseits gepflü­­genen Verstärkung der Grenzstationen und vielmehr als Maß­­nahmen für Eventualitäten der Zukunft, als für die Gegenwart, Rußland. Man neigt hier­von dem Frieden zu und unterhandelt Frankreich in diesem Sinne. Amerika vermittelt ebenfalls­ Großbrittanien­­ tons. Im Unterhause wurde am 28. v. eine Resolution Wal» in welcher die Politik der Vergeltungs­zelle Balfour's getadelt wird, einstimmig angenommen. Die Regierung reagirt aber nicht darauf. Italien. Das neue Ministerium setze sich wie folgt zusammen : De Fortis: Präsidium und Inneres; Tittoni: Aeuße­­res; Finocchiaro- Aprile: Justiz; Angelo Majo­­rana: Finanzen; Carcano: Sc­hatz; Pedotti: Krieg; Mirabello: Marine; Leonardo Bianchi: Unterricht; Carlo Ferrari: öffentliche Arbeiten; Rava: Aderbau; Morelli-Gualtierotti: Post und Telegraphen. Die Minister haben bereits den Eid in die Hände des Königs abgelegt. Türkei. Eine Mittheilung der Pforte an die Botschaften der Ententemächte bringt die bereits am 21. d. gemeldeten Be­­­brechen der bulgarischen Komitatschis zur Kenntniß und weist weiter darauf hin, die bei­ den Komitatschis erbeuteten Armee­­gewehre beweisen, daß die bulgarische Regierung den Komitatscis Gewehre liefere. Die Pforte theilt ferner einen Bericht ihres Kommissärs in Sophia mit, wonach die Komites in der E­rkenntniß, daß in Folge der türkischen Gegenmaßregeln ihre Pläne undurch­­führbar seien, beschlossen hätten, Dynamitattentate gegen Kasernen und andere öffentliche Gebäude zu verüben. Kreta. Der Präsident der provisorischen Nationalversammlung Rapagaimalin hat eine an die Konsuln gerichtete Prokla­­mation erlassen, in welcher erklärt wird, daß das kretensische Volk, welches nach einem System, das beinahe Absolutismus sei, regiert werde, seine Vertreter zu einer allgemeinen Ver­­sammlung zusammengerufen habe, welche die Kretas mit Griec­henland proklamiren Bereinigung soll. Amerika. Man bringt die Reise des Staatssekretärs Hay nach dem Mittelmeere mit den Friedensbedingungen der Union in Verbindung. „Herald“ hebt hervor, daß der amerikanische Botschafter in London, White, beauftragt wurde, noch vor Hay's Ankunft in Rom zurückzukehren. White traf am 27. v. aus Amerika in London ein und wurde am 28 vom König Eduard in Audienz empfangen. Es bereitet sich San Domingo­ eine Revolution vor. General Barber ist mit seinen Anhängern am 29. v. in Monte Cristo ge­­landet Die Bewohner haben sich gegen den Präsidenten Morale erhoben. Vom Kriegsschau platte. Marschall Oyama hat dem chinesischen Gouverneur von Kirin angezeigt, daß die Japaner am 10. April dort einladen werden. General Linewitse sett seinen Ruc­­zug fort. Da die russischen Truppen unter großen Entbeh­­rungen leiden, hegen die militärischen Rathgeber des Etars die größte Besorgniß um das Schidjat Wladiwostok's.­­ Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. Local-Nachrichten. Oeffentlicher Dank. (Forts. der Ueberzahlungen anläßig des Conzertes des isr. Frauenvereins am 11. März.) Mor Scwarcz, feld, Schlesinger, Dominikus Wizy, Eugen Feldman, Quirs- Witwe Rosalie Friedman, Rosa Kuffler, Frau Nikolaus Koss, B. Barga, Stefanovic­s, Szekely Apotheker, Fodor, L. Bernolak, Frau Julius Rotman, Otto Laushman, Frau Witwe Wilhelm Fritsche, Frau. Witwe M. Sciffber, Frau Josef Novelly, Frau Dr. Bela Szauberer, Dr. Aladár Zahler, Freudenfeld, Julius Maurer, Dr. Halmi, Frau Wilhelm Knöpfler, Frau Rönai, Dr. Stamberger, Frau Dr. Bulyi, Frau Max