Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1908 (Jahrgang 70, nr. 110-146)

1908-10-01 / nr. 110

..Siebzigster J­ahrga­r b­is“ 3 | r Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redation und Expeditons-Bureau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. KASSA-E­­­­ver Abonnementspreise des Blattes: für loco mit Zustellung in's Haus ganzjährig K. 10.—, halbjährig K. 5.—, vierteljährig K. 2 für das Inland mit Postversendungen „ A 13.20, 2 s 6.60. Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. im Donnerstag, 1. Oktober 191­6 PERJESI ÉRTESITŐ. Bei Ingeraten wird die sechsmal ges .50 Petitzeile oder deren Raum mit 10 h bei INSERATE werden in ungarischer und deutscher S. aufgenommen, 3.30 » » Einladung zur Pränumeration auf die „Kaschauer Zeitung“ (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ) für das IV. Quartal 1908. Erscheint : Dienstag, Donnerstag und Samstag. Pränumerations-Preis: Ganzj. mit Postvers. 13 K 20 b, für Kassa IK ( h. Hall). " " 6 " 60 und " 5 IMS " " Viertels. " " 3 " 30 7 del] [1] 2 „ 50 " Inserate finden nugbringendste Verbreitung, da die Kaschaner Zeitung in Kassa fast in jedem Hause und in ganz Oberungarn bei der Intelligenz verbreitet ist und dadurch einen stabilen Abonnentenkreis errungen hat ; die­­selben haben deshalb auch stets sicheren Erfolg. Probe-Nummern senden wir auf Verlangen gr­a­­tis und franco ein. Die z. t. aus­wärtigen Pränumeran­­ten werden ersucht, bei Erneuerung der Pränumeration der Bequemlichkeit und Vereinfachung wegen sich gefälligst der Postanweisung zu bedienen. Die Administration der „Kaschauer Zeitung.“ Neueste Nachrichten. Ungarn. Die Zurüstungen für den Kampf um die Wahlreform werden in allen Lagern mit Volldampf betrieben. Die Blätter-Mittheilungen zeigten klar die Umrisse einer Gegen­­koalition, in der die Sozialdemokraten und die Nationalitäten die wichtigsten Faktoren sind, denen sie die radikale Partei und einige Bauern­­händler anschließen. Nun“ verlautet aber auch schon m­anderlei von einer zweiten, bereits gebildeten „Gegenkoalition". In dieser hätten sich die unabhän­­gige Linke, die Demokraten und die Bauernpartei Ach­ims zusammengefunden. 18) Oesterreich. In Wien tagten am 28. v. die österreichischen Sozial­­demokraten und empfingen als Gäste die Vertreter der ungarischen und kroatischen Sozialdemokraten, denen sie ihre Hilfe zusagten im Kampfe gegen die­jenige ungarische Regierung um die Wahlreform. Rußland. Ein allgemeiner Aufstand der Universitätsstudenten steht bevor, wenn noch weitere Repressionsmaßregeln der Regierung erfolgen sollten. Bulgarien. Die Regierung wurde von England ermahnt. Regung der Orientbahnen mit Militär auszulassen, da hie­ser sie mit nichts gerechtfertigt werden kann. Marokko. In Casablanca griff französisches Militär deutsche Consulatsangehörige an, welche bei Einschiffung von Deser­­teuren­­ der Fremdenlegion zugegen waren. Der deutsche Consul beschwerte sich. Egypten. Am 27. v. kam es in Alexandrien zu Demonstrationen für die Verfassung ; die Polizei verhinderte jedoch eine An­­sammlung vor dem Schlosse. Japan. Die