Kaschauer Zeitung, Januar-März 1909 (Jahrgang 71, nr. 1-37)

1909-01-01 / nr. 1

re _ Win undsiebzister Jahrgang. 23 Pu Kaschauer Zeitung. Dienstag, Donnerstag und Samstag. || für loco mit Zustellung in’s Haus ganzjährig K. 10.—, halbjährig K. 5.—, vierteljährig K. 2,50 || Petiteile oder deren Raum mit 10 h IWWE24 21% Erscheint jeden Redaction und Expeditons-Bureau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. Freitag, 1. Januar 1909. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Abonnementspreise des Blattes: für das Inland mit Postversendungen „ 8 13.20, » » 6.60. Man pränumerirt am Besten direkt und mittelst Postanweisung. “ Bei Inseraten wird die sechsmal gespalt­te INSERATE werden in ungarischer und deutscher Sprache aufgenommen. M Dy­z A­ek A UNGARISCHE ALLGEMEINE GREDITBANK, Volleingezaltes Aktien-Capital: Sechzig Millionen Kronen. Reserven: Fünfunddreissig Millionen Kronen. Die Filiale der 993 Ungarischen Allgemeinen Greditbank in Kas Hauptgasse 45 cultivirt sämmtliche Zweige des Bankgeschäftes. Spareinlagen werden mit 4 °%% netto verzinst. Amts-Stunden:­­ Yarmstiege, 8-42 Uhr 99 . Neueste Rachrichten. Oesterreich. Im Herrenhause drohte man mit der Rekrutenver­­weigerung, wenn der Kaiser den Ungarn Conzessionen maßen wolle, welche eine Theilung der Armee in „nationale Contingente“ zur Folge hätte. Bienerth beruhigte die Herren, es werde ohne Defters­reich nichts geschehen; eine unmittelbare Lösung der Armee­­frage stehe überhaupt nicht bevor; wegen der Bankfrage verweise er aber auf die bevorstehenden Verhandlungen. Der Reich­srath wird voraussichtlich am 19. Ja­­nuar wieder zusammentreten. Sein Arbeitsprogramm ent­­hält außer der Geschäftsordnungsreform noch die Eisen­­bahnverstaatlichung. Die bosnische Vorlage, sowie die Sozialversicherung werden den Ausschuß­­ passiven und ihre Erledigung im Hause zu finden üben. Bosnien. Bei Sellenice wurde am 29. Dezember von serbischer Seite auf eine Öfter­­ ung. Gendarmeriepatrouille geschossen und der Wachtmeister Lesnjak verwundet ; die Patrouille schoß auf die Angreifer und tö­tete zwei derselben, die von ihren Kameraden davongetragen wurden. Es waren bäyerische Freischärler in der Uniform der serbischen Freiwilligen. Rußland. Der Polizei gelang es, eine gefährliche terroristische Verbindung aufzuheben und hervorragende Mitglieder ders­selben knapp vor der Ausführung eines Attentatsplanes «festzunehmen. Unter den Verhafteten befinden sich auch zwei Führer der Organisation: Nikolai Sorin und Solowjew. Italien. Die kolossale Ausdehnung der Katastrophe in Sizilien läßt Alles in den Hintergrund treten. Alle Potentaten kondoiirten. Die Meerenge von Messina hat eine andere Gestalt angenommen. Das Elend ist sc­hre>lic­h. Türkei. Kammer und Senat haben auf die Thronrede in fast gleichen Adressen geantwortet. Zum Schluß wird dem Sultan für sein Bersprechen der Dant ausgesprochen und versichert, der Senat werde die Verfassung Iringen und auf diesem geraden Wege die Pflichttreue gegenüber dem Souverän und der Nation erfüllen. Bulgarien. Infolge der Beschwerdenote der bulgarischen Re­­gierung wegen der türkischen