Sipps, Balthasar Did, Frau Baronin Fischer, Standard, Frau Dr. Anton Ekel, K. B., Frau Jakob Fodor, Emma Wirtschafter, Bela Zaborsky, Frau 1786 Weiß, Farkas, Barczay, Frau Kolarics, Frau Samu Lux, Dr. Aurel Edwarcz, B. Ny., Karl Stekker, Eduard Weiser, Oskar Weiser, Frau Josef Havas, B. Pallaghi, Triester Bersidherungs- Gesellschaft, Dr. Neményi, Frau Munk, Andr. Kozora, Frau Rosenfeld, Frau Ingenieurin Groß, Frau Cselenyi, Nikolaus Ungar, Littmann, Frau Dr. Alexander Groß, Frau Simon Sharman, Bersilla, Dr. Grf. Adorjan Csály, Frau Witwe Julius Münster, Michael Plathy, Leo Meisels, Krauß, B­isnos­ki, Lapos, Frau Bela Rovácsi, Julius Vaniek, Frau Witwe Johann Schwarcz, M. Czapkai, Frau Witwe Julius Szekerat, Helene Engländer je 4 k, Geza Szücs, Bela Sto>, Robert Relay, E. P., Kriebel, Stenilleton. Jariser Frühjahrsmoden. Bon Erna Lautmann. (Aus der „Wiener­ Mode“.) Das­­ erste Frühjahrsrennen in Auteuil, das für die Frühjahrsmode als maßgebend gilt, hat uns endlich alle die so sorgsam gehegten Geheimnisse der Pariser Modenateliers enthüllt. Obwohl man im ersten Augenblic von all der Ele­­ganz und Schönheit, die sich hier wie virgend vereint findet, " entzüdt bleibt, ergibt es sich bei näherer Betrachtung, daß die neue Mode eigentlich keine Ueberraschung gebracht hat. Dieselben Ro>formen, dieselben Aormel wie im Winter. Paquin mit seinem Generalstabe zerbricht sich und anderen den Kopf, um das „model inedit“ zu schaffen, und hat Vergangenes, allerdings entzüdend aufgefrischt, gebracht. Und so ergeht es allen. Worth, Doucet, Redfern, Deuillet, Raudnitz und wie sie alle heißen, diese Könige des Chiffons, sehen ein, daß schon „ales dagewesen“ ist. Und doch bietet ein Blid in die Ateliers, in denen so viel Schönes entsteht, immer ein ungemeines Interesse, sieht man hier doch alle Künste der Vergangenheit und Gegenwart in dem Bestre­­ben, das Weib zu schmüden, vereint. Wer sieht es einem einfachen, leichten Kleide aus Taf­­fetas souple oder Mousseline Pompadour an, wieviel Köpfe zu seiner Entstehung ei angestrengt haben, ohne gar an die Hände zu denken, die die tausend Fältchen, à jours und bouillonnes geschaffen haben.­­ Aus dem Chaos der vielen noch unfertigen Toiletten kann man sich aber body schon einen Mederblick über die kommende Frühjahrsmode schaffen. Für die Straße und Prommenade bleibt das Costm­e tailleur unbestritten, maß­­gebend. Material und Fasson wechseln natürlich unendlich ab, aber die Grundform bleibt. Der kurze fußfreie Rot bleibt für die frühen Morgenprommenaden und Besorgungen in der Stadt noch sehr beliebt, Damen sich ihn erlauben dürfen, wiewohl nur junge schlanke Zu diesen einfachen Mor­gentoiletten, die entweder aus glattem Tuch oder auch aus Serge, Cheviot, englisc karierten oder dunkelschottischen Stoffen verfertigt sind, trägt man meist das kurze, ewig moderne Bolero, Auch das ganz kurze Mädchen mit Samt­­kragen in englischer Fasson ist sehr beliebt. Als Farben gelten alle dunken Nuancen und Grau und Beige als mo­­dern. Dasselbe gilt von den Reisekostümen, die möglichst bequem, einfach­ und body elegant sein sollen. Den ganzen Ship wird die Bariferin erst im Boss, beim Rennen, oder bei einem der eleganten Tees, die jetzt in Paris so beliebt sind, entfalten. Wieder spielt die Robe­tailleur ihre große Rolle, allerdings in sehr mannigfacher und oft nicht garnierter Form, sehr weit, besonders nach unten zu. Die Röde sind sehr lang, und oft sehr reich gar­ Hohe Volants bouillonnes, in verschiedener Form aufgeseßt, als schiefe Viere>e, verschlungene Ovale oder in S- Form, geben sehr graziöse Nodgarnituren. Borten und Stichereien, Spigen und Fukrustierungen werden als Aufpuß vielfach verarbeitet. Die irische Spike steht in höchster Kunst und gibt durch ihre schwere Pracht wunderschöne Effekte. Oftmals wird diese Spie nog mit Seide übersttzt, aber nur in diskretem Maße und mit wenig matten Farben. 