Kaschauer Zeitung, Juli-September 1905 (Jahrgang 67, nr. 75-114)

1905-07-01 / nr. 75

Br a re Nr. 95. _Siebenundsechzigster Jahrgang. Kaschauer 3 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64, für loco mit Zustellung in's Haus ganzjährig K 10­—, halbjährig K 5 °—, vierteljährig K 250 für das Inland mit Postversendungen 5 „13 °, 99 n 660. Man prüf­merirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. Samstag, 1. Juli 1905.­eilung. Bei sechsmal, gespalten Petitzeile oder deren Raum mit 10 h berechnet. Sprache aufgenommen. „ „ 3'60­0 Inserate werden in ungarischer und in deutscher KASSA-EPERJESI ERTESITO. Abonnementspreise des Blattes: Inseraten wird die Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das III. Quartal 1905. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränu­merations-Preis: Ganzj, mit Postvers. 13 K 20 hb, für Kassa 10K — b. Halbj. ” [7] 6 „ 60 „ " " 5, Re 0 Viertelj. „ A Oh 2,80, Inserate finden nußbringendste Verbreitung, da die Kaschauer Zeitung in Kassa fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn in ber Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat; die­­selben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen g­rar­u­s und franco ein. Diep.t.auswärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung“. Neueste Nachrichten. Ungarn. Ein Wiener Blatt bringt die Meldung, daß Se. Majestät zu Konzessionen geneigt und es nicht ausgeschlossen sei, daß die Wünsche der ungarischen Nation, insoferne die Vorbedingungen hiefür gegeben sind, erfüllt werden. Schon anlässig der Mission Kvassay's kam es zu Tage, daß im Falle Zusicherung eines größeren Bei­­trages zu den militärischen Lasten die Geneigt­­heit bei Hofe dafür vorhanden ist, die ungarischen staatlichen Rechte in der Armee anzuerkennen. Ein Artikel des Grafen Julius Andrassy erkennt die Befragung des Hauses im Er­ler als geieglich, aber troß­­dem als argen Fehler an.­­ — Der Ausstand der Feldarbeiter und Veßprem führte zum Zusammenstoße in Tolna, Somogy mit der Gendar­­merie und sind 25 Personen getödtet, Viele verlegt worden. In Törökpentmikl68 wurde am 29. v. Aladár Somogyi (Kossuthp.) gegen den Sozialisten Keler mit 934 gegen 75 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. In Ráczköve, wo auch am selben Tage die Wahl stattfand, gelangten Bartha (K.) und Misoga (K.) in die Stichwahl. Oesterreich. Der Reichsrathsabgeordnete Dr. v. Dersc­hatta regt in der „Zeit“ die Entsendung von Regnicolar-Deputationen zum Zweckk des Ausgleiches der zwischen beiden Staaten der Monarchie bestehenden Differenzen an, welcher Vorschlag auch in Ungarn Anklang findet. Rußland. Das Panzerschiff „Knjaz Potemkin“ und ein Torpedoboot kamen am 27. v. in Odessa an. Alle Offiziere wurden auf der See ermordet und die Leichen über Bord geworfen. Die Mannschaften drohen die Stadt zu bes<ießen, falls sie zur Ver­­antwortung gezogen werden sollten. Der Meuterei schlossen sich die Matrosen von 4 aus deren Kriegsschiffen und eine Revolte in der Stadt an. russische Dampfer verbrannten, ca. 300 Personen, Civil und 5 Militär, wurden getö­tet. Der „Potemkim“ fuhr aus dem Hafen ab, unbekannt wohin. Deutschland. In Folge der im preußisch-russischen Grenzgebiete aus­­gebrochenen Unruhen sind seit 26, v. jämmtliche preußi­­schen Grenzregimenter mars<bereit in den gar fernen konsigniert. Ale Gewehr- und Patronen­­handlungen der preußischen Grenzstädte werden polizei­­lic­h emwacht, der Bahnverkehr nach Rußland