Thronrede und der Erregung, die sich aus diesem Anlasse in Bulgarien bemerkbar gemacht hat, sah sie das Wiener Auswärtige Amt veranlaßt, auf, das Abnormale der Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien aufmerksam zu machen und in Konstantinopel den Wunsch auszusprechen, Bulgarien gegenüber in den schwe­­benden Verhandlungen möglichstes Entgegenkommen an den Tag zu legen. Serbien. Die Regierung erhebt Beschwerde wegen Grenzver­­legungen seitens Oesterreich-Ungarns und protestirt gegen die Anhäufung derselben. Venezuela. Die Präsidentschaft von Gomez ist im ganzen Lande anerkannt­ worden. Die Revolution hat ohne Blutvergießen geendet. Sogar General Castro, ein Bruder­ des früheren Präsidenten, hat das Kommando über die Truppen abge­geben und alle Waffen mit Munition, über 6000 Gewehre und drei Millionen­ Patronen ausgeliefert. Dies ist als entscheidend dafür anzusehen, daß der frühere Präsident Castro nicht mehr als Machtfaktor gelten kann, obwohl der­­selbe erst am 24. Dezember die Regierung telegraphisch bes­auftragte, im Hafen von Lagnai­a erscheinende holländische Schiffe anzugreifen. Persien. Aus Teheran wird von einem Attentat auf den Schah von Persien gemeldet. Die Thäter sollen, als Priester verkleidet, sich zum Cabinet des Schah Zutritt verschafft haben. Nach einer Persion soll es gelungen sein, den Männern rechtzeitig die Revolver zu entwinden, mit denen sie bewaffnet waren; nach einer anderen Version soll der Schah durch einen Schuß in die Schulter verlegt worden sein. Neujahr 1909. Mit Bangen und Sorgen betreten wir die Schwelle des neuen Jahres, denn gar so wenig Frohes und Gutes steht uns bevor, indem wir vom alten Jahre Abschied nehmen, in welchem des Zündstoffes genug angehäuft ward, um glößlich an allen Eden und Enden und mitten unter uns zur Exylosion zu gelangen. Noch nie waren fatale auswärtige Angelegenheiten von so viel Unannehmlichkeiten im Innern begleitet, noch nie die Luft so gewitterschwanger und das Leben so schwer wie jeßt, aber auch nie so wenig Hoffnung auf ein Besserwerden vorhanden. Wo wir hinbli>en, ließ uns das alte Jahr einzu­­lösende Wechsel zurück, deren Ablauftermine uns gewappnet treffen müssen, wollen wir nicht völlig finden, ganz zu­runde gehen. Was entstehen kann, wenn die dem Bolke zugesagten Erfüllungen sich nicht einstellen, die Schlagworte von Wahl­­reform, Militärzugeständnissen und Nationalbank nicht eine schlagen, wenn die äußeren Complikationen zu unseren Un­­gunsten ausfallen, an das ist nur mit Schauer zu denken, wo wir so recht lange und ruhige Zeit zum Sammeln aller Kräfte brauchen würden, um in dem vorwärts führenden 48) . "SZieuillekon. Unter schwerer Anklage. Roman von Constantin Harro. (Nachdruck verboten.) Doktor Fiebag = en ! Sie schienen Ben war gesprächig, Fiebag wortkarg,­­­­auf­­merksam den Reiseberichten des Kollegen zu. Der pries die Naturschönheiten Norwegens. Er sprach von der üppigen Vegetation der langgestreuten Thäler, von südl­icher Wärme, südlicher Farbenpracht. Und die Wälder auf den Höhen hatten es ihm angethan mit ihrer hehren Stille, mit der Weihe, log... die no< auf ihrem fast