39 sah bei Raubung eine terrakottafarbige Tuchrobe mit dieser übersitzten Epite als Verzierung des Revers, der bis unter das Knie reichenden langen und in den Schößen sehr faltigen Casaque. Der Rad dieses hoch eleganten Kostüms war sehr einfac­h, nach unten zu aber sehr weit. Es geht unglaublich viel Stoff in diese scheinbar einfachen Röde und das ver­­wendete Tuch muß ungemein leicht sein, um erträglich zu sein. Das Bolerojär<en in seinen mannigfachen Formen kann noch immer nicht die Gunst der Pariserin verlieren, man trägt es zu oben glatt anschließenden, unten immer sehr weiten NRöden aus demselben Stoffe wie das Kleid, mit Spige und Sticherei reich verziert, oder oft ganz mit Spiten bedeckt. Bei einer der lezten Premieren sah ich ein zartrosa Kostüm aus feinstem lexo aus altvenetianischer Spie. Amazonentuch mit einem Bo. Die Bluse war aus alten kostbaren Blenden über einem mattrosa Futter. Drecoll hat in Paris die Wiener Mode der passenden Bluse zum Cos­­tume tailleur eingeführt, und man sieht jezt meist Blusen, die, wenn auch nicht ganz aus dem Stoffe wie das Kleid, so body in der Farbe ober durc ein Detail aus dem Ma­­terial der Robe dieser angepaßt sind. Somit wird eine Har­­monie geschaffen, die der Pariser Toilette neuen Reiz ver­­leiht. Außer der Robe­tailleur, die so lange die Mode be­­herrscht, sieht man, hauptsächlich am Rennplaß, viel ganze Roben aus leichtem Tuch oder aus Seide. Letzte in allen weichen, sehr schmiegsamen Arten, die die jenigen weichen, fließenden Röde erheischen. Toiletten, die nur aus Rad und Taille bestehen, ver­­langen immer eine Umhülle. Eine Stella aus Hermelin und Spiße ist noch lange im Frühjahr erträglich, kann übrigens auch durch eine Boa aus Strauß- oder Marabufedern oder durch eine bloße Musselin- oder Tüllrüsche erseßt werden. Uebrigens gibt es ganz reizende Umhüllen für die kühlen Frühlingsabende, die in ihrer Form lebhaft an die Um­­hänge der Dreißigerjahre erinnern und aus demselben Stoff wie das Kleid oder aus passendem Velours mousseline sein können.­­ Die Hüte sind für die Frühjahrssaison sehr hübsch und sehr bescheiden. Der große extravagante Hut mit dem hohen Kopfe und den wallenden Federn ist aus der Gar­­derobe der eleganten Dame auf ein anderes Gebiet verwiesen worden. Gottlob­ — Runde mäßig große Hüte, mäßig aufs gebogen und maßvoll gepußt, wirken ebenso schön als vor­­nehm. Strohhüte werden in Paris schon im Februar getra­­gen, doch sind für die demi-saison Hüte aus Spißen und Tüll de Chantilly viel eleganter. Auch ganze Blumenhüte sind sehr, sehr schön, doch müssen die Blumen, wenn der Hut nicht nur für Theater und Konzert bestimmt ist, aus kleinen und wenig auffallenden Blüten bestehen. Die beschei­­dene Erika in ihren rosa-lila Nuancen, der Flieder und das Veilchen geben ganz entzüdende Modelle, die mit etwas Band, in ganz verschiedener Farbe von den Blumen, Meis­­terwerke des guten Geschmaches sein können. iiert.

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