japanische Regierung hat beschlossen, die Haupt­­­ masse der in Nord<ina befindlihen japanischen Tru­ppen zurückzuziehen und nur kleine Kontingente in Peking, Tientsin und Shanghai-Haie-Jan stehen zu lassen. | . | Local-Nachrichten. — Edle Spenden. Ein Unbekannter sandte an den Hw. Prälaten von Jäns Herrn Dr. Melchior Takács für die Kassaer Filiale des Erzherzog­ Josef - Sanatoriums 150 k ein, wofür das Präsidium seinen innigsten Dank ausspricht. Zum Sarge Rákóczi's pilgerten am 28. v. Emil Matherny Wien, Geza Wizinger Zenta, Josef Csighy X3aló, Frau Jul, Kiss Mezőkövesd, Joh. Dobos, Ladislaus Szabó, Piroska Teleky H.-Sz.­András, Koloman Nagy Fogaras, Eduard Rönay, Stefan Ugron Lublefüred, Roman Shtroy, Dr. Eugen Szirmay Diósgydi, Frau Alexander Zsitkovsky, Frau Karola Hosvay und Sohn Tibor Margit­­­­falu, Bertha Mozler Eperjes, Dr. Augustin Valihora Kano­­nikus Kaloc8a, Edmund Elfer Budapest, Frau Witwe Ludwig Ebert Margitfalu. — Se. bischöfliche Gnaden Dr. Aug. Fischer-Colbrie ist gestern, Mittwor, nach Bu gereist, um an der heute, den 1. d., stattfindenden Eis­konferenz im Primatialpalais theilzunehmen. Kirchliches. — Der hw. Hilfspfarrer Martin Schopp in 3­olc8var wurde nach Talga verlegt. — Der Administrator von Herczegkut, Hw. Ladis Braun hat zur Fortsezung seiner­ Studien einen jährigen Urlaub nach Innsbruc erhalten. Militärisches. — Laut Vbl. Nr. 37 vom 28. v. IR. geruhten Majestät zu ernennen: den Militär-Oberintenda­t. Kl. Franz Palleß der Intendanz des 6. Co dauernd kommandirt bei der Intendanz des 5. Corps Intendanzc<ef dieses Corps. — Vom k. u. k. Reichskriegsministerium war mittelst Dekretes belobt in Anerkennung vorzüglicher Trutp­dienstleistung die Oberleutnants:; Steiner Karl 1 Schulla Edward, beide des JR Nr. 5; Nieden Ernst und Tihamler Feliz, beide des JR Nr. € Martenyi Franz des IR Nr. 67; Weber Gille des HR Nr. 15; Stepanescu Simeon und Ma­geti­ Nikolaus, beide des FKR Nr. 16; Nowak H­mann des FKR Nr. 18; Jäger Franz der Reitend Artilleriedivision Nr. 6. — Ernannt werden zu Assistenzarztstel­vertretern, die Einl.-Fr. dr. med. Adolf Hercz IR 34 beim GSp. 3, Bernhard Herskovics des JR: d beim GSp. 19. — Trangferirt werden: Leutnantrechnungsführ Hugo Rosenfeld vom IR 60 zu 77; Regimentsar I. Kl. De. Sigmund St­arf vom FJR 29 zum GSp. | Die Militärheiraths­kautionen. D „Wiener Zeitung" publiziert eine Verordnung des Finanz­ministeriums vom 9. September 1908, womit die Anwend­barkeit der Kundmachungen des Finanzministeriums vom 1. Dezember 1907, R.-G.-B, Nr. 276, über die zu bei Militärheira­thskautionen gewidmeten Effek­ten der allgemeinen Staatsschuld und der Staatsschuld der im Reichstage vertretenen Königreiche und Länder auf die in folgen Effekten bestehenden­ Heirathskautionen der Angehörigen der K­. u. k. Kriegsmarine ausgesprochen wird. Für Assentpflichtige und deren An­gehörige empfehlen wir das soeben bei Karl Fromme in Wien herausgekommene Buch „Der Assentpflichtige und Rekrut“ von Rudolf Höfler, Preis k 3.