jungfräulichen Boden Das einsame Hochland, die klaren Wasser, mur­­­melnden Quellen und brausenden Flüsse ; alles dies war dem einsiedlerischen Reisenden 1* allgemäß ans Herz gewachsen. „Dorthin wird es mich noch oft ziehen,“ versicherte er, Franz Fiebag endlich : „Ist denn eigentlich Fräulein Below schon zurück?" Er erhielt keine Antwort, Leo suchte emsig unter den die er dem Freunde mitgebracht hatte. „3a, die Weiber Als auch dieser unberücksichtigt blieb, schnaubte „Dabe mir auch "nen netten ich geb's zu . a . '8 , paßt mir mit er los : zugelegt. So was Korbartiges. Ja möchte mich ja gern moderner ausdrücken , ist herzlich altbaden,­­ mir nicht einfallen, aber so was aus der Tingeltangelei will Und auch nicht für die Dame. Die thut man denn doch nicht einem Kalauer lernt bei ihnen nicht „I< sehe, es geht Ihnen sehr nahe,“ sprach nehmend. Doch Rab­en ist nicht mein Fall. Ich hab a gedacht, Sie würden mal Fräulein Völker fragen. Der hätte „in eine gute Versorgung gewünscht . . .“ ig „ne Versorgung? — Nettes Sind ja großartig­ Danke schön.“ „Sie haben mich mißverstanden,“ antwortete Leo warm. „Fräulein Völker hätte body ihre Hand nur mit ihrem Here­zen gegeben. Daß die Versorgung mit nebenher lief, war ja kein Fehler . . .“ „Hm! Konnten mir früher bey Bescheid geben... Die Dummheit wäre unterblieben . . ." „Wie? Fräulein Völker hätte. . .?" „Nein“ gesagt. Allerdings.“ Fiebag sprach trocken und geschäftsmäßig. „Warum, nein ?“ verseßte Leo sinnend. „IH verstehe das nicht.“ „IH auch nicht,“ meinte Franz lakonisch. „IH hatte nämlich gerade auf die Versorgung meinen Plan gebaut. Denn daß mich Fräulein Hedwig nicht liebte, das wußte ich ja.“ Das wußten Sie? Und fragten doch?“ „So kenne Manchen, der nicht anders handelte,“ meinte Fiebag bedeutungsvoll. „Sie haben recht." Die Worte kamen aus gepreßtem Herzen. Nach einer Pause fuhr Fiebag fort: „Angenehm ist body Fräulein Völkers Situation ger­­ade nicht. Die nervenkranke Mutter, das Gehege mit den Stunden, sc­hleite Bezahlung, Chikanen da und dort . . Und im Alter unser Trinitatis-Spittel , wenn sie Glüh hat, . nota bene . . Nein, für so ftodhagelstumm habe ich das Mädel nicht gehalten! — — Und ich hätte ihr body Zeit gelassen ; sie konnte ja mit sich fertig werden. Sie mußte ! Die Geschichte war total aussichtslos. Und — mein Geschmach ist ja die Mutter nicht, wenn sich mich auch als Arzt inter­­ressirt, — aber daß die zuredete, dasüir verwetze ich body gleich meinen Kopf! Ein schreilicher Eigensinn, dieses Mäd­­chen! Wo man's doch wahrlich gut mit ihr gemeint hat...“ „Da = aber . . 39 werde nicht ganz klug. Sie reden von einer aussichtslosen Geschichte ? Die Völkers haben so wenig Verkehr — sind Sie etwa auf Treuenfels verfallen ? Da irren Sie ganz entschieden! — Ja würde Ihnen über­haupt rathen, die Sache nicht fallen zu lassen. Stetex Tropfen höhlt den Stein. Fräulein Völker ist werth, daß man sich ein bisschen um sie bemüht. . . . Vielleicht hat sie da und dort was Über Sie gehört. Sie können ihr das nicht vers­chenken, daß sie gewisse Garantien haben will . . .