statt und wird militärisch bewacht. Frankreich. Die legte Note Bülow's meinsam zu machende Ausstellung lehnt die mit Frankreich ges­eines Programms für die Marokko-Conferenz ab. <­... Grie­sig zun­­ ­­­­ ­ FEEL­TINE SEGER AFI RITTER Amerika. Die Chinesen beklagen sich über die ihnen bei der Einwanderung zutheil werdende Behandlung und drohen, die amerikanischen Waaren zu boykottiren,­hilfe geschaffen wird. Präsident Roosevelt wenn nicht Ab­­hat daher die Behörden unter Androhung sofortiger Entlassung angewiesen, die cinesischen Kaufleute und Reisenden ebenso behandeln, wie die Angehörigen anderer Nationen. höflich zu Man ist hier der Ansicht, daß dieses Vorgehen der Regierung die Schwierigkeiten im Handelsverkehr zwischen Amerika und China beseitigen werde. Die Bemühungen um einen Waffenstillstand wer­­den in Amerika als resultatlos angesehen, da Rußland es ablehnt, Japan um Einstellung der Feindseligkeiten zu er­­suchen. In Washington ist man überzeugt, daß Rußland, in der Hoffnung, Japan zu erschöpfen, den Krieg noch jahre­­lang hinziehen werde, ehe es sich zur Zahlung einer Kriegs­­entschädigung oder zu einer Gebietsabtretung entschließt. Vom Kriegsschauplage. General Linewitsch gesteht selbst in seinen Berichten zu, daß er sich zurückziehe, da die Japaner ihm über­­legen seien. ZLocal-Nachricht­en. — Das Pfingstsportfest in Kassa ist sowohl in moralischer, wie in materieller Hinsicht bestens gelungen, obzwar die Einrichtung desselben mit großen Ausgaben ver­­bunden war. Aber auch hier haben die Kassaer Damen, welche so viel zur Erhöhung des Glanzes dieses Festes bei­­getragen haben, durch Sammlung des nöthigen Fondes so Hervorragendes geleistet, daß dieselben nur allen Dank und alle Anerkennung verdienen. „Das Executivcomite des VI. Landes-Districts- Turnfestes hat auch in seiner Sißung vom 24. v. M. beschlossen, allen jenen Dank auszusprechen, welche zum materiellen Erfolge des Festes beitrugen und denselben för­­derten. Ferner spricht dasselbe seinen Dank den kränzespen­­denden Damen aus, vor Allem deren Präsidentin Frau Dr. Nándor Szele, für die Bereitwilligkeit, mit der sie auch für die Bede>ung der Kosten der Bekränzung aufkamen. Der Präsidentin des Damencomites, Frau Sigmund­en wird der Dank des Comites speziell dargebracht werden. Feuilleton. Das „Hette- Haus.“ Von Adele Szczerbowsbki. (Forts. Ein lebhaftes Treiben finden wir in den Rockräumen des Lettehauses — es ist, als ob wir in die riesige Küche eines Welthotels gerieb­en. Die Schaar der Zöglinge in blüthenweißen Schürzen, mit nettem weißen Kopfputz angethan, sind emsig beschäftigt — und wer diese rosigen, flinken Gretchen, Lottchen und Heiden sieht — faßt sofort Zutrauen zur deutschen Küche. Die jungen Köchinnen versorgen hier mit Speise und Trank das ganze Lettehaus — sowie die Bedürfnisse des Viktoria-Stiftes — die Pension des Lettehauses. Um den Zöglingen Gelegenheit zur Uebung zu geben, übernimmt die Leitung der Lette-Küche Bestellungen für das Publikum, auch für einzelne Schüsseln der feinen Küche. Der praktische und theoretische Unterricht vereinigt alles Wissenswerthe und eine hier ausgebildete Haushaltungs­­lehrerin beherrscht ein weites Gebiet der Küchen- und Wirts­­cchaftskunde. Gelehrt wird­­ die Zubereitung der Speisen für eine fache und feine Küche -- kalte Schüsseln , Berwerb­ung von­ Speiseresten, das Baden von Brot, Bädereien, Pasteten. Die Zusammenstellung von Speisezetteln, Berechnung der­­selben nach Marktpreisen, Zubereitung