—, in dessen Besit man sich unfehlbar alle nach dem Willen des Gesetzes erreichbaren Begünstigungen oder Erleichterungen sichert. Mit seiner Hilfe vermag man fast die Ergebnisse der Assentierung, welche über Soldat sein oder nicht sein di ? u­­­te] = , Zieuillekon. Unter schwerer Anklage. Roman von Constantin Harro. 7­­ (Sortregung.) (Nachdrug verboten.) „Bitte, nichts von „ihm“ !“ wehrte sie ab. „Ja kann solche ausgeflügelte Heirathen , in­ den Tod) nicht leiden ! Herbert ist mir ein lieber Gesellschafter. Als Mann wäre es mir unausstehlich.“ u. Ganz dasselbe sagte sie ihrer Mutter, die gar zu gern Herbert Nordheims Lob in allen Tönen vor ihr sang. Endlich, als Herr Hellwig bettlägerig geworden, kam dieser Herbert selbst, um der Familie seines Onkels seine Dienste anzubieten. a. Frau Hellwig empfing den jungen Mann wie einen lieben, endlich zurücgekehrten Sohn. Gertruds Vater aber athmete wie von schwerer Last befreit auf, als der Neffe mit theilnehmenden Worten an sein Schmerzenslager trat. a. Nur wenige Tage später eilte Herberts Fuß die Stiege hittan, die zu Frau Suses Stübchen führte. Der bildhübsche Mann trat lachend in das Zimmer der Alten. „Da bin ich wieder, Schön-Suschen !“ begrüßte er sie mit kräftigem Handschlag. . „Grüß Gott, junger­ Herr!“ rief sie hocherfreut. So noch der Alte, wie? Immer noch den hübschen äuskopf voller Späße und Flausen ?* „Nicht ganz so toll wie einst, Schön-Luschen !" vers­teßte er ernsthaft. „Weiß Gott," sagte sie, ihm prüfend in die dunklen Augen schauend, „es kommt mir bald so vor, als hätt Sie das Leben draußen wirklich ein bisschen arg getauft. Sie sind am Ende gar nicht mehr der lustige Sausewind, den ich so „gern gehabt habe? Sie sind auch ein bisschen gries­­grämig geworden in der Heb, die Sie mitgemacht haben, vn yo und in London und weiß der Himmel wo no “ Herbert hatte nicht erlaubt, daß sie von ihrem Fenster­­her­aufstand. Er zog sich fegt einen Stuhl heran und „Was Luschen doch für scharfe Augen hat!" spöttelte er. „Sa, liebes Albhen, ganz heil kommt man eben von Reifen in die Welt der Riesen, Seeungeheuer und Wasser­­jungfern nicht zurück. So ein Stüdel Herz kostet die Ge­­schichte allemal! Aber laß dichs nur nicht grämen, Alte! Man erscheint den Menschen furchtbar interessant, wenn man mit einem kaputen Herzen unter ihnen­­ rumläuft, und dabei die Augen wild rollt, wie ich­ mal von einem Don Carlos in Posemudel sah — — Schau, ungefähr so !“ Er sprang empor, kreuzte die Arme über der Brust, zog die Stirn in Falten tigen, großen Augen zornig und birgte Suse mit seinen Bräche an­. „Jesses! Der reine Ritter Blaubart!" meinte Suse fast ängstlich. „Ah!“ stöhnte er schmerzlich auf. Er wendete sich weg, legte die Hände vors Gesicht und stand so eine ganze Weile. Als er wieder zu Suse trat, sah er sehr blaß aus und seine Lippen zuchten. . 19 Du mußt verzeihen,“ sprach er, sich sc­hwer auf die Stuhllehne flügend. „Ja leide het an Migräne, an Schwindelanfällen, an — was weiß ich? Es ist ein schauer­­licher Zustand. Ja bilde mir dann ein, ich habe einen Mord auf dem Gewitter. Gräßli<, nicht ? — — Und wenn nun Jemand mich „Blaubart“ nennt, siehst Du, das vertrage ich absolut nicht. Da ist es für lange mit aller Lustigkeit vorbei!