* „Thue ich auch nicht. — Ja gräme mich ja auch gar nicht über den Korb, Nur über mein falsches Exempel bin ich erbost, Wo ich ihr body haarklein geschrieben hab’, wie honett ich dastehe! Und no< geschrieben Hab’ — ich alter Esel! — sie würde den Andern schon vergessen . . ." „Mein Gott, welchen „Andern“ P ist dies ein so großes Geheimniß? Wenn Sie's errathen haben, können's wohl andere auf?" „Oh ja! Wenn sie die Augen aufsperren­­!" erwiderte Fiebag grimmig. „Na werde mich hüten! Bin schon ge­­nug in Ang­ legenheiten durch die vertraute Freierei gekom­­­men... Na ja, meine gute taube Butterweg, die kann sich in's Fäustchen laden! Die behält ihre Sinekure! Ich bin nämlich ein Lamm, Heßlandt, das eine Lamm. Meine Frau hätte es golden bei mir. . . . Und nun gar die Hebe wig! Ich schwärme so für schöne Hände... Die hätte ihre Patschen einmal pflegen müssen . . .!" „Ja, es ist etwas Eigenes um die Liebe !“ sagte Leo leise. Wir Mediziner leugnen sie so oft. Warum wundern wir uns, daß sie sich rächt?“ „Hm, ja! Die Mediziner im Allgemeinen halten nicht viel von Herz und Schmerz. Aber wir Nervenärzte, wir müssen noch recht oft mit Dingen rechnen, für welche uns­ die Bin­da wieder einem Wissenschaft keinen Namen gibt . . . „Falle“ auf die Spur gekommen, der mich in meiner jämmer­­lichen Gemüthsverfassung ordentlich gepocht hat, . . . Uebci­­gens nichts mehr zu helfen. Kann jede Stunde alle sein.“ „Und das Leiden :" Leo sagte die Worte nur aus Höflichkeit. Er wäre gern gegangen, aber er merkte, daß seine Anwesenheit dem Kollegen als Wohlthat erschien. So blieb er große Theilnahme konnte er Franz Fiebag nicht zuwenden. Er wußte nicht, warum, aber richtig genannt hatte er Hedwig Völker dem befreundeten Arzte nie. Es mochte ihn die Vorstellung beherrschen, Hedwig ziehe bei dieser Ehe den Kürzeren. Und er stellte das tapfere, bescheidene Mäd­­chen in Gedanken sehr hoch. Eine Hochachtung freilich, die niemals sich in Liebe wandeln konnte. „Das Leiden ?“ wiederholte Fiebag: „Je, nun. Es ist fast ein langsames Sichverzehren. Uebrigens keine Schön­­heit. Ein älteres Fräulein, das aussieht, als hätte es schon einmal im­ Grobe gelegen. In jungen Tagen mag sie passae­bel gewesen sein... Hauptkrankheit: Herzleiden. Schon so vorgeschritten, daß ich nichts mehr thun kann ! Hat natürlich nie einen Arzt konsultirt. . Die Männer sind ih­­n verhaupt ein Greuel.­­ Und dabei so verrannt in „Einen“, daß sie sich ihm vor die Nase hinfegt, blos um ihn jahraus, jahr­­ein täglich zu sehen. Hirnverbrannt, was? Ab-r Thatsache. Könnt' ihnen auch die Namen nennen wü­rden sich wundern, daß der M­an solche Erfolge aufweisen kann... bei Geldmach ist er nun mal nicht! ... Na, es würde Nach fünf mit der Frage: Verstehen Sie? Wochen Er hörte — sonst Bildwerken herum, find body­ unberechenbar.“ - gute (Fortsetung.) stellte war dies WREN Leo Heßlandt wieder bei indessen die Rollen getauscht zu haben. In diese Schilderungen fuhr plante Korb nicht sein Fall Zimmersc­hmu> Fiebag seufzend 199900, a, ja, die Weiber! Man fort. 1­5 Leo Kompliment „Die theil­­für u Doch allzu­­ "Die heutige Nummer umfahr B Seiten. 7 - ER -­­-

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