von warmen und kalten Getränken, Haussc­hlächterei, Einkochen und Einlegen der Früchte und Gemüse, Dörren von Obst, Gemüsen und­ Pilzen, Krankenkost mit vorausgehender Belehrung durch einen Arzt, Vorlesungen über Ernährungs- und Gesundheitslehre, Chemie der Nahrungsmittel, Besprechung der Gebrauchs­­gegenstände (Seife, Soda, Metalle, Gespinnste, Heizmaterial, Beleuchtung, Raum- und Zeiteintheilung, Berechnen des Wirtschaftsgeldes, Warenkunde, Kücenbotanik, Buchführung, Servirkurs und das hygienische Abwaschen von Geschirr, Pupen und Reinigen der Metall- und Holzgeräthe etc. Die Kochräume des Lettehauses sind eine Sehens­­würdigkeit. Grüne Kachelwände umschließen die Mauern und alle modernen Heizarten sind sammt Apparaten vertreten. In den Etagen sind die Lehrräume der Handels- und Gewerbes<ule vertheilt. Die Handelsschule gibt jungen Mädchen, welche eine höhere Töchterschule absolviert haben, Gelegenheit sich zu Buchhalterinnen, sowie Korrespondentinnen auszubilden, ein Spezial-Kurs bezweht die Ausbildung von Bureaubeamtinnen für Rechtsanwälte, Notare etc. Der Lehrplan der Handelsschule umfaßt nebst dem nöthigem kaufmännischen Wissen und handelswissen­schaft­­lichen Fächern, das Heben der englischen und französischen Sprache, sowie Unterricht auf der Schreibmaschine und in Stenographie. Die Bureaubeamtinnen erhalten Unterweisung in der nöthigen Rechtskunde. Die Gewerbesc­hule bezweht die Ausbildung für vers­­chiedene Berufsarten, Vorbereitung für das staatliche Handarbeitslehrerinnen- Examen, Ausbildung von Industrielehrerinnen, Ausbildung von Kammerjungfern, Ausbildung in der Kochschule, Aus­­bildung von Haushaltungslehrerinnen, sowie Ausbildung in der Gewerbeschule. Die Handarbeitslehrerinnen (deren Studium bei uns in Ungarn wenig Gewicht beigelegt wird) müssen alle zur Methode gehörigen Lehrgegenstände in vergrößertem Maße stab selbst verfertigen. Die Bildung der Stick- und Hädel­­maschinen, den Kreuzstich, die Stopfen, das Knüpfen etc. (Unsere hier ausgebildeten­­ Volksschullehrerinnen wissen von dem nichts und haben keine Ahnung von einer derartigen Ausrüstung.) In der Gewerbeschule werden alle Handarbeiten, Maschinennähen, sowie­ Stichen, Schneidern und Wäsche­­anfertigung, Puß, Frisieren und Champooniren gelehrt, das Waschen, Plätten für gewerbliche Zwecke, sowie der Koch­kurs für Krankenpflegerinnen. Die Ausbildung der Kammerjungfern ist auch viel­­seitig und müssen selbe außer den Handarbeiten, Ausbessern, Stopfen, Maschinnähen, Plätten, Spitzenwäschebehandlung, Schneidern, Pub, Frisieren und Servieren lernen. Spezialkurse der Gewerbeschule bezwecken Ausbildung der Frauen und Mädchen auf bis jezt noch ungewohnten Gebieten. So ist z. B. die weibliche Buchbinderwerstätte ein für uns noch ungewohnter Anblick; ebenso eine weib­­lie Stiefel-Klinik — red­e Schusterwerkstatt — unter Leitung je einer Frau oder Frl. Meister und richtigen Scusterbu — pardon Mädchen — die gleich ihren männ­­ligen Kollegen erst nach dreijährigem Studium des Ger­werbes , freigesprochen" werden. Die weibliche Leßerinnen-Schule, deren Aspirantinnen tüchtige Arbeitskräfte werden.­­ Die höchsten Etagen, sowie platten Dächer des Lettehauses sind für die Photographisce Lehranstalt eing­­­erichtet. A­m Schluß folgt.) FRANZ JOSEF BITTERWASSER ass IST DAS EINZIG ANGENEHM ZU NEHMENDE NATÜRLICHE ABFÜHRMITTEL. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten.

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