“ Schwermuth lag auf seinen weichen Zügen, Düsterkeit und träumerisches Sinnen in den dunklen Augen. Suse legte erschre&t ihre runzelige Hand auf seinen Arm. „Also das hat das Leben aus meinem wilden Buben gemacht ?“ forschte sie. Ich, Du mein Göttchen, ich Hab’ gemeint, das viele Geld müsse ihnen überall die Thüren öffnen !" Er lachte kurz aus. Es war ein mißtöniges Lachen. W­ie nur das herzerquidende, das ansteddende Lachen ei ihm: „Dat es auch !“ sagte er, den Stuhl, an dem er bisher gelehnt, heftig auf und niederwiegend. „Viele­ Thüren, alle Thüren, öffnet..Gold 1­05. ja 1«Aber« Du, liebes Hexlein, hast mich und Gertrud allzuviel mit Märchen gefüttert. Und ich wollte mir eine Thür aufthun, eine Anderen unsichtbare Thür. Achh, wie sie höstlich anzuschauen war! Perlen übersäet und zimmernd von edlem Bottein Und ich follte Tan und Nacht an einem kunstvollen Schlüssel dazu, und ich hielt meine Hände rein und meine Seele gut, um das Werk, das schwere, vollenden zu können . . . . „Sesam, öffne Dich!" wollte ich einst zu der geheimnisvollen Pforte sagen — wie es das Märchen lehrt —. Ach, Alte, ich rufe das Wort alle vier Winde ! Vergebens, vergebens ! Mein Schlüsfel in ist zerbrochen, die Thür ist unsichtbar für mich geworden. Und die Fee, das holde Zauberwesett, für das ich hätte leiden mögen, Todesqual, Höllenstrafen ? Das holde Wesen lag zu meinen Füßen, tot, erdrosselt von meiner Hand! Ach, nenne nicht den „Ritter Blaubart“ vor mir! Ich bin's! 391" „Derbert, Sie träumen !" rief sie angstvoll. Sie war aufgestanden.“ Sie redte sich empor und streichelte mit ihren­ braunen Fingern sein weißes Gesicht. „Ja, ich träumte !" flüsterte er, über sie hinweg ins grüne Feld draußen sehend. Dann gewaltsam seine maßlose Erregung niederkämpfend, nahm er die Hand, die ihn streichelte, und preßte sie zwischen seine kalten Fingern. „Liebes, liebes Altchen !" sprach er weich. „Du bist ein gutes Thierchen, nicht ?" Du wirst mir erlauben, zuweilen öfter heraufzukommen, damit ich ein Kissel träumen kann. Aber Du und ich, wir müssen reinen Mund halten über die Ge­­schichte, die im Dir erzählte, und die natürlich ein Märchen ist. Verstehst Du mich?“ „Und Gertrud ?" fragte sie ernst: „Sie hat body immer alle Deine Streiche erfahren dürfen. Soll sie nicht auch Deine Träume erfahren ?“ Er suchte jäh­ zusammen: „Gertrud ? Ja, so! Die hatte ich vergessen ! Du hast recht. Die war nie eine Spielverderberin ! Erzähle ihr, was Du willst Und­­!" — ihre Hände nochmals heftig zusammenpressend, ging er mit gesenktem Kopfe hinaus. Suse stand da wie gelähmt und starrte lange, lange auf die Thür, durch die der junge Mann verscwunden war. „Schade I" seufzte sie auf: „Schön wie ein Märchen­­prinz und doch nicht der Rechte für die Kleine. Was soll sie auch mit einem Stüdel Herz! Der hat wohl auch sein Gan­­zes bei der verschlossenen Thür gelassen ! Schade. Jammer­­schade . . Aber heirathen werden sie sich schon müssen. Wenn nun mal die Eltern so wollen!“ Und bedächtig nichte sie mit dem großen, grauen Haupte. — ns . Emmi „aN N

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